Als man vergangenen Donnerstag unter dem Eindruck von US-Aussagen plötzlich einen „Euro-Rüstungs-Hype“ lostrat, stiegen Aktien wie Rheinmetall oder Hensoldt, aber Airbus hatte man offenbar zunächst übersehen. Jetzt zieht sie hinterher – aber morgen kommen die Zahlen!
Wenn man am Aktienmarkt die Karte spielen will, dass die derzeitige Vorgehensweise in Washington darauf hinausläuft, dass man Europa zum einen im Rahmen der NATO drastisch mehr in die Pflicht nehmen und die US-Regierung die EU zugleich dazu bringen will, militärische Garantien für die Ukraine nach Beendigung der militärischen Auseinandersetzung zu stellen, kauft man Aktien von Rüstungsunternehmen. Da müsste viel Geld in die Hand genommen werden und, mit einem nervösen Blick in Richtung Weißes Haus, schnell.
Das trieb Aktien wie Rheinmetall, Hensoldt und zuletzt auch thyssenkrupp massiv höher. So hoch, dass man natürlich fragen darf, ob man da nicht bereits mehr als genug einer Entwicklung vorweggenommen hat, die möglicherweise so gar nicht eintreten wird. Aber bei Airbus kam man offenbar erst jetzt darauf, dass man dort ja keineswegs nur Passagierflugzeuge herstellt. Airbus hat die Bereiche Defence & Space und Helicopters. Wenn dieses Szenario drastisch höherer Verteidigungsausgaben real wird, könnte Airbus also spürbar davon profitieren.
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Expertenmeinung: Und immerhin geht es hier um ein Unternehmen, das auch so ganz gut zurechtkommt, nicht zuletzt, weil Boeings Probleme für Airbus ein großer und vermutlich auch länger wirkender Vorteil sind. Dass die Aktie am Dienstag ordentlich zulegte, war also nicht ganz zufällig so. Die Frage ist aber, ob man sich jetzt nicht trotz der „Rüstungs-Phantasie“ auf dünnem Eis bewegt. Denn zum einen ist die Bewertung auf diesem Niveau nur akzeptabel, wenn Airbus 2025 deutlich mehr Gewinn erzielt, zum anderen ist das durchschnittliche Analysten-Kursziel von 177 Euro fast erreicht.
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Die Antwort werden die Zahlen des Vorjahres und der Ausblick auf 2025 geben, die morgen erwartet werden. Dadurch, dass der Kurs am Dienstag nur knapp über den bisherigen, im März 2024 bei 172,82 Euro markierten Verlaufsrekord gelaufen ist und zugleich das obere Ende des breiten Oktober-Aufwärtstrendkanals erreicht hat, muss vor allem der Ausblick eine Motivation liefern, um die Trader davon abzuhalten, Gewinne mitzunehmen. Täten sie es, weil z.B. Airbus selbst das Potenzial in Bezug auf eine Intensivierung der Verteidigungsanstrengungen nicht allzu groß einordnet, wäre eine Korrektur denkbar, die ggf. sogar an das untere Ende dieses Trendkanals bei derzeit um 153 Euro führen könnte.
Kommt da aber genau das, was das bullische Lager hören will, ist ein „Overshooting“ über diesen Trendkanal sehr gut möglich. Immerhin hatte die Aktie den langen Weg vom Oktober-Tief auch ohne diese neue Kursphantasie aus dem Rüstungsbereich zurückgelegt, alleine aufgrund der guten Auftragslage und der beeindruckenden Gewinnentwicklung bisher. Ob man dann noch in die Rallye hinein einsteigen müsste, sei mal dahingestellt. Aber solange die Aktie nicht mit dem Bruch der nächstliegenden Supportzone 161,00/164,68 Euro ein kritisches Signal abliefert, hätten die Bullen hier die klar besseren Karten.