AIXTRON Aktie Prognose Aixtron: Nach kniffliger Bilanz ein Unentschieden – vorerst

News: Aktuelle Analyse der AIXTRON Aktie

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AIXTRON
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Zur AIXTRON Aktie

Es ging am Donnerstag ebenso kräftig aufwärts wie abwärts mit der Aixtron-Aktie, alles innerhalb eines Tages, der von der Reaktion auf die Quartalsbilanz geprägt war. Bullen und Bären trennten sich quasi mit einem Unentschieden … aber das wird nicht so bleiben.

Die Aktie des Halbleiterindustrie-Zulieferers Aixtron kam ihrem im September bei 13,82 Euro markierten Jahres-Verlaufstief gestern nahe, aber auch dem Hoch der vergangenen acht Wochen, das bei 16,72 Euro liegt.

Vom Tagestief aus gerechnet betrug die gestrige Handelsspanne sagenhafte 13,8 Prozent. Dass am Ende ein eher moderates Minus von 2,5 Prozent dabei herauskam, nachdem der Kurs im Hoch 6,9 Prozent im Plus und am Tagestief 6,1 Prozent im Minus lag, ist durchaus verständlich. Denn angesichts dessen, was der Anlagenbauer da auf den Tisch legte, durfte man sich zu Recht fragen: War das jetzt besser als befürchtet oder nicht? Denn hier gab es reichlich „einerseits, andererseits“.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur AIXTRON Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Einerseits fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 17 Prozent … und bereits vor einem Jahr hatte der Gewinn erheblich unter Druck gestanden. Das war schwächer als von vielen Analysten erwartet. Und mit einem bisherigen Ergebnis von 0,47 Euro pro Aktie für die ersten drei Quartale dürfte die derzeitige, durchschnittliche Gewinnerwartung der Analysten von 1,03 Euro für 2024 kaum noch zu erreichen sein.

Andererseits hielt Aixtron an der bisherigen 2024er-Prognose fest, die einen Umsatz zwischen 620 und 660 Millionen Euro und eine EBIT-Gewinnmarge zwischen 22 und 25 avisiert. Für das dritte Quartal hatte diese Marge bei 24 Prozent gelegen. Und damit ist es noch nicht getan:

Einerseits lag der Auftragseingang im abgeschlossenen Quartal mit 144 Millionen deutliche 21 Prozent über den 119 Millionen im dritten Quartal 2023, für die ersten neun Monate zusammengenommen bewegt er sich etwa auf Vorjahresniveau. Andererseits sieht Aixtron für 2025 weiterhin eine gedämpfte Nachfrage und sieht den Umsatz im kommenden Jahr auf dem 2024er-Niveau oder sogar leicht darunter.

Wer fürchtete, dass die Lage kollabieren und 2025 noch schlimmer werden würde, konnte mit diesen Aussagen zufrieden sein und hat womöglich am Donnerstag zugegriffen. Wer hoffte, das Tal sei durchschritten, könnte hingegen weiter auf der Short-Seite agiert haben. Am Ende stand dieses Unentschieden, das man indes mit Blick auf den Chart kaum auf sich beruhen lassen wird, denn da wäre jetzt in beide Richtungen reichlich Spielraum für kurzfristige Trader.

Aixtron Aktie: Chart vom 31.10.2024, Kurs 14,57 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 31.10.2024, Kurs 14,57 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Sie sehen, dass sich Aixtron in der Mitte eines breiten Abwärtstrendkanals bewegt, der im März etabliert wurde und dessen Begrenzungslinien derzeit bei 12,00 und 17,80 Euro verlaufen. Da diese Bilanz letztlich für beide Lager Argumente brachte, dürften die Trader die Aktie innerhalb dieses Kanals in Bewegung halten. Jetzt, in der Mitte der Range, wäre ein unmittelbarer Long- oder Short-Trade eine Wette. Aber sobald ein Kontakt mit einer der beiden Begrenzungen erreicht wird, wäre Aixtron für Range-Trader eine hoch interessante Sache!

Quellenangaben: Bericht zum 3. Quartal, 31.10.2024: https://www.aixtron.com/de/presse/presseinformationen/AIXTRON%20liefert%20robustes%20Q3%20trotz%20schwachem%20Marktumfeld_n13592

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Vorherige Analysen der AIXTRON Aktie

Obwohl Aixtron in der gleichen Branche agiert wie die am Dienstag massiv abgerutschte ASML Holding, hielt sich der Kursabschlag bei Aixtron in Grenzen. Das war keineswegs zwingend – und stellt daher ein interessantes Signal in Sachen Bodenbildung dar.

Aixtron Aktie: Chart vom 16.10.2024, Kurs 14,59 Euro, Kürzel: AIXA | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 16.10.2024, Kurs 14,59 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Würde man das Minus vom Tageshoch des Dienstags aus berechnen, stünden da bei Aixtron zwar satte 7,4 Prozent zu Buche. Aber da war die Aktie gerade auf dem Weg nach oben gewesen. Gerechnet zum Schlusskurs des Montags ging es „nur“ um 2,7 Prozent nach unten. Und am Mittwoch legte die Aixtron-Aktie sogar leicht um 1,1 Prozent wieder zu, während ASML weiter fiel. Das ist auffällig.

Eine Börsenregel sagt: Wenn eine weit gestiegene Aktie nicht mehr auf gute Nachrichten mit weiteren Kursgewinnen reagiert, ist etwas faul und das Hoch womöglich nahe. Denn dann könnten dieser Aktie schlicht die Käufer ausgegangen sein, weil längst drin ist, wer drin sein wollte. Das ist völlig logisch … und umgekehrt genauso richtig:

Wenn negative Nachrichten auf eine bereits deutlich gefallene Aktie treffen und sich die Abwärts-Reaktion in unerwartet engen Grenzen hält, kann es gut sein, dass man bereits so viel Negatives in den Kurs eingepreist hat, dass die Trader nicht mehr viel schrecken kann und zudem längst ausgestiegen ist, wer aussteigen wollte. Könnte das bei Aixtron der Fall sein?

Expertenmeinung: Das könnte es, alleine, wenn man sich ansieht, wie immens die Aktie seit Jahresbeginn bereits gefallen ist. Wobei die Vorgeschichte die Chance auf einen nahen Boden noch verbessert. Denn dass Aixtron überhaupt im Dezember 2023 an der 40-Euro-Marke kratzte lag daran, dass verblüffend viele Akteure einfach ignorierten, dass der Auftragsboom der von Aixtron hergestellten Anlagen für die Chipindustrie zwingend irgendwann enden muss und der Auftragseingang bereits die ersten Indizien in diese Richtung lieferte.

Als man diese Gemengelage einfach nicht mehr ignorieren konnte, wurden viele davon überrascht, dass die Aktie auf einmal doch abdrehte. Und wie so oft bei Aktien, von denen zuvor viele glaubten, die könne man jederzeit kaufen, schlug das Sentiment von ignorant bullisch zuletzt in ignorant bärisch um: Aixtron konnte an Zahlen liefern, was man wollte, auf einmal wurde alles negativ gesehen. Dass eben diese Zahlen zuletzt schwächer wurden, aber der jetzt erreichte Kurslevel da schon einiges an Schlimmerem einpreist, ist dabei ein wichtiger Aspekt. Wichtiger ist aber, wie eingangs erwähnt:

Hier ist ausgestiegen, wer aussteigen wollte, die Bären haben die Aktie längst übernommen und die Käufer bleiben weg. Ob jetzt bereits das Maximum an möglichen „bad news“ im Kurs drin ist, ist natürlich nie sicher absehbar, da wird es bei Vorlage der für den 31.10. im Terminkalender stehenden Quartalsbilanz zur Nagelprobe kommen. Aber dass Aixtron diesen ASML-Kursrutsch so relativ gelassen wegsteckte und das bisherige Jahres-Verlaufstief bei 13,82 Euro außer Reichweite blieb, ist Grund genug, die Chance auf ein Gelingen der Bodenbildung jetzt höher anzusetzen und die Aktie im Auge zu behalten!

Dunkle Wolken am Horizont. Die Prognosen könnten viel zu hoch sein. Droht Aixtron ein massiver Gewinneinbruch?

Marktführer in Wachstumsbranche

Aixtron ist ein deutsches Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Anlagen zur Produktion von Halbleitern spezialisiert hat, insbesondere auf Maschinen zur Abscheidung von sogenannten Verbindungshalbleitern.

Diese speziellen Halbleiter kommen in einer Vielzahl von Hightech-Anwendungen zum Einsatz, etwa in der LED-Produktion, bei Lasern, der Telekommunikation, Leistungselektronik und zunehmend auch in Märkten wie der Elektromobilität, 5G sowie der Halbleiterfertigung für optoelektronische Bauelemente.

Aixtron ist dabei vor allem im Bereich der MOCVD-Technologie (Metal-Organic Chemical Vapor Deposition) führend, die für die Herstellung dieser Verbindungshalbleiter notwendig ist.

Die Stärke von Aixtron liegt in seiner Nischenposition innerhalb der Halbleiterindustrie. Während Unternehmen wie Taiwan Semi sich auf die Herstellung von siliziumbasierten Chips fokussieren, geht Aixtron in den Bereich der Spezialmaterialien, die in vielen Zukunftstechnologien benötigt werden.

Vor allem der Markt für Galliumnitrid (GaN) und Siliziumkarbid (SiC) wächst stark, da diese Materialien effizientere und leistungsfähigere Chips ermöglichen. Diese Verbindungshalbleiter bieten Vorteile wie höhere elektrische Durchschlagsfestigkeit und verbesserte Wärmeleitung, was sie für Anwendungen in der Leistungselektronik und in Hochfrequenztechnologien attraktiv macht.

Aixtron konnte in den letzten Jahren von einem wachsenden Interesse an diesen fortschrittlichen Materialien profitieren. Die Nachfrage nach energiesparenden Lösungen und leistungsstarken Halbleitern steigt in Bereichen wie der Elektromobilität und der erneuerbaren Energien rapide an. So sehen viele Analysten in Aixtron eine Schlüsselrolle in der globalen Umstellung auf grünere Technologien.

David gegen Goliath

So sehen es viele Analysten, ich jedoch nicht. Aus meiner Sicht ist Aixtron zu klein, um in dieser Branche dauerhaft mithalten zu können.
Das hat Aixtron faktisch eingestanden, sonst hätte man sich nicht vor einiger Zeit zum Verkauf gestellt und einen Übernahmepreis von 6,00 Euro pro Aktie akzeptiert. Am Ende sprang die chinesische Investorengruppe Grand Chip Investment jedoch ab.

Man kann mir gerne vorwerfen, dass das olle Kamellen sind, aber seitdem hat sich weniger verändert, als man meinen möchte.
Heute wie damals sind die Dynamiken in der Branche ähnlich und altbewährte Weisheiten gelten ebenfalls noch.

Eine davon ist: Die Flut hebt alle Boote. Der Halbleiter-Boom der letzten Jahre hat dazu geführt, dass das Geschäft von Aixtron sehr gut lief. Doch waren die Erfolge hausgemacht, oder konnte man nur von den außergewöhnlich guten Rahmenbedingungen profitieren?

Diese Frage muss man sich immer stellen und daher hatte ich zuvor auch schon Taiwan Semi angesprochen. Bei diesem Unternehmen dürften die Erfolge hausgemacht sein. Bei Aixtron sieht es immer mehr danach aus, dass das nicht der Fall ist.

Folgt jetzt die Ebbe?

Während der Halbleitersektor einen massiven Boom verzeichnet, ziehen bei Aixtron bereits seit einiger Zeit dunkle Wolken auf. Man könnte viel früher beginnen als Q1, aber wir belassen es dabei.

Im ersten Quartal verzeichnete man auf Jahressicht noch ein erhebliches Wachstum, doch im Vergleich zum vorherigen Quartal war der Umsatz bereits rückläufig. Darüber hinaus ist der Auftragseingang um 41 % auf 120,3 Mio. Euro eingebrochen, was in etwa dem Umsatz in diesem Quartal entsprach. Die Zeichen standen also längst nicht mehr auf Wachstum.

Im zweiten Quartal hat sich der Negativtrend weiter verstärkt. Der Umsatz ist um 24 % auf 131,8 Mio. Euro eingebrochen und der Gewinn von 0,36 auf 0,10 Euro je Aktie. Auftragseingang und -bestand waren jeweils leicht rückläufig.

Die Konsensschätzungen sehen für das laufende Geschäftsjahr trotzdem „nur“ einen Gewinneinbruch um 18 % auf 1,06 Euro je Aktie vor, obwohl Aixtron im ersten Halbjahr nur 0,20 Euro je Aktie verdient hat.

Statt 30 plötzlich 18

Das scheint man nun auch andernorts einzusehen. Die Deutsche Bank hat Aixtron heute von Buy auf Hold gestuft und das Kursziel von 30 auf 18 Euro gesenkt.

Gestern war das Unternehmen also noch 30 Euro wert, heute nur noch 18 Euro. Es ist erstaunlich, wie sehr sich der intrinsische Wert eines Unternehmens über Nacht verändern kann. Entweder das oder Ratings haben mit dem intrinsischen Wert von Unternehmen nichts zu tun. Wenn das allerdings der Fall ist, stellt sich die Frage, welchen Wert Ratings haben.

Grundsätzlich würde ich den Schlussfolgerungen der Deutschen Bank zustimmen. Dort sei man bisher davon ausgegangen, dass Aixtron 2025 wieder wachsen werde. Basierend auf negativen Nachrichten aus dem Sektor dürfte das aber kein realistisches Szenario mehr sein.

Schwache Endmärkte und der Nachfragemangel für Elektrofahrzeuge deuten demnach darauf hin, dass nur das untere Ende der Prognose für 2024 erreicht werden kann.

Im Klartext: Es läuft 2024 schlechter als erwartet und 2025 wird auch nicht besser. Der Gewinn dürfte demnach geringer ausfallen, als die bisherigen Konsensschätzungen es vorsehen, und 2025 wird er wohl nicht wieder steigen.

Ausblick und Bewertung

Das Problem bei Axtron und vielen anderen Unternehmen im Sektor ist, dass schon kleine Veränderungen in der Nachfrage und Auslastung erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität haben. Das ist hinlänglich bekannt, macht es jedoch äußerst schwierig, den Gewinn in der näheren Zukunft abzuschätzen.

Derzeit liegen die Konsensschätzungen für den Gewinn in diesem Jahr bei 1,06 Euro je Aktie. Schwächelt der Auftragseingang, könnte Aixtron ebenso gut nur die Hälfte davon verdienen.

Nachdem der Gewinn im ersten Halbjahr um 49 % auf 0,20 Euro je Aktie eingebrochen ist, ist es unwahrscheinlich, dass der Gewinn im gesamten Geschäftsjahr nur um 18 % auf 1,06 Euro je Aktie sinken wird.
Um das zu schaffen, müsste Aixtron im zweiten Halbjahr eine märchenhafte Kehrtwende hinlegen.

Die nächsten Quartalszahlen werden voraussichtlich am 30. Oktober vorgelegt.

Aixtron Aktie: Chart vom 09.10.2024, Kurs: 14,81 - Kürzel: AIXA | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 09.10.2024, Kurs: 14,81 – Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Aus technischer Sicht ist die Aktie stark angeschlagen und droht jetzt, die Unterstützung bei 15,00 Euro zu durchbrechen. Sollte es dazu kommen, droht ein Abverkauf in Richtung 13,00 – 13,25 oder 11,50 – 12,00 Euro.

In fallende Kurse und in einen bestehenden Abwärtstrend hinein einzusteigen, spricht grundsätzlich gegen alle Regeln klugen Investierens. Im Fall von Aixtron wäre der Gedanke aber zumindest nicht so ganz abwegig – zumindest sollte man die Aktie im Auge behalten.

Mit dem Tagestief von 14,89 Euro hatte die Aktie des für die Chipindustrie fertigenden Anlagenbauers Aixtron gestern den tiefsten Stand seit Mai 2021 erreicht, die aus diesem Tief und dem Jahrestief 2022 bei 15,20 Euro bestehende Supportzone zum Handelsende aber gehalten. Nur vorerst? Vielleicht. Aber da der Kurs zugleich die untere Begrenzungslinie eines nach dem Kurseinbruch Ende Februar entstandenen Abwärtstrendkanals erreicht hat, könnte der jetzt erreichte Bereich halten. Oder, wenn er unterboten würde, nur unterboten werden, damit das Bären-Lager Leerverkäufe im Zuge einer erneuten Verkaufswelle beunruhigter Trader eindecken kann. Wäre Letzteres der Fall, würde die Aktie dadurch wieder anziehen.

Aber wenn wir hier einen derart markanten Abwärtstrend sehen, die Aktie seit dem Hoch bei 39,89 Euro vor neun Monaten mittlerweile über 60 Prozent verloren hat, dann kommt das doch nicht von Ungefähr, dann würde man ja blind in ein fallendes Messer greifen, wollte man die jetzt erreichte Konstellation zum Kauf nutzen, oder?

Expertenmeinung: Man müsste auch nicht sofort einsteigen, könnte allemal zuwarten, bis der Kurs die bei 20,30 Euro verlaufende Abwärtstrendlinie überwindet. Aber grundsätzlich wäre hier eben schon ein Punkt erreicht, an dem man nicht mehr über den Verkauf oder Short-Trades nachdenken sollte, sondern nach Chancen zum Einstieg Ausschau halten könnte. Denn in den Kurs wurde schon einiges an „Krise“ eingepreist, bevor die überhaupt da ist.

Aixtron Aktie: Chart vom 04.09.2024, Kurs 15,34 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 04.09.2024, Kurs 15,34 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Über ein, zwei Jahre hinweg hatte ich an dieser Stelle immer wieder betont, dass nach dem Auftragsboom nach der Corona-Phase bei den Zulieferern der Chipindustrie über kurz oder lang ein Auftragsloch folgen müsse, immerhin sind die von Aixtron hergestellten Anlagen Investitionen, die viele Jahre laufen. Haben sich die Halbleiterunternehmen erst einmal eingedeckt und die Nachfrage steigt nicht (was derzeit ja längst der Fall ist), müsste bei Aixtron das Auftragsbuch dünn werden. In Ansätzen ist das jetzt der Fall, aber:

Das Konsens-Kursziel der Analysten rangiert derzeit im Bereich von 27,50 Euro. Und selbst das niedrigste aller Kursziele liegt mit 20 Euro komfortabel über dem aktuellen Kurs. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die 2024er-Gewinnschätzung bewegt sich um 15, selbst wenn sich der Gewinn 2025 halbieren würde, wäre die Bewertung also noch nicht abwegig teuer. Und sieht man sich an, dass die Aktie 60 Prozent verlor, obwohl der Ende Juli für das erste Halbjahr gemeldete Auftragseingang mit 296 Millionen Euro nur 6,8 Prozent unter dem des Vorjahres lag und die im Zuge der Zahlen auf 620 – 660 Millionen Euro gesenkte Umsatzprognose gegenüber dem 2023er-Umsatz von 630 Millionen Stabilität ausweist, wird klar:

Ein deutlicher Rückgang des Unternehmensgewinns ist schon im Kurs drin. Das bietet Spielraum für positive Überraschungen. Nicht zwingend sofort und auf diesem Level, aber um hier auf bullische Signale wie auf einen Ausbruch aus dem laufenden Abwärtstrendkanal zu lauern, drängt sich diese Gemengelage förmlich auf!

Das gestern von Aixtron vorgelegte Halbjahresergebnis barg keine Überraschungen, denn der für die Halbleiterindustrie fertigende Anlagenbauer hatte bereits Vorab-Zahlen vorgelegt und dabei den 2024er-Ausblick gesenkt. Aber da hatte man zuversichtlich reagiert – gestern nicht.

Das war schon ein Ding gewesen: Als Aixtron Anfang Juli die Gesamtjahresprognose senkte, schoss der Kurs um knapp 18 Prozent nach oben. Allerdings konnte man das durchaus begründen. Viele hatten damit gerechnet, dass der Wind rauer wird. Und sie hatten dabei mit Schlimmerem gerechnet als das, was Aixtron da dann avisierte. Außerdem ist das, was war, weniger wichtig, als das, was kommt. Letzteres kann nur solide bleiben, wenn die Aufträge weiter in ausreichendem Volumen hereinkommen. Und genau das ist bei Aixtron bislang der Fall, wie man auch am Donnerstag bestätigt fand:

Der Auftragseingang des ersten Halbjahrs lag mit 296 Millionen Euro nicht weit unter den 317,7 Millionen des Vorjahreszeitraums, das passte. Aber mit einem vollen Auftragsbuch allein ist es nicht getan. Die Frage ist, wie sich Kosten und Preise entwickeln, ob die Gewinnmarge also unter Druck gerät oder weiter gut bleibt, steht ebenso im Raum. Denn Aufträge, an denen man zu wenig verdient, können niemandem behagen. Und wie sieht es in dieser Hinsicht aus?

Aixtron sieht die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT-Marge) zwischen 22 und 25 Prozent. Vor der Prognose-Senkung hatte die Guidance bei 24 bis 26 Prozent gelegen. 2023 lag diese EBIT-Marge bei 24,9 Prozent, das obere Ende der neuen Prognose könnte die Vorjahres-Marge also sogar noch erreichen. Nicht dramatisch also … solange es dabei bleibt.

Expertenmeinung: Aber das Umfeld ist eben knifflig. Und das dämmert den Anlegern, nicht zuletzt, weil die Hausse in Europa längst gestoppt ist und jetzt auch die US-Märkte wackeln. Zwar agierten einige spontan, freuten sich über ein „weniger schlimm als gedacht“ und griffen umgehend bei der zuvor deutlich abgerutschten Aktie zu. Aber Sie sehen es im Chart:

Aixtron Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 19,575 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 19,575 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Die Anschlusskäufe blieben aus. Und gestern wurden die endgültigen Zahlen nicht mit Käufen honoriert, sondern mit einem Minus von 2,61 Prozent. Damit wird die Sache langsam eng.

Mit dem gestrigen Minus ist die Kurslücke, die nach den Vorab-Zahlen am 5. Juli entstanden war, geschlossen. Das wird von vielen Tradern als Grundlage dafür gesehen, die vorherige Trendrichtung, sprich nach oben, wieder aufzunehmen. Das Loch ist zu, jetzt kann man weiter marschieren, um es salopp auszudrücken. Das aber muss jetzt eben auch passieren. Und wäre es sicher, dass es ab jetzt wieder aufwärts geht, hätten die Käufe bereits gestern einsetzen und Aixtron in einen Aufwärts-Turnaround tragen müssen. Was ausblieb.

Zuversicht verflüchtigt sich schnell, wenn der Kurs sie nicht mehr reflektiert. Daher müsste man einkalkulieren, dass die Aixtron-Aktie das bisherige Jahrestief bei 17,87 Euro testet, sollte der Kurs jetzt nicht umgehend drehen, sondern durch das Gap durchrutschen und unter dem gestrigen Tags-Verlaufstief von 18,99 Euro schließen.

Quellenangaben: Ergebnis 2. Quartal 2024, 25.07.2024: https://www.aixtron.com/de/presse/presseinformationen/AIXTRON%20%C3%BCberzeugt%20in%20Q2%20mit%20starkem%20Auftragseingang_n12629

Am späten Abend des Donnerstags veröffentlichte Aixtron vorläufige Ergebnisse zum zweiten Quartal, zugleich wurde die Gesamtjahresprognose gesenkt. Das scheinbar absurde Ergebnis eines gesenkten Ausblicks: +17,84 Prozent in der Aktie. Aber dahinter steckt durchaus Logik.

Man kann die Sache mit einem Satz zusammenfassen: Die Zahlen waren besser als erwartet, auch, wenn die Gesamtjahresprognose gesenkt wurde … denn man hatte, durchaus berechtigt, Schlimmeres erwartet. Wie sah das Bild konkret aus?

Zwar sackte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr relativ deutlich durch, fiel von 173,5 auf 132 Millionen Euro. Aber damit hatte man gerechnet, die Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt 134 Millionen gesehen – kein Beinbruch also. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sah indes schon weniger gut aus, da ging es von 44,6 Millionen im Frühjahrsquartal 2023 auf nur noch 13 Millionen bergab, die Experten hatten mit im Schnitt 26,3 Millionen deutlich mehr erwartet. Der scharfe Abstieg des Gewinns basierte auf einer unerwartet markant von 19,6 auf 10,0 Prozent zurückgegangenen EBIT-Gewinnmarge.

Das las sich im ersten Moment äußert ungut und nicht wie ein Grund, die Aktie umgehend zu kaufen, aber die Anleger sahen in zwei Bereichen Kaufargumente: im Auftragseingang und der, wenngleich gesenkten, Jahresprognose. Grund:

Expertenmeinung: In Bezug auf den markanten Rückgang der EBIT-Marge wurde im Rahmen der Vorab-Meldung keine Erklärung mitgeliefert. Aber da Aixtron die EBIT-Margen-Prognose für das Gesamtjahr nur von 24 bis 26 auf 22 bis 25 Prozent nach unten korrigierte, ging man davon aus, dass die Marge sich im zweiten Halbjahr wieder auf ein solide hohes Niveau erholen wird. Und das wäre natürlich positiv. Und auch beim Umsatz fiel die Abwärts-Korrektur eher moderat aus, hier geht Aixtron von 630 bis 720 auf 620 bis 660 Millionen nach unten. Mit Blick auf den 2023er-Umsatz von 628 Millionen also auch nicht dramatisch, zumal:

Der Auftragseingang bleibt stark, hier verbuchte man im zweiten Quartal 176 Millionen, im Vorjahreszeitraum waren es mit 177,9 Millionen nur unwesentlich mehr gewesen. Und solange die Aufträge nicht wegbrechen, bleibt die Lage stabil. Das hatten viele nicht zu hoffen gewagt, denn ein Blick auf den Chart der Aixtron-Aktie zeigt: Seit Jahresbeginn ging es massiv abwärts, da hatten die Anleger längst den Kopf eingezogen und ein Worst Case-Szenario eingepreist, das sich angesichts dieser moderaten Prognose-Senkung erst einmal nicht eingestellt hat. Und deshalb wurde die Aktie blitzschnell wieder eingesammelt.

Aixtron Aktie: Chart vom 05.07.2024, Kurs 22,23 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 05.07.2024, Kurs 22,23 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Der Chart zeigt zwar, dass das noch keine mittelfristige Aufwärtswende hervorgebracht hat. Aber der Supportlevel der gescheiterten Bodenbildung vom April/Mai wurde zurückerobert. Und, das ist ein ermutigendes Signal für die Bullen: Er wurde im Verlauf des Freitagshandels auch gegen aufkommende Gewinnmitnahmen verteidigt. Fazit:

Der Weg nach oben ist zwar charttechnisch mit Hürden bestückt, aber immerhin wieder gangbar. Und solange diese am Freitag zurückeroberte Zone zwischen 20,70 und 21,30 Euro nicht wieder unterboten wird, ist die Aixtron-Aktie für das Bären-Lager erst einmal „verbrannt“.

Quellenangaben: Vorläufiges Ergebnis 2. Quartal, 04.07.2024:
https://www.aixtron.com/de/presse/presseinformationen/AIXTRON%20SE%20berichtet%20vorl%C3%A4ufige%20Q2/2024%20Ergebnisse%20mit%20starkem%20Auftragseingang.%20Die%20Dynamik%20bei%20SiC-%20und%20GaN-Power%20setzt%20sich%20fort.%20Prognose%20f%C3%BCr%202024%20angepasst._n12621