Weiteres Wachstum und ein angepeilter Jahresabschluss oberhalb der bisherigen Prognose: Das klang nach einer Steilvorlage für einen Kurssprung bei der ATOSS Software-Aktie … der indes ausblieb. Warum blieben die Käufer weg?
Das dürfte an einem genaueren Blick auf die Zahlen und die aktuelle Bewertung gelegen haben. Bezogen auf die ersten drei Quartale insgesamt stieg der Umsatz um 14 Prozent. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT-Marge) legte von 33 auf 36 Prozent zu, daraus resultierte ein EBIT-Plus von 24,5 Prozent im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2023.
Betrachtet man sich das Ergebnis des dritten Quartals alleine, so stieg der Umsatz um 13,7 Prozent, die EBIT-Marge von 34 auf 38 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 28,3 Prozent und der Nettogewinn sogar um 35 Prozent. Starke Ergebnisse, die ATOSS dazu bewogen, die 2024er-Umsatzprognose zwar unverändert bei 170 Millionen Euro zu belassen, die Prognose für die EBIT-Marge aber von „mindestens 33 Prozent“ auf „mindestens 35 Prozent“ anzuheben. Das passte alles, aber:
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Expertenmeinung: Der Ausblick für das kommende Jahr weist einen angepeilten Umsatz von 190 Millionen und eine EBIT-Marge von „jedenfalls 30 Prozent“ aus. Mindestens 30 Prozent also, gut, aber dennoch impliziert der Ausblick, dass der Spezialist für Zeit- und Arbeitsablauf-Management-Software im kommenden Jahr zwar Wachstum sieht, aber nicht in einem Maße, wie es für die derzeitige Bewertung nötig wäre, denn die Aktie ist „teuer“.
Das aktuelle Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt für die 2024er-Gewinnschätzung auch dann, wenn man diese zehn Prozent über dem bisherigen Analysten-Konsens ansiedelt, um 50. Das ist für einen im kommenden Jahr nur moderat steigenden Gewinn zu hoch. Und da der Auftragseingang im bisherigen Jahresverlauf laut ATOSS leicht unter dem des Vorjahreszeitraums lag, ist eine deutliche, positive Überraschung in Bezug auf diesen 2025er-Ausblick derzeit nicht greifbar, was hieße: Bei dieser hohen Bewertung gab es keine neuen Argumente, um die Aktie unmittelbar einzusammeln.
Man wird sich auch daran erinnert haben, dass die zwei größten Anteilseigner unlängst „Liquidität und Streubesitz der Aktie stärkten“, sprich Kasse gemacht haben, indem Aktien im Volumen von um die 130 Millionen Euro an institutionelle Investoren abgegeben wurden. Das passierte Anfang September, führte zu dem im Chart gut erkennbaren Kurseinbruch, der bislang nicht vollständig aufgeholt werden konnte. Und wenn das Gewinnwachstum nachlässt, die Aktie teuer ist und Großaktionäre ihre Position verringern, warum, mag sich mancher gefragt haben, sollte man dann jetzt kaufen?
Die Folge: Das anfängliche Plus von bis zu 3,2 Prozent verwandelte sich zum Handelsende in ein Minus von 0,75 Prozent, damit wurde das letzte Woche entstandene Zwischenhoch bestätigt. Erst, wenn die Aktie dieses Zwischenhoch bei 138,60 Euro auf Schlusskursbasis überbieten würde, wäre der Weg nach oben aus rein charttechnischer Sicht wieder frei. Was man aber, angesichts vorstehender Aspekte und der ausgebliebenen, positiven Reaktion gestern, nicht als das wahrscheinlichste Szenario ansehen kann.
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