Während andere Goldproduzenten Rekordgewinne feiern und durch die Decke gehen, bleibt Barrick Gold deutlich hinter den Erwartungen zurück. Wie ist das möglich?
Gewinn steigt deutlich, Aktie noch nicht. Eine Gelegenheit?
Barrick Gold hat gestern Quartalszahlen vorgelegt und da ich in Anbetracht der Gold-Rallye davon ausgegangen bin, dass das Unternehmen auch in diesem Quartal wieder einen erheblichen Gewinnsprung verzeichnen wird, hatte ich mich bereits auf die Analyse gefreut.
Auf den ersten Blick sah es so aus, dass die Aktie der fundamentalen Entwicklung hinterherhinkt und dass sich eine Gelegenheit ergeben könnte. Der Quartalsbericht wirft jedoch mehr Fragen auf als er beantwortet, doch eins nach dem anderen.
Barrick Gold Corporation ist einer der weltweit führenden Goldproduzenten und hat sich als Schlüsselfigur in der globalen Rohstoffindustrie etabliert.
Das Unternehmen mit Sitz in Kanada betreibt einige der größten Goldminen in Nord- und Südamerika, Afrika und Australien, wobei es sich auf eine kosteneffiziente Produktion konzentriert und dabei von einem breiten Portfolio profitiert.
So dürften es zumindest die Bullen und das Unternehmen selbst sehen.
Warum schneidet die Aktie im Branchenvergleich schlecht ab?
Die Realität ist aber, dass irgendetwas bei Barrick Gold gehörig schiefzulaufen scheint. Während die meisten Größen der Branche massive Rallyes hinter sich haben, geht bei Barrick kaum was. Agnico Eagle Mines hat seit Jahresbeginn Kursgewinne von 55,9 % verzeichnet, Newmont immerhin 9,1 %, Wheaton Precious Metals plus 30,5 %, Franco-Nevada ist um 14,1 % gestiegen und Kinross um 76,7 %.
Die Performance ist sehr unterschiedlich, doch Barrick Gold ist mit Abstand das Schlusslicht. Der Kurs notiert aktuell fast centgenau auf dem Niveau zu Jahresbeginn.
Und das, obwohl der Gewinn jedes Quartal gestiegen ist und ein Gewinnsprung auf 1,90 USD je Aktie erwartet wird.
Das wirkt auf den ersten Blick widersinnig, ist aber einer der wenigen Fälle, in denen Aktien mit einem Auge fürs Detail und Fingerspitzengefühl durchleuchtet werden.
Denn abgesehen von der oberflächlichen Umsatz- und Gewinnentwicklung, die selbstverständlich wichtig ist, läuft kaum etwas so, wie man es sich wünschen würde.
Der Schein trügt: Steigender Umsatz und Gewinn, sinkende Effizienz
Barrick Gold konnte den Umsatz im dritten Quartal um 18 % auf 3,37 Mrd. USD steigern, der Gewinn kletterte um 25 % auf 0,30 USD je Aktie.
Auf den ersten Blick ist das erfreulich, doch damit hat man die Erwartungen nicht erfüllt.
Darüber hinaus hat man weniger als im vorherigen Quartal verdient.
Wie das möglich war, obwohl der realisierte Goldpreis in dieser Zeit von 2.344 auf 2.494 USD je Unze gestiegen ist, sollte man scharf hinterfragen.
Noch weitaus fragwürdiger ist der Umstand, dass der operative Cashflow derzeit kaum höher ist, als vor einem Jahr, als der Goldpreis noch bei 1.928 USD je Unze lag.
Entweder hat Barrick Gold jegliche Kostendisziplin aufgegeben oder die Qualität der Vorkommen lässt nach. In nur einem Jahr sind die Gesamtkosten (All-In Sustaining Costs) in der Goldproduktion von 1.255 auf 1.507 USD je Unze gestiegen.
Dementsprechend konnte der Gewinn in einem sehr viel geringeren Umfang gesteigert werden, als es der Fall sein sollte.
Diese Probleme haben andere Unternehmen in der Branche nicht. Bei Agnico Eagle Mines sind die Goldkosten (All-In Sustaining Costs) lediglich von 1.210 auf 1.286 USD je Unze gestiegen.
Daher hat Agnico den Gewinn im letzten Quartal auch fast verdreifacht, einen Rekord-Cashflow gemeldet und die Aktie hat eine massive Rallye vollzogen. Das Unternehmen schlägt sich im Branchenvergleich schlecht.
Wo landet der Gewinn?
Barrick Gold stellt sich immer mehr als schwarzes Loch heraus, in dem Geld und Gold einfach versickern.
Man fragt sich, was mit dem gemeldeten Gewinn geschieht. Man schüttet ihn weder an die Aktionäre aus (die Dividendenrendite liegt bei mageren 2,16 %), die Schulden wurden in den letzten Jahren kaum reduziert und die Zahl der Aktien auch nicht.
Das lässt nur die logische Schlussfolgerung zu, dass der realwirtschaftliche Gewinn sehr viel geringer ist als der gemeldete Gewinn.
Wie bei vielen kapitalintensiven Geschäftsmodellen geschieht Folgendes: Auf dem Blatt Papier wird ein Gewinn erwirtschaftet, doch der kann nicht ausgeschüttet werden und fließt unmittelbar wieder ins Unternehmen zurück, ohne einen nachhaltig steigenden Umsatz oder Gewinn zu generieren.
Wer diese These anhand der langfristigen Umsatz- und Gewinnentwicklung widerlegen möchte, sei auf die Übernahme von Randgold, und der infolgedessen massiv gestiegenen Zahl der Aktien, hingewiesen.
Für Investoren zählen am Ende nur die Zahlen je Aktie.
Das Ergebnis und der Umsatz je Aktie tendieren seit etlichen Jahren seitwärts und sind heute niedriger als im gesamten Zeitraum von 2006 bis 2013.
Barrick Gold tritt bereits seit Jahren auf der Stelle, auch wenn der Chart kurzfristig nicht schlecht aussieht.
Warum sollte man aber eins der schwächeren Unternehmen in einer Branche kaufen, wenn es offensichtlich bessere gibt?
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