Booz Allen Hamilton ist ein langfristiger Outperformer, zuletzt aber massiv abgestürzt. Das schauen wir uns genauer an.
Wer beispielsweise vor 10 Jahren bei Booz Allen Hamilton eingestiegen ist, kann sich über einen Kursgewinn von mehr als 300 % freuen und würde heute, bezogen auf den damaligen Kaufpreis, eine Dividendenrendite von über 7 % erzielen – und das alles, obwohl der Kurs zuletzt massiv abgestürzt ist.
Die meisten Anleger unterschätzen vollkommen, welche Vermögenseffekte sich langfristig ergeben, wenn man die richtigen Aktien besitzt und schlichtweg an Bord bleibt.
Wenn langfristige Outperformer abstürzen, ruft das unweigerlich Investoren wie mich auf den Plan.
Bei Booz Allen Hamilton war ziemlich schnell klar, warum der Kurs abgestürzt ist. Schauen wir uns also an, ob es sich um eine Gelegenheit handelt.
Geschäftsmodell
Booz Allen Hamilton ist eines der bekanntesten Beratungsunternehmen weltweit und spielt eine zentrale Rolle in der strategischen Beratung von Regierungsbehörden. Seit der Gründung vor mehr als hundert Jahren hat sich das Unternehmen zu einem Schlüsselakteur in den Bereichen Management-, Technologie- und Sicherheitsberatung entwickelt.
Vor allem in den USA ist Booz Allen Hamilton für seine enge Zusammenarbeit mit Regierungsbehörden wie dem Verteidigungsministerium, der CIA und anderen sicherheitsrelevanten Institutionen bekannt.
Die Kernkompetenzen des Unternehmens liegen in den Bereichen Cybersicherheit, digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und Analytik. Mit der zunehmenden Bedrohung durch Cyberangriffe und der wachsenden Bedeutung digitaler Sicherheit ist Booz Allen Hamilton zu einem gefragten Partner für Regierungen und Unternehmen geworden.
Booz unterstützt seine Kunden nicht nur bei der Abwehr von Cyberbedrohungen, sondern entwickelt auch Strategien zur Risikominimierung und zur Verbesserung der digitalen Widerstandsfähigkeit.
Ein Unternehmen mit Geschichte – aber hat es auch eine Zukunft?
Neben der technologischen Beratung ist das Unternehmen auch in der klassischen Unternehmensstrategieberatung aktiv. Es hilft Organisationen dabei, effizientere Prozesse zu implementieren, innovative Lösungen zu entwickeln und sich auf die sich wandelnden Marktbedingungen einzustellen.
Inzwischen dürfte Ihnen sicherlich klar sein, warum der Kurs abgestürzt ist. Ein Großteil des Geschäfts von Booz Allen Hamilton entfällt auf die US-Regierung und dementsprechend besteht eine ernstzunehmende Furcht vor den zukünftigen Entwicklungen.
Darüber hinaus bröckelte das Geschäft bereits zuvor. Im Schlussquartal 2024 verzeichnete man unter der scheidenden US-Administration bereits einen schwachen Auftragseingang.
Die Book-to-Bill-Ratio lag bei 0,37. Die Book-to-Bill-Ratio entspricht dem Verhältnis von Auftragseingang zum Umsatz.
Der schwache Auftragseingang kann ein vorübergehendes Phänomen sein, und wäre da nicht DOGE (Department of Government Efficiency), spräche vieles dafür.
Dank DOGE und einer laufenden Prüfung ist jedoch vollkommen unklar, wie es um neue Aufträge steht.
Wie gefährlich ist das für Booz Allen Hamilton?
Es wäre sogar denkbar, dass bestehende Verträge gekündigt werden. Dafür würde Booz Allen Hamilton vermutlich zwar eine Entschädigung erhalten, aber das wäre nur ein kleiner Trost.
Presseberichten zufolge hat der kommissarische Administrator der General Services Administration (GSA), Stephen Ehikian, die Beschaffungsbeamten der Bundesbehörden angewiesen, die Beratungsverträge mit den zehn höchstbezahlten Beratungsfirmen, darunter Booz Allen Hamilton, Accenture, Deloitte und IBM, zu überprüfen.
In einem Memo vom 26. Februar forderte er die Behörden demnach auf, bis zum 7. März eine Liste der Verträge vorzulegen, die sie kündigen möchten, sowie derjenigen, die sie beibehalten wollen. Für die fortzuführenden Verträge wird eine unterschriebene Erklärung eines leitenden Beamten verlangt, die bestätigt, dass der Vertrag „missionskritisch“ ist und „substantielle technische Unterstützung“ bietet.
Die Auswirkungen dieser Maßnahmen sind bisher nicht öffentlich bekannt. Es könnte aber durchaus sein, dass Booz Allen Hamilton Aufträge verliert oder Verträge nicht verlängert werden.
Was auch immer dabei herauskommt und was auch immer DOGE unternimmt, dem Geschäft ist das definitiv nicht zuträglich.
Rettet der Auftragsbestand über die Flaute hinweg?
Auf der anderen Seite hat Booz Allen Hamilton aktuell einen Auftragsbestand mit einem Gesamtwert von 39,4 Mrd. USD. Das entspricht 370 % des letzten Jahresumsatzes.
Unterstellt man keine radikalen Kürzungen durch die US-Regierung inklusive der Kündigung bestehender Verträge, wird dem Unternehmen das Geschäft so schnell nicht ausgehen.
Das realistischste Szenario ist aus meiner Sicht eine Verlangsamung des Wachstums, was durch den Kurssturz eingepreist wurde. Dadurch ist die P/E von über 30 auf 18,5 gesunken.
In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 21,0. Relativ betrachtet könnte eine leichte Unterbewertung vorliegen. Tatsächlich ist die Aktie aber nicht so niedrig bewertet, wie man es nach einem derartigen Absturz erwartet hätte.
Ausblick und Bewertung
Das Geschäftsjahr von Booz Allen Hamilton endet im März. Da man in den ersten neun Monaten 5,73 USD je Aktie verdient hat, sind die derzeitigen Konsensschätzungen, die für das gesamte Geschäftsjahr ein Ergebnis von 6,36 USD je Aktie vorsehen, vermutlich zu niedrig.
Die Prognostiker haben ihre Erwartungen aus meiner Sicht voreilig nach unten korrigiert. Die Auswirkungen der neuen US-Administration werden sich erst später, wenn überhaupt, niederschlagen.
Im kommenden Geschäftsjahr wird ein Gewinnsprung um 11 % auf 7,04 USD je Aktie erwartet. Die P/E von Booz Allen Hamilton würde dadurch auf 16,5 sinken.
Unterstellt man, dass die P/E Ende des Geschäftsjahres wieder auf dem Niveau liegen wird wie in den letzten Jahren, ergibt sich daraus ein Kursziel von 147,84 USD.
Das ist nicht weit von einem Kursziel entfernt, welches sich auch aus charttechnischer Sicht anbieten würde. Gemeint ist der Widerstand bei 140 USD.
Gelingt jetzt ein Ausbruch über 118 USD, kommt es zu einem Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 123 und 130 USD.
Fällt die Aktie jedoch unter 107 USD, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
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