Ein Kurssturz von 12 % bei Carl Zeiss Meditec wirft Fragen über die Zukunft des Medizintechnik-Giganten auf.
Wer wird als nächstes übernommen?
Unter den deutschen Nebenwerten findet ein wahres Massaker statt. Heute hat es mit einem Minus von 12% Carl Zeiss Meditec erwischt.
Vor wenigen Tagen hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass die Bewertungen in dem Segment inzwischen so niedrig sind, dass immer mehr Übernahme stattfinden und Fonds einsteigen.
Der Trend begann vor einigen Monaten in Großbritannien und schwappt jetzt zunehmend zu uns herüber.
Im Endeffekt müssen die Kurse nur weit genug fallen und lange genug auf diesem Niveau bleiben, bis irgendwann ein größerer Fonds einsteigt oder Private Equity ein Übernahmeangebot vorlegt.
Seit heute wird die vorherige Liste noch um About You erweitert, denn Zalando will sich den Konkurrenten einverleiben und bietet 6,50 Euro je Aktie.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass es zu weiteren Übernahmen kommen wird und es ist auch kein Zufall, dass es gerade Schlag auf Schlag geht.
Der SDax hat sich nie vollständig von dem Crash im Jahr 2022 erholt und ist in den letzten Monaten nochmal eingebrochen. Der MDax siecht schon ewig vor sich hin und kommt faktisch seit Jahren nicht mehr vom Fleck. Daher dürften viele Unternehmen, Fonds und Private-Equity in den letzten Monaten sondiert haben und schließen ihren Prozess jetzt ab.
Übernahmekandidat oder Krisenfall: Wohin steuert Carl Zeiss Meditec?
Es ist unmöglich vorherzusehen, ob Carl Zeiss Meditec auch ein Ziel sein könnte. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber möglich ist alles.
Dagegen spricht, dass Carl Zeiss mit einem Börsenwert von etwas mehr als 5 Mrd. Euro für deutsche Verhältnisse groß ist. Die meisten möglichen Käufer sitzen daher im Ausland.
Darüber hinaus werden etwa 59% der Anteile von der Carl Zeiss AG gehalten. Der Mutterkonzern dürfte nicht willens sein, unter 50% zu gehen. Ein möglicher Käufer müsste sich demnach mit einer Minderheitsbeteiligung und einem Delisting begnügen.
Das kommt äußerst selten vor. Ausnahmen wie Compugroup bestätigen die Regel.
Kommen wir zur operativen Entwicklung bei Carl Zeiss Meditec. Das Geschäftsjahr lief bis Ende September und war schwierig.
Man hatte bereits im letzten Jahr begonnen, im großen Stil neue Mitarbeiter einzustellen, um sich auf das künftige Wachstum vorzubereiten. In dieser Art und Weise ist man in der Vergangenheit bereits mehrfach verfahren, und das mit Erfolg.
Dieses Mal ist die Nachfragebelebung jedoch ausgeblieben, was dazu geführt hat, dass der Gewinn im letzten stagniert hat und in diesem eingebrochen ist.
Kurscrash bei Carl Zeiss Meditec: Was steckt hinter den Zahlen?
Das hat zu einem massiven Kursverfall der Aktie geführt, zeitweise war der Kurs fast viermal so hoch wie derzeit. Doch während ich diese Worte schreibe, scheint die erste Panik bereits verflogen zu sein.
Der Tagesverlust ist inzwischen von 12 auf 8% zusammengeschmolzen.
Ich würde die jüngsten Neuigkeiten ebenfalls als nicht dramatisch einstufen, aber was bedeutet das schon, wenn es von einem Stoiker kommt?
Der Konzernumsatz ist im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr um 1,1% auf 2,07 Mrd. Euro gesunken. Ohne Übernahmen hätte das Minus sogar bei 4,8% gelegen. Das bereinigte EBIT war von 362,9 Mio. auf 245,9 Mio. Euro rückläufig.
Damit hat man die Erwartungen leicht verfehlt, lag jedoch im Rahmen der EBIT-Guidance in Höhe von 225 – 275 Mio. Euro.
Carl Zeiss begründet die schwache Entwicklung mit einem restriktiven Investitionsklima und schwache Verbraucherstimmung:
„In der Berichtsperiode führten ein schwächerer Verbrauchsmaterialienabsatz, insbesondere im Zusammenhang mit dem bereits im ersten Halbjahr erfolgreich abgeschlossenen Vorratsabbau chirurgischer Verbrauchsmaterialien im chinesischen Vertriebskanal und dem Volume-Based-Procurement von Intraokularlinsen in China sowie eine rückläufige Nachfrage im Gerätegeschäft, bedingt unter anderem durch das hohe Zinsniveau und gestiegene Finanzierungskosten sowie gesundheitspolitische Unsicherheiten in einigen Kernmärkten wie Nordamerika, Deutschland und Japan, zu Umsatzrückgängen. Stützend wirkte sich die Konsolidierung von DORC im zweiten Halbjahr aus.“
Nachfrageflaute: Aber nicht da, wo man sie erwartet hätte
Interessanterweise sind die Probleme nicht in unseren Gefilden zu verorten. Der Umsatz in der Region EMEA konnte um 12,9% gesteigert werden, Americas verzeichnete hingegen ein Minus von 6,6% und APAC ein Minus von 5,2%.
Da Carl Zeiss weniger verdient hat und durch die Übernahme von DORC eine Nettoverschuldung von 327,4 Mio. Euro entstanden ist (Vorjahr: Nettoliquidität von 863,8 Millionen Euro), hat man die Dividende von 1,10 auf 0,60 Euro je Aktie gesenkt.
Für das jetzt laufende Geschäftsjahr stellt man ein moderates Umsatzwachstum in Aussicht. EBITA und EBITA-Marge sollen stabil bis leicht höher ausfallen.
Langfristig zeigt man jedoch optimistisch. In den Folgejahren soll sich die Profitabilität wieder schrittweise verbessern und die EBITA-Marge von 12% auf 16-20% steigen.
Derzeit sieht es danach aus, als würde die Unterstützung bei 54,50 Euro je Aktie erneut halten. Sollte das der Fall sein, könnte es jederzeit wieder zu einer Erholung in Richtung 60 Euro kommen. Darüber wären weitere Kursziele bei 67 und 72 Euro denkbar.
Fällt die Aktie jedoch per Wochenschluss unter 54,50 Euro, müssen Kursverluste bis 51 oder 47,50 Euro eingeplant werden.
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