Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die jüngste Rallye am deutschen Parkett ging an der Aktie des Lieferdienstes für Lebensmittel größtenteils vorbei. Hier mussten sich Anleger eher mit den Bären herumschlagen, und vorige Woche wurde zudem ein neues Tief erreicht. Die Delivery Hero-Aktie befindet sich nach wie vor in einer Korrektur.
Alle wichtigen gleitenden Durchschnitte zeigen derzeit nach unten und unterstreichen die angeschlagene Gesamtsituation. Im längerfristigen Chartbild lässt sich allerdings eine Unterstützungslinie erkennen, welche bei rund 21 EUR den nächsten Rückhalt liefern könnte. Der Trend befindet sich aktuell in einer bärischen Gesamtlage.
Expertenmeinung: Es gibt für Anleger etwas Grund zur Hoffnung. Zum Wochenschluss konnte der zuvor gebrochene Boden bei 23,89 EUR wieder zurückerobert werden. Gleichzeitig bildete sich ein sogenanntes „bullish engulfing“. Dies ist ein technisches Kaufsignal, das von einem relativ hohen Handelsvolumen begleitet wurde. Dies könnte zumindest temporär eine größere Erholung der Aktie begünstigen.
Der Freitag könnte somit den Startschuss zu einer möglichen Wende nach oben markieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Bullen diese Chance nutzen werden.
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
Ab jetzt täglich die neuesten Börsenblick-Analysen per E-Mail erhalten
Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit 2013 ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Nachricht schicken an Achim Mautz
Vorherige Analysen der Delivery Hero Aktie
Delivery Hero hatte am 13. Februar Vorab-Ergebnisse des vierten Quartals berichtet und einen – weiteres Wachstum versprechenden – Ausblick geliefert. Die Aktie reagierte mit starken Kursgewinnen. Aber gestern riss diese Rallye abrupt ab. Nur weil eine Analystin bärisch ist?
Das vierte Quartal lief stark beim Mahlzeiten-Lieferdienst Delivery Hero. Das führte dazu, dass das Gesamtjahresziel solide erreicht wurde. Der Umsatz stieg entsprechend der noch ungeprüften Zahlen um knapp 22 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro, der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kam auf 750 Millionen Euro, die bereinigte EBITDA-Marge stieg auf 1,5 Prozent nach 0,6 Prozent im Vorjahr.
Für 2025 plant man mit einem prozentual zweistelligen Umsatzanstieg und einem bereinigten EBITDA, dessen oberes Ende der Zielspanne knapp über einer Milliarde Euro liegt.
Zwar bleibt offen, wie es mit dem vereinbarten, aber durch ein Veto der südkoreanischen Kartellbehörde ungewiss gewordenen Verkauf des dortigen Foodpanda-Geschäfts an den US-Fahrdienstleister Uber weitergeht. Aber unter dem Strich dominierte in der Meldung des Unternehmens eine Zuversicht, die sich auf die Trader übertrug: Die Aktie legte am Donnerstag, Freitag und auch noch am Montag insgesamt 23 Prozent zu. Doch nachdem es am Dienstag leichte Gewinnmitnahmen gab, kam es am Mittwoch zu einem deutlicheren Abverkauf. Was war passiert?
Expertenmeinung: Bärische Kursziele für die Delivery-Hero-Aktie sind eher dünn gesät. Von den 21 die Aktie regelmäßig beobachtenden Experten sehen sie 13 als Kauf an, fünf stufen sie mit „Halten“ ein, nur drei sagen „Untergewichten“ oder sogar „Verkaufen“. Die Spanne der Kursziele erstreckt sich von 23 bis 75 Euro, der Schnitt liegt mit 41 Euro deutlich über dem derzeitigen Kurs, da lässt es sich eigentlich entspannt bullisch sein. Auch wenn dieses Kursziel im Herbst erreicht bzw. knapp überboten wurde und die Aktie bis zu der Meldung der Ergebnisse nebst Ausblick am 13. Februar auf dem Rückzug war … denn diese Zahlen lasen sich ja ermutigend.
Aber das Gesamtbild, das da präsentiert wurde, fand eben nicht nur Zustimmung. Die Analystin Monique Pollard von der Citigroup senkte ihr Kursziel für die Aktie von 28 auf 26 Euro und die Einstufung von „Neutral/Halten“ auf „Verkaufen“. Sie sieht Probleme im Bereich des Nahen/Mittleren Ostens auf Delivery Hero zukommen, weil die chinesische Mahlzeiten-Lieferdienstplattform „Keeta“ dort rasant Marktanteile gewinnt und der Delivery-Hero-Tochter „Talabat“ immer mehr auf die Pelle rückt, woraus sich für den Gesamtkonzern Margendruck ergeben könne. Wer dann einen Blick auf die von Delivery Hero im Dezember mit viel Hurra an die Börse gebrachte Talabat-Aktie an der Börse Dubai wirft und feststellt, dass sie weiterhin nicht wirklich über den Ausgabepreis hinauskommt, könnte allemal nervös werden.
Aber dass nur eine warnende Stimme im Konzert mehrheitlich bullischer Analysten die Aktie so deutlich drückte, ist unwahrscheinlich, die Dimension der Verluste dürfte auch in hohem Maße mit dem Chartbild zu tun haben, denn:
Wie eingangs erwähnt war die Aktie nach den Zahlen in kurzer Zeit deutlich gestiegen. Dabei war sie an die markante, bis in den Herbst 2023 zurückreichende Widerstandszone 32,48 zu 33,93 Euro gelaufen. Kurzfristig markttechnisch überkauft war sie auch noch, daher dürften einige kurzfristige Trader dort ohnehin überlegt haben, erst einmal Kasse zu machen. Diese Kursziel- und Einstufungs-Senkung der Citigroup gab einfach nur bei vielen den Ausschlag, aus Überlegungen Taten zu machen. Aber war es das damit mit den Chancen auf der Oberseite?
Noch nicht unbedingt. Wir sehen im Chart, dass die Delivery-Hero-Aktie mit diesem Rücksetzer in den Bereich der 200-Tage-Linie korrigiert hat. Die muss nicht halten, könnte es aber, daher: Erst wenn diese derzeit bei 29,12 Euro verlaufende Linie auf Schlusskursbasis unterboten wurde, würden die nächsten Kursziele mit gestiegener Wahrscheinlichkeit auf der Unterseite zu suchen sein, konkret dann das bisherige Jahres-Verlaufstief bei 23,90 Euro und die mittelfristige Aufwärtstrendlinie um 20,70 Euro.
Quellen: Vorläufiges Ergebnis 2024 und Ausblick auf 2025, 13.02.2025: https://ir.deliveryhero.com/de/nachrichten/delivery-hero-erreicht-ziele-fuer-gj-2024-mit-sehr-starkem-ergebnis-im-vierten-quartal/ccd19c8e-bb9f-4849-9848-547fe4e22df6 Analysten-Kursziele: https://finance.yahoo.com/quote/DHER.DE/analysis/
Bis zu neun Prozent hatte die Delivery Hero-Aktie am Freitag im Minus gelegen. Doch Anleger kauften in diese Verluste hinein, am Ende reduzierte sich der Abschlag auf 5,4 Prozent. Doch ist es wirklich eine gute Idee, bei dieser Aktie in fallende Kurse hinein zu kaufen?
Der Mahlzeiten-Lieferdienst Delivery Hero versilbert seit einiger Zeit Beteiligungen. Wenn das einer zielgerichteten Straffung der Unternehmensstruktur dienlich ist und zeitnah positive Effekte zeitigt, ist dagegen nichts einzuwenden. Aber so richtig gut läuft es damit nicht. Der Anteil an Deliveroo wurde für deutlich weniger abgegeben als gedacht. Der Börsengang der arabischen Tochter Talabat brachte zwar immenses Geld ein, aber dass die Talabat-Aktie noch am ersten Handelstag (10.12.) unter den Ausgabepreis von 1,60 Dirham fiel und diesen Kurs seither nicht wieder erreicht hat, zeigt, dass die Investoren die Sache ziemlich kritisch sehen. Und über die Feiertage kam der nächste Tiefschlag:
Der mit kräftigen Käufen honorierte Deal mit dem US-Fahrdienstleister Uber, diesem die Südkorea-Tochter Foodpanda zu verkaufen, dürfte geplatzt sein, denn die südkoreanische Kartellbehörde hat diese Übernahme abgelehnt. Dagegen könnte Uber zwar Berufung einlegen, aber es ist eher zweifelhaft, ob das passiert und wenn, ob es eine Erfolgschance hätte. Das war der Grund, warum die Delivery Hero-Aktie am Freitag in der Spitze neun Prozent verlor. Und da man dieses Scheitern eines 1,25 Milliarden US-Dollar schweren Deals beim besten Willen nicht ins Positive umdichten kann, dürften diejenigen, die da ins fallende Messer griffen, vor allem deswegen gekauft haben, weil die Aktie deutlich zurückgekommen ist und ihnen „billig“ erschien. Ist sie das?
Expertenmeinung: Die Aktie hatte Ende Oktober bei 42,05 Euro ihr Jahreshoch markiert. Gegenüber dem Freitags-Tagestief von 26 Euro macht das einen Abstieg um gut 38 Prozent – natürlich wirkt das, als wäre die Aktie jetzt „billig“. Doch das wäre nur dann der Fall, wenn a) die Aktie bei 42 Euro korrekt bewertet gewesen wäre und b) nicht Veränderungen der Rahmenbedingungen aufgetreten sind, die einen niedrigeren Kurs begründen.
Was die Bewertung angeht, ist die Sache letzten Endes Ansichtssache. Solange Delivery Hero zwar operativ, aber nicht unter dem Strich der Bilanz Geld verdient, ist eine Bewertung schwierig. Man müsste sich auf Annahmen stützen, wann das Unternehmen wie viel verdienen wird. Wobei das bullische Lager natürlich im Zweifel positiver, die Bären negativer rechnen. Aber ein gesamtwirtschaftliches Umfeld, das einen deutlich anziehenden Konsum befördern würde, haben wir weltweit momentan nicht. Einen idealen, gemütlichen Weg hin zu einem soliden Nettogewinn findet Delivery Hero daher zumindest mal nicht vor.
Und was die Veränderung der Rahmenbedingungen angeht, kann man den Talabat-Flop zwar nicht als unmittelbares Problem ansehen, denn Delivery Hero hat den Ausgabepreis von 1,60 Dirham vereinnahmt, dabei noch mehr Aktien an die Anleger gebracht als ursprünglich geplant und mit diesen 1,60 Dirham das obere Ende der Preisspanne erreicht. Dass die Aktie danach fiel und seither gedrückt bleibt, ist zwar für den Gesamteindruck negativ, nicht aber für Delivery Heros Bilanz.
Aber diese 1,25 Milliarden US-Dollar, die man seitens der Anleger längst im Kopf als Erlös des Foodpanda-Deals verbucht hat, die sind keineswegs so ganz ohne. Es läuft zu unrund, um da sorglos in fallende Kurse hinein zu kaufen.
Und aus rein charttechnischer Sicht haben diejenigen, die zum Wochenschluss zugegriffen haben, keinerlei Boden unter sich. Die nächste Unterstützung von Bedeutung läge erst bei 24,27 Euro (das Tief vom Mai). Und ein charttechnisch bullisches Signal wäre erst erreicht, wenn die wichtige Widerstandszone 32,48 zu 33,93 Euro zurückerobert würde. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, daher: Hier jetzt zuzugreifen wäre eher riskant.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die Aktie des Lieferdienstes zeigte sich seit August von ihrer starken Seite. Die Delivery Hero-Aktie hob regelrecht ab und konnte sich binnen kürzester Zeit mehr als verdoppeln. Nahe der psychologisch wichtigen Marke von 40 EUR kam es dann zu einer Konsolidierungsphase.
Hier hatten die Bullen die Chance, die Rallye weiter voranzutreiben. Doch diese Chance wurde vertan. Nachdem das Papier Anfang Dezember die 50-Tage-Linie nach unten verletzte, erlaubten sich die Bullen den nächsten Patzer. Der Support bei rund 35 EUR wurde gebrochen und sorgte somit für ein Ende des positiven Trendverlaufs.
Expertenmeinung: Vorige Woche kam es noch schlimmer. Energisch versuchten Anleger den gebrochenen Support zurückzuerobern, doch es blieb beim Versuch. Die Kurse rutschten mittlerweile sogar unter das Pivot-Tief von Anfang Dezember und läuteten somit eine bärische Trendphase ein.
Der Chart wirkt angeschlagen und mittlerweile haben sowohl die 20- als auch die 50-Tage-Linie nach Süden gedreht. Diese Kombination ist äußerst gefährlich. Die Lage bleibt angeschlagen und die Gefahr weiterer Kursverluste ist imminent. Daher stufe ich meine Aussichten für die Aktie vorläufig auf „bärisch“ ab.
Die Delivery Hero-Aktie hatte vergangene Woche eine wichtige Supportzone verteidigt und zog von dort aus wieder an. Gestern brach sie auf einmal doch, die Aktie rutschte abrupt nach unten weg. Der Auslöser war der Verlauf des Börsengangs der Tochter Talabat. Zu Recht?
Dieser 10. Dezember war der erste Handelstag der Delivery Hero-Tochtergesellschaft Talabat, die den Nahen Osten und Nordafrika abdeckt, an der Börse in Dubai. Und ja, der lief äußerst ernüchternd. Delivery Hero hatte die Aktien zu 1,60 Dirham ausgegeben. Der Handel startete dann zwar 6,2 Prozent im Plus mit 1,70 Dirham pro Talabat-Aktie. Aber vom Start im Plus weg ging es wie ein Strich abwärts, viele wollten raus, kaum jemand rein. Am Ende lag die Aktie bei 1,49 Dirham und damit 6,9 Prozent im Minus.
Das, so die Medienberichte, riss die Delivery Hero-Aktie mit ins Minus. Und das satt. So satt, dass die wichtige Supportzone 32,48 zu 33,93 Euro, die vergangene Woche mit Ach und Krach verteidigt werden konnte, gestern doch noch durchschlagen wurde. Was der Aktie, rein charttechnisch betrachtet, Spielraum zumindest bis an die bei 29,10 Euro verlaufende 200-Tage-Linie bieten würde. Aber hat dieser Abriss der Delivery Hero-Aktie wirklich eine logische Basis? Im ersten Moment würde man sagen: Na klar, schließlich wurde der Börsengang des als „Tafelsilber“ angesehenen Tochterunternehmens ein Flop. Schon, aber:
Expertenmeinung: Was muss das Delivery Hero stören? Seit gestern ist das ja ein Problem derer, die die Aktie zu 1,60 Dirham gezeichnet und bekommen haben, aber nicht das eigene, schließlich muss man diese Verluste nicht bezahlen. Jedenfalls nicht direkt.
Delivery Hero hat den Anteil an Talabat, den man an die Anleger ausgeben wollte, zuletzt noch auf 20 Prozent der insgesamt vorhandenen Talabat-Aktien angehoben und lag mit 1,60 Dirham auch noch am oberen Ende der Preisspanne. Das, was da an Geld zugeflossen ist, ist also optimal. Was danach mit Talabat an der Börse passiert, könnte nur insofern unangenehm werden, weil man diese Unternehmenstochter in der Bilanzbewertung jetzt eher nicht ohne Berücksichtigung des Kurswerts fahren kann. Aber in erster Linie ging es um viel frisches Geld. Und das ist und bleibt in den Kassen von Delivery Hero. Also, ein Sturm im Wasserglas?
Jein. Was als unmittelbares Problem bleibt, ist die negative Beurteilung von Delivery Heros Sahnestückchen an seinem ersten Handelstag. Es scheint, die Investoren sehen einen Mahlzeiten-Lieferdienst nicht als etwas an, das grandiose Wachstumsperspektiven hat, da half es offenkundig nichts, dass Delivery Hero diesen Börsengang als „Technologie-IPO“ bezeichnete. Und das wiederum wirft natürlich einen Schatten auf die Lieferdienst-Mutter, zumal die eben immer noch nicht den steinigen Weg hin zu einer schwarzen Null auf Netto-Basis zu Ende gegangen ist, obgleich man vor zwei, drei Jahren damit gerechnet hatte, dass das 2024 gelingen würde. So gesehen:
Faktisch ist für Delivery Hero wegen dieses gefloppten ersten Handelstags von Talabat zwar nichts angebrannt, psychologisch ist das aber schon ein Tritt in die Kniekehle. So gesehen ist das Risiko, dass die Aktie weiter abrutscht, gestern ein gutes Stück gestiegen.
Bei der Delivery Hero-Aktie hatte sich in den vergangenen Wochen ein Topp ausgebildet, vollendet war es aber noch nicht. Ein Ausbruch nach oben hätte die Kuh vom Eis geholt. Aber eine Nachricht vom Montag ließ das Pendel in die Gegenrichtung ausschlagen. Und was jetzt?
Am Montag und Dienstag bekam die Aktie des Mahlzeiten-Lieferdienstes Delivery Hero auf einmal „Fallsucht“. Auslöser war die Meldung, dass die spanische Tochter Glovo ihre etwa 15.000 Lieferfahrer, die bislang als „Freiberufler“ agieren mussten, fest anstellt. Das kostet natürlich eine Stange Geld, nicht zuletzt wegen der zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge. Basis dieses Schritts ist, dass die spanische Regierung den bisherigen Zustand als Verstoß gegen das Arbeitsrecht sieht und die Sache vor Gericht anhängig ist. Das alleine werde dazu führen, dass das bereinigte EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, für Delivery Hero im kommenden Jahr um etwa 100 Millionen Euro niedriger ausfallen werde als bislang gedacht, so das Unternehmen. Aber muss die Aktie deswegen derart drastisch abrutschen?
Deswegen alleine eher nicht, aber die Problematik beschränkt sich nicht auf Spanien. Die EU hat dieses System, die Lieferfahrer als „Freelancer“ billig und ohne soziale Absicherung zu beschäftigen, für den gesamten EU-Raum im Visier und im Oktober bereits eine Direktive verabschiedet, die problematische Beschäftigungsverhältnisse in diesem Bereich abstellen soll. Zwar haben die einzelnen EU-Staaten noch Zeit, diese Regelungen in nationales Recht zu übertragen, aber die Anleger wurden durch den Fall Glovo daran erinnert, dass die Sache ins Rollen gekommen ist … und Unternehmen wie Delivery Hero die Gewinnmargen beschneiden wird. Und das ist der Punkt, der die Akteure jetzt umtreiben dürfte.
Expertenmeinung: Denn noch kann Delivery Hero ja keinen Nettogewinn vorweisen. Operativ ist man bereits im grünen Bereich, aber ein Nettogewinn pro Aktie, den erwarten die Experten nicht vor dem kommenden Jahr … und wirklich solide in der Gewinnzone sieht man das Unternehmen erst ab 2026. Wenn nichts dazwischen kommt. Und deutlich höhere Personalkosten wären etwas, das die Sache spürbar steiniger machen würde.
Zwar spülten zuletzt einige Verkäufe von Unternehmensteilen sowie der jetzt in Gang gesetzte, am 10. Dezember mit dem ersten Handel abgeschlossene Börsengang der Tochter Talabat Geld in die Kassen. Aber Tafelsilber zu verkaufen verbessert ja die Perspektive des operativen Geschäfts nicht, dazu braucht es eine weiter steigende Nachfrage und solide Gewinnmargen. Höhere Personalkosten beschneiden die aber.
Dass die Aktie in die Knie ging, ist daher durchaus nachvollziehbar. Die Frage ist jetzt, ob jetzt so langsam verkauft hat, wer deswegen hat verkaufen wollen oder die Grundstimmung über diese erste Reaktion hinaus ins Negative kippt. In dieser Hinsicht sollte man, nachdem die Aktie nicht nur ihr Topp vollendet, sondern gestern auch noch durch die wichtige Supportzone 33,68/34,01 Euro gerutscht ist, die 200-Tage-Linie im Blick behalten. Weil Delivery Hero im Rausch des erwarteten Talabat-Börsengangs zwischen August und Oktober fast nonstop gestiegen war, ist dieser wichtige gleitende Durchschnitt die einzige Supportlinie von größerer Bedeutung, die die Aktie oberhalb des Juli-Tiefs bei 17,35 Euro vorweisen kann.