Raus aus den defensiven Aktien und rein in die zyklischen Werte: Diese Tendenz war am Donnerstag vor allem am deutschen Aktienmarkt auffällig. Aber ob es wirklich eine gute Idee ist, sich von angeblichen „Langweilern“ wie E.ON zu trennen?
Für den Moment wäre gegen Gewinnmitnahmen bei E.ON nichts einzuwenden, alleine, weil da eben auch dicke Gewinne aufgelaufen sind. Denn die Aktie des Energieversorgers war seit Mitte August hervorragend gelaufen und hatte dadurch am Dienstag nicht nur ein neues Jahreshoch markiert, sondern war zudem markttechnisch klar überhitzt und nahe an die obere Begrenzung des im Herbst 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals herangekommen. Da auch mal Kasse zu machen, wie am Mittwoch und Donnerstag geschehen, ist nachvollziehbar.
Die Frage ist, ob sich das fortsetzt und aus dem trotz Rücksetzer insgesamt weiterhin bullischen Gesamteindruck doch am Ende ein bärischer werden könnte.
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Expertenmeinung: Das wäre dann denkbar, wenn wirklich ein größerer Teil der Akteure der Ansicht wäre, dass jetzt, mit den ersten Leitzinssenkungen, wieder die große Zeit der konjunktursensiblen, zyklischen Aktien aus Branchen wie Maschinenbau, Chemie, Pharma und Automobil angebrochen sei. Wenn viele Akteure aus dieser Überlegung heraus defensive Aktien gezielt und mit einem längeren Zeithorizont aus dem Depot werfen, um das frei werdende Kapital in die vermeintlich spannenderen Branchen umzuschichten, bekäme die E.ON-Aktie ein Problem. Aber ist das wirklich zu erwarten?
Es wäre zumindest überraschend angesichts der immer zahlreicher werdenden, negativen Meldungen aus dem Automobilsektor. Und der Tatsache, dass man nunmehr seit über anderthalb Jahren auf eine Nachfragebelebung in den Bereichen Chemie und Maschinenbau wartet, ohne dass sich diese endlich einstellen würde. Kleine Zinsschritte bewirken da wenig bis gar nichts, so dass ein wenig mehr „Defensive“ im Depot durch Versorger-Titel wie E.ON auch weiterhin kein Fehler wäre.
Dass eine kurzfristige Reaktion direkt nach medial massiv beachteten Zinssenkungen wie gestern durch die US-Notenbank zu Käufen bei zyklischen Titeln führt, ist normal, das heißt aber nicht, dass sich das verstetigen müsste. Solange die wirtschaftlich bärischen Rahmenbedingungen bleiben, wie sie sind und die E.ON-Aktie ihren Aufwärtstrendkanal nicht unterschreitet, dessen untere Begrenzung derzeit bei 12 Euro verläuft, wären Korrekturen, die im markttechnischen Bereich einen überverkauften Level erreichen, eher Gelegenheiten, um hier noch einmal die Hand aufzuhalten.
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