FedEx Freight ist der größte Anbieter von Teilladungsverkehr in Nordamerika und soll ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen werden.
Worauf es wirklich ankommt
Vor drei Monaten ist es nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen zu einem Kurssturz gekommen. Heute kommt es zu einem Kurssprung.
Ich hatte damals schon darauf hingewiesen, wie sinnbefreit der Abverkauf war, und tatsächlich endete er auch noch am selben Tag:
FedEx kappt Prognose und stürzt ab. Warum das alles keine Rolle spielt
Es erfolgte eine komplette Kehrtwende und eine Rallye von etwa 20 %. Wer noch Beweise dafür gesucht hat, dass die Börse irrational ist und kurzfristige Kursbewegungen nichts mit der realen Geschäftsentwicklung zu tun haben, dürfte fündig geworden sein.
Dasselbe gilt für die Themen kurzfristiges Denken und übertriebene Kursreaktionen auf einzelne Quartalszahlen.
Bei FedEx kommt es nahezu nach jedem Quartal zu einem Kurssprung oder einem Absturz. Die Aktie ist ein Paradebeispiel dafür, dass man derartigen Kurskapriolen möglichst wenig Aufmerksamkeit schenken sollte.
Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn eine Aktie in Ihrem Portfolio mal wieder absackt. Wie das Beispiel von FedEx zeigt, kann es wenige Tage später schon wieder komplett anders aussehen.
Für einen langfristigen Investor spielt es keine Rolle, ob eine seiner Aktien heute um 10 % steigt oder fällt. Was zählt, ist nur das Endergebnis – also der Kurs in 3 oder 10 Jahren.
100 % Korrelation
Sollte FedEx beispielsweise in 5 Jahren doppelt so viel Wert sein wie heute und bei 600 USD notieren, welchen Unterschied macht es, ob die Aktie zwischenzeitlich nochmal auf 250 gefallen ist? Richtig: Keinen.
Wer in diesen Zeitebenen investiert, und dazu kann ich nur jedem raten, der muss vor allem direktional richtig liegen. Man muss nicht exakt vorhersagen können, ob FedEx in fünf Jahren 30 oder 50 USD je Aktie verdienen wird: Man muss nur mit der Einschätzung richtig liegen, dass es wesentlich mehr als heute sein wird.
Liegt man damit richtig, wird sich die Aktie entsprechend entwickeln. Langfristig liegt die Korrelation zwischen dem Unternehmensgewinn/Cashflow und dem Aktienkurs bei 100 %. Das gilt übrigens auch für unprofitable Wachstumsaktien. Bei Ihnen wird schlichtweg der in Zukunft erwartete Gewinn abdiskontiert.
Often, there is no correlation between the success of a company’s operations and the success of its stock over a few months or even a few years. In the long term, there is a 100 percent correlation between the success of the company and the success of its stock. This disparity is the key to making money; it pays to be patient, and to own successful companies. – Peter Lynch
Das hat einen Kurssprung ausgelöst
Wie wir also gesehen haben, haben einzelne Quartale eine geringe Aussagekraft und es ergibt wenig Sinn, dass die Kursreaktionen darauf teilweise der durchschnittlichen Rendite einzelner Aktien entsprechen.
Das trifft beispielsweise auch auf FedEx zu. In den zurückliegenden zehn Jahren ist die Aktie in etwa um 8 % pro Jahr gestiegen (inklusive reinvestierter Dividenden).
Nach den letzten drei Quartalen kam es jedoch jeweils zu einem Kurssprung von mehr als 9 %.
Viel mehr muss man dazu nicht sagen. Jedem normaldenkenden Menschen wird klar sein, dass das wenig Sinn ergibt.
Das gilt auch für den heutigen Kurssprung. FedEx notiert vorbörslich 9,11 % im Plus bei 301,00 USD.
Der Gewinn lag mit 4,05 USD je Aktie über den Erwartungen von 3,90 USD. Mit einem Umsatz von 22,00 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen erfüllt. Auf Jahressicht ist der Umsatz minimal niedriger und der Gewinn marginal höher. Faktisch herrscht Stagnation.
Laut FedEx schwächeln vor allem das B2B-Geschäft und die US-Industrieproduktion. Daher hat man die Gewinnerwartungen, wie auch im letzten Quartal, nochmal gesenkt. Dieses Mal von 20,00 – 21,00 auf 19,00 – 20,00 USD je Aktie.
Ist die Abspaltung der Gamechanger?
Wenn Sie sich jetzt fragen, warum die Aktie in Anbetracht dieser Neuigkeiten um 9 % steigt, bedeutet das, dass Ihr Gehirn noch normal funktioniert. Heutzutage gehören Sie damit zu einer Minderheit.
Der Kurssprung dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass FedEx Freight abgespalten und eigenständig an die Börse gebracht werden soll. Dadurch erhofft man sich einen Mehrwert für die Aktionäre.
FedEx Freight ist der größte Anbieter von Teilladungsverkehr (Less-than-Truckload / LTL) in Nordamerika und soll innerhalb der nächsten 18 Monate ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen werden.
LTL hört sich komplizierter an als es ist. Dabei werden schlichtweg kleinere Frachtsendungen von verschiedenen Kunden in einem einzigen Lkw gebündelt.
Durch die Abspaltung sollen beide Unternehmen von einer stärkeren operativen Fokussierung und maßgeschneiderten Investitionsstrategien profitieren. FedEx wird sich weiterhin auf den globalen Paketversand konzentrieren, während FedEx Freight eigenständig auf die spezifischen Anforderungen des LTL-Marktes eingehen kann.
FedEx Freight hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 9 Milliarden US-Dollar erzielt und könnte als unabhängiges Unternehmen eine höhere Bewertung erreichen. Zumindest hofft man das.
Der Plan könnte durchaus aufgehen, denn im Trucking-Sektor sind die Bewertungen im Allgemeinen höher. Da der Umsatz von FedEx Freight in den letzten vier Geschäftsjahren jedoch weitgehend stagniert hat, ist fraglich, ob die Bewertung tatsächlich so viel höher sein wird als unter einem gemeinsamen Dach.
Doch vorerst feiert man an der Börse. Morgen kann das schon wieder anders aussehen und am Ende wird der Aktienkurs nur dann nachhaltig steigen, wenn der Gewinn nachhaltig steigt. Egal ob unter einem Dach oder eigenständig.
FedEx ist vorbörslich auf 301 USD gesprungen und notiert demnach unmittelbar an dem Widerstand bei 302 USD. Nur wenn dieser Widerstand bei 203 USD überwunden werden kann, kann die Rallye in Richtung Allzeithoch fortgesetzt werden.
Darüber ergeben sich extrapolierte Kursziele bei 330 und 350 USD.
Für antizyklische Investoren wäre hingegen der Bereich zwischen 275 USD und dem Aufwärtstrend interessant.
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