Eine Gewinnwarnung mitten in der Handelszeit zu veröffentlichen, ist eher ungeschickt. Genau das hat der Verpackungsspezialist Gerresheimer am Montag aber getan. Die Folge war ein „Crash“ von 18 Prozent. Erst jetzt wird sich zeigen, ob das eine Überreaktion war oder nicht.
Wenn man plötzlich eine Aktie mitten im Handel dramatisch wegbrechen sieht, wird man als jemand, der dort positioniert wird, in eine Zwangslage gebracht. Soll man riskieren, erst einmal zu recherchieren, was der Grund für den Kurseinbruch ist und prüfen, wie man selbst die Sache einordnen würde, während der Kurs gerade wie ein defekter Fahrstuhl nach unten rauscht? Dafür lässt einem eine solche extreme Bewegung ja keine Zeit, also tun viele, was man eigentlich andersherum tun sollte: Sie handeln zuerst, bevor sie es riskieren, über die Sache nachzudenken.
Ein Paket an Zahlen und Aussagen, das um 16:21 Uhr als Ad-hoc-Meldung herauskam, brachte die Akteure bei Gerresheimer in diese unangenehme Situation. Da ist eine extreme Reaktion nicht überraschend, denn „schlecht“ waren die News allemal, das ließ sich schnell erkennen. Aber sind sie auch so schlecht, dass die Aktie jetzt weiter fallen müsste? Oder hatte diese unglückliche Situation, dass mitten im Handel eine solche nicht vorhersehbare Meldung kam, zu einer Überreaktion geführt, die jetzt eher Käufe favorisieren würde? Das ist mit Blick auf den Chart eine höchst akute Frage.
Denn dadurch ist der Kurs jetzt in eine zwischen 74 und 80 Euro liegende Unterstützungszone gerutscht, die die Handelsspanne der vergangenen Jahre quasi in zwei Hälften teilt. Und sollte Gerresheimer in die untere Hälfte rutschen, würde deren untere Begrenzung erst im Bereich 46,60/51,10 Euro warten. Also, wie könnte man das einordnen?
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Expertenmeinung: Die vorläufigen Neun-Monats-Zahlen waren eine Enttäuschung. Der Umsatz stieg nur geringfügig um 2,0 Prozent, der operative Gewinn mit 3,1 Prozent kaum mehr, die Analysten hatten da deutlich mehr erwartet. Ursache sei neben einer Überschwemmung in einem US-Werk (was man als Einmaleffekt hätte abhaken können), dass die Lagerbestände der Kunden vor allem bei Glasampullen nur langsam abnehmen. Anders formuliert: Auch Gerresheimer sieht, wie das viele Branchen derzeit erkennen müssen, eine geringere Belebung der Nachfrage als erhofft. Was jedoch die bisherige Prognose ziemlich zusammenstaucht:
Das 2024er-Umsatzwachstum sieht das Unternehmen jetzt bei 3-4 Prozent, bislang war man von 5-10 Prozent ausgegangen. Der Anstieg des Gewinns pro Aktie wird im Bereich 2-8 Prozent gesehen, bislang lag der Ausblick bei 8-12 Prozent. Und die Prognosesenkung reicht bis ins Jahr 2025 hinein, da erwartet Gerresheimer jetzt nur noch 7-10 Prozent mehr Umsatz, bis dato ging man von 10-15 Prozent aus.
Fazit: Diese Prognosesenkung ist nicht von Pappe, zumal die Aktie schon auf Basis der bisherigen Prognosen, die jetzt Makulatur sind, nicht gerade niedrig bewertet war. Dass diese Supportzone 74 zu 80 Euro fällt, ist zwar nicht zwingend, aber denkbar genug, um hier erst einmal ein paar Tage abzuwarten, ob sich eine taugliche Bodenbildung in oder über dieser Zone abzeichnet. Bleibt das aus, wäre Gerresheimer für den Moment noch zu „heiß“, um sie getrost anpacken zu können.
Quellen:
Vorläufige Neun-Monats-Zahlen 2024, Anpassung der Prognosen 2024/2025, 30.09.2024: https://www.gerresheimer.com/unternehmen/news/corporate-news/detail/gerresheimer-veroeffentlicht-vorlaeufigen-zahlen-fuer-q3-und-die-ersten-neun-monate-des-geschaeftsjahres-2024
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