Ist der Kurssprung auf neue Rekordhochs, den Goldman Sachs nach der Wahl vollzogen hat, eigentlich gerechtfertigt? Das ist zwar einerseits eine wichtige Frage. Andererseits ist aber eine klare Antwort unmöglich. Daher gibt die Charttechnik den Ton an – und die ist bullisch.
Auf Basis der Gewinne, die der Investmentbank-Riese für die vergangenen vier Quartale gemeldet hat, liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie momentan bei 17. Für eine Bankaktie ist das teuer, in den vergangenen Jahren hatte das KGV bei Goldman Sachs im Bereich 10 bis 12 gelegen. Und sie ist teuer, obwohl die Gewinnerwartungen der ersten drei Quartale dieses Jahres solide übertroffen wurden. Für die aktuelle durchschnittliche Prognose des 2025er-Gewinns käme das KGV auf 14: Immer noch teuer. Und das durchschnittliche Analysten-Kursziel? Das liegt derzeit bei 578 US-Dollar. Die Aktie hat es längst unter sich gelassen. Also, Deckel drauf und Absturzgefahr?
Das könnten wohl nicht einmal Skeptiker einfach so bejahen, denn die dafür entscheidenden Fragen sind derzeit offen. Erstens: Wird Donald Trump die Regulierung im US-Bankensektor so massiv zurückfahren, wie das viele aktuell vermuten? Zweitens: Wie groß werden die dadurch dann entstehenden Mehrgewinne bei Goldman Sachs wohl sein? Drittens: Wird das Risiko dadurch dann soweit steigen, dass diese neue Freiheit, die nach dem Fehlverhalten der Branche, das zum Platzen der US-Immobilienphase führte, stark beschnitten wurde und jetzt wieder greifbar ist, in die nächste Katastrophe führen und wenn ja: wann?
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Expertenmeinung: Niemand könnte das jetzt beantworten. Frühestens nach Amtsantritt des neuen und alten Präsidenten am 20. Januar kämen da erste Fakten. Was hieße: Bis dahin hätten die Bullen bei Goldman Sachs „carte blanche“, freie Bahn, könnten ggf. nur durch den Druck ihrer eigenen Waghalsigkeit gebremst werden, wenn zu viele Gewinne mitnehmen und die Hausse dadurch so sehr ausbremsen, dass sie kippt. Vielleicht. Aber da die aktuellen Gewinnschätzungen und Kursziele jetzt, in dieser neuen und zugleich offenen Ausgangslage allesamt Makulatur sind, könnten allein rein charttechnisch agierende Handelsprogramme die Rallye immer weiter befeuern, solange das Chartbild bullisch bleibt. Und für den Moment ist es das eben, nachdem die Aktie nach einer kurzen Konsolidierung genau da wieder Fahrt aufgenommen hat, wo sie durchstarten musste, um den kurzfristigen Trend zu bestätigen.
Der Chart zeigt, worum es da ging: Die Goldman-Aktie hatte die obere Begrenzungslinie des im Herbst 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals am Tag nach der US-Wahl mit einem 40-Dollar-Gap (!) zum Handelsstart direkt übersprungen, konsolidierte dann über der Linie seitwärts und zog am Donnerstag genau dort wieder an. Damit ist der Ausbruch erst einmal bestätigt und der Weg nach oben grundsätzlich frei … nicht zuletzt wegen der offenen Frage, ab wann die Aktie bei diesen neuen Rahmenbedingungen denn „teuer“ wäre. Aber damit wird das obere Ende des Gaps bei 567 US-Dollar zusammen mit der oberen Trendkanal-Linie bei derzeit bei 577 US-Dollar zur Achillesferse der Bullen: Diese Supportzone muss halten, sonst kann die Sache kippen. Denn ohne klare Fakten hätte auch der Zweifel freie Bahn sich auszubreiten, wenn das Chartbild erst einmal „zweifelhaft“ aussieht. Und Obacht, die Nominierung des neuen Finanzministers, die in allernächster Zeit kommen dürfte, kann da zum Zünglein an der Waage werden
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