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Es liest sich beeindruckend: Die Reederei Hapag Lloyd hat am Dienstagabend die EBITDA-Prognose für 2024 von 2,0 – 3,0 auf 3,2 – 4,2 Milliarden Euro angehoben. Prozentual ist das immens. Aber die Reaktion der Aktie zeigt: Ein „Game-Changer“ schien das nicht zu sein.
Wenn das untere Ende der Bandbreite, mit der das Unternehmen in Sachen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) rechnet, mal eben um 60 Prozent nach oben genommen wird, könnte man meinen, dass die Aktie daraufhin durch die Decke geht. Gut, gestiegen ist sie ja auch. Aber die Decke, die liegt weit höher und ist mehr Deckel als Decke. Warum fiel die Begeisterung so schmalspurig aus?
Weil diese neue Prognose im Vergleich zu den vorherigen Jahren immer noch mager ist. Denn 2023 erreichte Hapag Lloyd ein EBITDA von 4,5 Milliarden Euro. Und auch das war bereits eine ernüchternde Rückkehr zur Normalität im Vergleich zu 2022, als die Lieferengpässe die Frachtraten und mit ihnen die Gewinne der Reedereien durch die Decke getragen hatten. 2022 lag dieses EBITDA bei sagenhaften 20,47 Milliarden.
Hinzu kam, dass diese Prognose-Anpassung im Zuge von vorläufigen Ergebnissen zum ersten Halbjahr erfolgte, die den Abstieg von dieser Ausnahmesituation der Vorjahre noch unterstrichen. So erzielte man in den ersten sechs Monaten zwar ein EBITDA von stattlich wirkenden 1,8 Milliarden Euro, im Vergleichszeitraum 2023 lag es aber bei 3,5 Milliarden. Beim EBIT, also nur vor Zinsen und Steuern, wurde die Entwicklung noch deutlicher: 0,8 Milliarden jetzt, 2,6 Milliarden 2023. Also zu wenig für eine nachhaltige Aufwärtswende der Aktie?
Expertenmeinung: 2019, im Jahr vor Beginn der Verzerrungen durch Corona, Lieferengpässe und Inflation, bewegte sich die Aktie von Hapag Lloyd in einer Spanne zwischen 20 und 80 Euro. Der Gewinn pro Aktie lag damals zwar mit 2,06 Euro noch ein gutes Stück tiefer als der, den man jetzt für 2024 erwartet, aber:
Schwächere Frachtraten und brach liegende Transportkapazitäten, das also, was man zuletzt nicht nur befürchtet, sondern auch gesehen hat, das könnte sich als Problem jederzeit wieder verschärfen, das Umfeld dafür wäre da. Eine Phase stärkeren und vor allem nachhaltigen Wachstums, die höhere Kurs/Gewinn-Verhältnisse für Reederei-Aktien unterfüttern würde, ist derzeit hingegen fraglich, daher ist es nachvollziehbar, dass sich die positive Reaktion auf diese neue Prognose in Grenzen hielt.
![Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 10.07.2024, Kurs 161,80 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 10.07.2024, Kurs 161,80 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.at/app/uploads/2024/07/20240711-hapag-lloyd-aktie-chart-jahresprognose-angehoben.jpg)
Aus rein charttechnischer Sicht hat die Aktie durch das gestrige Plus zwar über der 200-Tage-Linie nach oben gedreht. Aber bevor der Kurs nicht durch die Widerstandszone 176,50 zu 184,10 Euro kommt, an der die Aktie in diesem Jahr schon dreimal scheiterte, ist das noch nicht viel wert. Und selbst dann müsste in Sachen positives Umfeld für die Reedereien mehr kommen als die prozentual stattliche, faktisch aber nicht entscheidende Prognoseanhebung des Dienstags, bevor ein solches, rein charttechnisch bullisches Signal von Schlusskursen über 184,10 Euro auch einen tauglichen Rückhalt seitens der Rahmenbedingungen hätte.
Quellenangaben: Vorläufiges Ergebnis, 1. Halbjahr 2024 und Prognoseanpassung, 09.07.2024: https://www.eqs-news.com/de/company/hapag-lloyd-ag/news/5bd2d0b8-ea7c-11e8-902f-2c44fd856d8c
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