Hapag-Lloyd Aktie Prognose Hapag Lloyd: … und das muss noch nicht alles gewesen sein

News: Aktuelle Analyse der Hapag-Lloyd Aktie

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Hapag-Lloyd
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Zur Hapag-Lloyd Aktie

Ein Minus von 16 Prozent bei der Aktie der deutschen Reederei Hapag Lloyd am Freitag dürfte diejenigen, die gerne gegen den Trend traden, daran erinnert haben, dass man damit immer auf dünnem Eis tanzt. Und ein „Ausrutscher“ war dieser Abverkauf eher nicht.

Wieso bricht die Aktie einer Reederei mit dominantem Frachtanteil ein, weil die Hafenarbeiter an der US-Ostküste einen Streik beenden? Weil die Aktien der Reedereien, nicht nur die der Hapag Lloyd, im Vorfeld wegen der Erwartung eines längeren Streiks deutlich zugelegt hatten. Und jetzt ist der früher als gedacht beendet, vorerst. Um zwei Ecken gedacht ergibt das Sinn:

Können Güter an der US-Ostküste nicht abgefertigt werden, müssen entweder andere, längere Seewege gewählt werden oder die Waren bleiben dort auf den Schiffen hängen. Das blockiert Frachtraum, damit steigen die Frachtraten, zugleich kommen Ausweichrouten teurer, auch das zieht die Frachtraten, sprich die Preise, die für Fracht bezahlt werden, nach oben … und das ist immer gut für die Gewinnmargen der Reeder. Aber:

Auf der anderen Seite ergab die vorherige Rallye, die am 10. September bei 129 Euro begann und die Hapag Lloyd-Aktie bis zum Donnerstagabend auf 166,80 Euro trug, von wo aus sie dann durch die Nachricht des Streikes abrupt wegbrach, allein auf dieser Basis dann doch wenig Sinn. Denn hier geht es um ein vorübergehendes Ereignis, das die grundsätzliche Gemengelage in Sachen Umsatz und Gewinn nicht nahhaltig hätte verändern können. Auch nicht, wenn der Streik ein paar Wochen gedauert hätte.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Hapag-Lloyd Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Denn das Problem der Reedereien ist, dass sie im Zuge der Materialengpässe der Jahre 2021/2022 Transportkapazitäten aufgebaut haben, die jetzt in einem wirtschaftlich gedämpften Umfeld mit magerem Konsumwachstum in Europa und China zum Teil nicht benötigt werden, deren Unterhalt aber Geld kostet. Zugleich haben sich die Frachtraten seit ihrem Zwischentief Anfang des Jahres erheblich erholt, aber eine echte, die Gewinne massiv befeuernde Belebung auf alte Levels ist das aber nicht.

Zwar hatte Hapag Lloyd seine Prognose für den operativen Gewinn auf EBITDA-Basis Anfang Juli wegen der erholten Frachtraten deutlich angehoben, sieht operativ jetzt für 2024 einen Gewinn zwischen 3,2 und 4,2 Milliarden Euro, zuvor lag man bei 2,0 bis 3,0 Milliarden. Aber 2023 kam man auf 4,5 Milliarden, 2022 auf sagenhafte 19,4 Milliarden! Da ist also weiter „Wasser und Brot“ angesagt, denn kurzfristig finden sich kaum Aspekte, die für eine wirklich bedeutsame Belebung der Frachtschifffahrt sprechen würden … die Risiken auf der Unterseite aber bleiben.

Daher ist es nicht überraschend, dass der laufende Abwärtstrend der Aktie nicht bezwungen wurde … und eben diese Existenz des Abwärtstrends dürfte den Abschlag des Freitags zusätzlich intensiviert haben. Denn in einem derart stabilen Trend agieren die meisten, aktiven Trader eben in Trendrichtung, sprich die Leerverkäufer dürften auf ein solches, frisches Argument zur Wiederaufnahme des Trends nur gewartet haben und machten mit denen, die da unterhalb der Abwärtstrendlinie versuchten, auf Hausse zu setzen, kurzen Prozess.

Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 04.10.2024, Kurs 138,70 Euro, Kürzel: HLAG | Online Broker LYNX
Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 04.10.2024, Kurs 138,70 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS

Die Hapag Lloyd-Aktie müsste die massive Widerstandszone 173 zu 191 Euro klar überwinden, um ein echtes, bullisches Signal zu senden. Jetzt dürfte es erst einmal um dieses September-Zwischentief bei 129 Euro gehen. Fällt es, käme umgehend die Supportzone 103/113 Euro ins Blickfeld. Hier innerhalb des Abwärtstrends Long zu sein, bleibt für Trader vorerst hartes Brot.

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Vorherige Analysen der Hapag-Lloyd Aktie

Die Halbjahreszahlen der Reederei Hapag Lloyd, die gestern vorgelegt wurden, waren keine Überraschung, bereits am 9.7. waren Vorab-Zahlen nebst Anhebung der 2024er-Prognose gekommen. Wichtig ist, was nach dem 9.7. passiert ist. Und das kann nur den Bären gefallen.

Zum ersten Halbjahr lässt sich die Lage schnell zusammenfassen: Es ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar mit Umsatz (9,51 Mrd. US-Dollar nach 10,84 Mrd.), operativem Gewinn (1,96 Mrd. US-Dollar nach 3,77 Mrd.) und Nettoergebnis (0,791 Mrd. US-Dollar nach 3,13 Mrd.) markant abwärts, aber man stand damit besser da als befürchtet.

(Dass die deutsche Reederei Hapag Lloyd ihre Zahlen primär in US-Dollar berichtet, ist deren internationaler Ausrichtung geschuldet, man kann das natürlich umrechnen, muss es aber nicht …)

Dementsprechend hatte die Reederei am 9. Juli, als man bereits vorläufige Ergebnisse zum Halbjahr vorlegte, auch die Gesamtjahresprognose angehoben, und das richtig kräftig. Statt des bis dahin geltenden Ausblicks für den operativen Gewinn auf EBITDA-Basis zwischen 2,2 und 3,3 Milliarden US-Dollar sah man da nunmehr 3,5 bis 4,6 Milliarden, d.h. selbst das untere Ende der neuen Zielspanne liegt über dem oberen Ende der alten. Auf EBIT-Basis (vor Zinsen und Steuern) ging es mit der Prognose von vorher 0,0 bis 1,1 Milliarden auf 1,3 bis 2,4 Milliarden US-Dollar nach oben. Und genau jetzt wäre der Moment, wo man im Chart nach dem gewaltigen Kurssprung suchen würde, den das ausgelöst hat – und ihn nicht finden würde.

Die Hapag Lloyd-Aktie machte zwar aufgrund der Prognoseanhebung am Folgetag einen kleinen Sprung nach oben, der war aber bereits drei Tage später komplett abverkauft. Seither läuft die Aktie seitwärts, wobei ins Auge sticht, dass die 200-Tage-Linie die entscheidende Unterstützung bildet. Auch ein zweiter Versuch, sich nach oben abzusetzen, wurde Ende Juli vereitelt, auf die gestrigen, offiziellen Zahlen reagierte die Aktie sogar mit einem Minus von 4,39 Prozent. Aber ist das nicht absurd – Prognose deutlich rauf und die Aktie reagiert nicht?

Expertenmeinung: Grundsätzlich schon, in diesem Fall aber ist es deshalb nachvollziehbar, weil das derzeitige Kursniveau selbst mit den höheren Gewinnerwartungen ambitioniert ist. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die durchschnittliche Gewinnschätzung der Analysten für 2024 liegt bei 22. Und das wäre nur dann akzeptabel, wenn man davon ausgehen könnte, dass der Gewinn pro Aktie in den kommenden zwei, drei Jahren steigt, zumindest in einer Spanne von um die zehn Prozent jährlich. Aber das Gegenteil ist der Fall, denn für 2025 erwarten die Analysten einen erneuten Rückgang des Gewinns.

Denn auch, wenn Hapag Lloyd im Zuge der Halbjahreszahlen von einer anziehenden Nachfrage schreibt, die Super-Gewinne der letzten Jahre basierten auf der Kombination aus Corona-Nachholbedarf, Material- und Logistikengpässen und den daraus resultierenden, irrwitzig hohen Gewinnmargen im Container-Schiffsverkehr. Jetzt ist eben wieder „Brot und Butter“ angesagt … und da der Logistikbereich insgesamt von einer schwierigen Situation spricht, wäre die aktuelle Prognose von in den kommenden Jahren erst einmal weiter fallenden Gewinnen nachvollziehbar und die Aktie daher auch jetzt, nach dem massiven Abstieg zwischen Frühjahr 2022 und Ende 2023, grundsätzlich noch zu hoch bewertet.

Daher wäre es keine allzu große Überraschung, wenn diese zuletzt im „Dauertest“ befindliche 200-Tage-Linie bei 146 Euro und mit ihr die beiden letzten Zwischentiefs brechen würden. Auch, wenn die Aktie mit ihrer Seitwärtsbewegung momentan nicht so aussieht, muss man sie daher grundsätzlich als „fallendes Messer“ einordnen, in das hinein zugreifen riskant wäre, ob über oder unter dieser 200-Tage-Linie.

Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 14.08.2024, Kurs 152,50 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Halbjahresergebnis 1. Halbjahr 2024, 14.08.2024:
https://www.hapag-lloyd.com/de/company/press/releases/2024/08/Hapag-Lloyd-with-strong-first-half-of-2024.html

Es liest sich beeindruckend: Die Reederei Hapag Lloyd hat am Dienstagabend die EBITDA-Prognose für 2024 von 2,0 – 3,0 auf 3,2 – 4,2 Milliarden Euro angehoben. Prozentual ist das immens. Aber die Reaktion der Aktie zeigt: Ein „Game-Changer“ schien das nicht zu sein.

Wenn das untere Ende der Bandbreite, mit der das Unternehmen in Sachen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) rechnet, mal eben um 60 Prozent nach oben genommen wird, könnte man meinen, dass die Aktie daraufhin durch die Decke geht. Gut, gestiegen ist sie ja auch. Aber die Decke, die liegt weit höher und ist mehr Deckel als Decke. Warum fiel die Begeisterung so schmalspurig aus?

Weil diese neue Prognose im Vergleich zu den vorherigen Jahren immer noch mager ist. Denn 2023 erreichte Hapag Lloyd ein EBITDA von 4,5 Milliarden Euro. Und auch das war bereits eine ernüchternde Rückkehr zur Normalität im Vergleich zu 2022, als die Lieferengpässe die Frachtraten und mit ihnen die Gewinne der Reedereien durch die Decke getragen hatten. 2022 lag dieses EBITDA bei sagenhaften 20,47 Milliarden.

Hinzu kam, dass diese Prognose-Anpassung im Zuge von vorläufigen Ergebnissen zum ersten Halbjahr erfolgte, die den Abstieg von dieser Ausnahmesituation der Vorjahre noch unterstrichen. So erzielte man in den ersten sechs Monaten zwar ein EBITDA von stattlich wirkenden 1,8 Milliarden Euro, im Vergleichszeitraum 2023 lag es aber bei 3,5 Milliarden. Beim EBIT, also nur vor Zinsen und Steuern, wurde die Entwicklung noch deutlicher: 0,8 Milliarden jetzt, 2,6 Milliarden 2023. Also zu wenig für eine nachhaltige Aufwärtswende der Aktie?

Expertenmeinung: 2019, im Jahr vor Beginn der Verzerrungen durch Corona, Lieferengpässe und Inflation, bewegte sich die Aktie von Hapag Lloyd in einer Spanne zwischen 20 und 80 Euro. Der Gewinn pro Aktie lag damals zwar mit 2,06 Euro noch ein gutes Stück tiefer als der, den man jetzt für 2024 erwartet, aber:

Schwächere Frachtraten und brach liegende Transportkapazitäten, das also, was man zuletzt nicht nur befürchtet, sondern auch gesehen hat, das könnte sich als Problem jederzeit wieder verschärfen, das Umfeld dafür wäre da. Eine Phase stärkeren und vor allem nachhaltigen Wachstums, die höhere Kurs/Gewinn-Verhältnisse für Reederei-Aktien unterfüttern würde, ist derzeit hingegen fraglich, daher ist es nachvollziehbar, dass sich die positive Reaktion auf diese neue Prognose in Grenzen hielt.

Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 10.07.2024, Kurs 161,80 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 10.07.2024, Kurs 161,80 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS

Aus rein charttechnischer Sicht hat die Aktie durch das gestrige Plus zwar über der 200-Tage-Linie nach oben gedreht. Aber bevor der Kurs nicht durch die Widerstandszone 176,50 zu 184,10 Euro kommt, an der die Aktie in diesem Jahr schon dreimal scheiterte, ist das noch nicht viel wert. Und selbst dann müsste in Sachen positives Umfeld für die Reedereien mehr kommen als die prozentual stattliche, faktisch aber nicht entscheidende Prognoseanhebung des Dienstags, bevor ein solches, rein charttechnisch bullisches Signal von Schlusskursen über 184,10 Euro auch einen tauglichen Rückhalt seitens der Rahmenbedingungen hätte.

Quellenangaben: Vorläufiges Ergebnis, 1. Halbjahr 2024 und Prognoseanpassung, 09.07.2024: https://www.eqs-news.com/de/company/hapag-lloyd-ag/news/5bd2d0b8-ea7c-11e8-902f-2c44fd856d8c

Die gestern von der Reederei Hapag Lloyd vorgelegte 2023er-Bilanz war ernüchternd, der Ausblick noch weitaus mehr. Da wunderte man sich, dass sich die Aktie anfangs recht wacker halten konnte. Aber lange ging das nicht gut, am Ende kam der Selloff doch noch. Und jetzt?

Stundenlang hielt sich die Aktie mit einem eher kleinen Minus. Doch am frühen Nachmittag begann der Druck anzuschwellen … und ab 15 Uhr brachen die Deiche dann. Am Ende stand bei Hapag Lloyd ein dickes Minus von 15,41 Prozent zu Buche. Waren die Bilanzdaten und der Ausblick so schlecht, dass der Abschlag so drastisch ausfallen musste?

Hapag Lloyd Aktie: Tages-Chart vom 14.03.2024, Kurs 113,60 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hapag Lloyd Aktie: Tageschart vom 14.03.2024, Kurs 113,60 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS

Wenngleich das alles nicht unerwartet kam, kann man das doch bejahen. Der Umsatz halbierte sich im Jahr 2023 zum Vorjahr fast, was aber nicht an der Menge der transportierten Güter lag, die blieb gegenüber 2022 fast unverändert. Es waren die eingebrochenen Frachtraten, d.h. die Preise für den Transport, die dazu führten, dass sich die Einnahmen knapp halbierten und der Gewinn noch deutlicher unter Druck geriet: Das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) fiel von 19,42 auf 4,46 Milliarden, das EBIT von 17,52 auf 2,53 Milliarden.

Diese Frachtraten waren durch das Zusammentreffen von Materialengpässen und einer nach der Corona-Phase schlagartig gestiegenen Nachfrage schon 2021 stark gestiegen, 2022 fast explodiert … und mit der Normalisierung der Lage wieder deutlich gefallen. Was bedeutete, dass auch der Höhenflug der Hapag Lloyd-Aktie ein Ende fand. Jetzt ist man wieder zurück auf dem „Brot-und-Butter“-Niveau. Und das schlug sich auch im Ausblick auf das laufende Jahr nieder. Und auf den kam es gestern an, denn die Anleger kannten die 2023er-Ergebnisse bereits durch Vorab-Zahlen, die Prognose aber nicht.

Expertenmeinung: Und sie stieß, wie der Einbruch der Aktie unmissverständlich klar macht, nicht auf Gegenliebe. Hapag Lloyd rechnet mit einem EBITDA zwischen 1,0 und 3,0 Milliarden Euro und mit einem EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) zwischen -1,0 und +1,0 Milliarden. Die Mitte der beiden Spannen lag jeweils unter den Erwartungen der Analysten und offenbar auch unter denen der Marktteilnehmer.

Da die Analysten grundsätzlich aber auch vorher schon einen deutlich weiter nachgebenden Gewinn prognostiziert hatten und diesen 2025 noch weiter abrutschen sehen, war es mit Blick auf das Chartbild eher überraschend, dass sich die Aktie im Vorfeld so lange in einer engen Seitwärtsbewegung hatte halten können.

Hapag Lloyd Aktie: Wochen-Chart vom 14.03.2024, Kurs 113,60 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hapag Lloyd Aktie: Wochenchart vom 14.03.2024, Kurs 113,60 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS

Denn schon auf Basis der bislang im Schnitt etwas höher als jetzt kommuniziert liegenden 2024er-Prognose wäre die Aktie von der Bewertung her eher teuer gewesen, mit Blick auf die 2025er-Analystenschätzung sogar überbewertet. Und das gilt auch jetzt, nach dem kräftigen Minus noch.

Da hilft ein Vergleich zu den Jahren vor Corona. Damals pendelte die Aktie über Jahre hinweg in einer Range zwischen 20 und 40 Euro … daher sollte man jetzt, da der Deich gebrochen ist, nicht darauf wetten, dass die dadurch in unmittelbare Reichweite gelangte Supportzone 103,40 zu 107,90 Euro halten wird.

Quellenangaben: Pressemeldung zum Ergebnis 2023, 14.03.2024:
https://www.hapag-lloyd.com/content/dam/website/downloads/ir/HLAG_Press_release_FY_2023_DE.pdf

Marktenge Aktien sind naturgemäß hochvolatil. Das zieht Trader zwar an, aber Aktien wie die der Reederei Hapag Lloyd sind dadurch eben ein riskanteres Asset. Vor allem, wenn das Umfeld für eine Erholung der Unternehmensgewinne negativ ist. Und in diesem Fall ist das so.

Hapag Lloyd legte am Dienstagmorgen vorläufige, noch ungeprüfte Ergebnisse für das Jahr 2023 vor. Und die waren nicht nur so unerfreulich wie seitens der Analysten vermutet, sondern noch unerfreulicher. Wobei das Problem durchaus nicht in der beförderten Warenmenge lag:

Das Frachtvolumen lag etwa 0,5 Prozent höher als 2022, aber die Frachtraten, d.h. die Preise für die Beförderung, brachen massiv ein, konkret um beinahe 50 Prozent, zugleich stiegen die Kosten. Dadurch fiel der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) dramatisch von 17,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf nur noch 2,5 Milliarden, im vierten Quartal lag das EBIT sogar mit -0,2 Milliarden Euro im negativen Bereich. Dass die Aktie auf dieses Zahlenwerk negativ reagierte, überrascht nicht, obgleich schwache Zahlen grundsätzlich zu erwarten waren und erwartet wurden, denn:

Expertenmeinung: Die Jahre 2021 und 2022 waren absolute Ausnahmejahre mit wegen der Lieferengpässe und der Inflation explodierten Frachtraten, die Hapag Lloyd die Milliarden nur so in die Kasse spülten. Dass das vorbei ist und auch nicht wiederkehrt, war klar. Nicht klar war aber, wie weit der Gewinn zurückfallen würde. Während die Reederei 2022 knapp 97 Euro pro Aktie als Gewinn verbuchte, waren es 2019 gerade einmal 2,06 Euro gewesen …. Und in den Jahren davor lag er um die 20 Cent pro Aktie. Momentan schätzen die Analysten, dass Hapag Lloyd 2024 in etwa fünf Euro pro Aktie erreichen könnte, der Gewinn 2025 dann in Richtung 2,30 Euro rutscht. Käme es so, wäre die Aktie trotz ihres immensen Abstiegs noch teuer bewertet. Also suchten die Bullen nach einem Strohhalm. Und diejenigen, die die Aktie seit Mitte Dezember scharf nach oben getrieben hatten, meinen den in den Angriffen der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe gefunden zu haben, aber:

Zwar sind dadurch die Frachtraten wieder deutlich gestiegen, aber dem entgegen steht eine längere Fahrtzeit, um das Rote Meer zu umgehen, so dass das Frachtvolumen insgesamt sinkt, wie Hapag Lloyd im Rahmen der gestern vorgelegten Ergebnisse schreibt. Hinzu kommt, dass diese Gemengelage nicht auf Dauer gegeben sein wird. Damit wurden diese Zahlen nebst Kommentierung zu einem negativen Ereignis … und trafen auf eine Aktie, deren Hoffnungsrallye ohnehin schon zum Erliegen gekommen war.

Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 30.01.2024, Kurs 139,70 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 30.01.2024, Kurs 139,70 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS

Wir sehen im Chart, dass die Rallye in der auf das zweite und dritte Quartal 2023 zurückgehenden Widerstandszone 176/180 Euro hängengeblieben war, die zusammen mit der da noch etwas über der Zone verlaufenden 200-Tage-Linie eine entscheidende Hürde bildete, die nicht genommen wurde. Zwar konsolidierte der Kurs dort nach zwei sehr schwachen Tagen erst einmal seitwärts, hat aber als Folge dieser 2023er-Zahlen wieder Fahrt nach unten aufgenommen. Hier dürfte für die Bullen über kurze Impulse hinaus erst einmal nichts zu holen sein.

Quellenangaben: Vorläufiges Jahresergebnis 2023, 30.01.2024:
https://www.hapag-lloyd.com/de/company/ir.iry-2024.irid-2694473.html

Es war zwar zu erwarten, aber die Neun-Monats-Ergebnisse der Reederei Hapag Lloyd wirkten dennoch ernüchternd. Die Super-Dividende ist Geschichte, die Top-Gewinne auch, die Analysten senken den Daumen. Aber heißt es nicht: „Kaufe, wenn sonst keiner kaufen mag“?

Als die deutsche Reederei Hapag Lloyd Anfang des Jahres ankündigte, für das Rekordjahr 2022 im Mai eine extrem hohe Dividende von 63 Euro pro Aktie auszuschütten, erwachte die Aktie noch einmal zum Leben. Aber wie zu befürchten war, wurde das Papier schon in diese „Dividenden-Rallye“ hinein verkauft. Und nachdem diese Ausschüttung vollzogen war, ging es weiter mit dem Abstieg. Ein Abstieg, der keineswegs bereits vorbei sein muss.

In den ersten drei Quartalen 2023 lag zwar das Frachtvolumen der Reederei gegenüber dem Vorjahreszeitraum nahezu unverändert, aber die Frachtraten, d. h. der Preis für den Transport, war dramatisch gefallen. Im dritten Quartal 2022 hatte diese Frachtrate für einen 20 Fuß-Container noch bei 3.106 US-Dollar gelegen, im dritten Quartal 2023 fiel sie auf 1.312 US-Dollar. Das hatte natürlich immense Konsequenzen für die Gewinnmarge und den Gewinn.

Die Marge hatte im Vorjahreszeitraum, basierend auf den 2022 in vielen Bereichen massiv gestiegenen Nachfrage, vor Steuern und Zinsen noch bei 53 Prozent gelegen, in den ersten neun Monaten 2023 fiel sie auf 20 Prozent. Und dass diese EBIT-Marge im dritten Quartal alleine nur noch bei 5,0 Prozent lag, machte klar: Im Jahresverlauf kam es da bisher noch nicht zu einer Stabilisierung. Entsprechend trüb stellte sich das EBIT an sich, also der Gewinn vor Steuern und Zinsen, dar: 293 Millionen US-Dollar waren es im dritten Quartal 2023, gegenüber 5,2 Milliarden im Vorjahreszeitraum.

Da stellt sich die Frage: Ist die Aktie möglicherweise trotz ihres gewaltigen Abstiegs vom im Mai 2022 bei 474,60 Euro markierten Rekordhoch immer noch zu teuer?

Expertenmeinung: Wenn man die Analysten fragt, lautet die Antwort ziemlich einhellig „Ja“. Zwar ist die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis mit aktuell 7 auf Basis der durchschnittlichen 2023er-Gewinnschätzung im langfristigen Bild eher niedrig. Aber wenn die Experten Recht behalten, wird der Druck auf die Marge weitergehen, auch wegen der im Zuge der Rekord-Frachtraten hochgefahrenen Transportkapazität, die jetzt zunehmend brach liegt und nur Geld kostet, statt welches einzubringen. Für 2024 vermuten viele Analysten, dass der Gewinn erneut um 80, eventuell sogar bis zu 90 Prozent zurückgeht. Und dann wäre die Aktie auch jetzt noch schlicht „teuer“.

Das schlägt sich auch in den Einschätzungen und Kurszielen nieder. Selten wird man eine Aktie finden, bei der sich der Schnitt der Einschätzungen im Bereich „Verkaufen“ wiederfindet – hier ist das der Fall. Es findet sich keine einzige „Kaufen“-Einstufung, nur zweimal „Halten“ und fünfmal „Verkaufen“. Dabei liegt das durchschnittliche Kursziel zwar mit 121 Euro im Bereich des derzeitigen Aktienkurses, aber der Schnitt wird nur durch ein Kursziel von 200 Euro hoch gehalten, das aber mit Datum vom Juni das mit Abstand älteste von allen ist. Und die Charttechnik?

Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 27.11.2023, Kurs 118,60 Euro, Kürzel: HLAG | Online Broker LYNX
Hapag Lloyd Aktie: Chart vom 27.11.2023, Kurs 118,60 Euro, Kürzel: HLAG | Quelle: TWS

Die sieht auch nicht wirklich besser aus. Hier sehen wir, dass die Aktie derzeit versucht, einen Boden auszubilden, aber unterhalb des bisherigen Jahres-Verlaufstiefs, das am 8. November bei 107,90 Euro ausgebildet wurde, wäre nach unten keine Unterstützung von Bedeutung zu finden. Eine Gegenbewegung wäre daher angesichts des auf Wochenbasis markttechnisch überverkauften Levels zwar denkbar. Aber erst, wenn die Hapag Lloyd-Aktie die Widerstandszone 159,50 zu 167,60 Euro zurückerobern würde, wäre hier ein bullisches Signal gegeben. Und dass es dazu in nächster Zeit kommt wäre, angesichts der Erwartung, dass der Unternehmensgewinn in den kommenden Jahren auf den niedrigen Level der Prä-Corona-Jahre zurückfallen wird, eher überraschend!

Quellen:
Neun-Monats-Ergebnis 2023, 09.11.2023: https://www.hapag-lloyd.com/content/dam/website/downloads/ir/HLAG_Press_release_9M_2023_DE.pdf
Kursziele Analysten: https://www.finanzen.net/kursziele/hapag-lloyd