Ein Minus von gut zehn Prozent, das ist bei einer Aktie wie Henkel eine Seltenheit. Dass es zustande kam, nachdem das Unternehmen 2024er-Ergebnis nebst 2025er-Ausblick vorgelegt hatte, macht klar: Letzterer konnte nicht gefallen. Aber man sollte die Aktie im Auge behalten.
2024 war gut gelaufen, die selbst gesteckten Ziele hat das Unternehmen erreicht. Der Umsatz konnte organisch um 2,6 Prozent zulegen, weniger als die 4,2 Prozent im Jahr 2023, aber immerhin im Rahmen dessen, was zu erwarten war. Die Restrukturierung im Bereich Consumer Brands zeitigte Erfolge: Die EBIT-Marge des Gesamtunternehmens stieg 2024 von 11,9 auf 14,3 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte dadurch zum Umsatz überproportional um 20,9 Prozent zu. Das war nichts, das die Anleger hätte irritieren können.
Beim Ausblick sah das schon anders aus. Hier avisierte Henkel ein organisches Umsatzwachstum zwischen 1,5 und 3,5 Prozent, eine EBIT-Marge zwischen 14,0 und 15,5 Prozent und einen Anstieg des Gewinns pro Aktie im einstelligen Prozentbereich. Das hat offenbar einige bewogen, die Aktie wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen … mit entsprechenden Folgen für das Chartbild:

Die Aktie, die wenige Tage zuvor eine seit Mai 2024 bremsende Widerstandszone überwunden hatte, fiel nicht nur durch diese hindurch, sondern auch durch die Supportzone nebst 200-Tage-Linie bei 81,56/82,12 Euro, wodurch auch diese schlagartig von einer Unterstützung zum Widerstand wurde. Das nächste charttechnische Kursziel wäre jetzt die Auffangzone im Bereich 76,10/76,34 Euro. Indes könnte man sich fragen …
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Expertenmeinung: … warum dieser Abverkauf dermaßen drastisch ausfiel. Denn so wirklich dramatisch unter den bisherigen Prognosen kam Henkels 2025er-Prognose nicht daher. Und wenn man sich die daraufhin neu vergebenen Kursziele der Analysten ansieht, ist da zwar von 78 Euro mit der Einstufung „Verkaufen“ bis 105 Euro mit dem Rating „Kaufen“ für jeden etwas dabei. Aber diese 78 Euro von Goldman Sachs sind zugleich auch das niedrigste Kursziel von allen. Und diesen Kurslevel hat die Vorzugsaktie am Dienstag zudem bereits erreicht.
Hinzu kommt, dass die Henkel-Aktie nicht gerade überbewertet wäre. Derzeit könnte man das 2025er-Kurs/Gewinn-Verhältnis um die 16 einordnen, das ist keineswegs teuer. Nun hat der Vorstand zwar im Rahmen der Bilanz von einem langsamen Jahresstart auf Basis wirtschaftlicher Unsicherheit und schwacher Konsumneigung geschrieben. Und natürlich würde Henkel eher nicht von einem Infrastrukturpaket der kommenden Bundesregierung profitieren. Nur hatte das alles die Trader ja bis zum Tag vor der Bilanz auch nicht gestört. Und dieser genannte langsame Start ins Jahr soll, wenn Henkel recht behält, in der zweiten Jahreshälfte von mehr Dynamik abgelöst werden. Alles irgendwie kein Argument für ein Minus von über zehn Prozent.
Und wenn man sich den Chart ansieht, könnte die Dimension dieses Abverkaufs durchaus „aus Versehen“ so groß ausgefallen sein. Abgaben als Reaktion auf den etwas mageren Ausblick könnten auf zu wenig Kaufneigung getroffen sein, die Aktie hätte allemal trotzdem mit einer nur moderaten Abwärts-Kurslücke aufmachen können. Aber wenn die vorbörslichen Taxierungen schwach ausfielen und potenzielle Käufer ihre Orders zurückzogen, kann das gereicht haben, um vorbörsliche Kurse unter dieser kurz zuvor unterbotenen Chartzone im Bereich 84,60/85,74 zu zeigen. Das hat Stop-Loss-Verkäufe von denen ausgelöst, die ihre Stopps nach dem Ausbruch nach oben sinnvollerweise eng unter diesen Bereich angehoben hatten. Dadurch entstand noch mehr Verkaufsdruck, der ausreichte, um die Vorzugsaktie gleich zum ersten Kurs an und dann in Windeseile auch unter diese Kreuzunterstützung aus 200-Tage-Linie und der unteren Begrenzung der zwischen Dezember und Februar gelaufenen Seitwärtsbewegung zu drücken. Was erneute Stop-Loss-Verkäufe auslöste, die den Kurs noch schneller und weiter nach unten führten. Denn wer so etwas sieht, studiert nicht in aller Ruhe die Bilanz, sondern zieht Kauforders schnell zurück bzw. überlegt sich nicht den Einstieg. Jedenfalls nicht mitten in einem immens hektischen Handel am Gesamtmarkt. So könnte es durchaus gelaufen sein.
Wer aber nach Handelsende ein wenig Muße hatte, könnte Ausblick und Kursreaktion miteinander vergleichen, eine wie vorstehend beschrieben entstandene Verkaufslawine als Ursache sehen und sich überlegen, dass, wenn der Gesamtmarkt weiter wankt oder gar kippt, eine jetzt wieder deutlich günstigere Henkel-Aktie womöglich eine interessante, defensive Alternative wäre. Zwar wäre es riskant, hier die Hand aufzuhalten, bevor der Kurs nicht wenigstens wieder eindeutig über der Zone 81,56/82,12 Euro schließt. Aber das wäre denkbar genug, um die Aktie im Auge zu behalten.
Quellen:
Ergebnis 2024, Ausblick 2025, 11.03.2025: https://www.henkel.de/presse-und-medien/presseinformationen-und-pressemappen/2025-03-11-sehr-gute-geschaeftsergebnisse-2024-belegen-erfolgreiche-umsetzung-der-ganzheitlichen-wachstumsagenda-2044252
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