Hermes Aktie Prognose Hermès: Jetzt wäre wieder mehr Luft nach oben als nach unten

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Der Spruch, dass sich Luxus auch in schwierigen Zeiten gut verkauft, hat sich in den letzten Jahren wieder als richtig erwiesen. Aber zuletzt stockte das Wachstum dann doch … außer bei Branchenprimus Hermès. Dennoch kam die Aktie zuletzt zurück – könnte sie jetzt drehen?

Kering hat Probleme und verspürt Umsatz- und Gewinndruck. Bei LVMH erwarten die Analysten immerhin einen Gewinn auf Vorjahresniveau. Aber bei Hermès, dem dritten der großen drei französischen Luxusgüterunternehmen, sieht man auch in diesem Jahr neue Rekordgewinne. Und die zum ersten Quartal vorgelegten Rumpfdaten wiesen darauf hin, dass das funktionieren könnte.

Zwar wird erst mit den Halbjahresergebnissen, die am 25. Juli erwartet werden, klarer, ob Hermès auch in Sachen Marge und Gewinn weiter auf Wachstumskurs ist, weil französische Unternehmen am Ende des ersten und dritten Quartals nur Umsatzdaten vorlegen, die kompletten Zahlen stehen immer nur zum Halbjahresende an. Aber bislang spricht nichts dagegen, dass Hermès den Status eines Branchenprimus behalten wird. Dass die Aktie seit einem Vierteljahr fällt, hatte dabei nichts damit zu tun, dass die Anleger an Hermès‘ starken Perspektiven zweifelten: Sie war schlicht überbewertet und zugleich charttechnisch „oben“ angestoßen.

Expertenmeinung: Es gab mehrere Jahre, in denen die „Großen Drei“ LVMH, Kering und Hermès fast im Gleichschritt von einem Rekord zum nächsten liefen. Doch seit sich die Ertragslage so unterschiedlich entwickelt, kam es zu Umschichtungen: Wer einen Fuß in der Tür des Luxus-Geschäfts behalten wollte, schichtete Geld aus den beiden anderen Aktien in Hermès um. Was zwar im Prinzip folgerichtig war, aber den Nebeneffekt hatte, dass Kering und LVMH ihre zuvor zu hohe Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) abbauten, Hermès aber immer teurer wurde. Und das ist auch der Risikofaktor in Sachen Aufwärtsschwenk des Kurses, denn:

Mit der laufenden Korrektur hat sich diese Überbewertung noch nicht entscheidend abgebaut, mit einem KGV von derzeit um 45 für die 2024er-Gewinnschätzung der Analysten ist Hermès immer noch ungewöhnlich hoch bewertet. Und das, obwohl man für 2024 einen erneuten Anstieg des Gewinns pro Aktie um gut zehn Prozent erwartet. Zum Vergleich: Das KGV von LVMH liegt bei 24, das von Kering bei 19 für die 2024er-Gewinnerwartung.

Hermès Aktie: Chart vom 26.06.2024, Kurs 2.201 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 26.06.2024, Kurs 2.201 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Charttechnisch sieht die Sache allerdings gut aus. Die drei Monate mit Abgabedruck haben dazu geführt, dass die Hermès-Aktie nach ihrem Test der oberen Begrenzung des 2022er-Aufwärtstrendkanals jetzt markttechnisch auskorrigiert wirkt und dabei ist, nahe über der markanten, durch die 200-Tage-Linie verstärkten Supportzone 2.000/2.050 Euro nach oben zu drehen. Aber: Die ungewöhnlich teure Bewertung bei einer zugleich eher mageren Dividendenrendite wird ein kritischer Faktor bleiben. Wenn, sollte man hier also konsequent entlang der Charttechnik und mit nicht minder konsequenten Stoppkursen agieren und idealerweise abwarten, ob es gelingt, die die Korrektur führende Abwärtstrendlinie bei derzeit 2.290 Euro zu überwinden.

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Vorherige Analysen der Hermes Aktie

Gerät eine Aktie ohne neue Nachrichten unter Druck und erstrecken sich die Abgaben auch noch auf die ganze Branche, neigt man schnell zu dem Gedanken, dass da jemand mehr weiß als die anderen. Aber ist das Minus bei Hermès denn überhaupt ein Problem für die Bullen?

Hermès und LVMH waren gestern die größten Verlierer im Euro Stoxx 50, Kering gab ebenso nach, auch die Schweizer Richemont. Die wichtigen Luxusgüterunternehmen wurden also verkauft … und das, obwohl es keine Bilanzdaten, neuen Kursziele oder ähnliches gab. Es wirkte, als würden eine oder mehrere große Adressen ihre Gewichtung in der Luxusbranche herunterfahren und ja, das könnte auch so sein, Vergleichbares gab es in früheren Jahren immer mal wieder.

Was die Sache jedoch nicht zwingend weniger problematisch machen müsste. Denn wenn z. B. ein oder mehrere Fonds der Ansicht sind, dass man mit Cash besser aufgehoben ist als mit zu vielen Hermès-Aktien im Portfolio, dann ja nur, weil man nicht daran glaubt, dass die Aktie in nächster Zeit noch viel nach oben zustande bringen wird. Solche Ansichten können allerdings eben auch ein Irrtum sein.

Und der Gedanke, dass da etwas Größeres im Busch ist, dass irgendjemand mehr weiß und aussteigt, bevor „bad news“ ruchbar werden, von denen die Allgemeinheit noch nichts ahnt, ist zwar nicht völlig unmöglich, aber nicht wahrscheinlich genug, um diese Abgaben als wegweisend einzuordnen. Zumal sie es auch aus charttechnischer Sicht nicht sind. Zumindest noch nicht. Sehen wir uns den Chart mal an:

Hermès Aktie: Chart vom 22.05.2024, Kurs 2.184 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 22.05.2024, Kurs 2.184 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Mit dem gestrigen, durchaus stattlichen Minus ist die Hermès-Aktie zwar auf den tiefsten Stand der vergangenen drei Monate gefallen. Und es ist natürlich auffällig, dass sie zuvor mit dem am 21. März bei 2.436 Euro erreichten Rekordhoch genau am oberen Ende des bereits im September 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals angestoßen ist und abgedreht hat. Es ist ebenso nicht ganz „ohne“, dass Hermès zwar derzeit die stärkste Umsatz- und Gewinndynamik unter den großen Luxusgüterunternehmen zeigt, dadurch aber als Branchenprimus von den Tradern so massiv bevorzugt wurde, dass man mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 44 auch die mit Abstand teuerste Bewertung aufweist. Die, wenn man es nüchtern betrachtet, allemal als „zu“ teuer angesehen werden kann.

Aber wenn alle Luxus-Aktien zugleich unter Druck kommen ist es denkbar, dass diese beiden Faktoren nicht ausschlaggebend für den Verkaufsdruck waren. Es könnten genauso gut Portfolioumschichtungen oder Positionsanpassungen im Anschluss an die am letzten Freitag absolvierte Terminbörsen-Abrechnung gewesen sein. Und es ist eben bislang nichts passiert, das wirklich indizieren würde, dass die Hausse vorbei ist und sich die Bullen nachhaltig in Deckung begeben würden. Denn noch ist das, was wir hier sehen, eine Konsolidierung innerhalb eines intakten Aufwärtstrends, eine formgerechte „Bullenflagge“.

Erst, wenn die jetzt erreichte, untere Begrenzung der Flagge unterboten wird, wird es ungemütlich, aber zunächst auch nur auf kurzfristiger Ebene. Dann wäre der Weg grundsätzlich zunächst an die durch die 200-Tage-Linie verstärkte Supportzone 2.000/2.050 Euro und darunter an die untere Linie des Trendkanals frei, die momentan bei 1.900 Euro zu finden ist. Aber erst, wenn auch Letztere fallen würde, wäre die Hausse der Hermès-Aktie wirklich vorüber.

Wer mittel- oder langfristig agiert, hätte also bislang noch keinen Grund zu schlaflosen Nächten und/oder unmittelbarer, operativer Hektik. Nur, wer hier hochspekulativ auf der Long-Seite dabei ist, sollte jetzt mit einem offenen Auge schlafen, denn der Weg bis an die nächstgelegene Auffangzone 2.000/2.050 Euro ist eben für hoch gehebelte Long-Trades dann doch kein kleiner.

Hermès ist derzeit der ertragsstärkste unter den großen Luxusgüter-Konzernen. Das zog die Käufer an, was dazu führte, dass die Aktie chart- und markttechnisch heiß gelaufen ist. Gestern aber bekam die Rallye die zweite Luft … aufgrund von Problemen der Konkurrenz.

Es gab einige Jahre, in denen die Aktien der großen drei des französischen Luxus, Hermès, LVMH und Kering, wie auf Schienen zusammen gestiegen sind. Doch als der Wind auch im Bereich der Luxusgüter rauer wurde, zeigte sich, dass Kering immer mehr Probleme bekam, während LVMH gut und Hermès beim Umsatz und Gewinn weiter zulegen konnten. Auch für 2024 rechnen die Experten angesichts einer herausragenden 2023er-Bilanz damit, dass Hermès im laufenden Jahr mehr Gewinn pro Aktie erreichen wird, aber:

Die Aktie ist dermaßen viel schneller gestiegen als der Unternehmensgewinn, dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die 2024er-Geswinnschätzung derzeit bei sagenhaften 54 liegt. Angesichts der Vermutung der Analysten, dass Hermès‘ Gewinn in den kommenden zwei Jahren in einer Spanne zwischen 10 und 15 Prozent zulegen wird, wäre aber nur ein KGV um 30/35 angemessen, so dass man unterstellen kann, dass die Aktie überbewertet ist. Erst recht, wenn sich die Prognosen in Bezug auf das zukünftige Gewinnwachstum als zu optimistisch herausstellen sollten.

Trotzdem notiert die Aktie weiterhin im Bereich des am vergangenen Freitag bei 2.421,60 Euro erzielten Verlaufsrekords. Anfangs schwach gestartet, holten die Käufer das Minus am Mittwoch wieder auf. Aber eher weniger, weil viele glauben, dass Hermès auf diesem Kurslevel immer noch billig ist. Es dürfte die Umsatzwarnung von Kering gewesen sein, die dazu führte, dass die Aktie sich aus dem Minus herausarbeiten konnte, nach dem Motto: Des einen Leid ist des anderen Freud‘.

Expertenmeinung: Ob das auch so stimmt, d. h. ob Kerings Umsatzdruck bedeutet, dass Hermès dafür mehr verkauft, ist zwar völlig offen. Aber es scheint, viele würden derzeit nach dem Prinzip handeln, Positionen in der Luxusgüterbranche zu halten, indem man bei „Bad News“ wie bei Kering die schwache Aktie verkauft und das Geld innerhalb der Branche in die stärkste Aktie umschichtet. Ob das jedoch eine gute Idee ist, ist nicht nur mit Blick auf das immens hohe KGV fraglich. Auch das Chartbild deutet an, dass der Kurs nun wirklich langsam „oben“ sein könnte.

Hermès Aktie: Chart vom 20.03.2024, Kurs 2.405 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 20.03.2024, Kurs 2.405 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Wir sehen, dass die Hermès-Aktie an das obere Ende eines bereits im Herbst 2022 etablierten, sehr breiten Aufwärtstrendkanals angestoßen ist, während der RSI-Indikator als Repräsentant der Markttechnik schon seit Wochen eine negative Divergenz zeigt, d. h. die neuen Hochs der Aktie werden nicht mehr durch neue Hochs im Indikator bestätigt. Und außer der am Mittwoch bei 2.327 Euro verlaufenden 20-Tage-Linie, die derzeit als Leitstrahl der Hausse dient, findet sich bis hinunter in den Bereich 2.000/2.050 Euro keine Unterstützung, die die Aktie würde auffangen können, wenn die Gewinnmitnahmen erst einmal einsetzen. Hermès mit dem Geld aus den Verkäufen von Kering zu kaufen, wirkt daher äußerst gewagt!

Luxus verkauft sich doch nicht in jeder Wirtschaftsphase gut, das hat 2023 gezeigt. Aber auch, dass es darauf ankommt, wer ihn verkauft. Denn im Gegensatz zur Kosmetik-Aktie L’Oréal, die am Freitag wegen schwacher Zahlen abrutschte, erreichte die Hermès-Aktie neue Hochs.

Hermès International hatte sich im Kreis der Luxusgüterhersteller in den letzten Jahren als der Stärkste in Sachen Wachstum herauskristallisiert, das blieb angesichts der am Freitagmorgen vorgelegten Ergebnisse auch in Bezug auf das Gesamtjahr 2023 so:

Der Umsatz stieg gegenüber dem Jahr 2022 um 16 Prozent, zu konstanten Wechselkursen gerechnet sogar um 21 Prozent, auf 13,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg, dank einer von 29,0 auf 32,1 Prozent gesteigerten Netto-Marge, überproportional um 28 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Das war deutlich besser als das, was die Konkurrenz zu bieten hatte. Und es war mehr, als die Experten im Vorfeld geschätzt hatten. Entsprechend stark reagierte die Aktie:

Der Kurs hatte bereits am Donnerstag in Erwartung starker Zahlen die Widerstandszone 2.000 zu 2.050 Euro überboten. So etwas ist immer gewagt, ging bei L’Oréal daneben … aber bei Hermès wurde der Wagemut belohnt. Die Aktie legte zum Handelsende um 4,12 Prozent zu und erreichte damit einen neuen Schlussrekord. Der Verlaufsrekord lag mit 2.206 Euro sogar noch ein Stück höher. Es wirkt, als könnte diese Rallye nichts aufhalten, zumal:

Expertenmeinung: Man sagt zwar, bei neuen Rekorden kann es keine charttechnischen Widerstände geben, weil man sich dann im sogenannten „uncharted territory“ bewegt. Aber natürlich gibt es Trendkanäle und deren obere Begrenzungen. Und wer so richtig bullisch ist, dürfte jetzt davon träumen, dass die Hermès-Aktie ruckzuck die aktuell bei 2.375 Euro verlaufende, obere Begrenzung des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals anläuft. Jedoch sollte man da lieber zweimal nachdenken, denn es gibt nicht nur ein „Aber“, sondern gleich mehrere.

Zum einen war die Aktie schon vorher teuer, jetzt ist sie es erst recht. Denn auch, wenn der Gewinn deutlicher zulegen konnte als gedacht, käme die Aktie beim aktuellen Kurs und auf Basis dieses 2023er-Gewinns auf ein Kurs/Gewinn-Verhältnis knapp über 50, das ist um das Doppelte der Bewertung von Kering, Richemont oder LVMH. Um die Aktie zurück auf eine normale Bewertung zu bringen, müsste der Gewinn 2024 dramatisch zulegen. Und wenngleich man wie üblich in Bezug auf das neue Jahr in der Bilanzmeldung Zuversicht verbreitete: Ob es zu einem vergleichbar starken Gewinnplus kommt wie 2023, ist zumindest fraglich.

Und dann wäre da noch die Chart- und Markttechnik. Die obere Begrenzung des Trendkanals als Kursziel auszurufen, mag einem entschlossenen Bullen gut zu Gesicht stehen, aber diese obere Linie definiert sich nur durch einen Berührungspunkt, ist also noch nicht als relevant bestätigt worden. Darüber hinaus endete der Freitag zwar mit einem Plus, der Kursverlauf selbst wurde aber zu einem Doji, d. h. es gab keinen nennenswerten Zugewinn nach der Aufwärts-Kurslücke zur Eröffnung. Was vor allem deswegen zur Vorsicht mahnt, weil die Aktie zuletzt in kurzer Zeit sehr stark gelaufen und daher markttechnisch massiv überkauft ist, siehe der im Chart mit eingeblendete RSI-Indikator.

Hermès Aktie: Chart vom 09.02.2024, Kurs 2.174,50 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 09.02.2024, Kurs 2.174,50 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Solange Hermès die jetzt als Support fungierende Zone 2.000 zu 2.050 Euro nicht unterschreitet, bleibt die Tür für weitere Kursgewinne zwar offen. Aber es wirkt, als wäre sie nicht mehr so weit geöffnet, dass man da noch völlig unbesorgt hindurch gehen könnte.

Erst drehte im Frühjahr Kering nach unten, im Sommer folgten LVMH und Richemont. Nur Hermès notiert, als letzte der großen Luxusgüter-Aktien, noch nahe an ihrem Rekordhoch. Wenn, dann Hermès, heißt es unter Analysten. Aber wird das auf Dauer gutgehen?

Das konjunkturelle Umfeld werde auch für die Luxusgüterindustrie langsam ungemütlich, argumentieren die Analysten, die in den letzten Wochen die Branchen-Kollegen von Hermès herunterstuften und/oder deren Kursziele senkten. Dem könnte man widersprechen, indem man dagegenhält, dass hohe Zinsen und höhere Preise kein Problem für die typische Klientel dieser Unternehmen seien. Was stimmen mag, aber:

Es geht nicht um die Kernkundschaft. LVMH, Kering, Richemont und Hermès erzielten deshalb in den vergangenen Jahren ein ums andere Mal Rekordumsätze und Rekordgewinne, weil sich immer mehr Menschen, die sonst nicht auf Daunen gebettet sind, auch mal etwas ganz Besonderes leisten wollten … und konnten. Und genau diese Klientel, also die, die das Wachstum der letzten Jahre maßgeblich befeuert hat, könnte jetzt deutlich zurückhaltender agieren. Bislang sah man das in der Branche insgesamt aber nur an etwas gedrückten Margen und einem geringeren Umsatzzuwachs, allzu großer Druck blieb aus.

Außerdem könnte man dagegenhalten: Wenn sich das Umfeld wieder bessert, weil sinkende Zinsen und eine abflauende Inflation das Wachstum und mit ihm die Zuversicht der Verbraucher wiederbeleben, würde die Branche durchstarten … und da man Hermès derzeit als stärkstes der Unternehmen sieht, würde diese Aktie am meisten davon profitieren. Einfach, weil sie sich nicht wie die anderen durch eine Phalanx charttechnischer Widerstände kämpfen muss, sondern schnell an und über das bisherige Rekordhoch (Ende Juli bei 2.050,80 Euro markiert) laufen kann und dann freie Bahn nach oben hat. Ist das so?

Hermès Aktie: Chart vom 28.11.2023, Kurs 1.911,80 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 28.11.2023, Kurs 1.911,80 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Theoretisch schon. Aber das setzt eben voraus, dass die Konjunktur 2024 wieder deutlich anspringt. Und das nicht nur in den USA und Europa, sondern am besten überall, vor allem in China. Hoffen kann man das natürlich, aber darauf zu setzen, wäre aus aktueller Sicht doch eher gewagt. Außerdem hat die derzeitige Favoritenrolle einen Haken:

Dadurch, dass sich das Kapital, das in Aktien der Luxusgüterbranche liegt, mehr und mehr Richtung des Favoriten Hermès verschiebt, ist zum einen das durchschnittliche Kursziel der Analysten bei momentan 1.941 Euro in etwa erreicht. Zum anderen ist das 2023er Kurs/Gewinn-Verhältnis bei dieser Aktie mit 50 sehr hoch, während der Abstieg der anderen Aktien dazu führte, dass deren 2023er Bewertung mit 22 (LVMH), 15 (Kering) und 17 (Richemont) im historischen Vergleich schon fast „billig“ ist. Während man dort also bereits eine Menge Krise eingepreist hat, die so noch gar nicht da ist, hat man bei Hermès ein Wachstum eingepreist, das ebenfalls noch nicht da ist.

Damit wäre also Vorsicht angebracht. Ein mittelfristig bärisches Signal wäre hier zwar erst gegeben, wenn Hermès unter dem Oktober-Tief von 1.641 Euro schließt. Aber bereits ein Bruch der nächstliegenden Supportzone 1.829/1.855 Euro, der auch den Bruch der 200-Tage-Linie bedeuten würde, wäre für Trader, die nicht mittel- und langfristig agieren, ein Warnsignal.

Luxusgüter-Aktien haben in den letzten zwölf Monaten gewaltig zugelegt. Viele Anleger gingen davon aus, dass Umsatz und Gewinn in diesem schwierigen Umfeld überall wanken könnten, aber nicht bei Hermès und den anderen Luxus-Aktien. Doch jetzt dreht der Wind offenbar.

Die Aktie von Hermès International hat am vergangenen Donnerstag die 200-Tage-Linie gebrochen, am Montag die auf den Jahresbeginn zurückgehende Supportzone 1.760/1.775 Euro unterboten. Die nächste, markantere Auffanglinie würde bei 1.648 Euro warten, darunter fände sich dann eine potenzielle Unterstützung bei 1.585 Euro.

Hermès Aktie: Chart vom 25.09.2023, Kurs 1.732,80 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 25.09.2023, Kurs 1.732,80 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Noch ist der Bruch der Zone 1.760/1.775 Euro nicht so signifikant, dass die Bullen das nicht noch geradebiegen könnten, wenn sie umgehend und entschlossen eingreifen. Das wird man abwarten müssen. Aber sind diese Abgaben, die wir hier seit Ende Juli beobachten, denn gerechtfertigt, sprich: Haben die Bullen überhaupt auf Dauer eine Chance, wenn sie dagegenhalten würden?

Expertenmeinung: Das kommt darauf an, wie viele Marktteilnehmer sich die Problematik bei Hermès und den Branchenkollegen genauer ansehen. Richtig ist: Die Halbjahresergebnisse, die Hermès Ende Juli vorlegte, waren herausragend. Der Umsatz legte beeindruckende 25 Prozent zu, der Betriebsgewinn stieg um 28 Prozent. Was impliziert:

Die Margen blieben stark, auch in diesem Umfeld von Inflation und teuren Krediten. Hinzu kam, dass Hermès vermelden konnte, was viele andere Unternehmen nicht konnten: Das Geschäft in dem immens wichtigen Markt China hatte sich belebt. Damit steuert Hermès für 2023 auf den nächsten Rekordgewinn zu. Und sollten die Analysten Recht behalten, wird diese Rekordfahrt der Unternehmensgewinne 2024 und 2025 weitergehen. Das klingt alles nach eitel Sonnenschein und nicht nach einem Abwärtsschwenk der Aktie. Wo soll da ein Haar in der Suppe sein?

Es findet sich in der Bewertung. Auf Basis der durchschnittlichen 2023er-Gewinnschätzung der Analysten liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) derzeit um 45. Betrachtet man das Gewinnwachstum der Jahre 2021, 2022 und jetzt 2023, ginge das so in Ordnung. Aber ob ein KGV zu hoch ist oder nicht, entscheidet nicht der Blick zurück, sondern der nach vorne. Und da wäre die Faustregel: Das KGV darf in etwa doppelt so hoch sein wie der durchschnittliche, prozentuale Gewinnanstieg des Unternehmensgewinns in den beiden kommenden Jahren. Da die Experten für Hermès aber in den kommenden beiden Jahren im Schnitt nur einen Gewinnanstieg um zehn bis zwölf Prozent zutrauen, wäre da ein KGV von 20 bis 25 angemessen, mit „Luxus-Bonus“ vielleicht von 30. Aber nicht eines von 45.

Selbst wenn das Unternehmen also seinen Gewinn in diesem Umfeld weiter steigern könnte, weil sich Luxus auch in Krisen gut verkauft, wäre die Aktie riskant hoch bewertet. Und wenn die Erwartung, dass Hermès‘ Gewinne in einer Einbahnstraße laufen, falsch sein sollte, erst recht. Dass der aktuelle Abstieg begann, als die Aktie als Reaktion auf die starke Bilanz einen Ausbruchsversuch auf ein neues Rekordhoch unternahm und dort abverkauft wurde, deutet an, dass nicht wenige Akteure das ebenso sehen. So gesehen müssten die Bullen erst einmal beweisen, dass sie das Ruder wirklich herumreißen können, bevor man darüber nachdenken sollte, hier einen Fuß in die Tür zu stellen.

Quellen:
Halbjahresergebnis, 28.07.2023: https://assets-finance.hermes.com/s3fs-public/node/pdf_file/2023-07/1690487792/hermes_20230728_pr_firsthalfresults_va.pdf