Für die Luxusgüterbranche ist China ein entscheidender Markt. Als China begann, eine ganze Palette an Stimulus-Maßnahmen zu verkünden, sorgte das bei der Hermès-Aktie daher für einen gewaltigen Kurssprung. Doch jetzt wackelt die Aktie erheblich – was passiert da gerade?
In China hat man Sorge, dass das selbst vorgegebene Wachstumsziel in diesem Jahr verfehlt wird, unter Umständen sogar deutlich. Dass man das notfalls mit der Brechstange erreichen will und dafür bereit ist, das Risiko durch noch mehr Schulden zu erhöhen, ist sicherlich nicht unbedingt klug und nachvollziehbar. Aber für die Branchen, deren Wachstum durch den flauen Konsum dieses riesigen Marktes unter Druck geriet, klangen die zahlreichen Maßnahmen von Regierung und Notenbank in China wie ein Startschuss. Zinssenkungen, Senkung der Kapitalanforderungen, Stützen für den wankenden Immobilienmarkt, all das wirkte, als würde man jetzt in China wieder in den Vorwärtsgang schalten.
Doch die chinesischen Investoren – und die können es am besten beurteilen – waren nicht so begeistert wie gedacht. Als die Serie von fünf durch den Nationalfeiertag bedingten Schließtagen an den chinesischen Festlandbörsen in Shenzen und Shanghai zu Ende ging, setzten sofort Gewinnmitnahmen ein. Zum Wochenstart war in etwa die Hälfte der vorherigen Rallye im Shanghai Composite Index abverkauft. Das machte diejenigen, die bei Branchen wie Automobilen, Medizintechnik, Maschinenbau oder eben Luxusgütern massiv zugegriffen hatten, unruhig. Denn dass man in China auch nach den am Samstag nachgeschobenen, wenngleich bislang nicht wirklich konkreten, zusätzlichen Stimuli eher skeptisch ist, hat durchaus seine Gründe.
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Expertenmeinung: Zum einen fällt auf, dass die Meldungen über irgendwelche Maßnahmen gar nicht mehr aufhören. Das erweckt aber weniger den Eindruck gezielter, planvoller Aktionen sondern eher den des Gegenteils: Den eines Maßnahmenregens im Gießkannen-Stil in der Hoffnung, irgendetwas davon werde schon funktionieren.
Zum anderen fehlen die unmittelbaren Vorteile für die normalen Verbraucher. Adressiert werden bislang vor allem Kommunen, Banken oder Immobilienbesitzer. Aber das entlastet die Mehrheit der Verbraucher nicht … und wirkt eher wie der Versuch, Kitt in Risse im Finanzsektor zu werfen und weniger wie ein wohlüberlegtes und tragfähiges Anschieben des Wachstums durch die Besserstellung aller. Damit ist die Frage berechtigt, was all das, was man bislang an Maßnahmen zur Förderung des Wachstums zu sehen bekam, für Umsatz und Gewinn der Luxusgüterkonzerne wie Hermès bringen wird.
Diese offene Frage führte dazu, dass die ersten bei Hermès nach dem rasanten Anstieg, der die Aktie Ende September in der Spitze um 20 Prozent nach oben katapultiert hatte, Kasse machten. Was jedoch bislang nur eine Korrektur der Rallye ist. Per Montagabend hat der Kurs dadurch in etwa die Hälfte der Rallye zurückgenommen, was hieße:
Noch könnte das ein normaler, wenngleich scharfer Rücksetzer sein … vorausgesetzt, das bullische Lager würde den aktuellen Kurslevel als gute Basis ansehen, um erneut zuzugreifen. Bis zum Beweis des Gegenteils wäre das ein greifbares Szenario. Aber allzu groß wäre der Weg nicht, um das bullische Setup in ein bärisches zu verwandeln. Wir sehen das im Chart:
Aktuell hat der Hermès-Kurs in einen Supportbereich, bestehend aus 20-Tage- und 200-Tage-Linie, zurückgesetzt. Der könnte auch noch ein Stück unterboten werden, um das Aufwärts-Gap, das die Aktie im Zuge der China-Jubel-Rallye am 26. September zwischen 2.032 und 2.107 Euro produziert hat, zu schließen. Aber in dem Moment, in dem Hermès unter 2.032 Euro schließt und nicht sofort wieder dynamisch anzieht, besteht eine greifbare Gefahr, dass diese China-Phantasie endgültig dahin wäre. Spätestens dann könnte das bärische Lager mit dem Ziel, aus der Ernüchterung Kapital zu schlagen und den Supportbereich 1.888/1.900 Euro zu durchschlagen, zurückkommen. Behalten Sie dieses Gap von Ende September also unbedingt im Auge!
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