Hermes Aktie Prognose Hermès: Endet der China-Kurssprung womöglich als Bullenfalle?

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Für die Luxusgüterbranche ist China ein entscheidender Markt. Als China begann, eine ganze Palette an Stimulus-Maßnahmen zu verkünden, sorgte das bei der Hermès-Aktie daher für einen gewaltigen Kurssprung. Doch jetzt wackelt die Aktie erheblich – was passiert da gerade?

In China hat man Sorge, dass das selbst vorgegebene Wachstumsziel in diesem Jahr verfehlt wird, unter Umständen sogar deutlich. Dass man das notfalls mit der Brechstange erreichen will und dafür bereit ist, das Risiko durch noch mehr Schulden zu erhöhen, ist sicherlich nicht unbedingt klug und nachvollziehbar. Aber für die Branchen, deren Wachstum durch den flauen Konsum dieses riesigen Marktes unter Druck geriet, klangen die zahlreichen Maßnahmen von Regierung und Notenbank in China wie ein Startschuss. Zinssenkungen, Senkung der Kapitalanforderungen, Stützen für den wankenden Immobilienmarkt, all das wirkte, als würde man jetzt in China wieder in den Vorwärtsgang schalten.

Doch die chinesischen Investoren – und die können es am besten beurteilen – waren nicht so begeistert wie gedacht. Als die Serie von fünf durch den Nationalfeiertag bedingten Schließtagen an den chinesischen Festlandbörsen in Shenzen und Shanghai zu Ende ging, setzten sofort Gewinnmitnahmen ein. Zum Wochenstart war in etwa die Hälfte der vorherigen Rallye im Shanghai Composite Index abverkauft. Das machte diejenigen, die bei Branchen wie Automobilen, Medizintechnik, Maschinenbau oder eben Luxusgütern massiv zugegriffen hatten, unruhig. Denn dass man in China auch nach den am Samstag nachgeschobenen, wenngleich bislang nicht wirklich konkreten, zusätzlichen Stimuli eher skeptisch ist, hat durchaus seine Gründe.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Hermes Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Zum einen fällt auf, dass die Meldungen über irgendwelche Maßnahmen gar nicht mehr aufhören. Das erweckt aber weniger den Eindruck gezielter, planvoller Aktionen sondern eher den des Gegenteils: Den eines Maßnahmenregens im Gießkannen-Stil in der Hoffnung, irgendetwas davon werde schon funktionieren.

Zum anderen fehlen die unmittelbaren Vorteile für die normalen Verbraucher. Adressiert werden bislang vor allem Kommunen, Banken oder Immobilienbesitzer. Aber das entlastet die Mehrheit der Verbraucher nicht … und wirkt eher wie der Versuch, Kitt in Risse im Finanzsektor zu werfen und weniger wie ein wohlüberlegtes und tragfähiges Anschieben des Wachstums durch die Besserstellung aller. Damit ist die Frage berechtigt, was all das, was man bislang an Maßnahmen zur Förderung des Wachstums zu sehen bekam, für Umsatz und Gewinn der Luxusgüterkonzerne wie Hermès bringen wird.

Diese offene Frage führte dazu, dass die ersten bei Hermès nach dem rasanten Anstieg, der die Aktie Ende September in der Spitze um 20 Prozent nach oben katapultiert hatte, Kasse machten. Was jedoch bislang nur eine Korrektur der Rallye ist. Per Montagabend hat der Kurs dadurch in etwa die Hälfte der Rallye zurückgenommen, was hieße:

Noch könnte das ein normaler, wenngleich scharfer Rücksetzer sein … vorausgesetzt, das bullische Lager würde den aktuellen Kurslevel als gute Basis ansehen, um erneut zuzugreifen. Bis zum Beweis des Gegenteils wäre das ein greifbares Szenario. Aber allzu groß wäre der Weg nicht, um das bullische Setup in ein bärisches zu verwandeln. Wir sehen das im Chart:

Hermès Aktie: Chart vom 14.10.2024, Kurs 2.123 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 14.10.2024, Kurs 2.123 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Aktuell hat der Hermès-Kurs in einen Supportbereich, bestehend aus 20-Tage- und 200-Tage-Linie, zurückgesetzt. Der könnte auch noch ein Stück unterboten werden, um das Aufwärts-Gap, das die Aktie im Zuge der China-Jubel-Rallye am 26. September zwischen 2.032 und 2.107 Euro produziert hat, zu schließen. Aber in dem Moment, in dem Hermès unter 2.032 Euro schließt und nicht sofort wieder dynamisch anzieht, besteht eine greifbare Gefahr, dass diese China-Phantasie endgültig dahin wäre. Spätestens dann könnte das bärische Lager mit dem Ziel, aus der Ernüchterung Kapital zu schlagen und den Supportbereich 1.888/1.900 Euro zu durchschlagen, zurückkommen. Behalten Sie dieses Gap von Ende September also unbedingt im Auge!

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Vorherige Analysen der Hermes Aktie

Hermès ist der Branchenprimus der Luxusgüterindustrie. Andere in der Branche haben längst Umsatz- und Margenprobleme, Hermès aber präsentierte im 1. Halbjahr tadellose Zahlen. Die Aktie drehte zudem im August da, wo es darauf ankam, nach oben – doch jetzt bricht sie weg.

Hermès sticht schon seit 2021 positiv heraus. Als erster der großen Luxusgüterkonzerne drehte Kering 2021 nach unten. 2023 sahen LVMH und die Schweizer Richemont ihre Rekordhochs und begannen abzurutschen. Hermès hingegen erreichte im März 2024 mit 2.436 Euro ein neues Allzeithoch. Einfach, weil das Wachstum hier noch passt. Der Haken: Die Fokussierung auf den Besten der Branche führte, so sinnvoll das im Prinzip auch ist, hier dazu, dass die Aktie viel zu teuer bewertet war … und selbst jetzt noch ist.

Auf Basis der durchschnittlichen 2024er Analysten-Gewinnerwartung liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) bei Hermès derzeit, trotz des wieder großen Abstands zum Rekordhoch, bei 50. Die KGVs von LVMH, Richemont und Kering bewegen sich derweil zwischen 18 und 34. Das ist dünnes Eis, das zwar so lange nicht bricht, wie man mehrheitlich davon ausgeht, dass Hermès als einziger in diesem Kreis weiter solides Gewinnwachstum zeigt. Aber wenn sich das ändert, hätte die Aktie immensen Spielraum nach unten.

Das ist aber nicht einmal das für den Gesamtmarkt bedeutsame Problem, auch, wenn Hermès im Euro Stoxx 50 sowie im Heimatindex CAC 40 alles andere als ein Leichtgewicht ist. Was erfahrene Investoren beunruhigen dürfte, ist die charttechnische Ausgangslage ebenso wie der Zeitpunkt, an dem die Aktie auf einmal begann, wie ein Stein zu fallen.

Expertenmeinung: Hermès hatte die im Herbst 2022 etablierte Aufwärtstrendlinie Anfang August kurzzeitig gebrochen, kehrte aber umgehend wieder in diesen Trend zurück und verwandelte den Ausbruch nach unten dadurch in eine Bärenfalle. Schnell gelang es, die kurzfristige Abwärtstrendlinie und die 200-Tage-Linie zu überwinden und die Korrektur so zu beenden. Ende August fuhr sich die Aktie zwar unter der Widerstandszone 2.226/2.248 Euro kurzfristig fest, aber das hätte allemal nur ein Atemholen vor dem Ausbruch in Richtung des bisherigen Rekordhochs sein können. Es kam ganz und gar anders: Hermès brach in der zweiten Hälfe der vergangenen Woche dramatisch ein. Weil?

Eben das ist der Punkt. Es gab keine wirklich relevanten Gründe dafür, nichts neues vom Unternehmen, keine massiv negativen Kursziele. Und nicht nur bei Hermès drehte die Tendenz, kaum dass der September begonnen hatte: Auch die anderen Luxus-Aktien kamen unter die Räder. Eine ganze Branche wird verkauft, ohne neue Nachrichten, aber kurz nach dem Start in einen neuen Börsenmonat: Das sieht aus, als hätten große Adressen wie z. B. Fonds ihre Branchenallokation angepasst und den Bereich Luxusgüter dabei gestrichen. Und das nicht, weil man hier hätte dicke Gewinne mitnehmen können, die anderen Aktien der Branche liefen ja klar schlechter als Hermès.

Man kann (und sollte m. E. auch) argwöhnen, dass die großen Adressen hier deswegen ausgestiegen sind, weil man dort sieht, dass jetzt auch die Mittelschicht anfängt, den Gürtel enger zu schnallen. Also Verbraucher, die durchaus in den Jahren zuvor Kunden bei Hermès & Co waren, weil man sich auch mal etwas Luxus gönnen wollte und konnte. Ohne diese Käufer kann sich die Lage hier deutlich eintrüben. Und wenn große Player ausgerechnet diese Branche und da auch den Branchenprimus mit verkaufen, ist das eine Warnung:

Hermès Aktie: Chart vom 12.09.2024, Kurs 1.916 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 12.09.2024, Kurs 1.916 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Aktienhausse und Realität laufen in zwei verschiedene Richtungen … und Druck auf die Luxusgüter-Aktien kann da leicht nur der Anfang sein. Hermès selbst ist jetzt binnen weniger Tage durch all die Chartmarken gerutscht, die die Aktie zuvor zurückerobert hatte. Aktuell klammert sie sich an das August-Tief bei 1.899 Euro … das halten könnte, aber ganz und gar nicht muss. Die Aktie müsste mindestens wieder über 2.131 Euro und damit über der 200-Tage-Linie schließen, bevor sie kurzfristig aus der Gefahrenzone wäre. Solange das nicht der Fall ist, gälte hier: don’t touch!

Die Halbjahreszahlen des Luxusgüter-Konzerns Hermès International bestätigten, was die Anleger seit drei Jahren umsetzen: Hermès wächst, Kering und LVMH haben immer mehr zu kämpfen. Folgerichtig kaufen sie die Aktie des Branchenprimus … aber es gibt ein Problem.

Bis zum Jahr 2021 liefen sie vereint immer höher, die großen drei unter den französischen Luxus-Konzernen. Doch dann kam eben doch der erste Gegenwind auf, der die drei Konzerne aber ganz unterschiedlich erwischte. Seither sind die Trends klar: Kering abwärts, LVMH seitwärts, Hermès rauf. Denn momentan wächst nur noch Hermès.

Dort gelang im ersten Halbjahr 2024 erneut ein Umsatzplus von 13 Prozent zum Vorjahr. Der Gewinn legte zwar unterproportional zu, denn das jetzt auch im hochpreisigen Segment etwas trübere Konsumklima drückt selbst beim stärksten der drei Konzerne auf die Margen. Aber immerhin, er legte zu. Das bestätigte die Grundidee: Wenn Luxus kaufen, dann diese Aktie.

Wobei die Sache Anfang August mal kurzzeitig richtig knapp wurde, denn im Zuge des da laufenden, allgemeinen Selloffs am Aktienmarkt rutschte der Hermès-Kurs für wenige Tage aus dem schon seit fast zwei Jahren laufenden, breiten Aufwärtstrendkanal heraus, an dessen oberer Begrenzung er im März mit einem neuen Rekordhoch nach unten gedreht hatte. Aber die Käufer waren schnell zur Stelle:

Expertenmeinung: Mittlerweile ist Hermès nicht nur wieder in den mittelfristigen Aufwärtstrendkanal zurückgekehrt, sondern hat auch den innerhalb des übergeordneten Kanals laufenden, die Korrekturphase führenden Trendkanal und die 200-Tage-Linie überboten, ist also de facto wieder bullisch. Zwar ist die Aktie nach dieser Rallye der vergangenen zwei Wochen markttechnisch leicht überkauft, aber durchaus noch nicht „rot glühend“, was die Markttechnik angeht. Freie Bahn für die Bullen beim Branchenprimus?

Ein leichter Widerstandsbereich um 2.250 Euro könnte einen Rücksetzer auslösen, aber sonst wäre der Weg aus rein charttechnischer Sicht in der Tat frei. Es ist aber zumindest fraglich, ob man alleine aus dieser Perspektive heraus agieren sollte. Denn auch, wenn Hermès in dieser Situation bislang mit Abstand am besten zurechtkommt, wies das Unternehmen doch im Zuge der Bilanz auf die Unwägbarkeiten hin, die die kommenden Monate begleiten werden. So richtig dynamisch vorangehen muss es also nicht, aber auf diesem Kursniveau wäre Hermès zu dynamischem Wachstum förmlich verdammt, weil die Aktie hinsichtlich ihrer Bewertung alles ist, aber ganz sicher nicht günstig.

Das Kurs/Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr liegt auf Basis der durchschnittlichen Analysten-Gewinnprognose bei 48, das ist extrem viel höher als bei LVMH (21) und Kering (18). Bei Letzteren hat man ein gerüttelt Maß Krise eingepreist, beim Primus aber das Gegenteil: zügiges Nonstop-Wachstum. Andererseits sehen die Experten für Hermès in diesem und in den kommenden zwei Jahren nur einen Gewinnzuwachs von um die zehn Prozent pro Jahr, da wäre ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 20 bis 30 realistisch, aber keines von fast 50. Vor allem, weil Hermès auf Basis der Prognosen sogar 2026 dann noch ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 38 hätte … und das auch nur, wenn die Aktie bis dahin auf der Stelle tritt.

Solange die Rallye läuft, muss das die Aktie nicht bremsen, denn solche Aspekte pflegen viele Akteure erst zu beachten, wenn der Trend wackelt oder sogar bricht. Aber wenn der zu wackeln beginnt, sollte man hier zeitnah den Kopf einziehen. Derzeit wäre ein erneutes Herausrutschen aus dem Aufwärtstrendkanal ein solches kritisches Signal, was bei Schlusskursen unter 2.000 Euro der Fall wäre.

Hermès Aktie: Chart vom 20.08.2024, Kurs 2.171,00 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Hermès bleibt unter den vornehmlich französischen, großen Luxusgüter-Konzernen weiterhin der Primus. Während Kering heftig und LVMH spürbar unter Umsatzschwund leiden, legte Hermès im ersten Halbjahr solide zu. Aber für die Aktie ist die Kuh noch nicht vom Eis.

Das las sich gut, da konnte man wohl kaum meckern: Hermès International steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 12 Prozent, wechselkursbereinigt wären es sogar 15 Prozent gewesen. Der Nettogewinn stieg zwar unterproportional um 6,3 Prozent von 2,23 auf 2,37 Milliarden Euro, weil die Marge ein wenig von 33 auf 32 Prozent abrutschte. Aber das zu beklagen wäre Jammern auf höchsten Niveau, wenn man sich ansieht, wie erheblich die Konkurrenz derzeit unter Druck steht.

Zwar wies auch Hermès im Zuge der Halbjahresbilanz auf gestiegene Unsicherheiten für die kommende Zeit hin. Aber das kann das Denken und Handeln der Anleger wohl kaum negativ beeinflussen, denn wer sich die Charts der so viele Jahre wie an der Schnur gezogen steigenden Luxusgüter-Aktien ansieht, weiß, dass Gegenwind herrscht.

Hermès Aktie: Chart vom 26.07.2024, Kurs 2.075,00 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 26.07.2024, Kurs 2.075,00 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Da Hermès bereits seit fast drei Jahren der Outperformer der Branche ist, weil die Anleger, grundsätzlich zu Recht, das stärkste unter den Unternehmen präferieren, könnte man denken, dass eine relativ zum Umfeld hervorragende Bilanz auch für die Aktie den Weg nach oben freigeben würde. Was aber bislang nur im Ansatz der Fall ist, sehen wir uns das an:

Expertenmeinung: Zunächst fällt auf, dass der Zeitpunkt für „good news“ besser nicht hätte sein können, denn unmittelbar vor der am Donnerstagabend präsentierten Bilanz hatte der Kurs auf der unteren Begrenzung des bereits seit Herbst 2022 bestehenden Aufwärtstrendkanals aufgesetzt, die auch noch nahe der runden 2.000 Euro-Marke verläuft.

Eine ideale Basis für einen neuen Hausse-Schub, keine Frage. Aber auch, wenn das Plus des Freitags als Reaktion auf das Zahlenwerk stattlich war, so gelang es nur, wieder Tuchfühlung zur momentan bei 2.090 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie herzustellen. Um ein tauglich bullisches Signal zu generieren, muss die Hermès-Aktie aber auch über die aktuell bei 2.140 Euro liegende Abwärtstrendlinie hinaus. Nur eine reine Formsache, die in den kommenden Tagen erledigt wird?

Nicht unbedingt. Denn diese Bevorzugung des Branchenprimus hatte zu einer in Relation zu Kering, LVMH oder Richemont immens teuren Bewertung geführt. Und auch nach dieser stattlichen Korrektur läge Hermès‘ Kurs/Gewinn-Verhältnis aktuell noch bei 46 für den im Schnitt geschätzten 2024er-Gewinn. Das kann die Bullen bremsen, daher wäre hier auf jeden Fall zu überlegen, erst einmal abzuwarten, ob diese Halbjahres-Bilanz wirklich gut genug aufgenommen wird, um die Aktie aus ihrem Abwärtstrend zu befreien und dadurch wieder den Weg nach oben freizugeben.

Quellenangaben: Halbjahres-Ergebnis 2024, 25.07.2024: https://assets-finance.hermes.com/s3fs-public/node/pdf_file/2024-07/1721928495/hermes_20240725_pr_2024firsthalfresults_va.pdf?VersionId=26gUXw9wd4YvvLW_RDeM98kxjzbl_yOY

Der Spruch, dass sich Luxus auch in schwierigen Zeiten gut verkauft, hat sich in den letzten Jahren wieder als richtig erwiesen. Aber zuletzt stockte das Wachstum dann doch … außer bei Branchenprimus Hermès. Dennoch kam die Aktie zuletzt zurück – könnte sie jetzt drehen?

Kering hat Probleme und verspürt Umsatz- und Gewinndruck. Bei LVMH erwarten die Analysten immerhin einen Gewinn auf Vorjahresniveau. Aber bei Hermès, dem dritten der großen drei französischen Luxusgüterunternehmen, sieht man auch in diesem Jahr neue Rekordgewinne. Und die zum ersten Quartal vorgelegten Rumpfdaten wiesen darauf hin, dass das funktionieren könnte.

Zwar wird erst mit den Halbjahresergebnissen, die am 25. Juli erwartet werden, klarer, ob Hermès auch in Sachen Marge und Gewinn weiter auf Wachstumskurs ist, weil französische Unternehmen am Ende des ersten und dritten Quartals nur Umsatzdaten vorlegen, die kompletten Zahlen stehen immer nur zum Halbjahresende an. Aber bislang spricht nichts dagegen, dass Hermès den Status eines Branchenprimus behalten wird. Dass die Aktie seit einem Vierteljahr fällt, hatte dabei nichts damit zu tun, dass die Anleger an Hermès‘ starken Perspektiven zweifelten: Sie war schlicht überbewertet und zugleich charttechnisch „oben“ angestoßen.

Expertenmeinung: Es gab mehrere Jahre, in denen die „Großen Drei“ LVMH, Kering und Hermès fast im Gleichschritt von einem Rekord zum nächsten liefen. Doch seit sich die Ertragslage so unterschiedlich entwickelt, kam es zu Umschichtungen: Wer einen Fuß in der Tür des Luxus-Geschäfts behalten wollte, schichtete Geld aus den beiden anderen Aktien in Hermès um. Was zwar im Prinzip folgerichtig war, aber den Nebeneffekt hatte, dass Kering und LVMH ihre zuvor zu hohe Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) abbauten, Hermès aber immer teurer wurde. Und das ist auch der Risikofaktor in Sachen Aufwärtsschwenk des Kurses, denn:

Mit der laufenden Korrektur hat sich diese Überbewertung noch nicht entscheidend abgebaut, mit einem KGV von derzeit um 45 für die 2024er-Gewinnschätzung der Analysten ist Hermès immer noch ungewöhnlich hoch bewertet. Und das, obwohl man für 2024 einen erneuten Anstieg des Gewinns pro Aktie um gut zehn Prozent erwartet. Zum Vergleich: Das KGV von LVMH liegt bei 24, das von Kering bei 19 für die 2024er-Gewinnerwartung.

Hermès Aktie: Chart vom 26.06.2024, Kurs 2.201 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 26.06.2024, Kurs 2.201 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Charttechnisch sieht die Sache allerdings gut aus. Die drei Monate mit Abgabedruck haben dazu geführt, dass die Hermès-Aktie nach ihrem Test der oberen Begrenzung des 2022er-Aufwärtstrendkanals jetzt markttechnisch auskorrigiert wirkt und dabei ist, nahe über der markanten, durch die 200-Tage-Linie verstärkten Supportzone 2.000/2.050 Euro nach oben zu drehen. Aber: Die ungewöhnlich teure Bewertung bei einer zugleich eher mageren Dividendenrendite wird ein kritischer Faktor bleiben. Wenn, sollte man hier also konsequent entlang der Charttechnik und mit nicht minder konsequenten Stoppkursen agieren und idealerweise abwarten, ob es gelingt, die die Korrektur führende Abwärtstrendlinie bei derzeit 2.290 Euro zu überwinden.

Gerät eine Aktie ohne neue Nachrichten unter Druck und erstrecken sich die Abgaben auch noch auf die ganze Branche, neigt man schnell zu dem Gedanken, dass da jemand mehr weiß als die anderen. Aber ist das Minus bei Hermès denn überhaupt ein Problem für die Bullen?

Hermès und LVMH waren gestern die größten Verlierer im Euro Stoxx 50, Kering gab ebenso nach, auch die Schweizer Richemont. Die wichtigen Luxusgüterunternehmen wurden also verkauft … und das, obwohl es keine Bilanzdaten, neuen Kursziele oder ähnliches gab. Es wirkte, als würden eine oder mehrere große Adressen ihre Gewichtung in der Luxusbranche herunterfahren und ja, das könnte auch so sein, Vergleichbares gab es in früheren Jahren immer mal wieder.

Was die Sache jedoch nicht zwingend weniger problematisch machen müsste. Denn wenn z. B. ein oder mehrere Fonds der Ansicht sind, dass man mit Cash besser aufgehoben ist als mit zu vielen Hermès-Aktien im Portfolio, dann ja nur, weil man nicht daran glaubt, dass die Aktie in nächster Zeit noch viel nach oben zustande bringen wird. Solche Ansichten können allerdings eben auch ein Irrtum sein.

Und der Gedanke, dass da etwas Größeres im Busch ist, dass irgendjemand mehr weiß und aussteigt, bevor „bad news“ ruchbar werden, von denen die Allgemeinheit noch nichts ahnt, ist zwar nicht völlig unmöglich, aber nicht wahrscheinlich genug, um diese Abgaben als wegweisend einzuordnen. Zumal sie es auch aus charttechnischer Sicht nicht sind. Zumindest noch nicht. Sehen wir uns den Chart mal an:

Hermès Aktie: Chart vom 22.05.2024, Kurs 2.184 Euro, Kürzel: RMS | Online Broker LYNX
Hermès Aktie: Chart vom 22.05.2024, Kurs 2.184 Euro, Kürzel: RMS | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Mit dem gestrigen, durchaus stattlichen Minus ist die Hermès-Aktie zwar auf den tiefsten Stand der vergangenen drei Monate gefallen. Und es ist natürlich auffällig, dass sie zuvor mit dem am 21. März bei 2.436 Euro erreichten Rekordhoch genau am oberen Ende des bereits im September 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals angestoßen ist und abgedreht hat. Es ist ebenso nicht ganz „ohne“, dass Hermès zwar derzeit die stärkste Umsatz- und Gewinndynamik unter den großen Luxusgüterunternehmen zeigt, dadurch aber als Branchenprimus von den Tradern so massiv bevorzugt wurde, dass man mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 44 auch die mit Abstand teuerste Bewertung aufweist. Die, wenn man es nüchtern betrachtet, allemal als „zu“ teuer angesehen werden kann.

Aber wenn alle Luxus-Aktien zugleich unter Druck kommen ist es denkbar, dass diese beiden Faktoren nicht ausschlaggebend für den Verkaufsdruck waren. Es könnten genauso gut Portfolioumschichtungen oder Positionsanpassungen im Anschluss an die am letzten Freitag absolvierte Terminbörsen-Abrechnung gewesen sein. Und es ist eben bislang nichts passiert, das wirklich indizieren würde, dass die Hausse vorbei ist und sich die Bullen nachhaltig in Deckung begeben würden. Denn noch ist das, was wir hier sehen, eine Konsolidierung innerhalb eines intakten Aufwärtstrends, eine formgerechte „Bullenflagge“.

Erst, wenn die jetzt erreichte, untere Begrenzung der Flagge unterboten wird, wird es ungemütlich, aber zunächst auch nur auf kurzfristiger Ebene. Dann wäre der Weg grundsätzlich zunächst an die durch die 200-Tage-Linie verstärkte Supportzone 2.000/2.050 Euro und darunter an die untere Linie des Trendkanals frei, die momentan bei 1.900 Euro zu finden ist. Aber erst, wenn auch Letztere fallen würde, wäre die Hausse der Hermès-Aktie wirklich vorüber.

Wer mittel- oder langfristig agiert, hätte also bislang noch keinen Grund zu schlaflosen Nächten und/oder unmittelbarer, operativer Hektik. Nur, wer hier hochspekulativ auf der Long-Seite dabei ist, sollte jetzt mit einem offenen Auge schlafen, denn der Weg bis an die nächstgelegene Auffangzone 2.000/2.050 Euro ist eben für hoch gehebelte Long-Trades dann doch kein kleiner.