Die Börse sieht rot – Ferrari gibt IPO bekannt

von Torsten Ackermann

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Wer hat als kleiner Junge nicht davon geträumt, einmal in einem Ferrari zu sitzen? Diesem Traum kommt man mit dem angekündigten Börsengang des Sportwagenherstellers zwar nicht näher, jedoch hat man die Chance zukünftig selbst Besitzer von Ferrari zu sein. Zumindest Besitzer der Aktien des Mythos Ferrari – was vielleicht genauso schön ist, wie einen der roten Sportwagen sein Eigen zu nennen.

Noch im Oktober wird der IPO erwartet und jeder kann dann seinen persönlichen Anteil am Sportwagenhersteller erwerben. Aller Voraussicht nach werden nicht nur bekennende Ferraristi, sondern auch private Anleger und institutionelle Investoren in die Anteilsscheine investieren, denn die italienische Marke steht nicht nur für Prestige und Tradition, sondern auch für wirtschaftlichen Erfolg.

Unternehmen

Gegründet wurde Ferrari 1947 vom ehemaligen Rennfahrer Enzo Ferrari und unter dessen Führung war das Unternehmen mit dem schwarzen Pferd auf gelben Grund über viele Jahre im Rennsport sehr erfolgreich. Mit den Jahren entwickelte sich aus dem einstigen Rennstall ein Hersteller für exklusive Sportwagen, welcher seinen Hauptsitz im italienischen Maranello hat und heute für den Mythos Ferrari verantwortlich ist.

Im Jahr 2014 verkaufte Ferrari etwas mehr als 7.000 Fahrzeuge. Verglichen mit anderen Premiummarken sind diese Absatzzahlen zwar äußerst gering, denn allein die BMW Group hat 2014 mehr als 2,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt und Mercedes Benz verkaufte im gleichen Zeitraum 1,6 Millionen Fahrzeuge. Doch das Erreichen ähnlicher Absatzzahlen ist nicht das Ziel von Konzernchef Sergio Marchionne, weil die hohe Exklusivität der Fahrzeuge erhalten werden soll. Schließlich will man den Mythos Ferrari bewahren.

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Quelle: David Schachner, Wiki Commons, CC-BY- 3.0

Gewinnmargen

Kein Mythos sind hingegen die erzielten Margen des Sportwagenherstellers aus dem italienischen Maranello, welche andere Premiumanbieter bei weitem nicht erreichen. Ferrari wies für das Jahr 2014 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 275 Mio. Euro aus, bei einem gleichzeitigen Umsatz von 2,76 Mrd. Euro. Das entspricht einer operativen Marge von 14 % und ist weit mehr als alle anderen Automobilhersteller vorweisen können. Die Nummer zwei der weltgrößten Autobauer, der Volkswagen-Konzern, hat für 2014 beispielsweise nur eine EBIT-Marge von 6,27% ausgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Geschäfte jedoch noch nicht durch den Abgasskandal erschüttert.

Börsengang

Durch den jetzt angekündigten Börsengang wird einer der heiligsten Namen der Automobilindustrie wieder eigenständig. Derzeit ist Ferrari noch ein Tochterunternehmen des italienisch-amerikanischen Unternehmens Fiat-Chrysler, welches die Einnahmen aus dem Börsengang in die Sanierung der Marken Alfa Romeo, Maserati und Jeep investieren will. Insgesamt sollen 17,2 Millionen Anteilsscheine von Ferrari zum Preis von 48 bis 52 Dollar angeboten werden und es wird mit Erlösen aus dem Börsengang von bis zu 894 Millionen Dollar (787 Mio. Euro) gerechnet.

Mit dem Ferrari IPO sollen jedoch lediglich 10 % der Ferrari-Aktien neuen Investoren zur Zeichnung angeboten werden. Weitere 80 Prozent, welche sich im Besitz von Fiat-Chrysler befinden, sollen an die Aktionäre des Mutterkonzerns gehen. Die restlichen 10 Prozent hält der Sohn des verstorbenen Firmengründers, welcher seinen Anteil nicht verwässern will und die Aktien weiterhin halten wird.

Nach Platzierung der Aktien sollen diese in New York unter dem klanghaften Kürzel RACE gehandelt werden und als Börsenplatz wurde die zum Unternehmen passende, traditionsreiche New York Stock Exchange (NYSE) ausgewählt. Gerüchten zufolge sollen die Anteilsscheine zusätzlich auch an einer europäischen Börse gelistet werden. Damit würde sich Ferrari am Mutterkonzern orientieren, denn die Aktien von Fiat–Chrysler sind sowohl in New York als auch in Mailand gelistet.

Die Abspaltung vom Mutterkonzern und der damit verbundene Börsengang des Unternehmens mit dem Cavallino rampante (dt. sich aufbäumendes Pferdchen) als Logo, wurde an den Kapitalmärkten schon seit Jahren diskutiert, von Fiat–Chrysler allerdings lange Zeit abgelehnt. Die mittlerweile erfolgte und zugleich überraschende Meinungsänderung des Mutterkonzerns ist jetzt auch ein Grund dafür, warum Investoren die veröffentlichten Pläne zum IPO von Ferrari bejubeln. Denn Fiat–Chrysler, immerhin der siebtgrößte Autohersteller der Welt, will neben der angesprochenen Sanierung eigener Marken mit den Einnahmen aus dem Börsengang des Tochterunternehmens weiter expandieren und den Rückstand auf den japanischen Weltmarktführer Toyota verringern.

Nach Einschätzung verschiedener Analysten wächst mit der Abspaltung der „Scuderia Ferrari“ (dt. Rennstall Ferrari) zudem die Wahrscheinlichkeit, dass die Konzernmutter selbst zu einem Übernahmekandidaten wird, da das durch die Platzierung eingenommene Kapital den Konzern für die Konkurrenz nicht uninteressanter macht.

Machtkampf bei Ferrari

Den Plänen des Börsengangs von Ferrari ist ein intensiver Machtkampf zwischen dem langjährigen Ferrari-Chef Luca di Montezemolo und dem Fiat-Chrysler-Konzernchef Sergio Marchionne vorausgegangen. Dies lag vor allem an den sehr unterschiedlichen Auffassungen der Manager, wie Ferrari zukünftig in den italienisch-amerikanischen Automobilkonzern integriert werden sollte. Das Ergebnis dieses Streits war letztendlich der Rücktritt des vormaligen Ferrari-Chefs Montezemolo am 13. Oktober 2014. Seitdem wird der Sportwagenhersteller vom Fiat-Chrysler-Chef selbst geleitet.

Zusätzlich zur unterschiedlichen Auffassung bezüglich der Einbindung von Ferrari in den Mutterkonzern, könnte auch die anhaltende Erfolglosigkeit des Formel-1-Teams ein Grund für den Rücktritt des 23 Jahre amtierenden Ferrari-Chefs gewesen sein.

Wachstumsaussichten

Unabhängig von allen Träumereien rund um die meist roten Boliden sind die Wachstumsaussichten des Unternehmens beschränkt, muss doch die Exklusivität der Fahrzeuge gewahrt bleiben. Lediglich eine leichte Anhebung auf 10.000 verkaufte Autos im Jahr sei vorstellbar, so CEO Sergio Marchionne.

Andererseits könnte sich Ferrari seines Images bedienen und sein Portfolio beispielsweise um Luxusuhren oder exklusive und teure Kugelschreiber erweitern. Aufgrund des Prestiges und der enormen Exklusivität der Marke Ferrari sind allerdings auch Preisanhebungen für die Fahrzeuge und somit steigende Gewinnmargen jederzeit möglich.

Nach erfolgter Platzierung können die Ferrari Aktien unter dem Börsenkürzel RACE über LYNX an der New York Stock Exchange bereits ab 5,00 US-Dollar pro Transaktion gehandelt werden. Neben Aktien können Sie natürlich auch mit Optionen auf die Entwicklung von Ferrari spekulieren, welche über LYNX bereits ab 3,50 US-Dollar pro Kontrakt handelbar sind. Nehmen Sie sich die Zeit unsere Gebühren mit denen der Konkurrenz zu vergleichen und handeln Sie US-Aktien oder amerikanische Optionen über unsere professionelle Handelsplattform.

Offenlegung gemäß § 34b WpHG zwecks möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in dem besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht investiert.