Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
China hat einen Crash erlebt, wie es ihn bei uns zuletzt in der Finanzkrise gegeben hat. Ist das eine gigantische Gelegenheit oder gerechtfertigt?
In der Zwickmühle
Im Reich der Mitte gelten Immobilien als die einzige sichere Investition. Daher hat die Bevölkerung den in den letzten Jahrzehnten den zunehmenden Wohlstand zum großen Teil in Immobilien gesteckt.
Ganze Geisterstädte wurden gebaut, viel davon auf Pump. Inzwischen übersteigt das Angebot an Wohnraum längst den Bedarf. Dadurch sinken die Preise, was wiederum den Wohlstand der Besitzer mindert, also von nahezu allen Chinesen, die über ein nennenswertes Vermögen verfügen.
Aus diesem Dilemma gibt es nur einen Ausweg: Entweder muss die Nachfrage steigen oder das Angebot sinken.
Das Problem ist jedoch, dass in China dank der Ein-Kind-Politik eine demografische Zeitbombe tickt. Die Bevölkerung vergreist und schrumpft. Die Nachfrage kann also unmöglich steigen, sie wird massiv sinken.
China wird in den nächsten Jahrzehnten hunderte Millionen Einwohner verlieren, daran lässt sich nichts mehr ändern. Das bedeutet, dass die Angebotsseite umso stärker reduziert werden muss.
Dazu müsste man die Bauaktivität in China massiv senken, doch das würde zu Massenarbeitslosigkeit führen, denn mehr als jeder zehnte Angestellte arbeitet in diesem Sektor.
Wer auf der falschen Seite steht, geht unter
Es ist eine Zwickmühle, für das es keine Lösung zu geben scheint. Hinzu kommt eine Jugendarbeitslosigkeit von geschätzten 15-20% und die Maßnahmen der USA, sich unabhängiger von China zu machen.
Den letzten Faktor sollte man nicht unterschätzen. Für viele chinesische Unternehmen wird mit den USA der größte Markt wegbrechen.
Diesen Umwälzungen werden viele Unternehmen zum Opfer fallen, andere werden massiv davon profitieren:
First Solar: Warum die Aktie jetzt besonders spannend ist
In China brennt die Hütte lichterloh, daher hat der Hang Seng zwischenzeitlich auch die Hälfte an Wert verloren. Wir im Westen nehmen das kaum wahr, doch dort hat man einen Crash erlebt, wie es ihn bei uns zuletzt 2008/2009 gab.
All das wissen unsere Leser bereits aus früheren Artikeln. Doch zuletzt hat sich der Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA weiter verschärft.
Die USA haben die Einfuhrzölle für chinesische Elektroautos von 25% auf 100% erhöht.
Für Lithium Batterien und Teile wurden die Einfuhrabgaben von 7,5% auf 25% erhöht. Die Zollgebühren für kritische Rohstoffe wie Graphit sowie Solarzellen und Halbleiter steigen von 25% auf 50%.
Die Gesetzesinitiative wurde von beiden Parteien unterstützt. Es scheint eins der wenigen Themen zu sein, bei denen sich Demokraten und Republikaner einig sind.
Die USA ziehen die Daumenschrauben an
China steht also vor enormen Herausforderungen, viele davon sind hausgemacht, doch die Abkehr des Westens wiegt mindestens genauso schwer.
Wo soll China zukünftig all die Waren verkaufen, wenn die USA und Europa sie nicht mehr möchten und wieder mehr selbst produzieren?
Es ist kein Zufall, dass in den strategisch relevanten Sektoren massive Investmentprogramme laufen und dass in den USA, Europa und anderen als verlässlich erachteten Partnerstaaten plötzlich wieder zahllose Fabriken entstehen.
Und das ist nur einer von vielen Gründen, warum chinesische Aktien im Westen in Ungnade gefallen sind.
In den letzten Jahren kam es zu derartig vielen Betrugsfällen, dass man sie kaum zählen kann.
Die Bücher etlicher chinesischer Unternehmen waren und/oder sind frisiert, das Vertrauen ist dahin.
Hinzu kommen die geopolitischen Spannungen wegen Taiwan und Vorfälle wie der bei Alibaba. Hier wurden die westlichen Aktionäre um ihre Beteiligung an Ant Financial größtenteils beraubt.
Die wenigsten werden sich noch daran erinnern, aber 2011 transferierte Jack Ma Ant Financial von Alibaba in ein neues Unternehmen, das damals vollständig ihm gehörte.
Wir werden systematisch ausgeraubt
Bei Yahoo, dem größten ausländischen Einzelaktionär von Alibaba, bekam man erst Monate später Wind davon.
Als Yahoo dann gerichtlich dagegen vorgehen wollte, lachte man in China nur herzlich. Nach dem Rechtsverständnis im Reich der Mitte besitzen die westlichen Aktionäre nämlich nichts – zumindest keine Anteile an chinesischen Unternehmen.
China befindet sich seit Jahrzehnten auf einem internationalen Raubzug. Das beginnt bei Raubkopien und zieht sich über Hackerangriffe, Industriespionage, Patentrechtsverletzungen bis an die Börse.
Der Branchenverband Bitkom beziffert den Schaden, der durch Cyber-Angriffe im Jahr 2023 angerichtet wurde auf über 200 Mrd. Euro.
Das sind Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 1.002 Unternehmen quer durch alle Branchen repräsentativ befragt wurden. Rund drei Viertel (72 Prozent) aller Unternehmen waren in den vergangenen zwölf Monaten von analogen und digitalen Angriffen betroffen, weitere 8 Prozent vermuten dies, ohne entsprechende Angriffe zweifelsfrei nachweisen zu können (Quelle: Bitkom).
46 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten Angriffe nach Russland zurückverfolgen (2021: 23 Prozent), 42 Prozent wurden aus China angegriffen (2021: 30 Prozent).
Sollte der tatsächliche Schaden wirklich bei 200 Mrd. Euro liegen, wären das in etwa 200 Euro je Bundesbürger und Monat.
Rückblickend muss man sich die Frage stellen, wie und warum wir das so lange zugelassen haben und noch immer zulassen.
Wann werden wir endlich etwas dagegen unternehmen?
Doch statt etwas zu unternehmen, verkauft man ein Drittel des Hamburger Hafens an China…
Vertrauensbildende Maßnahmen: Aktienrückkäufe + Dividende
Das Vertrauen in China und chinesische Aktien ist mit gutem Grund erschüttert. All das hat aber nicht verhindert, dass chinesische Aktien zwischenzeitlich massive Rallyes vollzogen haben und das kann wieder passieren.
Es ist nur wichtig, dass man sich der Gefahren bewusst ist.
Bei JD dürfte man all diesen Thesen natürlich nicht zustimmen, dass es ein Vertrauensproblem gibt, scheint man dort aber erkannt zu haben.
Für chinesische Unternehmen gibt aus meiner Sicht nur eine Möglichkeit, um wieder Vertrauen zu schaffen und das sind Aktienrückkäufe und noch besser Dividenden.
Wenn das Geld auf den Konten der Aktionäre landet, beweist man damit, dass das Geld auch wirklich verdient wurde und vorhanden ist.
Abgesehen von dem massiven Kurssturz der JD-Aktie dürfte das wesentlich dazu beigetragen haben, dass man Aktienrückkäufe und eine Dividende beschlossen hat.
Den Büchern zufolge besitzt man aktuell 11,3 Mrd. USD an Barmitteln, was fast einem Viertel des Börsenwerts entspricht.
Obendrein lag die P/E kürzlich noch bei etwa 7.
Wenn das alles so ist, ergeben Buybacks natürlich Sinn. Vom ersten Januar bis zum 15. Mai hat man insgesamt für 1,3 Mrd. USD eigene Aktien eingezogen, rund 3,1% aller ausstehenden Papiere.
Darüber hinaus hat man im April eine Dividende in Höhe von 0,76 USD je Aktie ausgeschüttet. Zum damaligen Kurs entsprach das in etwa einer Dividendenrendite von 2,8%.
Sollte sich dieser Trend fortsetzen und JD zuverlässig eine Dividende zahlen und Aktienrückkäufe durchführen, könnte das zu einem Umdenken führen.
Zumindest JD würde dadurch wieder als vertrauenswürdig gelten.
Aktuell kommt JD auf eine forward P/E von 10,6. Seit dem Börsengang in den USA war die Aktie nie günstiger als in den letzten Wochen.
Der KUV lag in dieser Zeit durchschnittlich bei 0,90 und aktuell bei 0,33.
Aus technischer Sicht ist die Lage ebenfalls interessant. Seit dem Börsengang war die Unterstützungszone bei 20-25 USD immer wieder der Ausgangspunkt für ausgedehnte Rallyes.
Dazu könnte es jetzt wieder kommen.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Handeln wie die Profis? Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen