Es gibt zahllose Beispiele, die belegen, wie ignorant an der Börse agiert wird. Kontron ist eines davon. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Unausweichliche geschieht?
Vier Jahre Scheuklappen
Ein besonders extremes Beispiel ist Quanta Services. Ich hatte die Aktie im Juli 2020 empfohlen und bekomme bis heute immer wieder positive Rückmeldungen zum Artikel. Kein Wunder, denn die Aktie ist seitdem von 25 auf 300 USD gestiegen, doch darum geht es nicht.
Es geht darum, dass vor Beginn dieser Rallye mehrere Jahre lang ignoriert wurde, dass es bei Quanta blendend lief. Die meisten Anleger machen sich nicht mal die Mühe, die Fundamentaldaten anzuschauen, sie sogar einzuordnen oder einen weiteren Blickwinkel einzunehmen.
Stattdessen starrt man auf die Blinklichter an der Kurstafel und kauft Aktien erst, nachdem der Kurs gestiegen ist, denn dann ist das Chartbild bullisch.
Kann man so machen, muss man aber nicht. Die damalige Situation bei Quanta hat einige Ähnlichkeiten mit der von Kontron heute.
Quanta konnte in den Geschäftsjahren 2016 bis 2019 den Gewinn um 36 %, 30 %, 43 % und 19 % steigern. Die Aktie rührte sich dennoch nicht vom Fleck. Der Kurs lag am Ende noch in etwa auf demselben Niveau wie zu Beginn. Dadurch war die P/E auf unter 10 gesunken und plötzlich ging ein Kursfeuerwerk los, welches bis heute anhält.
Heute sind die Wachstumsraten niedriger als vomn 2016 bis 2019, dafür ist die Bewertung in etwa dreimal so hoch.
Der Druck steigt
Bei Kontron kann man eine ähnliche Entwicklung beobachten. Ständig flattern gute Nachrichten ins Haus: Kooperationen, Großaufträge und so weiter.
Den Gewinn konnte man 2017 um 39 % auf 0,43 Euro je Aktie steigern und hat ihn seitdem auf 1,23 Euro je Aktie fast verdreifacht.
Die Aktie notiert jedoch noch immer auf demselben Niveau wie 2017. Dadurch ist das KGV von über 40 auf 11,4 gesunken. Über die Gründe dafür, warum das der Fall ist, kann man nur spekulieren. Aber das Chartbild dürfte sicherlich einer der Hauptgründe sein, warum die Mehrheit kein Interesse an der Aktie hat. Hinzu kommen der sprunghafte Anstieg des Gewinns im Jahr 2022, was auf den Verkauf einer Tochtergesellschaft zurückzuführen ist, und der darauffolgende „Gewinneinbruch“, der mit der operativen Realität nichts zu tun hat.
Abgerundet wird die Sache durch eine sinnfreie mediale Berichterstattung, in der man beispielsweise lesen konnte, dass Kontron die Dividende in diesem Jahr von 1,00 auf 0,64 Euro je Aktie gesenkt hat.
Das ist oberflächlich betrachtet zwar richtig, aber trotzdem Unsinn.
Kontron hatte 2023 eine Sonderdividende ausgeschüttet, da man nach dem Verkauf einer Tochter in Geld schwamm. Heute zahlt man regulär fast das Doppelte wie zuvor.
Doch irgendwann wird der Punkt kommen, an dem sich die Realität nicht mehr ignorieren lässt. Vielleicht muss das KGV dafür, wie auch bei Quanta, erstmal unter 10 fallen. Vielleicht dauert es auch noch länger. Am Ende spielt es für einen Investor auch keine Rolle.
Es kommt ausschließlich darauf an, wo Kontron in 5 Jahren stehen wird. Wenn die Aktie dann bei 30 oder 40 Euro steht (Zahlen fiktiv), spielt es keine Rolle, ob sie vorher nochmal einen Umweg genommen hat. Es zählt schließlich nur das Endresultat.
Eine gute Nachricht nach der anderen
Für die Wartezeit, bis der Kurs zur geschäftlichen Realität aufholt, wird man mit einer Dividendenrendite von 3,02 % entlohnt.
Unterdessen flattert bei Kontron eine gute Nachricht nach der anderen rein.
Im letzten Quartal steigerte sich der Umsatz um 53 % auf 423,8 Mio. Euro und das EBITDA um 49 % auf 46,5 Mio. Euro.
Das Ergebnis hat sich trotz zusätzlicher Abschreibungen aus der Katek-Übernahme von 19,0 auf 21,6 Mio. Euro verbessert.
Der Auftragsbestand kletterte im ersten Halbjahr um 279 Mio. Euro auf einen Rekordwert von 1,97 Mrd. Euro. Die Zeichen stehen demnach auf Wachstum. Die Prognose wurde bestätigt.
Anfang vergangenen Monats hat man dann bekanntgegeben, dass die Transportation Division eine hohe Nachfragedynamik und 2024 bereits Aufträge im dreistelligen Millionenbereich erhalten hat. (Link zu Kontron)
Zehn Tage später gab man bekannt, dass man die eigenen 5G-Module nun selbst in Europa fertigt. Mit der Produktion in eigenen europäischen Werken unterstreicht das Unternehmen sein Engagement für höchste Qualitätsstandards, kürzere Lieferketten und die technologische Souveränität Europas. (Link zu Kontron)
Obendrein ist es ein Alleinstellungsmerkmal. Kontron ist weltweit der einzige Anbieter, der 5G-Module vollständig in Europa entwickelt und produziert. Vor allem bei sicherheitsrelevanten Anwendungen werden sich die Kunden dreimal überlegen, ob sie chinesische Produkte europäischen vorziehen – selbst, wenn sie etwas teurer sein sollten.
Heute, am 10. Oktober, gab man bekannt, dass Kontron und Qualcomm zukünftig bei der Transformation von Edge Computing und KI kooperieren. (Link zu Kontron)
Hannes Niederhauser, CEO von Kontron, betonte die Bedeutung dieser Zusammenarbeit: „Während unsere Vision im IoT-Markt bereits Realität wird, stellt unsere Zusammenarbeit mit Qualcomm einen weiteren entscheidenden Moment in der Entwicklung von vernetzten Embedded-Systemen dar. Wir aktualisieren nicht nur die Technologie, wir revolutionieren sie. Diese Partnerschaft versetzt uns in die Lage, unseren Kunden den Zugang zum vollen Potenzial von Künstlicher Intelligenz und Konnektivität der nächsten Generation mit höchstem Sicherheitsstandard zu ermöglichen.“
Qualcomm ist ein Großkonzern mit einem Jahresumsatz von knapp 36 Mrd. USD, rund 30-mal so viel wie Kontron. Das Potenzial einer Kooperation ist demnach erheblich.
An der Börse scheint diese Neuigkeit gut anzukommen, immerhin notiert die Aktie aktuell 2,30 % im Plus bei 16,92 Euro.
Gelingt jetzt ein nachhaltiger Ausbruch über 17,00 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen 18,75 und 20,00 Euro.
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