MicroStrategy dürfte wohl auch das Dümmste sein, was ich seit WeWork gesehen habe. Das Geschäftsmodell von WeWork basierte darauf, Büroräume langfristig zu mieten und diese dann kurzfristig an Unternehmen und Einzelpersonen weiterzuvermieten.
Man hatte also langfristige Schulden, die man auch während wirtschaftlicher Krisen bedienen musste.
Kommt es zu wirtschaftlichen Problemen, verzichten aber sehr viele Nutzer von Coworking-Spaces auf diesen Luxus.
Daher war aus meiner Sicht vorprogrammiert, dass WeWork bei einer ernstzunehmenden Krise schnell in Zahlungsschwierigkeiten kommen würde. Das Geschäftsmodell war von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Eine Bitcoin-Holding oder eine tickende Zeitbombe?
Die Situation bei MicroStrategy ist grob unterschiedlich, aber nicht weniger gefährlich.
Das Unternehmen wurde 1998 von Michael Saylor gegründet und war eigentlich ein Anbieter von Business-Intelligence-Software und. Heute ist man eine Bitcoin-Holding oder wie auch immer man das Geschäftsmodell bezeichnen soll.
MicroStrategy kauft Bitcoin und bietet Anlegern die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen. Das Geschäftsmodell ergibt für sich genommen bereits keinen Sinn, denn warum sollte man MicroStrategy kaufen, wenn man auch direkt Bitcoins oder einen Bitcoin ETF kaufen kann?
Denn MicroStrategy hat natürlich auch operative Kosten, die viel höher als die eines ETFs sind und noch viel höher als die Kosten, die bei einem direkten Kauf von Bitcoin entstehen.
Das alles wäre schon bedenklich genug, doch es wird noch wesentlich schlimmer. Der Gründer und CEO von MicroStrategy hat einen zweifelhaften Ruf und die zweifelhafte Ehre, lange Zeit einen unschönen Rekord zu halten – nämlich den für den höchsten Kapitalverlust einer einzelnen Person an einem Tag.
Als der Kurs von Microstrategy im Jahr 2000 kollabierte, verlor Saylor an nur einem Tag 6 Milliarden Dollar.
Wackliges Geschäftsmodell: Warum MicroStrategy auf Sand gebaut ist
Anschließend ging die Aktie ein zwanzigjähriges Siechtum über, denn das Kerngeschäft von MSTR stagniert, und die finanziellen Kennzahlen haben sich in den letzten Jahren verschlechtert. Das Unternehmen hat sich deshalb entschieden, diese „Hail Mary“-Strategie zu verfolgen, indem es in Bitcoin investiert.
Haben Sie schon genug von der Aktie? Warten Sie ab. Der aktuelle Aktienkurs von MicroStrategy liegt deutlich über dem Nettowert der Vermögenswerte (NAV), was auf ein erhebliches Abwärtspotenzial hindeutet.
Die Unternehmensbewertung liegt bei 190% des Werts der gehaltenen Bitcoins.
Lesen Sie den letzten Satz besser zweimal.
Am Ende des letzten Quartals besaß MicroStrategy 226.500 Bitcoins. Beim aktuellen Kurs von 59.450 USD, entspricht das einem Wert von 13,47 Mrd. USD.
Der Börsenwert von MicroStrategy liegt jedoch bei 23,4 Mrd. USD. Hinzu kommen 2,2 Mrd. USD an langfristigen Verpflichtungen.
Da die Schulden unverändert bleiben, auch wenn der Aktienkurs sinkt, wäre mehr als eine Halbierung des Kurses notwendig, um die Überbewertung zum realen Wert der Bitcoins abzubauen.
Eine absurde Überbewertung: Der Aktienkurs jenseits aller Vernunft
Der aktuelle Kurs von MicroStrategy ergibt demnach keinerlei Sinn. Das gilt umso mehr, da das Unternehmen massive Verluste einfährt.
Im letzten Quartal hat man 200,3 Mio. USD verbrannt.
Das kann man nur dadurch finanzieren, indem man ständig neue Aktien ausgibt. Das bedeutet, dass die Menge an Bitcoins, die auf jede Aktie entfällt, stetig sinkt.
Die einzige Möglichkeit für MicroStrategy, dass dieses Geschäftsmodell auch nur annähernd aufgehen kann, ist ein stetiger und geradezu unendlicher Anstieg des Bitcoin-Preises.
Doch auch in diesem Szenario wäre die Rendite für einen Anleger höher, wenn er Bitcoin direkt kaufen würde.
Welchen rationalen Grund gäbe es also, dieses gruselige Konstrukt zu kaufen? Vielleicht ist MicroStrategy ja ein brillanter Bitcoin-Trader, der konstant unter dem Marktwert kauft und dadurch einen Mehrwert schafft?
Das Gegenteil ist der Fall. Das Unternehmen schafft es geradezu meisterhaft, jedes Jahr über den Durchschnittspreisen zu kaufen.
Der durchschnittliche Kaufpreis lag seit 2020, als man damit begann, in jedem Jahr über den Marktpreisen – je nach Jahr zwischen 3 und 44%.
Wenn die Blase platzt: Droht MicroStrategy eine Zwangsliquidation?
Am Ende bleibt noch ein weiteres Problem, und das sind die Schulden. Im kommenden Jahr werden 1,15 Mrd. USD fällig.
Die wird man nur durch die Ausgabe neuer Aktien finanzieren können, wodurch die Menge an Bitcoins, die auf jede Aktie entfällt, abermals sinkt.
Wenn es allerdings schlecht läuft, droht ein viel schlimmeres Szenario. Sollte es zu einem weiteren Bitcoin-Winter kommen und der Kurs für längere Zeit abstürzen, könnte MicroStrategy zu einer Liquidation der Bitcoin-Bestände gezwungen sein, um den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und die gigantischen Verluste aus dem laufenden Geschäft zu decken.
Um es zusammenzufassen:
Im ersten Halbjahr hat man einen operativen Verlust von mehr als 400 Mio. USD eingefahren. Da MicroStrategy im operativen Geschäft also Unsummen verbrennt und man das Risiko der Schulden mitträgt, sollte die Aktie weit unter dem NAV gehandelt werden.
Der NAV liegt aktuell bei 64,03 USD.
Als man bei MicroStrategy das letzte Mal aufgewacht ist, hat die Aktie etwa 90% an Wert verloren. Sollte der Bitcoin-Preis sinken, droht ein ähnliches Szenario.