Nemetschek Aktie Prognose Nemetschek: Teuer, aber gut zugekauft – könnte man hier noch einsteigen?

News: Aktuelle Analyse der Nemetschek Aktie

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Am Donnerstag vor Handelsbeginn meldete Nemetschek, dass man das US-Unternehmen GoCanvas erwerben werde, ein Software-Dienstleister im Bauwesen. Die Aktie stieg kräftig … und steht jetzt an der Schwelle, in die Region des bisherigen Allzeithochs zurückzukehren.

Die Sache wirkt gut durchdacht. GoCanvas bietet Software-Lösungen zur Steigerung der Sicherheit und der Produktivität an, Nemetschek ist ein Software-Spezialist für den Bereich Bau und Architektur. Laut Nemetschek ergänzen sich die technologischen Ansätze von Nemetschek und GoCanvas, zugleich bietet das Leistungsspektrum des US-Unternehmens eine laut Nemetschek perfekte Ergänzung des gesamten Angebots-Portfolios.

In der adhoc-Meldung wurde der Kaufpreis zwar nicht explizit als Summe genannt, ließ sich aber errechnen. Nemetschek erklärte, dass GoCanvas derzeit wiederkehrende Umsätze von 67 Millionen US-Dollar erreicht, der Kaufpreis betrage das 11,5fache dieser Umsätze. Damit kommt man auf 770 Millionen US-Dollar. Angesichts eines Umsatzes von 853 Millionen Euro bei Nemetschek im vergangenen Jahr ist das ein Wort. Aber ist das damit zwingend zu teuer?

Das kann man noch nicht absehen. Die Synergieeffekte könnten immens sein, nicht zuletzt auch dadurch, dass man so auch die bisherigen GoCanvas-Kunden ins Kundenportfolio bekommt. Aber das kann und wird sich erst in den nächsten Jahren klar darstellen lassen. Erst kostet ein solcher Zukauf eben Geld, bevor er Gewinn bringt … oder auch nicht. Was bleibt ist der Eindruck, dass Nemetschek so in Sachen weiteren Wachstums den Fuß in die Tür gestellt hat. Aber ist das ein Argument, jetzt bei der Aktie zuzugreifen?

Expertenmeinung: Das sollte man sich in zweierlei Hinsicht besser genau überlegen. Denn zum einen ist ein stetiges, zügiges Wachstum bereits in die Aktie eingepreist. Denn nur, wenn es immer weiter vorangeht, wäre ein Kurs/Gewinn-Verhältnis, das nach dem gestrigen Kursanstieg auf Basis der derzeitigen 2024er-Gewinnschätzung der Analysten bei „sportlichen“ 58 liegt, aufrechtzuerhalten. Und bevor GoCanvas dieses Wachstum spürbar positiv beeinflussen könnte, ist das laufende Jahr wohl auf jeden Fall um.

Dementsprechend sehen auch die Kursziele der Analysten aus. Zwar reicht das höchste bis hinauf auf 112 Euro und damit nahe an das bisherige, 2021 markierte Allzeithoch von 116,15 Euro. Aber der Durchschnitt der Kursziele liegt momentan bei 86,75 Euro … und wäre damit bereits überboten. Hinzu kommt der charttechnische Aspekt:

Nemetschek Aktie: Chart vom 06.06.2024, Kurs 96,90 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 06.06.2024, Kurs 96,90 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Unser Chart auf Wochenbasis zeigt, dass die positive Reaktion auf die GoCanvas-Übernahme zwar dazu führte, dass die Nemetschek-Aktie aus der seit Ende Januar bestehenden Handelsspanne nach oben ausbrach und in einem Aufwasch das markante Zwischenhoch vom April 2022 bei 94,78 Euro überwand. Aber hier ließe sich behaupten: Nach der Hürde ist vor der Hürde.

Denn jetzt ist die Aktie bereits an das untere Ende der 2021er-Toppbildungs-Zone zwischen 99,06 und 116,15 Euro gelaufen. Mit Blick auf die äußerst ambitionierte Bewertung und den Umstand, dass wohl die meisten, die auf die GoCanvas-Meldung hin zugreifen wollten, auch bereits eingestiegen sind, dürfte der Weg nach oben jetzt steiniger werden. Ausgerechnet jetzt noch neu einzusteigen oder zuzukaufen, wirkt daher gewagt, das sollte man eher nach einer Korrektur angehen, die ja bekanntlich irgendwann immer kommt.

Quellenangaben: adhoc-Meldung zur Übernahme von GoCanvas, 06.06.2024: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2110/news.html?newsID=2779823
Analysten-Kursziele: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/1000/aktie.html#Analysten

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Vorherige Analysen der Nemetschek Aktie

Der freie Cashflow ist um 30 % gestiegen und die nächsten Rekorde stehen an. Steuert Nemetschek jetzt das Allzeithoch an?

An der Weltspitze

Nemetschek ist einer der weltweit führenden Anbieter von Softwarelösungen für die Architektur-, Ingenieur- und Bauindustrie.

Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Softwareprodukten an, die verschiedene Aspekte des Bauprozesses abdecken, darunter Planung, Design, Modellierung, Simulation, Dokumentation und Projektmanagement.

Zu den bekanntesten Produkten des Unternehmens gehören Vectorworks, ArchiCAD, Allplan und Bluebeam. Nemetschek ist international tätig und bedient Kunden auf der ganzen Welt.

Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften und Niederlassungen in verschiedenen Ländern, darunter die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und China.

Die intelligenten Softwarelösungen decken den gesamten Lebenszyklus von Bau- und Infrastrukturprojekten ab und ermöglichen Kreativen, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren. Kunden können Gebäude und Infrastrukturen effizienter und nachhaltiger planen, bauen und verwalten sowie digitale Inhalte wie Visualisierungen, Filme und Computerspiele kreativ entwickeln.

Inzwischen nutzen mehr als sieben Millionen Anwender die Lösungen von Nemetschek. Zu den größten Konkurrenten gehören Autodesk und Trimble.

Transformation zum Abo-Modell: Nemetschek auf Erfolgskurs

Derzeit läuft bei Nemetschek eine Umstellung auf ein Abo-Modell, wie es in der Softwarebranche üblich geworden ist.
Autodesk, der größte Konkurrent von Nemetschek, hat diesen Weg bereits vor etwa 10 Jahren beschritten, was maßgeblich zu dem Erfolg der US-Amerikaner beigetragen hat.

In den Jahren vor der Umstellung, war die Aktie ein schlechtes Investment, seitdem hat sich der Kurs verfünffacht.

Wir hatten bereits vor einigen Monaten auf die Transformation von Nemetschek hingewiesen und darauf, dass sie erstaunlich gut verläuft:
Nemetschek: Rekordergebnis noch in diesem Jahr?

Bei vielen Unternehmen verursacht die Umstellung auf ein Abo-Modell erhebliche Reibung, in vielen Fällen bricht der Gewinn kurzfristig massiv ein.
Bei Nemetschek ist das nicht der Fall.

Gewinn vs. freier Cashflow

Am 21. März wurden die abschließenden Geschäftszahlen für 2023 vorgelegt. Demnach hat sich die positive Entwicklung auch im vierten Quartal fortgesetzt.

Der Umsatz konnte von 801,8 auf 851,6 Mio. Euro gesteigert werden. Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze konnte von 72 % auf 84 % gesteigert werden.
Der Gewinn lag wie auch im Vorjahr auf einem Rekordniveau 1,40 Euro je Aktie.

Bisher war man davon ausgegangen, dass das Ergebnis aufgrund der Umstellung auf 1,34 Euro je Aktie sinken würde.
Erst für 2024 wurde ein neues Rekordergebnis von 1,59 Euro je Aktie erwartet.

Nachdem das Schlussquartal besser verlaufen ist als angenommen, wäre es gut möglich, dass die Schätzungen jetzt nach oben revidiert werden müssen.

Darüber hinaus stellt sich zunehmend die Frage, inwieweit der gemeldete Gewinn noch eine Aussagekraft hat.
Bei Abo-Geschäftsmodell ergibt eine Bewertung auf Basis des Gewinns wenig Sinn.

Es würde den Rahmen sprengen, das im Detail zu erklären. Der Hauptgrund dafür ist die zeitliche Differenz zwischen Zahlungseingängen und der Erbringung von Dienstleistungen.

Nehmen wir beispielsweise an, ein Kunde zahlt heute für ein Zweijähriges Abo.
Dadurch fließt Nemetschek heute Geld zu und natürlich arbeitet man mit diesem Kapital und investiert es in den laufenden Betrieb.
Da der Umsatz aus dem Vertrag nicht sofort bilanziell erfasst wird, sondern erst zum Zeitpunkt der Leistungserbringung, drückt das gemeldeten Gewinn.

Ausblick und Bewertung

Daher ist der freie Cashflow bei Abo-Geschäftsmodell deutlich aussagekräftiger. Während 2023 „nur“ ein Jahresüberschuss von 161,3 Mio. Euro erreicht wurde, lag der freie Cashflow vor M&A bei 240,6 Mio. Euro.

Nemetschek kommt demnach auf einen P/FCF von 41,7. Das ist nicht gerade wenig, doch es ergibt sich ein vollkommen anderes Bild als ein Blick auf das KGV suggerieren würde (Das KGV liegt bei 62).

Für 2024 stellt das Unternehmen trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ein Umsatzwachstum von 10-11 % in Aussicht.
Die wiederkehrenden Umsätze sollen um 25 % zulegen, der Anteil der wiederkehrenden Umsätze am gesamten Konzerngeschäft soll auf 85 % steigen. Die EBITDA-Marge dürfte bei 30-31 % weitgehend unverändert bleiben.

Leider hat Nemetschek keine Prognose für den freien Cashflow vorgelegt. Es ist jedoch anzunehmen, dass eine stark überproportionale Steigerung erreicht wird.
Nemetschek hat den Großteil der Umstellung des Geschäfts bereits vollzogen und dürfte jetzt in eine Phase eintreten, in der zunehmend die Früchte dieser Weichenstellung geerntet werden.

Unterstellt man beispielsweise einen Anstieg des freien Cashflows um 20 %, würde der P/FCF im laufenden Geschäftsjahr auf 34,7 sinken.
Das ist für Unternehmen mit wiederkehrenden Umsätzen, planbaren Cashflows und den vorliegenden Wachstumsraten nicht viel.

Das zeigt auch ein Vergleich mit der direkten Konkurrenz. Nemetschek wächst am schnellsten, auf Platz 2 folgt Autodesk und dann weit abgeschlagen Trimble.
Autodesk kommt derzeit auf einen P/FCF von 43,8 und Trimble wird mit einem P/FCF von 28,8 bewertet.

Seit der letzten Analyse hat Nemetschek massiv zugelegt und die Bewertungslücke hat sich verringert, doch Nemetschek dürfte auch heute noch die attraktivste der drei Aktien sein.

Nemetschek Aktie: Chart vom 22.03.2024, Kurs: 90,00 EUR - Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 22.03.2024, Kurs: 90,00 EUR – Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Nemetschek ist auf allen Zeitebenen bullisch. Gelingt jetzt ein Ausbruch über den Widerstand bei 90 – 91 Euro, würde das ein prozyklisches Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 100 – 103 USD auslösen.
Darüber wäre der Weg in Richtung Allzeithoch bei 115 Euro frei.

Die Nemetschek-Aktie wird von einem steten „einerseits, andererseits“ verfolgt. Was nicht an den starken Ergebnissen des Jahres 2023 lag, die das Unternehmen am Donnerstag als vorläufige Zahlen vorlegte. Diese knifflige Situation hat ihren Ursprung in früheren Jahren.

Mit 851,6 Millionen Euro lag der Umsatz des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers im Jahr 2023 auf Höhe der Erwartungen und 6,2 Prozent über dem des Vorjahres. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 257,7 Millionen fast genau auf dem Niveau des Vorjahres, die EBITDA-Gewinnmarge erreichte mit 30,3 Prozent das obere Ende der unternehmenseigenen, zuletzt angehobenen Prognose. Nichts von diesen Zahlen war eine Überraschung. Und für weitere Details und, vor allem, für den Ausblick auf das Jahr 2024 müssen die Akteure noch bis zu den offiziellen, geprüften Ergebnissen warten, die am 21. März vorgelegt werden.

Da fragt man sich: Warum steigt eine Aktie, die zwischen Oktober und Januar bereits stark gelaufen war, am Donnerstag, dem Tag der Vorlage des Ergebnisses, um sieben Prozent und holt leichte Gewinnmitnahmen am Tag danach wieder auf? Damit wurde ein 22-Monats-Hoch erreicht … mit einem „alles wie erwartet“? Da kommt es schon, das „einerseits, andererseits“. Denn einerseits steckt hinter diesem Anstieg eine gewisse Logik. Andererseits aber auch nicht.

Expertenmeinung: Einerseits bewegt sich das EBITDA auf Rekordniveau. Und das ja schon seit dem Vorjahr, denn es lag diesmal auf dessen Level. Die Aktie ist indes von ihrem bisherigen Rekordhoch, das 2021 bei 116,15 Euro markiert wurde, noch ein gutes Stück entfernt. Gewinn auf Rekordhoch, Aktie nicht, das heißt Luft nach oben und ist bullisch. So könnte man es sehen.

Nemetschek Aktie: Chart vom 09.02.2024, Kurs 90,18 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 09.02.2024, Kurs 90,18 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Andererseits hat die Sache den Haken, dass das Rekordhoch im Jahr 2021 mit einer wilden Spekulationswelle einherging, bei der die Nemetschek-Aktie mit etwa zehn, zwanzig anderen deutschen Aktien derart nach oben getrieben wurde, dass die Bewertung ein geradezu absurdes Niveau erreichte. Zum Jahresende 2021 lag das Kurs/Gewinn-Verhältnis der Aktie beispielsweise bei 96,4. Das wäre angemessen gewesen, hätte man unterstellen können, dass das Gewinnwachstum der da vorangegangenen Jahre von im Schnitt 50 Prozent durchgehalten würde. Aber das war unrealistisch. Und es rächte sich.

Die Aktie fiel, während sich der Unternehmensgewinn sukzessiv positiv entwickelte, nur eben nicht mit 50-Prozent-Zuwachsraten. Und auch, wenn die Analysten Recht behalten und Nemetscheks Nettogewinn in den kommenden drei Jahren im Schnitt um 25 Prozent zulegen würde, wäre das aktuell auf Basis der Analystenschätzungen für 2024 um 50 liegende Kurs/Gewinn-Verhältnis angemessen … aber eben nicht günstig. Was hieße, dass ein Anlauf an das alte Hoch erneut eine Überbewertung auslösen würde. Natürlich eine weit weniger extreme als 2021. Aber doch eine, die zumindest offen lässt, ob es gelingt, alleine auf Basis derjenigen, die den Haken mit der Bewertung nicht sehen oder nicht sehen wollen, dauerhaft über dem jetzt nach oben verlassenen Aufwärtstrendkanal zu bleiben.

Hier auf der Welle mit zu schwimmen, wäre sicherlich machbar. Aber dabei einen Rettungsring in Form eines Stoppkurses mitzuführen, der greift, wenn die Aktie wieder klar unter diese obere Trendkanal-Begrenzung bei aktuell 85 Euro zurückfällt, wäre unbedingt zu empfehlen.

artikel
Beste aktien 2024?

Wir haben die LYNX-Experten nach den möglichen Top-Aktien für 2024 gefragt.

Quellenangaben: Vorläufiges Geschäftsjahresergebnis 2023, 08.02.2024:
https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2110/news.html?newsID=2700691

Es war zwar kein Rekordhoch, dass die Aktie des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers Nemetschek zum Wochenstart hinlegte, aber immerhin der höchste Stand seit April 2022. Bei einer solchen Rallye kann ein Blick auf die Bewertung und alte Trader-Regeln nicht schaden.

Nach Wassertreten in Sachen Gewinn pro Aktie im Jahr 2023 trauen die Analysten Nemetschek 2024 im Schnitt wieder steigende Gewinne zu, ein Rekordgewinn wäre drin. Und für 2025 und 2026 wird der Gewinnanstieg dann, wie so oft, mit dem Lineal verlängert, obgleich jeder Investor weiß: Was in ein, zwei Jahren sein wird, kann man nicht heute schon wissen. Das weiß ja nicht einmal das Unternehmen selbst … und die stehen mitten im Geschehen.

Dass in den kommenden Jahren alles perfekt laufen wird, ist daher nichts als eine optimistische Annahme. Und selbst wenn es so käme: Die Bewertung der Aktie ist aktuell mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von etwa 52 auf Basis der derzeitigen, ohne Fundament echter Zahlen im Raum stehenden durchschnittlichen 2024er-Gewinnschätzung gelinge gesagt „sportlich“. Kann es da zu einem „Kasse, bitte“ überhaupt eine Alternative geben?

Expertenmeinung: Die Analysten bei ODDO BHF sehen das so. Denn deren von 92 auf 105 Euro angehobenes Kursziel dürfte am Montag federführend dafür gewesen sein, dass die Nemetschek-Aktie mit großem Schwung über die Zwischenhochs des vierten Quartals hinaus lief und den höchsten Stand seit Frühjahr 2022 erreichte. Dies und der Umstand, dass da knapp über diesen Hochs vom November und Dezember sicherlich so mancher Stop Loss von bärischen Tradern lag, die daraufhin eilig ihre massiv in Schieflage geratenen Leerverkäufe durch Aktienkäufe schlossen.

Aber immer dann, wenn scheinbar alle nur kaufen wollen, gilt der Umkehrschluss der alten Regel „kaufe, wenn die Kanonen donnern“: Wenn die Champagnerkorken knallen, sollte man sich überlegen, die Party zu verlassen, bevor die Stimmung womöglich kippt. Immerhin ist die Aktie teuer, die steigenden Gewinne in der Zukunft nur eine Vermutung. Hinzu kommt:

Nemetschek Aktie: Chart vom 23.01.2024, Kurs 85,14 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 23.01.2024, Kurs 85,14 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Das nächste, unter dem neuen höchsten Kursziel von 105 Euro liegende Analysten-Kursziel liegt mit 92 Euro schon nahe. Und neben diesem 105 Euro-Ziel wurden am Montag und Dienstag drei weitere Kursziele neu vergeben oder bestätigt … und die lagen bei 67, 80 und 82 Euro, alle mit der Einstufung „Halten“.

Hier zumindest mal Teilverkäufe vorzunehmen und den Rest der Position enger abzusichern, indem man einen Stoppkurs entweder, bei spekulativen Positionen, knapp unter die Hochs vom November und Dezember bei 81,96 und 82,22 Euro legt. Oder, wenn man mittelfristiger agiert, unter das Januar-Verlaufstief bei 72,82 Euro, wäre daher allemal eine Überlegung wert.

Quellenangaben: Analysten-Kursziele: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/1000/aktie.html#Analysten

Rekordergebnis trotz Transformation denkbar? Damit hatte wohl niemand gerechnet. Nemetschek übertrifft die Erwartungen und erhöht die Prognose.

Deutscher Marktführer

Die digitale Revolution hat in fast jeder Branche Fuß gefasst, aber wenn es um die Bau- und Architekturindustrie geht, spielt Nemetschek eine Schlüsselrolle.

Mit einer Erfolgsgeschichte, die bis in die 1960er Jahre zurückreicht, hat sich das deutsche Softwareunternehmen zu einem Giganten entwickelt, der die Art und Weise, wie Gebäude und Infrastrukturen entstehen, revolutioniert hat.

Schritt für Schritt baute das Unternehmen eine breite Palette von Softwarelösungen auf, die alle Aspekte des Bau- und Planungsprozesses abdecken.

Nemetschek ist heute global präsent und hat Büros in mehr als 40 Ländern. Die hauseigenen Softwarelösungen werden weltweit von Architekten, Ingenieuren, Bauprofis und Bauunternehmen genutzt.

7 Millionen Nutzer

Die intelligenten Softwarelösungen decken den gesamten Lebenszyklus von Bau- und Infrastrukturprojekten ab und ermöglichen Kreativen, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren. Kunden können Gebäude und Infrastrukturen effizienter und nachhaltiger planen, bauen und verwalten sowie digitale Inhalte wie Visualisierungen, Filme und Computerspiele kreativ entwickeln.

Derzeit nutzen mehr als sieben Millionen Anwender die Lösungen von Nemetschek. Zu den größten Konkurrenten gehören Autodesk und Trimble.

Autodesk ist seit der Umstellung auf ein Abomodell eine echte Erfolgsgeschichte geworden und kommt derzeit auf ein KGV von etwa 52 und Trimble auf 35.
Die Branche ist demnach von hohen Bewertungen geprägt, das wird später noch eine Rolle spielen.

Steht uns das Beste noch bevor?

Die Geschäftszahlen von Nemetschek entwickeln sich jedoch sehr viel besser als die von Trimble.
Darüber hinaus ist Nemetschek gerade erst dabei, die Umstellung von Lizenzverkäufen hin zu SaaS- und Subskriptions-Modellen läuft derzeit noch.

Die großen Erfolge von Autodesk stellten sich erst ein, nachdem man diese Umstellung vollzogen hatte, also ab 2014-2015.

Im Fall von Nemetschek läuft diese Transformation erstaunlich sanft. Über die Jahre hinweg habe ich viele ähnliche Vorgänge verfolgt und die Spannbreite ist relativ groß.
Bei manchen Unternehmen führt die Umstellung auf ein Abo-Modell zeitweise zu sinkenden Umsätzen und zu einem massiven Einbruch des Gewinns.

Nemetschek trotzt den Branchentrends

Nemetschek gelingt es bisher jedoch, trotzdem zu wachsen und das Ergebnis stabil zu halten. Es gibt wenig Fälle, in denen die Transformation mit derartig wenig Reibung vonstattengegangen ist.
Das zeigt, wie stark das zugrundeliegende Business ist, und das selbst in diesem schwierigen Umfeld.

Die Rahmenbedingungen sind für einen Hersteller von Bau-Software alles andere als einfach. Es ist ein unglücklicher Zufall, dass die Umstellung des Geschäftsmodells zeitlich mit einer Krise am Immobilienmarkt zusammenfällt.
Das macht die Tatsache, dass sich das Geschäft trotzdem gut entwickelt, umso erstaunlicher.

Ausblick und Bewertung

Nachdem man im letzten Geschäftsjahr, wie für Nemetschek üblich, ein Rekordergebnis eingefahren hat, war man bisher davon ausgegangen, dass der Gewinn 2023 von 1,40 auf 1,30 Euro je Aktie sinken wird.

Im Anschluss sollten jedoch wieder Gewinnsteigerungen von 22-25% p.a. erzielt werden. Demnach hätte das Ergebnis bis 2025 auf 1,90 – 2,00 Euro je Aktie steigen sollen.

Wäre diese Prognose richtig gewesen, hätte sich daraus ein entsprechendes Kurspotenzial ableiten.
Entweder wäre das KGV auf etwa 33 gesunken, oder Nemetschek hätte steigen müssen. Bei Gewinnsteigerungen von 22-25% p.a. ist die zweite Variante deutlich wahrscheinlicher.

Da Nemetschek in den letzten fünf Jahren durchschnittlich auf ein KGV von 53 kam und selbst der deutlich schwächere Konkurrent Trimble mit einem KGV von 35 bewertet wird, sah es für die Bullen gut aus.

Könnte noch mehr gehen?

Es könnte jedoch sein, dass die ohnehin schon hohen Erwartungen zu niedrig sind.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 5,5% auf 632 Mio. Euro gesteigert werden.
Im dritten Quartal lag das Plus sogar bei 8,4% und währungsbereinigt 12,6%.

Das Ergebnis (EBITDA) konnte im dritten Quartal um 13,6% gesteigert werden, währungsbereinigt lag das Plus sogar bei 20,2%.
Die EBITDA-Marge lag in den ersten neun Monaten bei 29,8% und im dritten Quartal bei 31,0%.

Nemetschek hat die Erwartungen deutlich übertroffen und im Jahresverlauf eine zunehmende Wachstumsdynamik verzeichnet.

Daher hat man die Umsatzprognose für 2023 angehoben. Das währungsbereinigte Umsatzwachstum für das Geschäftsjahr 2023 wird nun in einer Bandbreite zwischen 6% und 8% erwartet (bisher: zwischen 4% und 6%).
Nemetschek erwartet für das Gesamtjahr eine EBITDA-Marge am oberen Ende der bereits kommunizierten Prognose von 28% bis 30%.

Demnach wäre es denkbar, dass Nemetschek trotz der laufenden Transformationen bereits in diesem Jahr wieder ein Rekordergebnis einfahren wird.

Nemetschek Aktie: Chart vom 24.10.2023, Kurs: 66,00 - Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 24.10.2023, Kurs: 66,00 – Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Die Aktie ist übergeordnet bullisch und der kurzfristige Abwärtstrend wurde überwunden. Gelingt jetzt ein Ausbruch über den Widerstandsbereich bei 68,50 – 70,00 Euro, würde das den Weg in Richtung 73,50 – 75,00 Euro freimachen.
Darüber würde sich das Chartbild nachhaltig aufhellen.

Antizyklische Einstiegsmöglichkeiten würden sich hingegen bei 65 oder 60 Euro ergeben. Noch besser wäre das Chance-Risiko-Verhältnis nahe dem Aufwärtstrend, doch derzeit gibt es wenig Gründe, warum die Aktie bis auf dieses Niveau sinken sollte.

Als wir die Aktie des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers Nemetschek am 25. August zuletzt vorgestellt hatten, war sie gerade an der kurzfristigen Abwärtstrendlinie gescheitert. Die hatte sie zwischenzeitig zwar überboten, aber das hielt nicht. Jetzt hoffen die Bullen erneut.

Der Grund, weshalb Nemetschek das Jahr stark begann, seit Juni aber nur noch den Weg nach unten kennt, ist Bullen wie Bären gleichermaßen bekannt: Das Wachstum, von dem man zu Jahresbeginn ausgegangen war, fällt kleiner aus als gedacht und die Aktie ist deshalb eigentlich zu hoch bewertet. Die Halbjahreszahlen, die Ende Juli auf den Tisch kamen, untermauerten, dass der Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr wohl hinter den des Vorjahres zurückfallen wird. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten sinkt seit Monaten. Und auch, wenn es dennoch mit derzeit 69,50 Euro ein gutes Stück über dem aktuellen Kurs liegt und die Experten momentan davon ausgehen, dass die Gewinne 2024 kräftig durchstarten werden:

Sicher kann man sich dessen nicht sein. Immerhin liefert Nemetschek Software für den Bau- und Architektursektor, der derzeit durch die immer ungemütlicher werdende Lage am Immobilienmarkt – zumindest in Europa – unter Druck gerät. Ob da bereits im kommenden Jahr wieder eitel Sonnenschein herrschen wird, ist ungewiss bis zweifelhaft.

Expertenmeinung: Den Bullen bleibt im Verlauf ihres seit Juni andauernden Rückzugsgefechts daher nur, immer wieder zu versuchen, die nächste, angelaufene Unterstützung zu verteidigen und zu hoffen, dass das ausreicht, um den Abwärtstrend zu beenden. Und da steht jetzt wieder eine wichtige Linie an, deren Relevanz alleine dadurch deutlich wird, dass die Aktie am Mittwoch ohne neue Nachrichten um immerhin 3,38 Prozent zulegte. Die Bullen verteidigen die Linie um 56,50 Euro aktiv und hoffen, dass das reicht, um den Bären die Ambitionen zu nehmen, die Supportlinie zu brechen, denn das würde der Aktie aus rein charttechnischer Sicht erneut einiges an neuem Abwärtspotenzial bescheren.

Nemetschek Aktie: Chart vom 20.09.2023, Kurs 58,78 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 20.09.2023, Kurs 58,78 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Zwei Faktoren hätten die Käufer auf der Habenseite zu verbuchen: Zum einen hatte die Nemetschek-Aktie schon vergangene Woche dort aufgesetzt und die Linie gehalten. Gelänge das erneut und es kämen Anschlusskäufe, die das Zwischenhoch von 61,04 Euro überwinden, würde hier ein kleines Doppeltief über der Unterstützungslinie entstehen, zusammen mit dem bereits vorhandenen Doppeltief im RSI-Indikator eine gute Basis für eine Aufwärtsbewegung.

Aber ob daraus dann mehr würde als ein Aufschub vor dem nächsten Tief im Abwärtstrend, wäre dennoch offen. Denn um ein auch mittelfristig taugliches, bullisches Signal abzuliefern, müsste die Aktie die massive Widerstandszone zwischen 60,43 und 64,12 Euro komplett überwinden … und das ist, angesichts der trotz der bisherigen Abwärtsbewegung mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 45 immer noch hohen Bewertung, zumindest nichts, worauf man bereits jetzt schon setzen könnte.

Quellenangaben:
Halbjahresergebnis 2023, 31.07.2023:
https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2110/news.html?newsID=2564475

Analysten-Kursziele:
https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/1000/aktie.html#Analysten