Nemetschek lieferte am Montagnachmittag Vorab-Eckdaten zum Geschäftsjahr 2024. Der Anstieg der Aktie um satte 10,38 Prozent macht klar: Die Ergebnisse vermochten zu überzeugen. Und das wiederum bedeutet für das bullische Lager einen Matchball.
Nemetschek, ein Entwickler von Bau- und Architektursoftware, der im MDAX ebenso wie im TecDAX notiert ist, meldete am Montag gemäß vorläufiger, noch nicht geprüfter Zahlen einen Umsatzanstieg von 14 Prozent im Jahr 2024. Ein erfreuliches Ergebnis angesichts der vom Unternehmen selbst vorgegebenen Zielzone von zehn bis elf Prozent. Darüber hinaus wird man bei der operativen Gewinnmarge, d. h. von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA-Marge), geringfügig über der avisierten Zone von 30 bis 31 Prozent liegen.
Die Aktie reagierte stark, legte über zehn Prozent zu und überwand dadurch die bereits im Dezember überbotene, dann aber doch wieder unterschrittene Widerstandszone 94,78 zu 98,20 Euro. Eine ideale Ausgangslage für die Bullen, denn im Vorfeld hatte die Nemetschek-Aktie die mittelfristige, im Herbst 2023 entstandene Aufwärtstrendlinie, die momentan mit der 200-Tage-Linie eine Kreuzunterstützung bildet, getestet und verteidigt. Hier geht es also nach einem erfolgreichen Abstecher ins bullische Sprungtuch nach oben, das bringt umgehend das im Herbst 2021 erzielte Rekordhoch bei 116,16 Euro ins Spiel, aber:
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Expertenmeinung: Man sollte sich in jedem Fall die Frage stellen, ob diese beeindruckende Reaktion der Aktie zu der Größenordnung der positiven Überraschung passt, sprich, ob noch genug Rückenwind durch diese Vorab-Ergebnisse vorhanden ist, um dieses Rekordhoch nicht nur zu erreichen, sondern auch nachhaltig zu überbieten. Denn nur dann würde man die Frage, ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt, mit „Ja“ beantworten und ggf. zukaufen, statt diesen Kurssprung für Gewinnmitnahmen zu nutzen.
Und da fällt auf, dass das Umsatzplus ebenso eher wenig über dem avisierten Ziel liegt wie die operative Marge. Der Gewinn dürfte dadurch prozentual weniger über den bisherigen Prognosen liegen, als die Aktie am Montag stieg. Das macht nichts, wenn man nach positiven Überraschungen eine zuvor eher defensive Bewertung ausgleicht. Aber weder ist die Aktie im Vorfeld abgerutscht, noch ist die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis niedrig.
Auf Basis dieser Zahlen und nach dem gestrigen Kursanstieg ließe sich das 2024er-Kurs-/Gewinn-Verhältnis im Bereich zwischen 65 und 68 ansiedeln. Das ist sehr teuer angesichts der Erwartungen der Analysten, die im Schnitt für die kommenden zwei Jahre einen Anstieg des Gewinns pro Aktie von um die 20 Prozent jährlich sehen. Und diese Entwicklung müsste sich ja erst einmal auch so einstellen. Hinzu kommt: Würde die Aktie jetzt weiter zulegen, würde die Bewertung ja mitsteigen.
Zwar ist Nemetschek traditionell eher teuer bewertet, die Kurs-/Gewinn-Verhältnisse lagen in den letzten Jahren zwischen 35 und 55. Aber nur, wenn die Akteure wieder in die Denkweise mit dem Lineal in die Zukunft verlängerter Gewinnanstiege verfallen, die 2021 zu einem Rekordhoch mit einer völlig überzogenen Bewertung von fast 100 führte, könnte man in dieser Konstellation hoffen, dass das 2021er-Hoch nicht nur erreicht, sondern für längere Zeit überboten würde. Das bullische Chartbild kann helfen, diesen Weg erst einmal zu gehen. Aber wer da mitmarschieren will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Weg eine steile Böschung hat, sprich der Kurs jederzeit abrutschen könnte. Machbar, wenn man konsequent mit sukzessiv nachgezogenen Stop-Loss agiert – aber hoch riskant, wenn man Absicherungen für unnötig hält.
Quellen:
Vorläufige Eckdaten zum Geschäftsjahr 2024, 20.01.2025: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2110/news.html?newsID=c185be10-2718-429b-a9fa-ad1fcf1af5a7
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