Occidental Petroleum liefert seit Jahren solide Gewinne. Doch die jüngste Kursentwicklung zeigt, dass nicht alle Anleger überzeugt sind. Warren Buffett ist es.
Größer als Saudi-Arabien
Occidental ist der größte Produzent und Landbesitzer im texanischen Permian Basin. Inzwischen wird dort mehr Öl und Gas produziert als in Saudi-Arabien. Die Förderkosten sind vergleichsweise niedrig, daher ist Occidental auch noch profitabel, während bei der Konkurrenz bereits Köpfe rollen.
Die Nähe des Permian Basin zu Raffinerien, Pipelines, Transportwegen, Exportterminals und Endkunden hat dazu beigetragen, dass die Förderung an diesem Standort besonders lukrativ ist.
Die gut entwickelte Infrastruktur erleichtert den Marktzugang und den globalen Handel.
Daher ist es Occidental im Gegensatz zur großen Mehrheit der Branche auch gelungen, seit mehr als einem Jahrzehnt durchgängig eine Dividende zu zahlen und über weite Strecken eigene Aktien einzuziehen.
Das dürfte einer von vielen Gründen sein, warum Berkshire bei Occidental eingestiegen ist und nicht bei einem der anderen Unternehmen, welches ebenfalls vor Ort aktiv ist.
Warren Buffett scheint Occidental für das beste Unternehmen vor Ort zu halten.
Berkshire kauft weiter
Ende des vierten Quartals besaß Berkshire 264,2 Millionen Aktien des Unternehmens mit einem Gesamtwert von 13,05 Mrd. USD. Das entspricht einem Anteil von etwa 28 %.
Vor wenigen Tagen flatterte dann die Nachricht herein, dass Berkshire am 7. Februar weitere 763.017 Aktien von Occidental gekauft hat. Für Berkshire sind das zwar Peanuts, es zeigt aber, dass man weiterhin Interesse am Unternehmen hat und die Beteiligung aufstocken will.
Schaut man sich die Geschäftszahlen an, versteht man, warum. Wie hoch der realwirtschaftliche Gewinn ist, lässt sich relativ einfach ableiten.
In den fünf Geschäftsjahren nach der Übernahme von Anadarko Petroleum (2019 – 2023) für 38 Mrd. USD hat man die langfristigen Schulden von 39,4 auf 19,2 Mrd. USD gesenkt.
Darüber hinaus wurden 30 Millionen Aktien mit einem Gesamtwert von etwa 1,5 Mrd. USD zurückgekauft und etwas mehr als 8 Mrd. USD an Dividenden ausgeschüttet. Die Barmittel waren jedoch um 1,6 Mrd. USD rückläufig.
Der realwirtschaftliche Gewinn lag in dieser Zeit demnach bei etwa 5,7 Mrd. USD pro Jahr, trotz der Implosion der Ölpreise 2020.
Das ist im Verhältnis zum Börsenwert von 45,8 Mrd. USD nicht gerade wenig.
Kurs unter Druck – Chance oder Warnsignal?
Wie die gestrigen Quartalszahlen zeigen, verdient man auch derzeit sehr gutes Geld. Der Gewinn lag in Q4 mit 0,80 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,66 USD. Mit einem Umsatz von 6,76 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 6,98 Mrd. USD jedoch leicht verfehlt.
Der operative Cashflow lag bei 3,56 Mrd. USD und der freie Cashflow bei 1,35 Mrd. USD.
Im gesamten Geschäftsjahr hat man einen freien Cashflow von 4,90 Mrd. USD erzielt. Der P/FCF liegt demnach bei etwa 9.
Kurzfristig wird das Kursgeschehen und der Gewinn vor allem vom Ölpreis dominiert. An den grundlegenden Charakteristiken des Unternehmens und der in der Zukunft zu erwartenden Gewinne ändert das jedoch wenig.
Man kann aber durchaus auch Kritikpunkte anführen. Das Geschäft ist branchenüblich schwer planbar, schließlich kennt niemand den Öl- oder Gaspreis in einigen Monaten oder Jahren.
Darüber hinaus ist das Unternehmen nach wie vor relativ hoch verschuldet, nicht zuletzt auch, da man vor etwas mehr als einem Jahr für 1,1 Mrd. USD Carbon Engineering, ein Unternehmen für Direct-Air-Capture-Technologie, übernommen hat. Des Weiteren hat man für 12 Mrd. USD den Schieferölproduzenten CrownRock geschluckt.
Occidental rechnet damit, dass CrownRock zukünftig einen freien Cashflow von etwa einer Milliarde Dollar pro Jahr beisteuern wird.
Einen bedeutenden Teil des Cashflows dürfte das Unternehmen auch in Zukunft an die Aktionäre ausschütten. Gestern hat man die Quartalsdividende um 9 % auf 0,24 USD je Aktie erhöht.
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Aktuell stößt das alles auf wenig Gegenliebe. Zuletzt tendieren die Kurse zur Unterseite.
Aktuell läuft aber der Versuch einer Bodenbildung nahe der Unterstützung bei 46 USD. Ausgehend von dieser Basis könnte es zu einer Erholung in Richtung 52 und 55 USD kommen. Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal.
Fällt Occidental jedoch unter 46 USD, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 43 und 38 USD gerechnet werden.