Als die am Montag in den MDAX aufgestiegene RENK Group am 29. Januar grundsolide, positive Vorab-Ergebnisse für 2024 vorlegte, versetzte das die Anleger keineswegs in Wallung. Seither jedoch hat sich der Kurs fast verdoppelt. Nicht ganz ungefährlich, die Sache.
Den Grund kann man sich bei einem Blick auf den Chart (siehe weiter unten) selbst dann denken, wenn man nicht wüsste, dass die RENK Group ein Hersteller von für den Verteidigungsbereich nutzbaren Getrieben, Motoren, Lagern, Kupplungen und vielem mehr ist. Und ja, im Zuge dieser vorläufigen Ergebnisse Ende Januar hatte RENK einen Rekord beim Auftragseingang gemeldet, der mit 1,4 Milliarden um das 1,3fache über dem 2024er-Umsatz von 1,1 Milliarden Euro lag. Mit dem Verweis darauf, dass vor allem die Nachfrage im Verteidigungssektor stark angezogen habe.
Doch am Tag der Zahlenvorlage schloss die Aktie sogar im Minus und pendelte da um die 200-Tage-Linie herum. Erst am 17. Februar begann die aktuell noch laufende Hausse. An dem Tag, an dem durch Aussagen aus den USA in Bezug auf die Ukraine deutlich wurde, dass sich Europa in Sachen Sicherheit wohl nicht mehr allzu sehr auf die USA verlassen sollte. Und als dann Anfang März das „Sondervermögen“ ausgerufen und zugleich avisiert wurde, dass man die Schuldenbremse speziell für den Verteidigungssektor außer Betrieb nehmen solle, gab es kein Halten mehr.
Im Zuge der Ende Januar präsentierten Vorab-Daten hatte die RENK Group nur avisiert, dass man eine Fortsetzung des Wachstums- und Profitabilitätstrends erwarte, ohne konkrete Größenordnungen zu nennen. Jetzt kann man davon ausgehen: Was immer man da im Vorstand im Kopf hatte, ohne es zu kommunizieren – jetzt wird es mehr. Und das ist die Basis dieses immensen Kursanstiegs, der die Aktie vom Schlusskurs des 29. Januars, als die Zahlen vorgelegt wurden, um 120 Prozent auf das bisherige, am 19. März erzielte Rekordhoch von 49,90 Euro trieb. Doch wann fliegt dieser Ikarus zu hoch, wann schmilzt den Bullen das Wachs ihrer Flügel, die sie zu haben glauben?
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Expertenmeinung: Die Analysten fahren ihre Kursziele zwar nach oben, seit der Auslobung des „Sondervermögens“ Anfang März bewegen sich die Ziele zwischen 44 und 55 Euro. Aber die Aktie notiert derzeit bereits am unteren Ende dieser Spanne und hatte es mit diesem Rekordhoch von 49,90 Euro schon in deren Mitte geschafft. Und was wissen die Analysten über den kommenden Auftragseingang, die daraus zu erzielenden Margen und in der Folge über den Gewinn der kommenden Jahre? Genauso viel wie wir: nichts Genaues. Wie auch, noch ist ja nicht einmal die Tinte auf der für die massive Ausweitung der Verteidigungsausgaben nötig gewordenen Grundgesetzänderung trocken.
Faktisch bewegt man sich hier also in einer Welt reiner Annahmen. Was man greifen kann, ist der Trend. Aber nicht das, was ihm zugrunde liegen müsste, es fehlt an Zahlen, und seien es auch nur Prognosen von RENK selbst im Licht dieser neuen Situation. Dass RENK von dieser Entwicklung deutlich profitieren wird, ist klar. Aber auf welchem Kursniveau die Aktie noch kaufenswert wäre bzw. wo sie bereits überbewertet sein könnte, ist schlicht nicht feststellbar. Und das dürfte, weil Planungen, Prüfungen, Ausschreibungen etc. nun einmal dauern, auch noch ziemlich lange so bleiben. Was tun, wenn man hier dabei sein will oder es bereits ist?
Da man nicht alleine ist in Bezug auf die Unmöglichkeit, einen wirklich handfesten, fairen Wert für den Kurs zu ermitteln, kann man sich nur an dem orientieren, was als einziges handfest ist: am Kurs bzw. seinem Trend und den charttechnisch relevanten Punkten, an denen sich auch andere Marktteilnehmer orientieren dürften. Womit kann die Aktie da dienen?
Zumindest nicht mit längerfristigen Ankerpunkten, denn die RENK Group ist erst im Februar 2024 an die Börse (zurück)gekommen. Was auffällt, ist, dass zwei Aufwärts-Kurslücken von Mitte Februar und Anfang März vorhanden sind, die zwar nicht geschlossen werden müssen, aber könnten, da Trader offene Kurslücken oft als Malus für die Stabilität eines Trends sehen. Daher sollte man, vor allem, wenn man aggressivere Positionen in Bezug auf Größe und/oder Hebel hält, hier im Zweifel lieber einen engeren Stoppkurs ansetzen oder sogar, weil der MDAX-Aufsteiger trotz allem keine allzu umsatzstarke Aktie ist, mit Stop-Loss-Orders arbeiten. Zwei Orientierungspunkte hierfür würde das aktuelle Chartbild hergeben:

Zum einen das 2024er-Hoch bei 39,75 Euro, das in der Vorwoche kurz getestet wurde und erst einmal hielt. Zum anderen die von Tradern gerne als Leitstrahl eines Trends genutzte 20-Tage-Linie bei derzeit 38,15 Euro. Unter diese Zone einen Stopp zu setzen, wäre auf jeden Fall zu überlegen, denn wie gesagt: Auf welchem Level die Aktie noch günstig, auf welchem sie zu teuer wäre, ist völlig offen, daher könnten Korrekturen durchaus genauso dynamisch ablaufen wie die jüngste Hausse.
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