Abgabedruck zu Monatsbeginn nach neuen Rekordhochs, danach Wassertreten. Am Donnerstag dann startete die Rheinmetall-Aktie mit einem deutlichen Minus, das sich indes in einen Intraday-Turnaround wandelte, dem am Freitag neue Hochs folgten. Was geht hier vor?
Kurz und bündig: Die Trader haben hier offenbar die Kontrolle über ihr Handeln verloren und agieren emotional und ohne Maß. Ein Verhalten, das bei zunehmender Volatilität immer extremer wird, eben diese Volatilität noch weiter hochschaukelt und das Risiko drastisch erhöht, dass es zu abrupten Gegenbewegungen kommt. So etwas beobachtet man oft, wenn ein Auf- oder Abwärtstrend in die Eskalationsphase eintritt, die einer Wende nicht selten vorausgeht. Was aber in keiner Weise zu „timen“ ist, denn wenn Emotionen zur treibenden Kraft werden, ist alles möglich, ein „sudden death“ der Aufwärtsbewegung ebenso wie eine weitere Intensivierung der Rallye.
Aber woran lässt sich überhaupt festmachen, dass dieses Kursverhalten bei der Rheinmetall-Aktie auf dem Verlust der Ratio bei zu vielen Tradern basiert? Das liegt dann nahe, wenn man die einlaufenden Nachrichten mit den Kursreaktionen vergleicht.
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Die Aktie brach am 6. Februar ein, nachdem Donald Trump verkündet hatte, er werde sich in Kürze mit dem russischen Präsidenten treffen. Da wurde suggeriert, eine Einigung im Ukraine-Konflikt könne nahe sein, das aber würde die seitens der Trader immer höher geschraubte Umsatz- und Gewinnerwartung von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall infrage stellen. Die Aktie fiel an diesem Tag um 5,7 Prozent.
Am Folgetag, dem 7. Februar, wurde gemeldet, dass Rheinmetall mit der Bundeswehr einen Rahmenvertrag zur Digitalisierung von Infanterie-Equipment abgeschlossen habe, der bis 2030 laufen und 3,1 Milliarden Euro ausmachen werde. Wenn man sich ansieht, dass die Analysten für 2024 einen Umsatz von zehn Milliarden schätzen, ist das, auch, wenn sich das über fünf Jahre verteilt, ein ziemlich beeindruckendes Volumen. Aber die Aktie reagierte kaum.
Dafür war die Reaktion am 13. Februar umso extremer, als Trump am Vorabend von seinem Telefonat mit Putin berichtete und Zuversicht hinsichtlich eines baldigen Waffenstillstands und einer endgültigen Lösung des Ukraine-Konflikts suggerierte. Die Aktie startete am Donnertag mit einer Abwärts-Kurslücke von 4,5 Prozent, um am Handelsende aber knapp vier Prozent in der Gewinnzone zu schließen. Weil?
Weil man im Handelsverlauf auf die Idee kam, dass andererseits eine Lösung des Konflikts Europa mehr in die Pflicht nehmen könnte und die USA im Rahmen der Münchener Sicherheitskonferenz klarmachen würden, dass man da mehr Engagement der EU erwarte. Und dies wiederum die Europäer zu noch höheren Verteidigungsausgaben nötigen werde.
Von einem Moment auf den anderen wurde also eine für Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall scheinbar massiv bärische Gemengelage, sprich eine nahende Lösung oder zumindest Beruhigung des Ukraine-Konflikts, zu einer massiv bullischen uminterpretiert. Was dann am Freitag für weitere, extrem ausfallende Käufe auf die nächsten Rekordmarken führte. Und das ist nichts andere als ein Kontrollverlust der Spekulanten, denn:
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Expertenmeinung: Weiß man, ob und wann es zu realen Fortschritten in Sachen Ukraine kommen wird? Man weiß es nicht. Weiß man, inwieweit eine eventuelle Lösung die Europäer zu höheren Ausgaben im Verteidigungssektor nötigt? Man weiß es nicht. Weiß man, wie stark speziell Rheinmetall dann profitieren würde? In keiner Weise. Man weiß ja nicht einmal, wie dort das vierte Quartal gelaufen ist und wie das Unternehmen das angelaufene Geschäftsjahr einschätzt, denn Zahlen sind erst für den 12. März vorgesehen.
Ein Fehlausbruch nach unten aus der kurzfristigen Handelsspanne, der durch einen fulminanten Ausbruch nach oben gekontert wird, das ist ein solides Kaufsignal, wenn wirklich fundierte Nachrichten dahinterstehen. Wilde Spekulation über ein „könnte“ aber zeigt nur, dass der Anteil an Zockern in dieser Aktie (und derzeit beileibe nicht nur in dieser) so stark gestiegen ist, dass, wer hier engagiert ist, zwingend mit Stop Loss-Absicherungen arbeiten muss, die regelmäßig angehoben werden sollten.
Und es zeigt dass, wer hier noch nicht dabei ist, besser nicht einmal über den Einstieg nachdenkt, bevor man absehen könnte, wie sich das Verhältnis von Kurs und Gewinnerwartung wirklich darstellt. Immerhin ist diese Aktie seit der Reaktion auf die Vorlage der jüngsten Quartalsbilanz (am 7. November) bis zum gestrigen, neuen Verlaufsrekord bei 832,20 Euro um über 52 Prozent gestiegen, ohne, dass man wirklich absehen könnte, ob man damit auf dem richtigen oder eben auf dem falschen Dampfer unterwegs ist.
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