Das Ergebnis des ersten Geschäftsjahresquartals 2024/2025 war großenteils vorab bekannt gewesen, am vergangenen Mittwoch kam aber dann die Einschätzung für das Gesamtjahr und eine Meinung des Vorstandschefs zum Thema KI-Potenzial. Die Aktie haussierte, nur: warum?
Als am Mittwochmorgen vergangener Woche die Bilanz des Herbstquartals vorgelegt wurde, waren die über den Erwartungen gelegenen Ergebnisse der Monate Oktober bis Dezember bereits bekannt. Aber wie würde das die Gesamtjahresprognose beeinflussen, wie weit würde sie steigen? Und welche Rolle spielt das Thema „Künstliche Intelligenz“, das über den Umweg des deswegen steigenden Strombedarfs seinen Weg zu Siemens Energy gefunden hatte … und das wegen der Meldung über eine kostengünstige KI-Plattform aus China (DeepSeek) zu einem schnell wieder aufgekauften Mini-Crash geführt hatte?
Am Tag der Bilanzvorlage hatte die Aktie kurz im Minus gelegen, dann aber deutliche fünf Prozent höher geschlossen. Seither steigt sie, überbot das vorherige Rekordhoch (60,40 Euro, 24. Januar) und erreichte am Montag mit 64,56 Euro den nächsten Verlaufsrekord. Wer da nicht genauer hinschaut, muss daraus schließen, dass der Ausblick grandios war und KI ein Wachstumstreiber für den Energieversorgungs-Zulieferer ist und bleibt. Wer dann aber doch genauer hinschaut, dürfte sich eher wundern, denn:
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Expertenmeinung: Siemens Energy bestätigte die bisherige Gesamtjahresprognose, hob sie also nicht an. Weiter gilt als Ziel ein Umsatzanstieg zwischen acht und zehn Prozent und eine operative Gewinnmarge zwischen drei und fünf Prozent. Und nähert man sich mit diesen Rumpfdaten einem Gewinn pro Aktie an, kommt der Schnitt der Analysten für 2024/2025 auf einen Gewinn zwischen 0,65 und 0,68 Euro. Was heißt: Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt aktuell bei knapp 100. Was zu einem Wachstum wie dem avisierten nur dann passen würde, wenn es in den kommenden zwei Jahren durch die Decke geht. Das soll KI bewerkstelligen?
Wer sich nur das aus den Aussagen des Vorstands nach Vorlage der Zahlen herausgesucht hat, was ins bullische Bild passt, könnte denken, der Vorstandschef Bruch habe genau das bestätigt, indem er festhielt, dass ein System wie das von DeepSeek den Strombedarf-Zuwachs und damit das Potenzial für Siemens Energy nicht beschneidet, weil billigere KI dazu führe, dass mehr davon schneller zur Verfügung steht und damit auch mehr genutzt wird. Eine nachvollziehbare Überlegung, keine Frage. Aber er hielt auch fest, dass KI nur eine Art Sahnehäubchen in der Planung des Konzerns sei und nicht die Basis. In Relation zum Anstieg des Gesamtstromverbrauchs sei KI relevant, aber nicht so dominant, wie es manchmal vermutet werde. Kurz: KI ist nicht zwingend etwas, das in Kürze in der Bilanz von Siemens Energy Wunder bewirken müsste.
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Aber die Trader reagierten so, als wäre genau das der Fall … und ließen sich auch nicht von den Analysten irritieren, die nach dem Bilanztag teilweise keineswegs euphorische Kursziele vergaben. Zwar vergaben bzw. bestätigten die Deutsche Bank ein Kursziel von 65, LBBW von 71 und die Berenberg Bank sogar eines von 75 Euro. Aber das sind die einzigen Kursziele, die über dem gestrigen Schlusskurs liegen … und das der Deutschen Bank ja auch nur noch knapp. Der Rest der aktualisierten Kursziele liegt zwischen 38 und 60 Euro, zweimal ist sogar die Einstufung „Verkaufen“ dabei.
Die Käufer interessierte das in den vergangenen Tagen nicht. Aber es kommt, wenn es um die Perspektive einer Aktie angeht, ja nie auf die an, die bereits ihre Meinung in Taten umgesetzt und gekauft haben. Entscheidend ist jetzt, was die tun, die längstens investiert waren oder über den Einstieg nur nachdenken. Nehmen Erstere Gewinne mit und Letztere bleiben weg, kann die Aktie jederzeit nach unten abdrehen. Und sie könnte auf Basis der Bewertung, des Schnitts der Analysten-Kursziele (derzeit um 56 Euro) und der überkauften Markttechnik auch mal ein größeres Stück korrigieren als am Tag des „DeepSeek-Schocks“.
Jetzt sollte man hier also nicht in die Sonne, sondern nach unten schauen. Die Stop Loss Long sukzessiv nachzuziehen und nach Rallye-Schüben auch mal Gewinne mitzunehmen, kann beileibe nicht schaden.
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