Es kracht mal wieder bei den Nebenwerten, heute bei Sixt, Cancom, Verbio, SAF Holland, 1&1, United Internet… Es ist zum Davonlaufen.
In der jüngeren Vergangenheit war es unmöglich, mit deutschen Nebenwerten Geld zu verdienen. Nahezu alle Aktien sind meilenweit von den Hochs entfernt und jeden Tag stürzt ein anderer Wert ab.
Heute sind es beispielsweise Sixt, Cancom, Verbio, SAF Holland, 1&1 und United Internet.
Das wäre schon schmerzhaft genug, doch dass der DAX und die meisten anderen Indizes am Allzeithoch notieren, macht es noch schlimmer.
Sinkende Kurse und schließende Fonds: Ein düsteres Bild
Das Sentiment ist nicht am Boden, sondern auf dem Friedhof. Die meisten Anleger dürften aufgegeben und die meisten deutschen Nebenwerte abgeschrieben haben.
Das führt inzwischen sogar so weit, dass viele Fonds in diesem Bereich geschlossen werden, da es seit Monaten zu massiven Mittelabflüssen kommt. Dadurch entsteht enormer Abgabedruck.
Hinzu kommen zahllose Kleinanleger, die die Reißleine ziehen. Daher könnte langsam der Punkt gekommen sein, an dem bei einigen Aktien oder dem gesamten Segment der Tiefpunkt erreicht ist. Zumindest besteht die Hoffnung.
Denn all dem Pessimismus und den Unkenrufen zum Trotz läuft das Geschäft bei einigen Nebenwerten gar nicht schlecht. Ein Beispiel dafür ist Sixt, auch wenn ein Blick auf die Kurstafel etwas ganz anderes suggeriert.
Die Stammaktie ist von 170 auf 70 Euro eingebrochen und die Vorzugsaktie von 96 auf 54 Euro. Der Abverkauf hat in den letzten Monaten dramatische Züge angenommen.
Daran konnten auch die heutigen Quartalszahlen nichts ändern, ganz im Gegenteil: Die Stammaktie ist um weitere 8 % abgestürzt, die Vorzugsaktie um 6 %. Bis zu einem gewissen Maß sind die Kursverluste nachvollziehbar, sie erscheinen jedoch überzogen.
Warum Sixt den Fokus auf Nordamerika setzt
Im ersten Quartal konnte der Konzernumsatz um 12,3 % gesteigert werden. Dazu haben alle drei Regionen beigetragen. Sowohl in Deutschland, im restlichen Europa und auch in Nordamerika, vornehmlich in den USA, wurde Wachstum verzeichnet.
Das Wachstum in Nordamerika lag bei 21,6 %. Inzwischen entfällt etwa ein Drittel des Konzerngeschäfts auf Nordamerika und dort verzeichnet man auch das größte Wachstum.
Damit ist Sixt etwas gelungen, woran etliche andere Autovermietungen gescheitert sind. Der US-Markt ist stark konsolidiert und wurde bisher von Enterprise, Hertz und Avis und ihren Tochtergesellschaften beherrscht. Sixt ist erfolgreich in diesen Markt vorgedrungen und hat sich nennenswerte Marktanteile gesichert.
Meines Erachtens liegt die Zukunft des Konzerns in den USA.
Der dortige Markt bietet am meisten Raum für Wachstum und mit Abstand am meisten Potenzial.
In Deutschland und Europa wird man nur noch geringfügige Wachstumsraten verzeichnen können. In den USA sieht das vollkommen anders aus. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man perspektivisch in den USA mehr verdienen wird als im Heimatmarkt und Europa zusammen.
Das liegt unter anderem auch an der Strategie, die man dort verfolgt. Sixt setzt in den USA konsequent auf Flughäfen und wird bis Ende des Jahres an den 50 wichtigsten Drehkreuzen des Landes präsent sein.
EBITDA im Sinkflug – aber Wende in Sicht
Im zweiten Quartal hat sich der Trend fortgesetzt. Der Konzernumsatz kletterte um 8,9 % auf 1,00 Mrd. Euro. Während der Markt in Deutschland und Europa kaum Wachstum verzeichnet hat, kletterte der Umsatz in Nordamerika um 26,8 % auf 319,1 Mio. Euro.
Im dritten Quartal wieder dasselbe Bild. Der Konzernumsatz konnte um 10 % gesteigert werden. Das Wachstum in Nordamerika lag bei 21,3 % auf 379,3 Mio. Euro. Damit hat das US-Geschäft den Heimatmarkt längst überholt und langfristig dürfte es auch Europa überholen.
Überraschenderweise verdient Sixt derzeit aber vor allem in Deutschland gutes Geld. In den ersten neun Monaten hat sich das EBITDA im Heimatmarkt von 108,6 auf 238,6 Mio. Euro mehr als verdoppelt.
Im restlichen Europa ist das EBITDA um 31,7 % auf 183,6 Mio. Euro eingebrochen und in Nordamerika sogar um 89,8 % auf 17,0 Mio. Euro.
In Summe ist das EBITDA auf Jahressicht um 18,2 % auf 445,6 Mio. Euro gesunken. Ursächlich dafür waren außergewöhnlich hohe Abschreibungen, die zu einem großen Teil auf vorgezogene Verkäufe und gesunkene Restwerte von Elektroautos zurückzuführen sind.
Ausblick und Bewertung
Nachdem das EBITDA im ersten Halbjahr noch stark rückläufig war, konnte in Q3 wieder ein Anstieg verzeichnet werden. Es wäre daher gut möglich, dass Sixt gerade das Tal durchschritten hat.
Wer an den zukünftigen Erfolg des Unternehmens glaubt, dem eröffnen sich mit den Stamm- und Vorzugsaktien zwei erstaunlich unterschiedliche Optionen.
Die Stammaktie notiert bei 70,70 Euro, hat ein Stimmrecht und eine Dividendenrendite von 4,50 %.
Da die Familie Sixt jedoch eine absolute Mehrheit der Stimmrechte besitzt, ist dieses Stimmrecht faktisch wertlos.
Die Vorzugsaktie hat kein nutz- und wertloses Stimmrecht, dafür aber eine Dividendenrendite von 5,86 % und kostet lediglich 54,30 Euro. Wirtschaftlich sind beide Aktiengattungen identisch.
Die Vorzugsaktie kommt derzeit auf ein KGVe von 10,5. Sind die Prognosen richtig, würde das KGV im kommenden Jahr auf 7,2 sinken.
Aus charttechnischer Sicht steht eine Richtungsentscheidung bevor. Werden die mehrjährigen Aufwärtstrends durchbrochen, könnte Sixt zur Unterseite durchgereicht werden. Mögliche Kursziele in diesem Szenario liegen bei 46 – 47 und 38 – 40 Euro.
Gelingt hingegen ein Anstieg über den Abwärtstrend, würde sich Kurspotenzial in Richtung 67 – 68 und 75 – 77 Euro ergeben.
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