Bullen: Südzucker ist der größte Zuckerproduzent der Welt. Ein Marktführer in einer krisensicheren Branche. Bären: Nicht in diesem Leben.
Typische Anlagefehler vermeiden
In unregelmäßigen Abständen schreibe ich einen Artikel über Südzucker. Manchmal, nachdem die Aktie eine größere Rallye vollzogen hat, um davor zu warnen, dass die Aktie wieder einbrechen wird.
Und mal, wenn sie wieder eingebrochen ist, damit der Lerneffekt auch möglichst groß ist.
Zuletzt hatte ich Mitte vergangenen Jahres gewarnt. Damals lag der Kurs noch bei über 17 Euro, heute liegt er noch bei 11,31 Euro.
Vor derartigen Problemen kann man sich schützen, denn die Muster sind immer wieder dieselben. Am Beispiel von Südzucker lässt sich exemplarisch aufzeigen, wie man unausweichliche Kursverluste vermeidet.
Denn Anleger tappen immer wieder in dieselben Fallen. Ein bedeutender Teil der Aktien von Südzucker dürfte in den Depots von Privatanlegern schlummern, die überhaupt nicht wissen, was sie da besitzen.
Geschäftsmodell
Südzucker ist der weltweite Marktführer im traditionellen Zuckerbereich und produziert jährlich fast 5 Millionen Tonnen der Süßware.
Das Unternehmen ist in fünf Segmente gegliedert. Das Hauptgeschäft entfällt auf das klassische Zuckergeschäft.
Hinzu kommt der Bereich Spezialitäten für funktionelle Inhaltsstoffe für Lebensmittel und Tiernahrung, Convenience Food und Portionsartikel.
Ferner das Segment CropEnergies, ein Hersteller von nachhaltig erzeugtem Ethanol, und die Bereiche Stärke sowie Frucht.
Der Zuckermarkt unterliegt größeren Schwankungen, aber Geld lässt sich damit immer verdienen. Daher zahlt Südzucker auch eine stattliche Dividende.
Die Fassade bröckelt
So oder so ähnlich dürften die Bullen es sehen.
Das erste große Warnsignal kann man jedoch innerhalb von 3 Sekunden identifizieren. Die Aktie läuft seit 25 Jahren seitwärts und es wäre schon schlimm genug, wenn es „nur“ 10 wären. Das bedeutet mit nahezu absoluter Sicherheit, dass der Gewinn und Cashflow von Südzucker heute noch in etwa auf dem Niveau von vor 10, 15, 20 und 25 Jahren liegt.
Das ist ein sehr schlechtes Zeichen, denn wenn sich das nicht ändert, ändert sich auch nicht die Performance – und die liegt auf Sicht von 25 Jahren noch im negativen Bereich, selbst wenn man die Dividende in die Rechnung mit einbezieht.
Aber was hilft einem schon eine blanke Null? Dafür investiert sicherlich keiner gerne Geld. Ohne die Inflation wäre Südzucker ein erhebliches Minusgeschäft gewesen.
Der Putz ist ab
Das Unternehmen ist mehrheitlich im Besitz von Rübenbauern, die über die Süddeutsche Zuckerrüben-Verwertungsgenossenschaft eG einen Anteil von 56 % am Kapital halten.
Man hat also einen starken Ankeraktionär.
Hört sich erstmal gut an, ist in Wirklichkeit aber ein großes Problem. Normalerweise haben die Eigentümer, in diesem Fall die Rübenbauern, ein Interesse daran, dass ein Unternehmen im eigenen Besitz möglichst viel Gewinn erzielt und prosperiert.
Bei Südzucker dürfte das aber nicht der Fall sein. Wenn man etwas darüber nachdenkt, wird einem klar, warum.
Die Lieferanten und gleichzeitigen Mehrheitseigner, die Rübenbauern, wollen möglichst hohe Abnahmepreise, um ihren eigenen Gewinn zu maximieren und keineswegs den von Südzucker.
Gleichzeitig halten sie die Mehrheit am Unternehmen, um das auch durchzusetzen.
Hinzu kommt, dass der Zuckermarkt nicht wächst und die ausländische Konkurrenz auf die Margen drückt. Darüber hinaus ist das Geschäft kapitalintensiv. Ein Großteil des operativen Cashflows wird durch konstante Investitionen aufgezehrt, die zu keinem Wachstum führen.
Fazit:
Das Geschäft wirft wenig ab, die Kapitalrendite sowie die Margen sind niedrig, das Geschäft ist kapitalintensiv, organisches Wachstum findet nicht statt.
Darüber hinaus dürfte die Eigentümerstruktur verhindern, dass jemals nachhaltige Fortschritte erzielt werden.
Das ist aus meiner Sicht alles, was man zu Südzucker wissen muss.
An diesen grundlegenden Problemen lässt sich kaum etwas ändern. Daher läuft die Aktie nicht nur seit 25 Jahren seitwärts, sondern seit den 90er Jahren.
Wenn man da kein Muster erkennt, dann weiß ich auch nicht mehr.
Daher habe ich bei Kurssprüngen nach starken Quartalszahlen auch mehrfach darauf hingewiesen, dass das an der grundlegenden Situation überhaupt nichts ändert. Hier ein Zitat aus der Analyse vom Juli 2023:
„Der 20-Jahres-Chart spricht Bände. Ein klarer Aufwärtstrend ist nicht zu erkennen und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Aktie früher oder später wieder zum unteren Ende der Handelsspanne zurückkehren wird.“
Das Fundament ist löchrig
„Aber, aber… der Wert einer Aktie hängt doch von der Zukunft ab!“
Das ist vollkommen richtig, also machen wir uns jetzt ein wenig Gedanken um die Zukunft.
Die Eigentümerstruktur wird sich nicht ändern und die Bauern werden weiterhin so viel Kapital aus Südzucker ziehen wie möglich. Unter anderem, indem die Bauern sich selbst möglichst hohe Ankaufspreise gönnen.
Das ist ihr gutes Recht, denn es ist mehrheitlich ihr Unternehmen. Wenn jedoch ein externer Anleger einsteigt, genießt er dieses Privileg nicht. Er besitzt ein Unternehmen, das auf dem Umweg der Rübenpreise Gewinne an die Bauern ausschüttet, bevor er auch nur einen Cent bekommt.
Hinzu kommt, dass der Zuckerpreis in den letzten 12 Monaten um 18,5 % gesunken ist, was sich negativ auf die Profitabilität auswirkt.
Daher ist der Gewinn von Südzucker im ersten Halbjahr um 64 % auf 0,61 Euro je Aktie eingebrochen.
Darüber hinaus hat man die Prognose für das operative Konzernergebnis mal eben von 500 – 600 Mio. Euro auf 175 – 275 Mio. Euro gesenkt. Damit dürfte heute schon klar sein, dass man die Dividende senken muss.
Aktuell notiert Südzucker an der zentralen Unterstützung bei 11 Euro. Auf diesem Niveau wurden in den zurückliegenden drei Dekaden mehrere Tiefs ausgebildet. Für die Bullen besteht demnach die Hoffnung, dass sie Südzucker irgendwann nochmal loswerden und das Thema auf ewig beenden können.
Fällt die Aktie jedoch unter 11 Euro, droht ein Abverkauf bis 9 und im Extremfall sogar bis 7,00 – 7,50 Euro.
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