thyssenkrupp hat sich von einer „lahmen Ente“ in eine Kursrakete verwandelt: Die Aktie, die bis vor kurzem kaum einer haben wollte, steht plötzlich im Rampenlicht. Aber wie stabil ist diese Spekulation? Ist das nicht eher eine hochriskante Fahrt ins Blaue?
Die Rahmenbedingungen wandelten sich in den letzten Wochen schnell. Auf einmal will sich Europa selbst verteidigen, das treibt die Kurse von Rüstungsunternehmen und so ziemlich allen anderen Unternehmen, die mit der Thematik zu tun haben – oder auch nur zu tun haben könnten. Dann wurden unlängst dreistellige Milliardenbeträge aufgerufen, die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben wird quasi aufgelöst, das treibt die Kurse noch weiter. Auch bei thyssenkrupp. Aber wieso eigentlich?
thyssenkrupp bringt man automatisch mit einem Stahlkonzern in Verbindung. Aber auch, wenn es diesen Bereich noch gibt, so ist das Unternehmen seit vielen Jahren dabei, sich weitaus breiter aufzustellen. Und ein Unternehmensbereich interessiert die Trader derzeit ganz besonders: ThyssenKrupp Marine Systems, kurz TKMS. Was auch, aber nicht nur, daran liegt, dass es in der im Februar vorgelegten Bilanz die einzige Sparte war, die Erfreuliches zu berichten hatte. Es liegt auch daran, dass thyssenkrupp diesen Bereich abspalten und an die Börse bringen will … und das noch in diesem Jahr.
TKMS baut unter anderem U-Boote. Und da kamen zuletzt neue Aufträge herein. Die Schlussfolgerung der Spekulanten: Jetzt, da der bremsende Deckel der Schuldenbremse für den Verteidigungsbereich entfernt wird und auch andere EU-Länder erheblich mehr in die Verteidigung investieren werden, wird sich TKMS vor lauter Neuaufträgen nicht retten können. Und bei Regierungsaufträgen kann man ja, so sagt man, bei der Marge gerne noch ein wenig drauflegen. Ist das so bzw. kommt es so?
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Expertenmeinung: Es ist möglich. Aber wann da was hereinkommt, weiß man hier und jetzt ebenso wenig, wie man absehen könnte, wie sich das auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Mutterkonzerns thyssenkrupp insgesamt auswirken wird. Diese Extrem-Hausse ist bislang reine Spekulation, begleitet von großen Erwartungen, aber noch keineswegs von Fakten … ein wackliges Parkett.
Auch seitens der Analysten bekommen die derzeit mit der Aktie Bockspringen veranstaltenden Trader wenig Rückendeckung, denn da hält man sich doch lieber an Fakten und vorsichtigere Prognosemodelle. In der vergangenen Woche, in der ja Aufrüstung und freie Milliarden hierfür bereits auf dem Tisch lagen, hob JPMorgan das Kursziel für die Aktie von 4,10 auf 6,50 an und wertete mit „Neutral“. Morgan Stanley stufte die Aktie am Freitag sogar von „Neutral“ auf „Untergewichten“ ab. Und selbst die Kursziele der beiden Bankanalysten, die diese Kaufwelle im Februar mit Verweis auf TKMS losgetreten hatten, sind bereits überboten: Die Citigroup hatte da 8,00 Euro, die Bank of America 9,00 Euro genannt.
Sicher, man kann nicht wissen, ob die Entwicklungen der kommenden ein, zwei Jahre das jetzt erreichte, höchste Kursniveau seit drei Jahren nachträglich unterfüttern werden, es könnte ja so kommen. Aber ein „Es könnte ja sein“ hält auf Dauer auch den bullischsten Zocker nicht davon ab, nach einer derartigen Rallye mal Gewinne mitzunehmen. Was also tun?
Ein Neueinstieg jetzt, nach dieser Rallye, wäre schon mehr als verwegen. Sich aber auf Verdacht mit Leerverkäufen dagegenzustellen, nicht weniger. Die Aktie, egal, ob mit Bullen-Huf oder Bären-Pfote, ausgerechnet jetzt anzupacken, wäre nicht ratsam. Aber was, wenn man sie längst im Depot hat? Dann wäre es zwingend, sich gegen das immer wieder auftauchende „Unverhofft kommt oft“ abzusichern. Hierfür würde sich aus aktueller Sicht eine Zone als Orientierung anbieten:

Die auffällige, bis ins Jahr 2020 zurückreichende Unterstützungszone zwischen 7,53 und 7,91 Euro. Hier einen näher liegenden Support zu haben, wäre natürlich angenehm, ist aber durch diesen Sturmlauf der vergangenen Wochen nicht gegeben, zumal die immense Volatilität zu enge Stoppkurse auch nicht zulassen würde. Wem der Abstand zu einer potenziell tragfähigen Zone zu weit ist, könnte natürlich auch ein paar dieser Aktien verkaufen und Kapitalexposition nebst Abwärtsrisiko auf diesem Wege reduzieren.
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