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Varta ist gerettet! Die Aktionäre werden enteignet. Kursziel Null. Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
Heute haben Sie noch die Wahl zwischen 2,53 Euro oder 0,00 Euro. Bald nicht mehr.
Das war‘s
Mit der Meldung vom Samstag wurde die letzte Hoffnung der Anleger zerschlagen. Wir hatten mehrfach davor gewarnt, dass es dazu kommen würde und die Aktie am Ende wertlos verfallen könnte.
Es wurde und wird dennoch mit diesen Papierschnipseln gezockt. Das ist absolut verantwortungslos und obendrein brandgefährlich.
Die Sache erinnert stark an Leoni. Die Aktie wurde damals auch wild gehandelt, obwohl bereits klar war, dass sie am Ende wertlos verfallen wird.
Man kann nur vermuten, dass es Anleger gibt, denen das gar nicht bewusst ist. Anders ist der Aktienkurs von 2,53 Euro nicht zu erklären.
Denn die Hoffnung, dass eine StaRUG (Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restukturierungsgesetz) abgewendet werden kann, ist dahin.
Sanierungskonzept steht, Aktionäre gehen leer aus
Am Wochenende gab Varta bekannt, dass man ein Sanierungskonzept mit nahezu allen Konsortialkreditgebern sowie gewissen Schuldscheindarlehensgläubigern erreicht hat. Das Sanierungskonzept wird das Unternehmen wesentlich entschulden und mit frischer Liquidität ausstatten.
Das Konzept sieht den Einstieg von einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitsaktionär der Gesellschaft DDr. Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft („MT InvestCo“) sowie von einer Beteiligungsgesellschaft der Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG („Porsche“) als die neuen Gesellschafter vor.
Die Umsetzung des Sanierungskonzepts wird die Finanzierung der Varta AG auf Basis der derzeitigen Unternehmensplanung bis Ende 2027 sicherstellen und soll im Rahmen des angezeigten Restrukturierungsvorhabens unter Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) erfolgen.
Hört sich doch super an!
Das Sanierungskonzept sieht eine deutliche Reduktion der bestehenden Schuldenlast von 485 Mio. Euro auf ca. 200 Mio. Euro durch einen Schuldenschnitt und eine Verlängerung der verbleibenden Kreditforderungen bis Ende 2027 vor.
Darüber hinaus hat man sich einen vorrangigen Kredit in Höhe von 60 Mio. Euro gesichert.
Varta ist demnach gerettet, der Fortbestand des Unternehmens ist gesichert. Das nützt den Aktionären aber herzlich wenig.
Wer investiert ist, sollte sich besser setzen. Stellen Sie am besten gleich Baldrian bereit.
Denn was hier geschieht, ist zwar vollkommen legal, gegenüber den Kleinanlegern aber eine unverfrorene Frechheit.
Wie in Deutschland mit Anlegern umgegangen wird, spottet jeder Beschreibung, und Varta ist nur eines von vielen Beispielen, die das belegen.
Bei Leoni sind die Kleinanleger leer ausgegangen, während sich ein Großinvestor einen einstigen Milliardenkonzern für Peanuts unter den Nagel gerissen hat.
Bei New Work führt der Mehrheitsaktionär ein Delisting durch und speist die Kleinanleger mit 66,25 Euro ab – am Hoch war die Aktie mehr als das Fünffache Wert.
Enteignung
Und bei Varta werden die Aktionäre schlichtweg enteignet. Natürlich alles höchst legal, keine Sorge.
Die Sache läuft wie folgt:
Das Sanierungskonzept sieht eine Herabsetzung des Grundkapitals auf 0 Euro vor, die zum kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre und zum Erlöschen der Börsennotierung der Varta-Aktien führt.
Das wäre für die bisherigen Aktionäre bereits ärgerlich genug. Das Sahnehäubchen kommt aber erst noch.
Unmittelbar im Anschluss an die Kapitalherabsetzung wird man eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe neuer Aktien der Varta AG durchführen.
Nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen soll der Kreditgeber des zuvor angesprochenen vorrangigen Kredits 36 % der Anteile halten, und „MT InvestCo“ sowie Porsche jeweils 32%.
Vor wenigen Jahren war Varta noch mehr als 6 Mrd. Euro wert, im Zuge der Sanierung bekommt ein Kreditgeber für 60 Mio. Euro satte 36 % des Unternehmens.
Nochmal zum Mitschreiben
Falls Sie Ihren Augen kaum trauen können, fasse ich die Lage nochmal für Sie zusammen:
Varta plant eine Kapitalherabsetzung auf 0 Euro, was zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre und zum Erlöschen der Börsennotierung führt.
Anschließend gibt Varta unmittelbar neue Aktien aus, die gehören dann aber nicht den bisherigen Aktionären, sondern drei Großinvestoren.
Chapeau! Da knallen die Champagnerkorken.
Das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz bzw. StaRUG) war sicherlich gut gemeint.
Das bedeutet jedoch nicht, dass durch dieses Gesetz mit über 100 Paragraphen am Ende nicht mehr Schaden angerichtet wird als abgewendet.
Leider trifft das auf so Vieles in unserem Land zu und bedauerlicherweise sind derartige Vorgänge auch nur ein Symptom einer viel größeren, grundlegenden Krankheit.
Ich bin bekennender Daueroptimist, aber die realwirtschaftlichen Entwicklungen sind seit vielen Jahren katastrophal.
Das BIP pro Kopf ist in den letzten 15 Jahren um lausige 7 % gestiegen. Die Lebenshaltungskosten, den offiziellen Daten zufolge, jedoch um 50 %. Gefühlt ist es noch wesentlich mehr. Wenn wir so weitermachen, wird es übel enden. Vielleicht ist es auch schon zu spät.
Ich war nie Aktionär von Varta und hatte bereits bei Kursen von über 100 Euro vor der Aktie gewarnt, doch was hier geschieht, halte ich für falsch.
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Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.
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