Das war ganz sicher kein Jahr der Chemie-Aktien. BASF lief schlecht, Lanxess ebenso. Aber Wacker Chemie schoss den Vogel ab: Derzeit liegt der Jahressaldo bei -39,35 Prozent. Ist die Aktie damit nicht langsam billig genug, um sie einzusammeln?
Zwischen September 2023 und aktuell hat sich der Kurs des Chemiekonzerns glattweg halbiert. Das weckt Begehrlichkeiten. Erstens, weil der DAX zulegt und viele Anleger so den Eindruck haben, dass andere Bereiche wie der MDAX und dort u.a. Wacker Chemie schon über kurz oder lang hinterherlaufen werden. Zweitens, weil der Morgen umso näher ist, je dunkler die Nacht ist: Diese so oft schon „weggehoffte“ Nachfrageflaute mag noch anhalten, aber irgendwann wird sie enden. Warum also nicht jetzt schon zugreifen?
Das sollte man sich genau überlegen. Ein Aspekt ist, dass ein Vergleich mit anderen Chemieunternehmen immer so eine Sache ist. Zum einen laufen Umsatz und Marge nicht parallel. Zum anderen kommt es auch auf die Vorgeschichte an. Richtig ist zwar, dass andere große Vertreter der Branche 2024 weit weniger unter Druck standen, aber:
Sie sehen in unserem längerfristigen Wochenchart über fünf Jahre, dass Wacker Chemie im Vorfeld eine gewaltige Hausse sah, an die die anderen Chemietitel nicht heranreichen können. Von einem Tief bei 30,04 Euro im März 2020 ging es bis Juni 2022 auf sagenhafte 187,10 Euro nach oben. Und der Abstieg mag immens sein, grundlos ist er nicht.
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Wacker Chemie Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: 2022 erzielte Wacker Chemie Rekordgewinne. Die Materialengpässe als Nachwirkung der Corona-Phase bescherten dem Unternehmen traumhafte Margen. Doch dann folgten die Inflation und die vollen Lager der Kunden. Und jetzt wartet man auch noch vergeblich auf eine Belebung im wichtigen Markt China. Gegenüber dem 2022er-Gewinn pro Aktie rechnen die Analysten im Schnitt mit einem 2024 um gut 80 Prozent niedrigeren Gewinn. Und diese Konsens-Prognose von 4,32 Euro liegt vom mageren Gewinn des Jahres 2020, als 3,81 Euro erreicht wurden, nicht weit entfernt.
Nun sehen wir, dass diejenigen Analysten, die für Wacker in den letzten sechs Wochen neue Kursziele vergaben, damit alle über 100 Euro liegen. Sie unterstellen, dass das Unternehmen schon 2025 deutlich besser dastehen wird, 50 Prozent mehr Gewinn pro Aktie sollen es in etwa werden. Und dann wären Kurse über 100 Euro auch gerechtfertigt. Aber Sie sehen im Chart: Die Aktie „gehorcht“ nicht:
Wacker ist vor wenigen Wochen unter die bis in die Jahre 2019/2020 zurückreichende Supportlinie bei 76 Euro gerutscht. Ein Versuch, diese Linie nebst dem um 77 Euro liegenden Tief vom September zurückzuerobern, scheiterte in der vergangenen Woche. Und wir sehen in diesem langfristigen Chart auch: Oberhalb dieses 2020er-Tiefs bei 30,04 Euro wäre nur im Bereich um 58 Euro ein leichter Support zu finden, sonst wäre da nichts.
Diese Kombination aus Misstrauen der Anleger und den bislang ausbleibenden Lichtblicken in Sachen Umsatz, Marge und Gewinn ist ein ideales Spielfeld für bärische Trader. Damit gilt hier der uralte Spruch: Was billig scheint, kann leicht noch viel billiger werden. Wacker Chemie muss nicht weiter abrutschen, aber bevor man sich hier ernsthaft engagiert, sollten zwei Dinge gegeben sein: bessere Nachrichten und ein Anstieg über die doppelte Hürde aus 2022er-Abwärtstrendlinie und 200-Tage-Linie im Bereich 91,50 zu 95,00 Euro.
Steigern Sie die Rendite Ihres Depots, indem Sie Ihre Aktien verleihen und dafür Zinsen erhalten. Nutzen Sie das Aktienrendite-Optimierungsprogramm über LYNX. Jetzt informieren: Aktien verleihen
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen