Wacker Chemie Aktie Prognose Wacker Chemie: Weit genug gefallen, um die Hand aufzuhalten?

News: Aktuelle Analyse der Wacker Chemie Aktie

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Wacker Chemie
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Zur Wacker Chemie Aktie

Das war ganz sicher kein Jahr der Chemie-Aktien. BASF lief schlecht, Lanxess ebenso. Aber Wacker Chemie schoss den Vogel ab: Derzeit liegt der Jahressaldo bei -39,35 Prozent. Ist die Aktie damit nicht langsam billig genug, um sie einzusammeln?

Zwischen September 2023 und aktuell hat sich der Kurs des Chemiekonzerns glattweg halbiert. Das weckt Begehrlichkeiten. Erstens, weil der DAX zulegt und viele Anleger so den Eindruck haben, dass andere Bereiche wie der MDAX und dort u.a. Wacker Chemie schon über kurz oder lang hinterherlaufen werden. Zweitens, weil der Morgen umso näher ist, je dunkler die Nacht ist: Diese so oft schon „weggehoffte“ Nachfrageflaute mag noch anhalten, aber irgendwann wird sie enden. Warum also nicht jetzt schon zugreifen?

Das sollte man sich genau überlegen. Ein Aspekt ist, dass ein Vergleich mit anderen Chemieunternehmen immer so eine Sache ist. Zum einen laufen Umsatz und Marge nicht parallel. Zum anderen kommt es auch auf die Vorgeschichte an. Richtig ist zwar, dass andere große Vertreter der Branche 2024 weit weniger unter Druck standen, aber:

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 17.12.2024, Kurs 69,32 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 17.12.2024, Kurs 69,32 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Sie sehen in unserem längerfristigen Wochenchart über fünf Jahre, dass Wacker Chemie im Vorfeld eine gewaltige Hausse sah, an die die anderen Chemietitel nicht heranreichen können. Von einem Tief bei 30,04 Euro im März 2020 ging es bis Juni 2022 auf sagenhafte 187,10 Euro nach oben. Und der Abstieg mag immens sein, grundlos ist er nicht.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Wacker Chemie Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: 2022 erzielte Wacker Chemie Rekordgewinne. Die Materialengpässe als Nachwirkung der Corona-Phase bescherten dem Unternehmen traumhafte Margen. Doch dann folgten die Inflation und die vollen Lager der Kunden. Und jetzt wartet man auch noch vergeblich auf eine Belebung im wichtigen Markt China. Gegenüber dem 2022er-Gewinn pro Aktie rechnen die Analysten im Schnitt mit einem 2024 um gut 80 Prozent niedrigeren Gewinn. Und diese Konsens-Prognose von 4,32 Euro liegt vom mageren Gewinn des Jahres 2020, als 3,81 Euro erreicht wurden, nicht weit entfernt.

Nun sehen wir, dass diejenigen Analysten, die für Wacker in den letzten sechs Wochen neue Kursziele vergaben, damit alle über 100 Euro liegen. Sie unterstellen, dass das Unternehmen schon 2025 deutlich besser dastehen wird, 50 Prozent mehr Gewinn pro Aktie sollen es in etwa werden. Und dann wären Kurse über 100 Euro auch gerechtfertigt. Aber Sie sehen im Chart: Die Aktie „gehorcht“ nicht:

Wacker ist vor wenigen Wochen unter die bis in die Jahre 2019/2020 zurückreichende Supportlinie bei 76 Euro gerutscht. Ein Versuch, diese Linie nebst dem um 77 Euro liegenden Tief vom September zurückzuerobern, scheiterte in der vergangenen Woche. Und wir sehen in diesem langfristigen Chart auch: Oberhalb dieses 2020er-Tiefs bei 30,04 Euro wäre nur im Bereich um 58 Euro ein leichter Support zu finden, sonst wäre da nichts.

Diese Kombination aus Misstrauen der Anleger und den bislang ausbleibenden Lichtblicken in Sachen Umsatz, Marge und Gewinn ist ein ideales Spielfeld für bärische Trader. Damit gilt hier der uralte Spruch: Was billig scheint, kann leicht noch viel billiger werden. Wacker Chemie muss nicht weiter abrutschen, aber bevor man sich hier ernsthaft engagiert, sollten zwei Dinge gegeben sein: bessere Nachrichten und ein Anstieg über die doppelte Hürde aus 2022er-Abwärtstrendlinie und 200-Tage-Linie im Bereich 91,50 zu 95,00 Euro.

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Vorherige Analysen der Wacker Chemie Aktie

Die Zahlen, mit denen Wacker Chemie in Bezug auf das dritte Quartal am Montag aufwartete, waren zwar nicht fatal, aber auch nicht gut. Reicht das Ausbleiben allzu böser Überraschungen aus, um den Druck von der Aktie zu nehmen, womöglich gar die Wende zu schaffen?

Die Aktie hat bereits einen langen Abstieg hinter sich. Im Juni 2022 begann der immer noch laufende Abwärtstrend. Damals hatte man in der Spitze 187 Euro für eine Wacker Chemie-Aktie bezahlt, gestern zum Handelsende waren es noch 82 Euro. Anfang 2022 war der Gewinn noch weit höher, die Bewertung niedriger. Und niemand nahm die Inflation ernst, zugleich war man noch sicher, dass die Nachfrage durch eine umgehende Belebung der chinesischen Wirtschaft durchstarten würde. Heute weiß man es besser, aber:

All das Ungemach, von dem die meisten Investoren vor fast zweieinhalb Jahren entweder nichts ahnten oder die Anzeichen ignorierten, ist jetzt längstens im Aktienkurs eingepreist. Was dazu führt, dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der aktuellen, durchschnittlichen Gewinnerwartung der Analysten für 2024 um die 20 liegt. Teuer, eher zu teuer, wenn Umsatz und Gewinn weiter abrutschen sollten. Günstig, wenn Wacker Chemie in absehbarer Zeit die Kurve kriegen würde. Wie wichtig in dieser Hinsicht China ist, zeigt sich im Chartbild:

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 28.10.2024, Kurs 82,00 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 28.10.2024, Kurs 82,00 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Auch Wacker machte einen Riesensatz nach oben, als Ende September die ersten Stimulus-Maßnahmen in China verkündet wurden und man dachte: Dass muss es jetzt aber sein. Ob es das wirklich sein wird, ist indes noch offen … und das äußerte sich bei der Aktie des Spezialchemieunternehmens darin, dass dieser Hoffnungs-Sprung der Aktie von Ende des Vormonats nach der gestrigen Reaktion auf die Quartalsbilanz dann komplett egalisiert wurde.

Dass die Reaktion auf das Zahlenwerk dabei eher überschaubar ausfiel, unterstreicht nur erneut, wie wichtig China und damit der Blick nach vorne ist. Denn nein, die Ergebnisse waren nicht gut … aber eine greifbare Hoffnung auf eine Belebung der Nachfrage könnte das, was war, schnell vergessen machen. Nur: Die Hoffnung muss wirklich solide sein – und ohne sie wird es nicht gehen.

Denn der Umsatz schrumpfte weiter, im Vergleich zum Vorjahresquartal um sechs Prozent. Und dass es gelang, den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zum Vorjahreszeitraum mit 152 Millionen Euro stabil zu halten, klingt zwar gut, weil das angesichts der geringeren Umsatzes zeigt, dass die operative Marge etwas gesteigert werden konnte. Und auch der Gewinn pro Aktie fiel nicht weiter, kam mit 0,56 Euro auf gleicher Höhe mit dem Vorjahresquartal herein. Aber die Erwartung der Analysten hatte höher gelegen, beim Umsatz und beim EBITDA gleichermaßen.

Zwar hielt Wacker Chemie an der bisherigen 2024er-Jahresprognose fest. Und ja, man hätte auch Schlimmeres befürchten können. Aber dass die Aktie gestern als Reaktion auf die Quartalsergebnisse nicht zulegte, sondern knapp drei Prozent Boden preisgab, unterstreicht:

Das holt die Käufer nicht zurück. Zwar ist die Größenordnung der Abschläge und der Umstand, dass der Kurs noch oberhalb der das Jahres-Verlaufstief einschließenden Supportzone 77,46 zu 81,22 Euro notiert, eine Chance, dort wieder Käufe zu sehen, aber:

Ohne die bislang noch ausstehende Konkretisierung der weiteren, bislang nur allgemein formulierten Konjunktur-Stimuli in China wird Wacker eine stabile Wende nach oben nicht zuwege bringen… falls diese neuen Maßnahmen wirklich überzeugen. Wenn nicht, könnte das bisherige Jahrestief allemal unterboten werden, daher: Jetzt nach dem Motto „buy after bad news“ die Hand aufzuhalten, wäre riskant.

Quellenangaben: Ergebnis des 3. Quartals, 28.10.2024: https://www.wacker.com/cms/de-de/press-and-media/press/press-releases/2024/detail-242752.html

Es wirkt, als seien sich die Anleger noch unsicher, ob sie es wagen könnten, in Bezug auf die Chemiebranche zu hoffen bzw. auf eine solche Hoffnung hin zu kaufen. Wobei das Chartbild da meist eine größere Rolle spielt als die Daten. Es müsste nur jemand den Anfang machen.

Zwischen Juni 2022 und Januar 2024 hatte sich der Kurs des Polymer-Spezialisten Wacker Chemie glatt halbiert. Dazwischen war es immer wieder zu kleinen und großen Hoffnungs-Rallyes gekommen, die aber alle scheiterten. Da ist es dann kein Wunder, wenn die Anleger anderen den Vortritt lassen, hoffen, dass die dann die Kartoffeln aus dem Feuer holen und die Aktie in bullisches Terrain zurückbringen. Man mag einfach nicht noch einmal mit Zuversicht zugreifen und mit Verlust aussteigen müssen. Doch wenn alle so denken, geht eben nichts voran.

Aber irgendwann endet jede Baisse. Kommt dieser Moment doch langsam nahe … oder war dieses bisherige Jahrestief aus dem Januar bei 90,34 Euro womöglich bereits das Tief des Abwärtstrends? Mit solchen Antworten aufwarten zu können, wäre zwar eine tolle Sache, aber schon der Versuch wäre unseriös, denn die Faktoren, auf die es dahingehend ankommt, lassen sich zwar benennen, aber deren weitere Entwicklung nicht vorhersagen. Und worauf käme es hier an?

Expertenmeinung: Vor allem auf die Entwicklung der Nachfrage im Chemiesektor. Die zwar immer noch enttäuschend schwach ist, aber wenn der Verband der Chemischen Industrie (VCI) Recht behält, ist da ein Silberstreif am Horizont. Denn die Mitte Mai neu gefasste Prognose für das laufende Jahr beinhaltete nach einem besser als befürchtet gelaufenen ersten Quartal die Erwartung eines Produktionsanstiegs von 3,5 Prozent (bislang +/-0) und eines Umsatzanstiegs um 1,5 Prozent (bislang -3,5 Prozent) zum Vorjahr für die gesamte Chemie- und Pharmabranche.

Wer genau da mehr, wer weniger profitieren wird und ob sich diese bessere Prognose wird halten lassen oder sogar noch einmal angehoben wird, man weiß es eben nicht. Wacker Chemie selbst hatte im Zuge der Ergebnisse zum ersten Quartal einen im Rahmen der Analystenerwartungen zum Vorjahr gesunkenen Umsatz und einen sehr deutlich gefallenen, aber zugleich über den Prognosen liegenden Gewinn gemeldet und die bisherige 2024er-Prognose bestätigt. Und die sieht leicht rückläufige Umsätze und Gewinne gegenüber 2023.

Bleibt Wacker Chemie also außen vor, wenn es um eine Erholung in der Chemiebranche geht? Oder war man bei der Ausarbeitung des Ausblicks nur besonders konservativ und wollte einer Erholung beim Ausblick nicht vorgreifen, bevor die wirklich auf stabilen Füßen steht, wäre dann aber umgehend wieder auf der Überholspur?

Antworten auf diese Fragen könnten Analysten in einer Glaskugel zu finden versuchen, aber solange das Unternehmen selbst nicht klar indiziert, dass wieder Schwung ins Geschäft kommt, sind das ebenso nichts als reine Vermutungen. Und damit sind wir beim einzigen, das sich wirklich mit Händen greifen lässt und daher die Entscheidungen der Trader bis zum Eintreffen von handfesten, neuen Zahlen entscheidend beeinflusst: beim Chartbild.

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 24.05.2024, Kurs 101,45 Euro, Kürzel: WCH | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 24.05.2024, Kurs 101,45 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Um sich die Chancen auf der Oberseite zu erhalten, muss es zunächst gelingen, die nach dem erneuten Abwärtsschwenk der Aktie Anfang April näher kommende Supportzone 90,34/95,16 Euro zu halten. Fällt sie, wäre das untere Ende des Anfang 2023 etablierten Abwärtstrendkanals bei derzeit etwa 80 Euro allemal ein Ziel der bärischen Trader, denn wie gesagt: Ohne neue Fakten fällt es leicht, einen dynamisch wirkenden Trend durchzuziehen, ohne dass sich einem viele in den Weg stellen. In diesem Fall, weil man eben nicht weiß, ob ein Abstieg auf 80 Euro nicht vielleicht bald von enttäuschenden Daten unterfüttert würde.

Die Bullen hätten den längeren Weg: Ihnen müsste es gelingen, die 200-Tage-Linie, die obere Begrenzung des Abwärtstrendkanals und das Zwischenhoch vom April zu überwinden, um ein klar bullisches Signal zu erzeugen, das wäre erst mit Schlusskursen über 117,50 Euro gelungen. Aber wenn hier nach oben etwas gehen soll, dann eben erst, wenn diese Widerstände abgeräumt wurden. Idealerweise mit dem Rückenwind ermutigender, neuer Daten, aber notfalls ginge es auch ohne, denn wie gesagt: In einem Umfeld allgemeiner Verunsicherung macht das Chartbild den entscheidenden Unterschied aus.

Für Wacker Chemie war 2023 ein Jahr zum Vergessen, das gilt für die gesamte Branche. Worauf die Trader gespannt warten ist ein Signal, dass die Nachfrage endlich anzieht. Das kam beim 2024er-Ausblick nicht, trotzdem zog die Aktie an. Aber ist das schon die Wende?

Der Umsatz war 2023 um 22 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gefallen. Und da höhere Kosten und eine geringere Nachfrage gleich von zwei Seiten auf die Marge drückten, fiel der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) noch deutlich stärker um 60 Prozent auf nur noch 824 Millionen Euro. Da Wacker Chemie bereits Vorab-Zahlen vorgelegt hatte, wusste man das aber bereits. Was man nicht wusste: Kommt 2024 endlich die für 2023 erwartete, aber ausgebliebene Nachfrage-Wende?

Wenn Wacker Chemie Recht behält, kommt sie auch 2024 noch nicht. Denn das Unternehmen plant momentan mit einem Umsatz zwischen 6,0 und 6,5 Milliarden Euro und damit eher unter dem Umsatz des abgelaufenen Jahres. Was indes von den Analysten mehrheitlich erwartet bzw. befürchtet wurde, deren bisherige Schätzung lag im Durchschnitt bei 6,14 Milliarden. Was das EBITDA angeht, war man indes, obgleich die Experten mit im Schnitt 780 Millionen ohnehin schon unter dem 2023er-Wert lagen, zu optimistisch. Wacker selbst sieht eine Range zwischen 600 und 800 Milliarden und avisierte zugleich, dass die EBITDA-Gewinnmarge vermutlich deutlich unter der des Vorjahres liegen wird.

Bad News, garniert dadurch, dass die Dividende angesichts des geschrumpften Gewinns von zwölf Euro, die für 2022 ausgeschüttet wurden, auf drei Euro eingedampft wurde. Da fragt man sich schon: Wie konnte die Aktie bei einem solchen Ausblick überhaupt zulegen, statt die vorangegangene Bodenbildung sang- und klanglos abzubrechen?

Expertenmeinung: Da könnten mehrere Faktoren zusammengewirkt haben. Zum einen, dass man zuversichtlich bleibt, über kurz oder lang wieder eine anziehende Nachfrage zu sehen. Darüber hinaus könnte so mancher Trader angesichts der über so lange Zeit fast durchgehend negativen Nachrichten aus der Chemiebranche mit einem noch schlechteren Ausblick gerechnet haben und nach dem Motto „besser als befürchtet“ zugegriffen oder Leerverkäufe eingedeckt haben. Und dann war am gestrigen Dienstag auch noch der Gesamtmarkt stark, stieg trotz „Bad News“ in Form unerfreulicher US-Inflationsdaten. Da kann es dann mit einer Aktie schon mal aufwärts gehen, obwohl man sich über „abwärts“ nicht gewundert hätte, aber:

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 12.03.2024, Kurs 109,65 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 12.03.2024, Kurs 109,65 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Noch ist das keine Wende, was die Aktie gestern gezeigt hat. Wir sehen im Chart, dass am Tageshoch Abgaben das Plus reduzierten. Und das passierte sicher nicht zufällig in einer wichtigen Widerstandszone. Die besteht neben Zwischentiefs vom Januar und Juni 2023 auch aus der oberen Begrenzung eines aufwärts gerichteten, im Januar etablierten Trendkanals, der aber innerhalb des übergeordneten Abwärtstrendkanals liegt und damit als „Bear Flag“, als reine Konsolidierung in einem intakten Abwärtstrend, eingeordnet werden muss.

Aus einer solchen „Bear Flag“ entkommt man nicht leicht, vor allem nicht, wenn die Datenlange weiter bärisch ist. Da versuchen die Bären grundsätzlich, dagegenzuhalten … aber selbst, wenn es gelingen würde, die „Flagge“ zu überwinden: Erst, wenn Wacker Chemie mit Schlusskursen über 125 Euro den mittelfristigen Abwärtstrendkanal bezwungen hätte, wäre ein markant bullisches Signal gegeben. Und ob das kurzfristig ohne bessere Nachrichten in Sachen Umsatz, Marge und Gewinnperspektive gelingt, ist zumindest fraglich.

Quellenangaben: Bilanz 2023, Ausblick 20924, 12.03.2024:
https://www.wacker.com/cms/de-de/about-wacker/press-and-media/press/press-releases/2024/detail-229376.html

Am Montag präsentierte Wacker Chemie die noch ungeprüften Zahlen für das Geschäftsjahr 2023. Die fielen äußerst ernüchternd aus, aber nachdem die Aktie anfangs im Minus notierte, fing sie sich und zählte am Handelsende zu den MDAX-Gewinnern. Ein interessantes Signal.

Platz 7 von 50 Aktien in der Performance-Liste des Montags, das klingt nicht gerade revolutionär; das Plus von 1,34 Prozent, welches die Wacker Chemie-Aktie auf diesen Platz hob, auch nicht. Wenn man sich aber ansieht, wie bitter die 2023er-Zahlen ausfielen, dann geht sehr wohl eine Augenbraue interessiert nach oben.

Wacker Chemie hatte 2023 mit 6,4 Milliarden Euro 22 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr. Das war sogar etwas schwächer als die Analysten es im Schnitt prognostiziert hatten (6,45 Milliarden). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) aber fiel, ebenso wie der Nettogewinn, um die 75 Prozent und damit weit überproportional. Die Nachfrageschwäche des Vorjahres bremste nicht nur den Umsatz, sondern drückte zugleich erheblich auf die Preise und somit auf die Gewinnmarge. Und auch das einen Tick stärker als seitens der Analysten vermutet. Nicht minder unerfreulich war, dass Vorstandschef Hartel im Rahmen dieser Veröffentlichung erklärte, dass sich die 2023 erhoffte, aber ausgebliebene Belebung der Nachfrage auch jetzt noch nicht eingestellt habe. Wie kann die Aktie da am Ende ins Plus drehen?

Expertenmeinung: Das ist dann möglich, wenn genug Marktteilnehmer ohnehin schon mit solchen schwachen Ergebnissen gerechnet hatten … und wenn vor allem die Leerverkäufer, die aktiv auf den Kurs drücken, mit Schlimmerem gerechnet hatten und jetzt ihren Druck stoppen, womöglich die ersten Aktien sogar wieder zurückkaufen, um die Leeverkaufs-, sprich Short-Positionen, zu schließen. Zumal nicht nur die vom Unternehmen transportierte Zuversicht, dass das Wachstum zurückkehren und Wacker wieder prosperieren wird, ein Argument wären, nicht nur die Short-Seite vorerst ruhen zu lassen, sondern auch die Charttechnik.

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 29.01.2024, Kurs 101,80 Euro, Kürzel: WCH | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 29.01.2024, Kurs 101,80 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Wir sehen im Chart, dass die Wacker-Aktie Mitte Januar die untere Begrenzung des breiten, Anfang 2023 etablierten Abwärtstrendkanals getestet und gehalten hatte. Von dort aus zog der Kurs an, lief in die Chartzone 98,58 zu 100,80 Euro hinein und blieb an diesem Widerstand bzw. der knapp darüber laufenden 20-Tage-Linie erst einmal hängen. Wenn man die jetzt gemeldeten Ergebnisse am Markt besser erwartet hätte, hätten die Bären dort eine ideale Basis für einen erneuten Baisse-Impuls gehabt. Dass der Druck ausblieb bzw. das eher moderate, zeitweilige Minus gestern in ein Plus verwandelt wurde, zeigt, dass die Bären in diesen Zahlen keine neuen Argumente fanden.

Das ist zwar noch nicht ansatzweise mit einer Aufwärtswende gleichzusetzen, immerhin ist der Bereich 98,58/100,80 Euro noch nicht einmal klar überboten und die Phalanx an potenziellen Hürden bis zum oberen Ende des Abwärtstrendkanals massiv. Aber es ist ein Indiz dafür, dass diese Aktie wieder Potenzial aufbaut und die Short-Seite jetzt langsam die riskantere ist.

Quellen:
Vorläufiges Ergebnis für 2023, 29.01.2024: https://www.wacker.com/cms/de-de/about-wacker/press-and-media/press/press-releases/2024/detail-227200.html

Zu Jahresbeginn werden die Investmentstrategien bei institutionellen Investoren überprüft und ggf. neu ausgerichtet. Es wird sehr deutlich, dass deutsche Chemietitel dabei nicht auf der Kaufliste stehen. Für Wacker Chemie geht es dadurch jetzt um eine Schlüssel-Unterstützung.

Ob BASF, Lanxess, Covestro oder Wacker Chemie: Kaum war das Jahr 2024 eingeläutet, kam bei allen diesen Aktien aus dem Chemiesektor markanter Abgabedruck auf. Ein Druck, der so deutlich ausfiel, dass man nicht nur den Eindruck hatte, dass große Adressen hier Positionen reduzieren, sondern dass da einige auch gezielt auf der Short-Seite agieren.

Ob man damit auf mittelfristige Sicht richtig liegt, hängt davon ab, ob die schon für Mitte 2023 erwartete und bislang ausgebliebene Erholung der Nachfrage in nächster Zeit einsetzt oder nicht. Aber da es für erste, vollständige Bilanzen wegen der Zusammenlegung mit dem 2023er-Gesamtjahresergebnis noch eine Zeitlang hin ist, werden diejenigen, die für die Chemietitel weiter den Daumen senken, womöglich erst einmal nicht widerlegt. Und auch wenn vorläufige Zahlen kämen: Dass diese die Pessimisten nicht bestätigen würden, ist ja keineswegs sicher.

Die Ergebnisse für das vierte Quartal von Wacker Chemie stehen erst für den 12. März im Terminkalender. Es wird spannend sein zu sehen, ob das Unternehmen Vorab-Ergebnisse liefert. Das passiert nicht immer, und wenn, dann oft nur, wenn die vorläufig ermittelten Zahlen deutlich besser oder schlechter sind als der Analysten-Konsensus. Was bedeutet:

Expertenmeinung: Je länger nichts auf den Tisch kommt, desto wahrscheinlicher wäre, dass die Ergebnisse ebenso wie der Ausblick den momentan recht trüben Erwartungen der Experten und Anleger entsprechen. Ohne „good news“ könnte sich der abwärts gerichtete Trend fortsetzen, sofern das bärische Lager nicht beginnt, an charttechnischen Schlüsselzonen seine Positionen zu schließen, indem man die zuvor leer verkauften Aktien zurückkauft, was die Aktie dann stützen würde. Eine solche Zone ist jetzt erreicht, unser längerfristiger Chart auf Wochenbasis zeigt, worum es geht:

Microsoft Aktie: 10.01.2024, Kurs: 384.91 USD, Kürzel: MSFT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Microsoft Aktie: 10.01.2024, Kurs: 384.91 USD, Kürzel: MSFT | Quelle: TWS

Es handelt sich um den bis ins Jahr 2019 zurückreichenden Unterstützungsbereich zwischen 97,92 und 98,60 Euro, der im Herbst 2022 getestet wurde und damals hielt. Etwas darüber gelagert findet sich das 2021er-Tief bei 102,60 Euro. Dass die Wacker-Aktie im Spätsommer an der mittelfristigen Abwärtstrendlinie scheiterte und damit nach 2022 erneut eine Zone testet, deren Bruch aus charttechnischer Sicht umgehend Spielraum in den Bereich von 76 Euro freigeben würde, ist keine günstige Ausgangsbasis dafür, hier im blinden Vertrauen darauf, dass, was einmal hielt, auch zum zweiten Mal halten wird, die Hand aufzuhalten.

Die Wacker Chemie-Aktie sollte wenigstens mit Schlusskursen über 117 Euro über das Dezember-Verlaufshoch hinaus kommen, damit man diese Schlüsselzone zwischen 97,92 und 102,60 Euro als gehalten ansehen könnte. Und bullisch würde die Aktie sogar erst, wenn die Abwärtstrendlinie, an welcher die Käufer im September scheiterten, mit Closings über 130 Euro bezwungen wurde und damit zugleich die Rückkehr über die 200-Tage-Linie gelingt. Alles, was sich darunter abspielt, wäre in Sachen Long-Trade äußerst spekulativ!