Die Aktie des Supermarkt-Riesen Walmart hatte in den vergangenen Wochen drastisch verloren, nachdem den Anlegern klar wurde: Sehr, sehr vieles, was Walmart anbietet, kommt aus Asien. Deutlich höhere Zölle bedeuten für die Kette daher Gefahr. Jetzt nicht mehr – oder?
Ein Plus von 9,55 Prozent und die Rückeroberung der zuvor tagelang umkämpften, im Chart dick schwarz hervorgehobenen 200-Tage-Linie, das war die Reaktion der Trader auf die überraschende Entscheidung von Donald Trump, die gerade erst verkündeten und implementierten Zusatzzölle für viele Länder für 90 Tage auszusetzen, um ihnen Zeit für Verhandlungen zu geben. Warum?

Gute Frage. Denn dieser Kurssprung wäre nur dann rational unterfüttert, wenn Trump diese Zölle gestrichen hätte. Er hat sie aber nur ausgesetzt, so lange gilt der neue Basis-Satz beim Einfuhrzoll von zehn Prozent. Ob sie danach wieder eingesetzt werden, bei zehn Prozent bleiben oder wegfallen, das wird davon abhängen, ob die Trump-Administration damit zufrieden ist, was die betroffenen Länder anzubieten haben. Bedenkt man, dass diese Zölle auf höchst fragwürdige Weite zusammengerechnet wurden und da immaterielle Faktoren wie „Handelsbarrieren“ und „Währungsmanipulation“ eine Rolle spielten, fragt man sich schon, was Länder wie Vietnam oder Kambodscha denn überhaupt geben könnten, um Trump zufriedenzustellen. Und um diese Region geht es primär. Um sie und um China.
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Expertenmeinung: Da Trump China im selben Moment die Zölle auf jetzt unglaubliche 125 Prozent erhöht hat, Walmart eine große Zahl an chinesischen oder in China produzierten Produkten anbietet und für den Rest der asiatischen Herstellerländer nur eine Galgenfrist gilt, fragt man sich schon, ob man bei Walmart selbst genauso jubelt wie man es gestern am Aktienmarkt tat. Denn was soll man denn jetzt konkret tun?
Diese 90 Tage Galgenfrist bringt die Planungssicherheit nicht zurück. Und hilft damit einem Unternehmen wie Walmart wenig bis gar nicht. Denn dort braucht man eine Antwort auf die Frage: Was wird am 91. Tag sein? Werde ich dann für meine Einfuhren aus Asien keinen Zoll zahlen müssen, zehn Prozent oder doch 30, 40 oder, was China betrifft, 125 Prozent?
Dann müsste man die Sache sein lassen und versuchen, alternative Lieferanten zu finden. Was, wenn es sie überhaupt gäbe, in 90 Tagen nicht zu machen ist, denn so schnell bekommt man die Waren für die weltgrößte Supermarktkette nirgends zusätzlich in die Produktion hinein gepackt. Und suche ich jetzt nach Alternativen, was tue ich, wenn einzelne Lieferländer dann doch einen Deal bekommen und man umsonst zu teureren Preisen mit anderen Verträge geschlossen hat? Andererseits: Kümmere ich mich nicht hier und heute um eine Lösung für ein „was wäre, wenn“, sind die Regale in drei, vier, fünf Monaten leer.
Der Gedanke, dass Walmart jetzt „gerettet“ ist, weil die Einfuhrzölle vielleicht doch weit niedriger sein werden als befürchtet, greift daher zu kurz. Gerettet sind Umsatz und Gewinn noch lange nicht, zumal die Käufer gestern womöglich ihre eigene Euphorie über diese Blitz-Hausse am US-Markt einfach auf die Verbraucher übertrugen. Aber werden die US-Bürger nach dieser erneuten, abrupten Kehrtwende des Präsidenten und dem vorherigen, tagelangen Wechselbad bei der Frage, ob die Zölle denn nun permanent sind oder nicht, wirklich von eben auf sofort wieder Vertrauen in die Zukunft haben und fleißig Geld ausgeben, gerne auf Kredit?
Hoffnung kann hartnäckig gegen eine weit weniger rosige Realität bestehen, das ist sicher richtig. Aber es darf nicht zu neuen Fakten kommen, die der Hoffnung den Teppich unter den Füßen wegziehen. Da diese US-Regierung bewiesen hat, dass sie Letzteres hervorragend beherrscht, sollte man daher nicht zu früh davon ausgehen, dass die Baisse bei der Walmart-Aktie wirklich schon vorbei ist.
Wer hier über den Einstieg nachdenkt, sollte vielleicht besser abwarten, ob die Aktie auch die jetzt fast erreichte Widerstandslinie bei 92,12 US-Dollar bezwingt und dadurch dann charttechnischen Spielraum bis 100,12 US-Dollar erhielte. Und wenn man dann einsteigen wollte, gehört unter das letzte Zwischentief bei 79,81 US-Dollar auf jeden Fall ein Stoppkurs!
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