Zoom übertrifft die Erwartungen und beschließt Aktienrückkäufe, doch die Aktie stürzt um mehr als 8 % ab. Was ist da los?
Ein Absturz von biblischem Ausmaß
Zoom-Video ist schon lange ein Sorgenkind. Vom Glanz des einstigen Überfliegers ist wenig geblieben.
Nachdem der Kurs von über 500 auf unter 60 USD abgestürzt war, ging es rund zwei Jahre lang seitwärts. Erst in den letzten Wochen sind die Bullen wieder etwas aktiver geworden. Es schien fast so, also käme es endlich zu einem Durchbruch zur Oberseite und einem echten Turnaround.
Doch mit der vorbörslichen Kursreaktion steht der Aufwärtstrend zur Disposition. Sind die Bullen geschlagen?
Tatsächlich läuft das Geschäft besser, als man es erwarten würde, und das habe ich auch schon im vergangenen Jahr und zuletzt noch im April gesagt, als der Kurs noch um die 60 USD dahinvegetierte.
Die jüngsten Quartalergebnisse bestärken mich in dieser Haltung, denn Zoom hat inzwischen zehnmal in Folge die Prognosen übertroffen.
Es zeichnet sich eindeutig ein Muster ab.
Das wurde immer wieder ignoriert
Im ersten Quartal lag der Gewinn mit 1,35 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 1,20 USD. Mit einem Umsatz von 1,14 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 1,13 Mrd. USD ebenfalls knapp übertroffen.
Darüber hinaus wurde die Prognose für den Jahresgewinn von 4,85 – 4,88 auf 4,99 – 5,02 USD je Aktie erhöht.
Danach purzelten die Kurse weiter. In ähnlicher Manier lief das die 5-8 Quartale zuvor auch. Zoom hat die Erwartungen übertroffen und teilweise die Prognose erhöht, doch es wurde ignoriert.
Im zweiten Quartal lag der Gewinn mit 1,39 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 1,22 USD. Mit einem Umsatz von 1,16 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 1,15 Mrd. USD ebenfalls knapp übertroffen.
Die Prognose für den Jahresgewinn wurde daraufhin von 4,99 – 5,02 USD auf 5,29– 5,32 auf je Aktie erhöht.
Plötzlich setzte sich die Aktie in Bewegung. Warum sich das Sentiment gerade nach diesen Quartalszahlen geändert hat und nicht 3, 6 oder 12 Monate vorher, kann niemand erklären – doch so läuft das an der Börse andauernd.
Erwartungen übertroffen, Prognose erhöht – Anleger trotzdem enttäuscht
Seit Montagabend wissen wir auch, wie das dritte Quartal verlaufen ist.
Der Gewinn lag mit 1,38 USD je Aktie über den Erwartungen von 1,31 USD. Mit einem Umsatz von 1,18 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 1,11 Mrd. USD ebenfalls knapp übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 3,6 % und einem Anstieg des Gewinns um 7 %.
Die Prognose für den Jahresgewinn wurde zum dritten Mal in Folge erhöht, dieses Mal von 5,29– 5,32 USD auf 5,41 – 5,43 USD je Aktie erhöht.
Darüber hinaus hat man Aktienrückkäufe mit einem Volumen von 1,2 Mrd. USD beschlossen. Die sind auch dringend notwendig, denn Zoom hat in der Vergangenheit im großen Stil Aktien an die Mitarbeiter verteilt.
Derzeit würden die 1,2 Mrd. USD ausreichen, um etwa 4,8 % der ausstehenden Aktien einzuziehen. Dank der vorhandenen Barmittel in Höhe von 7,7 Md. USD und des laufenden Cashflows kann man es sich problemlos leisten.
Das Herzstück von Zooms Zukunft
Wohl und Wehe von Zoom wird sich perspektivisch aber vor allem an der Entwicklung des Firmenkunden-Geschäfts entscheiden.
Der Bereich ist wesentlich profitabler als das Geschäft mit Privatkunden und vor allem ist er planbarer. Privatkunden können die Nutzung von heute auf morgen einstellen. Geschäftskunden, die die Systeme im Arbeitsalltag nutzen, jedoch nicht.
Daher hatte ich in den letzten Analysen immer wieder darauf hingewiesen. Auch in diesem Quartal hat sich der positive Trend in diesem Segment weiter fortgesetzt.
Der Umsatz konnte um 5,8 % auf 698,9 Mio. USD gesteigert werden.
Das bedeutet, dass das gesamte Wachstum in diesem Segment stattfindet. Abseits davon stagniert der Umsatz.
Mit der Zeit gewinnt das Firmenkunden-Geschäft dadurch immer mehr an Bedeutung, wodurch sich auch auf Konzernebene die gesamte Dynamik verbessert. Das wurde über weite Strecken ignoriert.
Es gibt aber durchaus auch Themen, die man kritisieren kann. Der Umsatz steigt zwar, weil vor allem Großkunden ihr Geschäft ausbauen und man Neukunden gewinnen kann.
Aber unter dem Strich liegt die Dollar-Based Net Expansion Rate (DBNER) bei 98 %, der Umsatz je Geschäftskunde ist also leicht rückläufig. Ein gutes Zeichen ist das nicht, aber das ist schon seit längerer Zeit der Fall.
Zoom löst bei mir sicherlich keine Euphorie aus, aber das muss das Unternehmen bei der vorliegenden Bewertung auch nicht. Die forward P/E liegt derzeit bei 15.
Solange Zoom im Geschäftskunden-Bereich weiterhin wächst, den Gewinn überproportional steigert und Aktien zurückkauft, ist der Weg des geringsten Widerstands die Oberseite.
Aus technischer Sicht ist der vorbörsliche Kurseinbruch jedoch höchst problematisch. Zoom ist am zentralen Widerstand bei 89-92 USD gescheitert und hat die Unterstützung bei 85 USD durchbrochen.
Wird dieser Kursrutsch im regulären Handel bestätigt, könnte die Aktie von derzeit 81,53 USD in Richtung 79-80 USD durchgereicht werden.
Wird dann auch noch der Aufwärtstrend durchbrochen, müssen weitere Kursverluste bis 75 USD eingeplant werden.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Preisgekrönte Handelsplattform und niedrige Gebühren. Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen