BlackRock fing klein an, doch heute ist das Unternehmen der größte unabhängige Vermögensverwalter der Welt. Und man sagt ihm nach, er habe mehr politische und wirtschaftliche Macht als jedes andere Unternehmen weltweit. Aber ist das wahr? Und wenn ja, ist das eventuell eine Gefahr?
BlackRock wurde 1988 als Teil der Blackstone Group gegründet, die Hedgefonds und Private Equitiy-Investments betreibt. Im Jahr 1994 spaltete sich BlackRock ab und wurde ein eigenständiges Unternehmen, das als reiner Vermögensverwalter agierte. Mit den Jahren übernahm BlackRock immer mehr Assets von anderen Unternehmen und verwaltet heute ca. fünfeinhalb Billionen US-Dollar – eine sagenhafte Summe. Dabei sind es vor allem ETFs, also passive Investments, mit denen BlackRock agiert. Als diese Anlageform nach der Subprime-Krise ab 2009 immer mehr an Bedeutung gewann, weil deren Performance die der aktiv gemanagten Aktienfonds meist übertraf, wuchs auch BlackRock schnell. Was dazu führte, dass …
BlackRock ist “omnipräsent”
… der Vermögensverwalter fast überall auftaucht. Anfang 2017 hielt BlackRock bei 2.632 Unternehmen weltweit einen Anteil von mehr als fünf Prozent des Aktienkapitals, 2.000 davon sind US-Unternehmen. Und bei 375 Unternehmen sind es sogar mehr als zehn Prozent.
“BörseARD” hatte im Mai recherchiert, dass die drei größten Anbieter von passiven Fondsprodukten in den USA (BlackRock, Vanguard und State Street) bei 88 Prozent der im marktbreiten Standard & Poor’s 500 gelisteten Unternehmen die größten Anteilseigner sind, wenn man ihre Beteiligungen aufaddiert. Und diese Dominanz endet nicht mit der Wall Street. BlackRock hält mittlerweile bei jedem im DAX gelisteten Unternehmen eine Beteiligung. Und oft ist diese alles andere als klein, wie die nachfolgende Tabelle zeigt, in der die 15 höchsten Beteiligungen bei DAX-Unternehmen abgebildet sind (Stand Anfang 2017, gerundete Werte):
Der stete Zulauf an Kapital bewirkte, dass die BlackRock-Aktie sich über die Jahre hervorragend entwickelte. Der Chart zeigt den seit dem für die Aktienmärkte schwierigen Jahr 2011 beeindruckend stetigen, langfristigen Aufwärtstrend der Aktie:
Besondere Dynamik erhielt der Trend nach dem Wahlsieg Donald Trumps im November 2016. Die Investoren gingen nämlich davon aus, dass BlackRock durch seine Omnipräsenz in den US-Unternehmen entsprechend stark an deren steigenden Umsätzen und Gewinnen teilhaben werde, die durch die wachstumsfördernden Programme des Präsidenten deutlich an Fahrt aufnehmen würden.
Dass diese Programme im November 2017 immer noch nicht implementiert wurden, dürfte mit ein Grund dafür sein, warum die BlackRock-Aktie seit Mitte Oktober unter Schwankungen seitwärts läuft. Aber noch ist man offenbar mehrheitlich sehr zuversichtlich, dass die erwartete Belebung der US-Konjunktur nur ein wenig auf der Zeitachse verschoben ist.
Und diese Zuversicht teilen derzeit auch noch die Analysten, die davon ausgehen, dass BlackRocks Gewinne, die 2015/2016 ein wenig auf der Stelle traten, in diesem Jahr ebenso wie im Jahr 2018 wieder ordentlich zulegen werden, wie die folgende Tabelle ausweist, die Umsatz und Gewinn des Vermögensverwalters seit 2012 zeigt:
Aber die unmittelbaren Zahlen des Unternehmens sind, ebenso wie die derzeitige Situation der Aktie, nicht der wirklich interessante Aspekt dieses Giganten. Es ist dessen Fähigkeit, durch seine zahllosen Beteiligungen Einfluss auszuüben.
BlackRock – überall nur passiv dabei?
Da BlackRocks Auftrag ist, das Vermögen seiner Investoren klug und gewinnbringend zu verwalten, ist eine breite Streuung dieser riesigen Summen zwingend erforderlich. Daher ist der Vermögensverwalter überall nur mit Beteiligungen dabei, die keine unmittelbare Kontrolle über die Unternehmen ermöglicht. So betrachtet könnte man unterstellen, dass eine nennenswerte Einflussnahme ohnehin nicht möglich ist. Aber oft ist BlackRock größter Einzelaktionär. Und das alleine ist ein Aspekt, den ein Unternehmen nicht ignorieren kann. BlackRock könnte sehr wohl Einfluss nehmen, wenn man es wollte. Was auch für die breiten Kontakte in die Politik gilt, die sich mit einer derartigen Summierung von Investmentkapital automatisch ergeben. Aber tut man das auch, kann man das bei einer derartig gewaltigen Palette verschiedenster Beteiligungen überhaupt?
Man kann es und man tut es offenbar, wenn man es für angemessen hält. Dazu sagte Larry Fink, der Chief Executive Officer von BlackRock: “Als passiver Fondsanbieter können wir alleine mit unserer Stimme agieren und pflegen daher mit unseren Firmen einen aktiven Dialog. Damit vermitteln wir mehr von dem, was wir für richtig halten.”
Damit bringt BlackRock seine immense Macht also auch aktiv ein, wenn man es für opportun hält. Doch diese immensen Möglichkeiten beeinflussen nicht nur einzelne Unternehmen und eventuell auch die eine oder andere politische Entscheidung. BlackRock hat durch dieses gigantische Portfolio die Möglichkeit, übergeordnete Trends am Aktienmarkt zu stabilisieren, zu verlängern … und zu beenden.
Richtig ist: Solange die Anleger BlackRock immer mehr ihres Geldes vor die Tür stellen und dieses Kapital investiert werden muss, müsste BlackRock mit seinen ETFs eigentlich immer und immer weiter kaufen. Es wären also doch wieder die Investoren selber, die darüber entscheiden, ob eine Aktienmarkt-Hausse weitergeht. Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn:
BlackRock kann die Barreserven gezielt hochfahren, wenn der Eindruck entsteht, dass der Aktienmarkt kippen könnte. Und bei einer Investmentsumme von fünfeinhalb Billionen US-Dollar würde schon eine dezente Anhebung der Barbestände ausreichen, um die Aktienmärkte ins Taumeln zu bringen. Aber könnte das tatsächlich passieren? Und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?
Die entscheidende Rolle von “Aladdin”
Darüber entscheidet “Aladdin”. Das ist die Kurzform eines gigantischen Datenanalyseprogramms, das pro Woche 200 Millionen Kalkulationen durchführt und nonstop prüft, wie sich die entscheidenden Parameter der Märkte entwickeln, welche Relevanz sie für die einzelnen Assets hätten und was passieren würde, wenn sich diese zahlreichen Einflussfaktoren verändern. Das heißt unter anderem, dass Aladdin stets “weiß”, welche Ereignisse dazu führen würden, dass die Aktienmärkte in Gefahr geraten und der sofortige Verkauf ratsam wäre. Wobei sich diese Faktoren stets verändern, voneinander abhängig sind und so ein permanent wandelbares “wenn … dann” existiert.
Aladdin soll aus insgesamt 5.000 Großrechnern bestehen, die auf vier geheim gehaltene Standorte verteilt sind. Und das System überwacht nicht nur die investierten Billionen von BlackRock selbst, sondern auch Kapital von anderen institutionellen Investoren. Man vermutet, dass das von Aladdin überwachte Kapital etwa fünf bis acht Prozent aller Vermögenswerte weltweit ausmacht! Was bedeutet:
BlackRock hat eine Größenordnung erreicht, in der die Möglichkeit unmittelbarer Einflussnahme bei Unternehmen das für einen Investor eindeutig kleinere Problem ist. Wenn BlackRock’s Aladdin Alarm gibt, kippen die Aktienmärkte unweigerlich. Und da dieses System derart komplex ist, dass man seine Signale in keiner Weise vorab einschätzen könnte, sollte man als Anleger hoffen, dass Aladdin weiterhin guter Dinge bleibt!
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