Gebührenstrukturen und Preisbildung von ETFs

von Wendelin Probst
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Ein wesentlicher Vorteil von ETFs liegt in der im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds meist erheblich günstigeren Gebührenstruktur. Da bei einer reinen Indexnachbildung in passiven ETFs keine Anlageentscheidungen getroffen und Analysen erstellt werden müssen, können börsennotierte Fonds mit geringem Verwaltungsaufwand teilweise sogar von Computerprogrammen gemanagt werden.

Die Kosten von ETFs: Die Total Expense Rate (TER)

Die Kosten werden als Gesamtkostenquote (Englisch Total Expense Rate kurz TER) ins Verhältnis zum Fondsvermögen gesetzt und enthalten Managementgebühren und sonstige Kosten, z. B. für Indexgebühren und Prospekte. Die Gesamtkosten, die wie bei allen Fonds üblich dem Sondervermögen des börsengehandelten Fonds entnommen werden, liegen in der Regel zwischen 0,1 % und 0,8 %. Im Vergleich dazu liegen die Gebühren klassischer Investmentfonds mit 1,5 % bis 2,0 % erheblich höher.

Für den Anleger fallen beim Handel mit ETFS ansonsten nur noch die üblichen Gebühren für den Börsenhandel an. Neben den Ordergebühren inklusive oder exklusive Maklercourtage ist auch die Geld-Brief Spanne (Englisch: Bid Ask Spread) ein Kostenfaktor für den Anleger. Bei liquiden ETFs ist diese jedoch sehr eng. Durch einen Kauf am Sekundärmarkt entfällt auch der bei klassischen Investmentfonds übliche Ausgabeaufschlag.

Dividenden und Zinsen bei ETFs

Wie Aktionäre haben auch ETF-Anteilseigner Anspruch auf gezahlte Dividenden und Zinsen. Werden von den gehaltenen Wertpapierpositionen des ETFs Erträge an den Fonds ausgeschüttet, so bekommen die ETF-Besitzer diese meist regelmäßig in Form von Gutschriften ausgeschüttet. Neben den ausschüttenden ETFs gibt es jedoch auch thesaurierende ETFs, die Ausschüttungen automatisch reinvestieren. In diesem Fall fließen die Dividenden oder Zinsen dem Sondervermögen zu und erhöhen entsprechend den Wert eines ETF-Anteils.

Erträge und Risiken durch Wertpapierleihen

Neben der Wertentwicklung des Investmentportfolios können ETFs (wie klassische Fonds) zusätzliche Erträge erwirtschaften, indem Wertpapiere aus dem Fondsvermögen im Rahmen von Wertpapierleihen z.B. für Leerverkäufe an andere Marktteilnehmer verliehen werden. Auf diese Weise kann ein ETF Leihgebühren erwirtschaften und die Performance für die Anleger steigern. Für die verliehenen Wertpapiere entsteht allerdings ein Kontrahentenrisiko, denn der ETF ist davon abhängig, ob der Vertragspartner die Wertpapiere tatsächlich zurückgeben kann. Ist dies beispielsweise bei einer Insolvenz des Entleihers nicht der Fall, so entstehen dem ETF dadurch Verluste. Dazu kommt, dass die ETF-Anleger zwar das volle Risiko der Leihe tragen, aber meist nur einen Teil der Erträge erhalten. Denn die meisten ETF-Anbieter behalten es sich in den Fondsbedingungen vor 50 % der Erträge aus Wertpapierleihen einzubehalten.

Die Preisbildung von ETFs

Während normale Fonds den Nettoinventarwert (Englisch: Net Asset Value kurz NAV) nur einmal täglich veröffentlichen, wird die Höhe des Sondervermögens bei einem ETF durch den Emittenten während des Handels fortlaufend als indikativer Nettoinventarwert (Englisch: indicative Net Asset Value kurz iNAV) ermittelt und veröffentlicht. Der iNAV dient den Anlegern zur Orientierung, die eigentliche Preisbildung an der Börse erfolgt jedoch wie bei Aktien durch Angebot und Nachfrage.

Meist liegt der Kurs des börsennotierten Fonds sehr nahe an dessen iNAV, da die andernfalls entstehenden Arbitragemöglichkeiten sehr rasch von den automatisierten Handelsprogrammen und -algorithmen großer Marktteilnehmer erkannt und ausgenutzt würden. Lediglich in sehr turbulenten Marktphasen z.B. während eines Börseneinbruchs kann es kurzzeitig deutlichere Abweichungen vom iNAV geben. Zur Sicherstellung eines liquiden Marktes werden ETFs zudem von Market Makern betreut, die im Auftrag der Emittenten fortlaufend An- und Verkaufskurse stellen. Bei klassischen Investmentfonds hingegen wird nur einmal täglich durch die Fondsgesellschaft ein Kurs ermittelt und veröffentlicht.


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