Wer denkt, dass der Aktienmarkt in China durch Trumps Zollpolitik zusammengebrochen wäre, irrt: Während der S&P 500 auf Sicht der letzten sechs Monate ein klares Minus ausweist, glänzt der Hang Seng China Enterprises Index mit einem Plus von fast zehn Prozent.
Ein Plus von 9,45 Prozent seit Mitte Oktober, das ist die Performance des Hang Seng China Enterprises Index, kurz HSCEI, zum Handelsende des Montags. Das ist der Index, der die 50 größten, in Hongkong frei gehandelten Aktien chinesischer Unternehmen listet. Zwar können die beiden großen Festland-Indizes nicht mit derart stattlichen Zugewinnen dienen, so liegt der Shanghai Composite auf Halbjahressicht knapp zwei Prozent vorne, der Shenzen 300 sogar 2,5 Prozent im Minus. Aber selbst dieses kleine Minus wirkt, als hätte man in China nicht verstanden, was diese Extrem-Zölle für die Wirtschaft bedeuten. Aber es wirkt nur so.
Man ist sich der Gefahr durchaus bewusst. Aber man geht davon aus, sie zu meistern. Und dass der HSCEI, bei dem der Anteil internationaler Akteure höher ist, besonders gut dasteht, erweckt den Eindruck, dass die chinesischen Anleger mit dieser Erwartung nicht alleine stehen. Wobei diese Denkweise so ganz waghalsig auch nicht ist, denn:
Expertenmeinung: Chinas Regierung hat ja ganz andere Möglichkeiten, um ein Durchhalten in Bezug auf den extremen Druck, den diese Zölle von 145 Prozent auf viele chinesische Unternehmen ausüben, zu erzwingen. Davon abgesehen, dass man, wenn nötig, erneut in die Werkzeugkiste der Stimulus-Maßnahmen greifen kann.
Hinzu kommt, dass man sich dort ja, im Gegensatz zum Weißen Haus, von vornherein völlig darüber im Klaren war, dass diese Entwicklung sofort drastisch negativ auf die US-Verbraucher wirkt und die großen US-Konzerne der US-Regierung angesichts deren bizarrer Vorgehensweise umgehend auf den Hut steigen dürften. Und man bekam Recht damit: Erst wurden die Zölle für Elektronik-Produkte und -Komponenten ausgesetzt, am Montagabend dann auch noch die Einfuhrzölle, die den US-Autofirmen Probleme bereiten.
Ebenso dürfte denen, die am chinesischen Aktienmarkt am Ball bleiben, bewusst sein, dass China Druckmittel hat, die den USA erheblich wehtun können: Zum einen der hohe Anteil der US-Staatsanleihen, die China besitzt, zum anderen die Seltenen Erden. Und dass Peking am Montag einen Exportstopp für verschiedene Mineralien und Magneten erlassen hat, die in der Hightech-Industrie von immenser Bedeutung sind, zeigt: Man nutzt diese Druckmittel auch.

Das Ergebnis beim HSCEI-Index sehen wir im Chart auf Wochenbasis: Zwar brachen die Kurse auch hier Anfang vergangener Woche zeitweise haltlos ein, am Tief verzeichnete der Index ein Minus von über 15 Prozent zum Vorwochenschluss. Aber zum Wochenschluss war daraus ein Minus von 7,8 Prozent geworden. Das ist noch kein Beleg dafür, dass der Hang Seng China Enterprises Index seine Tiefs zwingend gesehen haben muss, aber:
Dadurch drehte der Index noch oberhalb der im Januar 2024 etablierten Aufwärtstrendlinie und verteidigte seine 200-Tage-Linie. Um wieder bullisch zu werden, müsste der HSCEI jetzt die aktuell erreichte, bis in den Herbst 2021 zurückreichende Widerstandszone und die Anfang letzter Woche entstandene Abwärts-Kurslücke überwinden. Dazu braucht es Schlusskurse klar über 8.409 Punkten. Das wird in diesem Umfeld nicht leicht, möglich wäre es aber durchaus … und das womöglich nicht nur ohne vergleichbare Kursgewinne an den US-Börsen, sondern vielleicht sogar gerade dann, wenn die erneut nach unten drehen sollten, denn das wäre ein Signal dafür, dass die Zollpolitik des US-Präsidenten gescheitert ist.
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