Es ist also vorerst ausgestanden, das Zoll-Drama. Zumindest vermutlich, denn erst müssten die EU-Mitgliedsländer diesem „Deal“ ja zustimmen. Aber trotzdem, der DAX hätte mit dieser Nachricht nach oben ausbrechen können. Dass das komplett misslang, könnte Folgen haben.
Er startete stark in den Tag, der deutsche Leitindex. Als der Futures-Handel um 8 Uhr begann, fehlte weniger als ein halbes Prozent bis zum Rekord-Verlaufshoch, das am 10. Juli bei 24.639 Punkten erreicht wurde. Aber dieser Aufwärts-Kurslücke folgten keine Anschlusskäufe, die ihn souverän auf neue Hochs getrieben hätten, sondern Abgaben. Und die hörten, wir sehen das im 15-Minuten-Chart des DAX über den Zeitraum von fünf Tagen, einfach nicht mehr auf.
Dadurch ist der Index an das untere Ende der seit drei Wochen geltenden Seitwärts-Spanne gerutscht. Bei 23.922 liegt deren tiefster Punkt. In unmittelbarer Reichweite also. Das dadurch entstandene „bearish engulfing pattern“, eine lange rote Kerze, die den Vortageskerzenkörper komplett einhüllt, ist an sich schon ein Warnsignal. Dass diese Kerze aber an einem Tag entstand, den viele am Morgen wohl als perfekt bullisch erwartet hatten, macht die Sache noch kritischer. Denn jetzt sehen die bullischen Trader, dass ihr Konzept nicht aufgeht. Und das kann, wenn nicht sofort und erfolgreich dagegengehalten wird, für weitere Abschläge sorgen.
Expertenmeinung: Wie groß das Abwärtspotenzial dann wäre, sei dahingestellt, das kommt darauf an, wie intensiv diese Enttäuschung auf das Gemüt bullischer Marktteilnehmer wirkt, ob es zu Gegenwehr kommt und ob diese dann ebenso scheitert oder nicht. Die nächsten charttechnischen Haltelinien im Fall eines Ausbruchs aus der schmalen Seitwärts-Spanne nach unten lägen auf Höhe des März-Hochs bei 23.476 und auf Höhe des Juni-Verlaufstiefs bei 23.053 Zählern. Ob die dann halten, muss man abwarten; sie könnten es, aber wenn nicht, kann im Großen passieren, was wir gestern im Kleinen erlebt haben: Eine Kettenreaktion, ausgelöst nicht dadurch, dass etwas passierte, sondern dadurch, dass etwas ausblieb:

Käufe. Der Intraday-Chart ist dabei gut geeignet, die Geschichte dieses Flops zu erzählen. Am Morgen kam es, wie üblich in den vergangenen Tagen, zu einer Kurslücke, dem Anlass angemessen nach oben. Das Rekord-Verlaufshoch war nahe, daher könnten sich viele bereits auf der Long-Seite investierte Akteure gedacht haben, dass man da mit Gewinnmitnahmen lieber noch abwartet, ggf. sogar, wenn es nach oben hinausgeht, noch einmal zukaufen könnte. Doch dann bleiben die Käufe umgehend aus. Wie wir sehen, kam bereits in der ersten Viertelstunde des Handels Abgabedruck auf. Was war passiert?

Dass dieser Tag zu einer unliebsamen Überraschung wurde, dürfte zwei Komponenten als Basis haben. Zum einen zeigt der Chart auf Tagesbasis, dass man im Vorfeld keineswegs sorgenvoll den Kopf eingezogen hatte, weil man die angedrohten 20-Prozent-Zölle als realistische Gefahr eingestuft hat. Im Gegenteil, dachten sich viele, dass die Sache schon zu einer Einigung kommen werde und man sowieso als zweites Standbein der Hausse noch die Zugpferde aus dem Bereich des vom Bund geplanten Schuldenbergs hätte. Die Folge waren Wochen mit steigenden Kursen und neuen Rekorden. Und am Sonntagabend wurde dann genau das gemeldet, worauf die Käufer, die im Vorfeld eingestiegen waren, gehofft hatten. Nur waren das offenbar so viele, dass das Volumen an Verkaufsorders das der Kauforders deutlich übertraf, weil zu viele ihren Gewinn einstreichen und zu wenige neu einsteigen wollten. Und wenn so etwas passiert, kann das leicht eine Kettenreaktion auslösen:
Man sieht dann, dass da wider Erwarten nichts vorangeht und wird nervös. Man beginnt, eigene Positionen nicht auszuweiten, sondern zu reduzieren. Und da alle das Gleiche sehen, nämlich abrutschende Kurse, wo man auf steigende gehofft hatte, zieht sich das hin, auf der Zeitachse ebenso wie in Bezug auf die Zahl derer, die dann die Reißleine ziehen. Jetzt wird es damit entscheidend darauf ankommen, ob an diesem unteren Ende der Handelsspanne Käufe kommen, die den DAX wieder nach oben drehen. Bleibt das aus, könnten die nächsten, potenziellen Supportlinien bei 23.476 und 23.053 Punkten schnell angelaufen werden. Aber Vorsicht:
Während der DAX auf der Oberseite erst wieder bullisch würde, wenn der Ausbruch nach oben doch noch gelingt, muss man auf der Unterseite vorsichtiger agieren. Der Index müsste nicht nur aus der Handelsspanne herausrutschen, sondern das muss auf Schlusskursbasis passieren und danach muss ein erfolgreicher Konter ausbleiben.
Diese Vorsicht ist vor allem deswegen vonnöten, weil sich wichtige Konjunkturdaten ab morgen die Klinke in die Hand geben. So kommen morgen die ersten Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt, für Deutschland ebenso wie für die USA. Am Abend steht dann die Entscheidung der US-Notenbank an. Am Donnerstag folgen die Vorab-Inflationsdaten aus Deutschland und am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht für den Juli. Da kann und wird viel los sein, aber für den Moment gilt: Das Standing der Bullen ist mit diesem ins Gegenteil umgeschlagenen Ausbruchsversuch nach oben schon jetzt, noch innerhalb der Handelsspanne, deutlich ungünstiger geworden.
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