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Es scheint, die „Kavallerie“ kommt wie immer im allerletzten Moment, denn das Chartbild des Dow Jones sah immens kritisch aus, bevor es ab dem 14. März zu Käufen kam. Die Frage ist aber: Ist das die Wende oder nur eine Gegenbewegung vor dem nächsten Abverkauf?
Ob ein Index wirklich eine tragfähige Wende vollzogen hat, egal, ob nach unten oder nach oben, weiß man immer erst, wenn sie längst durch ist. Denn eine Gegenbewegung innerhalb eines Trends kann eben nur so lange eine Episode sein, bis mehr daraus geworden ist, indem wirklich eindeutige Charthürden überkreuzt wurden. Man hat also immer eine Phase, in der die Sache in der Schwebe ist. Der Blick auf die Argumente, die Bullen und Bären jeweils für sich verbuchen könnten, hilft da selten, denn selbst das stärkste Argument wiegt weniger schwer als ein starkes Chartsignal, will heißen: Im Notfall läuft ein Trend von den Argumenten her auch mit nur drei Zylindern gut. Wie sieht es da im Fall des Dow Jones aus?

Rein charttechnisch gesehen wurde da im Zuge der Käufe der vergangenen sieben Handelstage schon einiges geschafft. Das US-Index-Flaggschiff hatte in den letzten vier Tagen der Abwärtsbewegung die 200-Tage-Linie gebrochen, die Nackenlinie des Doppeltopps, das wir im Chart auf Tagebasis gut sehen, unterschritten und war dann auch noch widerstandslos durch die Supportzone 41.200/41.585 gefallen. Von den Bullen war da nicht das geringste zu sehen. Doch dann, als der Weg Richtung 40.000 eigentlich frei war, drehte der Index, quasi im charttechnisch luftleeren Raum. Verdächtig?
Expertenmeinung: Das ist insofern auffällig, als es da, an diesem Freitag, den 14.3., keine tauglichen Argumente von der Nachrichtenseite für eine Aufwärtswende gab. Gut möglich also, dass dieser erste Tag im Plus nichts anders war als Eindeckungen von Leerverkäufen der Bären, die den Index höher zogen. Oder aber, dass es der Versuch großer Akteure am Terminmarkt war, mit Blick auf den eine Woche später, am 21.3., anstehenden Verfalltermin zu verhindern, dass ihnen der Index und mit ihm ihre Positionierungen bei Optionen und Futures aus dem Ruder laufen. Aber wie gesagt: Gute Argumente sind bei einer Wende hilfreich, sie sind, vor allem zu Anfang, jedoch nicht zwingend.
In der vergangenen Woche tendierte der Dow Jones weiter aufwärts, ohne dass aus Washington oder von der US-Notenbank wirklich etwas gekommen wäre, das die Gesamtsituation auf den Kopf gestellt hätte, welche den Index zuvor wochenlang unter Druck gesetzt hatte. Aber wir hatten eben diese Abrechnung am Terminmarkt. Und charttechnisch relevante „Meilensteine“, an denen sich die Trader sukzessiv nach oben hangeln konnten:
Der Index lief schnell wieder in die Zone 41.200/41.585 Punkte zurück und konnte dann auch die Nackenlinie des Doppeltopps, wenn auch zunächst nur wacklig, zurückerobern. Und am Montag gelang der Rebreak über die 200 Tage-Linie. Damit ist der Dow auch wieder in das im Tageschart violett gehaltene „Trump Gap“ des Tages nach der US-Wahl gelaufen. Schafft er es, diese Lücke erneut zu überbieten (mit Schlusskursen über 42.850 Punkten) wäre der Weg Richtung 43.880/44.100 Punkte frei. Aber kann das ohne Rückenwind von der Nachrichtenseite gelingen? Es kann. Aber es muss eben keineswegs.
Auffällig ist noch eines: Wäre diese Gegenbewegung nach oben ausgeblieben, hätte es spätestens am Montag einen bärischen Crossover der 20-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie gegeben. Wäre das passiert, hätte das den Druck leicht deutlich intensivieren können. Das zu verhindern, könnte ein Ziel … oder zumindest ein Nebenziel … des bullischen Lagers gewesen sein. Und diese Sache mit der Aussage Trumps zum Thema Zölle?
Das war kein Argument für die Bullen, zumindest wäre es überraschend, solange da nicht wirklich etwas klar auf den Tisch kommt. In einigen Medien hieß es zwar, der Dow sei am Montag 600 Punkte gestiegen, weil Donald Trump gesagt habe, dass er einigen Ländern die Zölle auf bestimmte Produkte vielleicht erlassen könnte. Aber das ist ja keine substantiierte Aussage. Und es würde das Problem, das diese Zoll-Politik für die US-Wirtschaft bedeutet, ggf. nur abschwächen, aber nicht beenden. Und, entscheidend: Das sagte Trump zwei Stunden vor dem Handelsende und nicht vor Handelsbeginn. Der Dow war längst weit im Plus, als dieses Statement über die Nachrichtenticker lief.
Nein, bislang ist das, was der Dow Jones hier zeigt, tatsächlich nur eine Gegenbewegung nach oben, wenngleich eine, die schon fortgeschritten ist. Solange die Nachrichtenlage nicht kurzfristig drastisch ins Negative schwenkt und solange die aktuell bei 42.180 Punkten laufende 200-Tage-Linie nicht wieder unterboten wird, kann da tatsächlich eine Aufwärtswende daraus werden. Aber der Blick auf den Dow Jones-Chart auf Wochenbasis zeigt auch:

Da wären noch einige Hürden zu nehmen, bis man wirklich unterstellen könnte, dass die Kavallerie nicht nur aufgetaucht ist, sondern das Feld auch als Sieger verlassen hat. Und schon jetzt davon auszugehen, dass das gelingt und sich die Bären trotz des grundsätzlich hoch problematischen Umfelds nicht wieder zeigen, wäre mehr als nur ein bisschen gewagt.
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