Dow Jones Prognose Dow Jones: Die Rallye der Mauerblümchen

News: Aktuelle Analyse des Dow Jones Index

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Dow Jones
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Am Donnerstag wurden die Tech-Highflyer massiv verkauft, auch deren Vertreter im Dow Jones. Doch im Gegensatz zu anderen Indizes hielt sich der Dow am Donnerstag … und probte am Freitag den Ausbruch. Ganz vorn dabei: Dow-Aktien, die vorher kaum beachtet wurden.

Irgendwann kommt immer ein Moment, an dem Aktien, die eine Hausse entscheidend antreiben, zu teuer werden und die Aktien, die kaum beachtet wurden, im Vergleich dazu billig und somit kaufenswert sind. Wenn die „Pacemaker“ dann auch noch nicht nur teuer, sondern auch chart- und markttechnisch heiß gelaufen sind, kann passieren, was am Donnerstag passierte. Da reicht es, wann das eine oder andere Handelsprogramm aussteigt und genau in diesem Moment zu wenige auf der Käuferseite stehen, damit kräftige Verluste entstehen. Die Frage ist dann aber immer: Wohin mit dem Geld, das dadurch frei wird?

Am Donnerstag floss es in Gold und Anleihen. In einem Umfeld, in dem eine Aktienmarkt-Hausse von nur wenigen Aktien getragen wird und die Rahmenbedingungen sukzessiv weniger bullisch werden, nicht überraschend. Aber es floss auch in Aktien, die vorher kaum jemand haben wollte, weil sie langweilig wirkten. In die Small Caps des Russell 2000, aber auch in die großen „Langweiler“, die Aktien von altehrwürdigen Unternehmen wie 3M, McDonald’s, Home Depot oder IBM.

Wenn man sich überlegt, dass die drei Dow Jones-Mitglieder der sogenannten „Magnificent Seven“, die die Hausse fast im Alleingang bestritten, nämlich Apple, Amazon und Microsoft, am Donnerstag fielen und der Dow Jones trotzdem gehalten aus diesem turbulenten Tag ging, war das, was da in diese „Old Economy“-Titel floss, offenbar nicht gerade wenig. Und das bot eine Chance:

Expertenmeinung: Die Chance, endlich aus dieser seit März geltenden Seitwärtsbewegung herauszukommen. Und das nicht mithilfe von ohnehin schon heiß gelaufenen Aktien, sondern durch Käufe in Titel, die eben nicht längst zu teuer und überkauft sind. Die Chance auf einen Ausbruch, der nicht als Bullenfalle enden muss, sondern nachhaltig sein kann. Und genau das versuchte man auch umgehend am Freitag.

Dow Jones: Tages-Chart vom 12.07.2024, Kurs 40.000,90 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 12.07.2024, Kurs 40.000,90 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Das problematische daran ist, was dabei herauskam. Denn wir sehen es ja in den Charts: Ein richtiger Befreiungsschlag wurde es nicht, eher eine Art Vorstufe zu einer Bullenfalle. Trotz der Rallye der Mauerblümchen, denen man im Grundsatz noch mehr zutrauen könnte. Der Dow schaffte es mit einem Verlaufshoch von 40.257 Punkten immerhin 180 Punkte über das bisherige, am 20. Mai markierte Hoch bei 40.077. Das hätte für einen Ausbruch reichen sollten, tat es aber nicht.

In der letzten Handelsstunde wurde wieder verkauft. Und am Ende ging der Index mit 40.000,90 Punkten sogar drei Punkte unter dem bisherigen Schlussrekord vom 17. Mai aus dem Handel. Für eine Bullenfalle müsste er jetzt weiter fallen – was die Akteure noch verhindern könnten. Aber werden die Bullen nach dieser Ernüchterung gleich wieder attackieren?

Möglich wäre es, denn zum einen hielten sich die Gewinner des Tages aus dem Old Economy-Bereich auch zum Ende hin recht gut; es waren wieder Aktien wie Microsoft und Amazon, die zum Ende hin verkauft wurden und das Plus reduzierten. Und es blieb ja zum anderen dennoch ein Plus, konkret von 247 Punkten. Dass es zeitweise auch mal 500 Pluspunkte waren, mag einige ernüchtern, aber ob der Ausbruchsversuch der Mauerblümchen deswegen scheitert, ist noch völlig offen.

Erst, wenn der Dow klar unter dem Leitstrahl der laufenden Aufwärtsbewegung in Form der 20-Tage-Linie bei 39.265 Punkten schließen würde, wäre die Sache der Bullen verloren. Bis dahin wäre ein solcher Stabwechsel weg von der Nasdaq und hin zum Dow, weg von den wenigen Hightech-Zugpferden hin zu der konservativeren Masse des Aktienmarkts, weiterhin drin. Die kommenden Tage werden es zeigen.

Dow Jones: Wochen-Chart vom 12.07.2024, Kurs 40.000,90 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 12.07.2024, Kurs 40.000,90 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des Dow Jones Index

Eigentlich wären die Unterstützungen, die über die nächsten drei Prozent auf den Dow Jones warten, so massiv, dass man sich schwer vorstellen kann, dass sie brechen. Aber brennt nicht vor allem dann etwas an, wenn zu viele sich zu sicher sind, dass schon nichts anbrennen wird?

40.077,40 Punkte, das ist der bisherige Verlaufsrekord des Dow Jones, erreicht am 20. Mai. Jetzt, nur elf Tage später, ringt er mit der nächsten runden Marke, nur liegt die nicht höher, sondern 2.000 Punkte tiefer. Sicher, dass eine runde, „magische“ Marke wie die 40.000 zum Ziel statt zur Etappe wird, ist ein Risiko, dass man immer einkalkulieren muss. Aber oft kommt das nicht vor. Nicht oft genug zumindest, als dass man darauf hätte wetten müssen. Zumal: Wäre es sicher gewesen, dass der Dow dort abdreht, hätten es ja alle gewusst, so dass dort oben niemand hätte kaufen und alle verkaufen wollen, sprich: Dann hätte der Index diese Marke nie erreicht. Aber jetzt ist es so gekommen. Die Frage ist: Wie geht es weiter?

Der Dow Jones ist von seiner Bewertung her ungewöhnlich teuer, hatte zuletzt ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von fast 27 erreicht. Für eine Phase, die nicht rezessionsbedingt durch schnell fallende Unternehmensgewinne verzerrt ist, ist das zu teuer. Was indes den Anstieg nicht bremsen muss, wenn sich kaum jemand daran stört. Aber irgendjemand war eben der Meinung, dass der zweite Anlauf an die 40.000, nachdem der Dow Ende März knapp darunter abdrehte, eine sehr gute Gelegenheit ist, Kasse zu machen und/oder Short zu gehen.

Dow Jones: Tages-Chart vom 30.05.2024, Kurs 38.111.48 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 30.05.2024, Kurs 38.111.48 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Daraus ergibt sich jetzt ein Chartbild, das viele Fragen aufwirft … und keine Antworten liefert. Aber es ist auch ein Chartbild, bei dem man davon ausgehen kann, dass diese Antworten nicht lange auf sich warten lassen werden.

Expertenmeinung: Die Fragen lauten: Wer hat da bei 40.000 angefangen zu verkaufen? Normale Privatanleger, große Adressen, Handelsprogramme oder alle auf einmal? Wurden da bislang einfach nur Gewinne mitgenommen oder mischen die Short-Seller, alos die “Bären“, bereits aktiv mit? Und, noch wichtiger:

Was passiert, wenn das letzte Zwischentief bei 37.611 Punkten erreicht wird bzw. die darunter wartende, noch wichtigere Kreuzunterstützung aus der 200-Tage-Linie und dem alten 2022er-Rekordhoch bei 36.827/36.953 Punkten? Machen die Verkäufer und/oder die Bären dann weiter und erzeugen damit ein massiv bärisches Signal? Oder stehen die Käufer bereits jetzt in den Startlöchern, um zu verhindern, dass das jetzt im Raum stehende Doppeltopp vollendet wird. Und mit dem Reißen der darunter liegenden Kreuzunterstützung ein Signal entsteht, das bärisch genug wäre, um der ganzen Hausse den Garaus zu machen?

Diese Konstellation ist bei Weitem zu “heiß“, um sie einfach im Raum stehenzulassen. Die Trader werden die Sache ausfechten und sie werden es bald tun. Dabei darf man als sicher annehmen, dass das bullische Lager alles tun wird um zu verhindern, dass mit der Vollendung dieses großen Doppeltopps und dem Bruch von 200-Tage-Linie und 2022er-Hoch der Weg an die untere Begrenzung des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals bei aktuell um die 34.400 Punkten frei würde. Womit man sich indes lieber in Sachen Wetten zurückhalten sollte ist die Antwort auf die Frage, ob ihnen das auch gelingen wird!

Dow Jones: Monats-Chart vom 30.05.2024, Kurs 38.111.48 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Monatschart vom 30.05.2024, Kurs 38.111.48 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Den Bullen gehen die Argumente aus, die Bären gehen in die Offensive. Dass der Dow Jones am Mittwoch nach der US-Notenbanksitzung zunächst über 500 Punkte zulegte, am Ende aber fast nichts mehr blieb, ist nur eines von mehreren Warnsignalen. Es wird brenzlig.

Der April war ein höchst unerfreulicher Monat für den Dow Jones. Und dass er zum Monatsultimo am Dienstag kräftig Boden verlor und das bullische Lager dadurch mit dem Versuch scheiterte, den Flurschaden im letzten Moment zu begrenzen, tut ein Übriges dazu, dass so mancher Investor darüber nachdenken dürfte, ob die uralte Regel „sell in may and go away“ diesmal ein guter Rat sein könnte.

Dow Jones Index: Wochenchart vom 30.04.2024, Kurs 37.903,29 Punkte, Kürzel: INDU | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Wochenchart vom 30.04.2024, Kurs 37.903,29 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Auffällig ist dabei, dass der Index bereits in der vergangenen Woche an der 20-Tage-Linie nach unten abgewiesen wurde, in dieser Woche passierte genau das erneut. Dieser kurzfristige gleitende Durchschnitt der letzten 20 Börsentage dient kurzfristigen Tradern oft als Leitstrahl. Sind sie bullisch, kaufen sie, wenn der Kurs auf die Linie zurücksetzt und die Linie zugleich steigt. Sind sie bärisch, wird an einer fallenden 20-Tage-Linie verkauft bzw. werden Short-Trades installiert oder aufgestockt. Das macht deutlich:

Hier geht es nicht nur um reine Gewinnmitnahmen, eine nicht unwesentliche Anzahl an Tradern agiert bereits aktiv auf der Short-Seite. Und dass der Versuch, die herben Abschläge des Dienstags mit dem Rückenwind der gestrigen US-Notenbank-Entscheidung aufzuholen, so humorlos abverkauft wurde, unterstreicht das zusätzlich. Jetzt steht das April-Verlaufstief bei 37.611 Punkten im Rampenlicht. Würde es unterboten, wäre das nächste Kursziel das alte Rekordhoch von Anfang 2022 bei knapp 37.000 Punkten, darunter ginge es dann um die momentan bei 36.404 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie. Wie wahrscheinlich wäre das?

Expertenmeinung: Sollte das April-Tief bei 37.611 Punkten auf Schlusskursbasis deutlicher unterboten werden, wäre ein zügiges, weiteres Abrutschen des Dow Jones auf jeden Fall ein deutlich wahrscheinlicheres Szenario als ein nachhaltiger Aufwärtsimpuls. Alleine, weil das bärische Lager aktuell so ziemlich alle Argumente auf seiner Seite hat.

Erst am Dienstag kamen aus dem US-Finanzministerium besorgte Töne in Bezug auf die ausufernde Staatsverschuldung, zugleich denkt man dort mittlerweile laut über neue Strafzölle gegen bestimmte Importe aus China nach … was bei Investoren Gedanken an einen Handelskrieg lostreten dürfte, den jetzt wirklich niemand gebrauchen kann.

Die bisher eingelaufenen Quartalsbilanzen boten mehr Enttäuschungen, als Optimisten erwartet haben dürften. Und bis Ende März dürfte die Zahl der Optimisten angesichts der bis dahin währenden Hausse der US-Indizes massiv überwogen haben.

Die zuletzt vorgelegten Daten zum US-Wachstum lagen unter den Erwartungen, die zur Inflation im ersten Quartal aber darüber. Die Hoffnung, dass baldige, umfassende Zinssenkungen die Unternehmensgewinne und mit ihnen den Dow Jones einfach immer höher treiben, verliert nicht nur durch solche Daten, sondern durch die recht klare Absage der US-Notenbank an ein solches Szenario an Boden.

So erklärte US-Notenbankchef Powell am Mittwochabend, dass die bisherigen Inflationsdaten in diesem Jahr die Zuversicht, in Kürze das Inflationsziel um zwei Prozent zu erreichen, nicht gesteigert hätten und man bei der Notenbank nicht plant, die Leitzinsen zu senken, bevor man in Bezug auf das Erreichen der Inflations-Zielzone nicht zuversichtlicher sein könne als jetzt.

Damit haben wir ein Umfeld, das Bullen nervös und Bären mutig machen kann … achten Sie daher auf dieses April-Verlaufstief. Wenn es fällt, kann es beim Dow Jones schnell noch ein gutes Stück ungemütlicher werden.

Quellen:
Statement der US-Notenbank, 01.05.2024: https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/files/monetary20240501a1.pdf

Nach dem gestrigen Anstieg um 400 Punkte ist es jetzt nur noch ein Katzensprung bis zur „magischen“, runden Marke von 40.000 Punkten. Und es scheint, als habe die US-Notenbank gestern den dafür nötigen Rückenwind geliefert. Aber man sollte lieber genauer hinschauen.

Ein Blick auf den Chart des US-Index-Flaggschiffs Dow Jones auf Wochenbasis zeigt, dass der Index schon seit Wochen mit der oberen Begrenzung eines vor anderthalb Jahren etablierten Aufwärtstrendkanals ringt und sich jetzt anschickt, diesen „Deckel“ zu sprengen.

Dow Jones: Chart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Man sieht auch, dass die Markttechnik, hier der RSI, so heiß gelaufen ist wie zuletzt unmittelbar vor dem Corona-Crash Anfang 2020. Man könnte das indes kleinreden, indem man behauptet, dass der Dow Jones auch damals, Anfang 2020, weiter gestiegen wäre, wäre Corona nicht dazwischengekommen. Das Gegenteil beweisen lässt sich in der Tat nicht.

Der Chart auf Tagesbasis zeigt einen Index, der charttechnisch seit dem Anstieg über das alte Rekordhoch im Dezember ziemlich unstrukturiert wirkt, aber bislang immer höhere Zwischenhochs und Zwischentiefs ausbildet. Da es zuletzt einige Wochen seitwärts ging, hat ihn der gestrige Anstieg auf das neue Rekordhoch noch nicht markttechnisch überhitzt.

Dow Jones: Tages-Chart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

So gesehen ist es recht wahrscheinlich, dass die Käuferseite diese so verlockende, runde Marke von 40.000 Punkten jetzt in Angriff nimmt, immerhin liegt dieser Level gerade einmal noch 1,23 Prozentpunkte entfernt. Und es wäre eher die Regel, dass der Dow diese Linie ein Stück überbietet, statt genau dort abzudrehen, weil diese 40.000er-Marke die Euphorie noch anheizt. Denn sie wirkt wie ein Beweis dafür, dass nichts die ewige Hausse stoppen kann und besorgte Blicke auf unerfreuliche Fakten Zeitverschwendung sind.

Allerdings gibt es eben sehr wohl unerfreuliche Fakten, die zu dieser Super-Hausse so gar nicht passen. Und immer dann, wenn so etwas der Fall ist, steigt das Risiko eines schlagartigen Abrisses, denn die Profis wissen sehr wohl, dass die Leiter, auf welcher die euphorischen Trader gerade empor klettern, keine Sprossen hat. Die gestrigen Aussagen der US-Notenbank gehören in diese Kategorie.

Expertenmeinung: Dass man diese weniger guten Nachrichten einfach „wegkaufte“, um den vielen, die weder das Wissen haben noch die Zeit aufbringen wollen, ein bisschen genauer hinzusehen, zu suggerieren, dass auch die US-Notenbank die Hausse mit guten Nachrichten befeuert, ist durchaus nicht selten. Dass das eine Zeitlang funktioniert, auch nicht. Dass das auf Dauer gutgeht, wäre indes neu. Was war es, das man besser seitens der Aussagen der Notenbank nicht übersehen sollte?

Zweifellos bullisch interpretierbar war, dass die „Fed“ die Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich von 1,4 auf 2,1 Prozent anhob. Aber damit hatte es sich dann auch schon. Denn dass man weiterhin nur drei kleine Zinssenkungsschritte für 2024 erwartet, ist keine Veränderung zur Enttäuschung der vorherigen Sitzung.

Und daraus, dass die Inflationsprognose in der Kernrate für 2024 von 2,4 auf 2,6 Prozent angehoben wurde, begründete sich wohl auch die größere Zurückhaltung mit Blick auf die kommenden Jahre. Denn für Ende 2025 sieht die „Fed“ jetzt einen Leitzins um 3,9 Prozent, da hatte man bei der letzten Projektion im Dezember noch 3,6 Prozent angepeilt. Das heißt: Auch 2025 würde es, wenn die Lage so bleibt, nur drei kleine Zinsschritte geben und angesichts der Zinsprojektion von 3,1 Prozent für 2026 da dann sogar nur zwei.

Schnell und weit sinkende Zinsen als Grundlage für noch mehr Wachstum, das dann schnell und stark steigende Unternehmensgewinne hervorbringt, die wiederum verhindern, dass die Hausse des Dow Jones unter der bereits jetzt untypisch hohen Bewertung eines KGV von 27,5 zusammenbricht, avisierte die US-Notenbank also nicht.

So bullisch der Ausbruch nach oben also aus rein charttechnischer Sicht ist: Die Schere zwischen Kursen und Faktenlage ist dadurch noch größer geworden, als sie ohnehin war. Gerade jetzt, wo sich viele gelassen zurücklehnen und nicht mehr genau hinsehen, das Gegenteil zu tun, wäre also unbedingt angebracht.

Es läuft beim Dow Jones. Im Dezember stieg er ziemlich mühelos über das alte 2022er-Rekordhoch, konsolidierte eine Zeit lang und steigt jetzt einfach weiter. Die 40.000er-Marke naht – und trotzdem wirkt diese Aufwärtsbewegung nicht recht überzeugend. Wo klemmt es?

Der Kursanstieg wirkt, auch, wenn er relativ stetig daherkommt, zögerlich. Das allerdings ist nicht per se negativ, kann sogar stabilisierend wirken. Denn man sagt zu Recht, dass Euphorie der Tod jeder Hausse sei. Eine Übertreibung provoziert Gewinnmitnahmen und die arten halt schnell auch mal in einen größeren Abstieg aus. Bei diesem eher behutsam wirkenden Anstieg scheint es, als könne dahingehend nicht viel anbrennen. Das Problem in diesem Fall ist aber, dass diese Zögerlichkeit womöglich weniger auf Vorsicht basiert, sondern darauf, dass die Hausse eigentlich auf einem Fundament aus Treibsand steht.

Expertenmeinung: Zum einen, weil das US-Index-Flaggschiff schon ungewöhnlich teuer bewertet ist. Nimmt man den Schnitt der Kurs/Gewinn-Verhältnisse aller im Index gelisteten 30 Aktien auf Basis der in den vergangenen zwölf Monaten gemeldeten Gewinne, kommt man momentan auf 25,75. Genau ein Jahr zuvor lag dieses KGV noch bei 22,46. Das wäre dann kein Problem, wenn es gute Gründe gäbe anzunehmen, dass die Gewinne dieser 30 Unternehmen insgesamt 2024 deutlich steigen würden. Aber dazu passt das Umfeld nicht.

Die bereits seit Herbst fleißig in die Kurse „eingepreisten“ Zinssenkungen der US-Notenbank, im März beginnend und dann mit fünf bis sechs 0,25 Prozent-Schritten bis Jahresende, kommen später und werden deutlich weniger sein. Falls sich die Inflation überhaupt in nächster Zeit so präsentiert, dass die „Fed“ es riskieren kann, mehr zu machen als ein, zwei kosmetische Schritte. Die unerwartet starken Arbeitsmarktdaten für Januar und die nicht minder unerwartet hohen Steigerungen der Verbraucher- und Erzeugerpreise lassen das zumindest offen scheinen. Und das ist nur ein Faktor.

Dow Jones: Wochen-Chart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Der andere findet sich in der Chart- und Markttechnik. Wir sehen im Chart auf Wochenbasis, dass der Dow an die obere Begrenzung eines im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals gestoßen ist, und das bei einem auf Wochenebene überkauften RSI-Indikator. Und auch, wenn der RSI auf Tagesbasis nicht überkauft ist: Dort zeigt er eine auffallend lang anhaltende negative Divergenz, d.h. neue Index-Hochs werden nicht durch neue Hochs im Indikator bestätigt.

Fundamental teuer mit unsicherer konjunktureller Perspektive, chart- und markttechnisch langsam heiß gelaufen … in diesem Fall dürfte diese unstete, unentschlossen wirkende Aufwärtsbewegung weniger ein Spiegel der Vorsicht sein als das Fehlen eines stabilen Unterbaus, daher:

Dow Jones: Wochen-Chart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Solange die Aufwärtsbewegung intakt bleibt, könnte man mit der Welle mitschwimmen. Aber spätestens dann, wenn der Dow Jones wieder unter das alte Rekordhoch von 36.953 Punkten rutschen sollte, würde sich damit auch Spielraum in Richtung der unteren Begrenzung des 2022er-Aufwärtstrendkanls auftun. Und wenn man sich ansieht, wo die derzeit verläuft (ca. bei 33.450 Punkten) wir klar, dass man wohl kaum etwas falsch machen würde, wenn man Long-Trades mit konsequenten Stoppkursen absichert.

Vor einem Monat hatte das US-Index-Flaggschiff Dow Jones das im Januar 2022 markierte Rekordhoch bei 36.953 Punkten bezwungen. Aktuell liegt er gerade einmal gut 1,7 Prozent darüber. Das könnte man als „Atempause“ ansehen. Aber es kann auch zum Problem werden.

Ungewöhnlich ist es nicht, dass der Dow Jones eine wichtige Charthürde nimmt und dann erst einmal recht wenig passiert. Der altehrwürdige Dow ist nicht unbedingt ein Ausbund an Dynamik, gezockt wird eher an der Nasdaq. Wenn man sich aber frühere Beispiele ansieht, in denen neue Hochs erreicht wurden und der Index danach erst einmal seitwärts lief, löste sich das keineswegs immer in einen neuen Rallye-Impuls auf. Wie kann es diesmal laufen?

Dow Jones: Wochenchart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Zumindest wäre ein Test dieses alten Hochs denkbar … eventuell auch ein leichtes Unterschreiten. In dieser Region, also um 37.000 Punkte und knapp darunter, würde sich zeigen, ob die Käufer nur auf einen kleinen Rücksetzer gewartet hatten, um einen Tick günstiger in den Markt zu kommen und/oder das aktuell aktive bullische Lager imstande ist, den Index vor einer Bullenfalle zu bewahren. In einem bullischen Umfeld würde man ein solches Szenario, in dem der Index eine Zeitlang seitwärts konsolidiert, dann den neuen Boden testet und von dort aus zu neuen Rekorden davonzieht, als die eindeutig wahrscheinlichere Variante einstufen. Das Problem im aktuellen Fall ist indes:

Wir haben kein allzu bullisches Umfeld, das wollen nur viele, die seit Ende Oktober eingestiegen sind, so sehen. Die Frage ist, ob das diejenigen, die in einen Rücksetzer hinein kaufen müssten, auch so sehen und die Käufe dann stark genug wären, um den Druck der Bären aufzufangen, denen eine Bullenfalle natürlich perfekt in den Plan passen würde.

Expertenmeinung: Dass die drei US-Banken, die am Freitag als „First Mover“ ihre Ergebnisse des vierten Quartals vorlegten, trotz grundsätzlich guter Zahlen ebenso verkauft wurden wie die im Dow Jones gelistete UnitedHealth-Aktie deutet an, dass viele Marktteilnehmer überzogene Erwartungen zu Lage und Perspektive hegen könnten. Dass die äußerst vorsichtigen Aussagen von Mitgliedern der US-Notenbank ignoriert werden und viele weiter mit einem Beginn der Leitzinssenkungen im März rechnen, ist eine weitere Quelle für böse Überraschungen. Und die könnte der Dow Jones bzw. die US-Finanzmärkte nicht ohne weiteres verdauen, denn:

Hier ebenso wie am US-Anleihemarkt hat man den Sieg über die Inflation, mehrere Zinssenkungen und daraufhin steigende Unternehmensgewinne bereits vorweggenommen. Nach Berechnungen des „Wall Street Journal“ liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Dow Jones als Ergebnis des Schnitts der in ihm gelisteten 20 Aktien aktuell bei 26,73. Vor genau einem Jahr lag es noch bei 22,04, d.h. der Index ist jetzt über 20 Prozent teurer, auf Basis der Vorwegnahme eines optimalen Umfelds, das in der Realität weitaus weniger optimal daherkommen dürfte. So hoch liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis außerhalb von dem Bild verzerrenden Rezessionsphasen selten und wäre nur gerechtfertigt, wenn die Unternehmensgewinne stetig und dynamisch weiter zulegen.

Wenn der Kreis derer, die sich der Fragilität des Dow Jones auf Rekordniveau bewusst sind und die dies gezielt ausnutzen wollen, groß ist, kann das dazu führen, dass diese wochenlange Seitwärtsbewegung als Bullenfalle endet. Zumal der Index seinen markttechnisch überkauften Zustand auf Tagesbasis nur wenig abgebaut hat und auf Wochenbasis immer noch überkauft ist. Aber:

Was all diejenigen planen und tun werden, die sich momentan bedeckt halten, weiß man ja nie vorher. Womöglich ist das Lager potenzieller Käufer, die weiter an einem sogenannten „Goldilocks-Szenario“, in dem alles perfekt zu Gunsten der Bullen läuft, größer und die Bären bleiben in ihrer Deckung.

Erst, wenn der Dow Jones diese entscheidende Unterstützung in Form des alten Rekordhochs bei 36.952,70 Punkten nicht nur leicht, sondern für mehrere Tage und um mehr als ein Prozent unterboten hat, ohne dass die Käufer sich rühren, dann ist höchstwahrscheinlich wirklich etwas angebrannt. Ein Szenario, das so nicht kommen muss. Aber es ist denkbar genug, um hier mit einem offenen Auge zu schlafen.

Dow Jones: Tageschart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS