Der massive Abverkauf der Aktienmärkte drückte den Euro Stoxx 50 durch die 200-Tage-Linie und den wichtigen, im August 2024 etablierten Aufwärtstrendkanal nach unten hinaus. Ist jetzt für die Bullen alles verloren? Nein, eine weitere, noch wichtigere Auffangzone wäre noch da.
Eigentlich sollte diese nächste Zone, die weit langfristigerer Natur ist als die Linien, die bislang gefallen sind, halten. Dieser Bereich, den der europäische Leitindex am Montag bereits erreicht hat, setzt sich aus den beiden markanten Hochs des Jahres 2007 bei 4.501 und 4.564 Punkten sowie aus der oberen Begrenzungszone des vor 16 (!) Jahren etablierten Aufwärtstrendkanals im Bereich 4.495/4.540 Punkte zusammen. Eine Supportzone, die normalerweise halten müsste, nicht zuletzt, weil der Index in den vergangenen drei Handelstagen so schnell und weit gefallen ist wie seit vielen Jahren nicht mehr und markttechnisch dadurch – zumindest auf Tagesbasis – bereits massiv überverkauft ist.

Trotzdem sollte man diese Zone zwischen 4.495 und 4.564 Punkten nicht als sicheres Sprungbrett, sondern als Klippe sehen, über welcher der Index jetzt mit anderthalb Beinen hängt. Denn das problematische Wort in Bezug auf die Hoffnung der Käuferseite lautet „normalerweise“, weil wir uns in einer Situation befinden, die eben nicht normal ist.
Expertenmeinung: Die Anleger sehen sich derzeit mit mehreren Problemen zugleich konfrontiert. Zum einen haben wir die schwache Wirtschaft und die um eine Antwort verlegene Frage, was die Verbraucher in absehbarer dazu bewegen sollte, diese durch mehr Konsum anzukurbeln. Dass Europa jetzt schnell mehr für Verteidigung ausgeben will bzw. muss, wird nicht ausreichen, um das Ruder herumzureißen. Zumal die Sorge darüber, dass diese Ausgaben jetzt dringlich sind, auch nicht gerade ein Argument ist, jetzt ggf. vorhandenes Geld mit vollen Händen auszugeben.
Zugleich schwebt der „Zollhammer“ über der gesamten Eurozone. Die in dieser Woche in Kraft tretenden Zölle drücken nicht nur auf den US-Absatz, sondern verringern die Planungssicherheit für die Unternehmen drastisch. Wie lange werden diese Zölle gelten, was kommt aus Washington als Nächstes, wie kann man das auf die Schnelle durch eventuelle Freihandelsabkommen mit anderen Ländern reparieren? Und werden nicht alle mit noch höheren Zöllen unter Druck gesetzte Billiglohnländer versuchen, ihre Waren statt in den USA in Europa abzusetzen, so dass sich dieser Zollkrieg am Ende zu einem „jeder gegen jeden“ auswächst?
Diese Kombination aus Unsicherheitsfaktoren wiegt schwer und macht dadurch das Szenario einer V-Formation – d.h. schnell runter und genauso schnell wieder auf alte Höhen rauf – unwahrscheinlich. Zu sicher sind sich die Investoren, dass die USA ein Problem für die Konjunktur bleiben werden. Und zu groß dürften zudem die Zweifel sein, dass man in Brüssel imstande sein wird, das adäquat zu lösen. Daher:

Eine Gegenbewegung nach oben wäre, ausgehend von dieser jetzt erreichen, grundsätzlich immens massiven Unterstützungszone zwischen 4.495 und 4.564 Punkten, jederzeit möglich. Und sie könnte auch ziemlich umfassend ausfallen, ein Anlauf an die aktuell bei 5.016 Punkten verlaufende 200-Tage-Line wäre da ein denkbares Ziel. Aber man täte gut daran, nicht auszuschließen, dass der Euro Stoxx 50 in diesem so ungewöhnlich ernsten Umfeld am Ende eben doch noch über diese Klippe fällt und dann Richtung der nächsten, längerfristig relevanten Auffangzone 3.836/3.901 Punkte läuft.
Die Gemengelage ist unberechenbar … und die nahezu unglaublichen Bocksprünge, das Tempo der kurzfristigen Impulse innerhalb des Tages und deren Reichweite, machen deutlich, dass man hier nicht einfach entspannt die Hand aufhalten sollte. Ja, es könnte sein, dass man damit ein Schnäppchen macht. Aber es ist wahrscheinlich genug, dass man sich damit irrt, um sehr auf der Hut zu bleiben.
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