EURO STOXX 50 Prognose Euro Stoxx 50: Das Damoklesschwert der DAX-Bullen

News: Aktuelle Analyse des EURO STOXX 50 Index

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EURO STOXX 50
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Zur EURO STOXX 50

Trader, die derzeit beim DAX im Hausse-Rausch sind, sollten besser immer mal wieder einen Seitenblick auf den Euro Stoxx 50 riskieren. Denn der müsste zwar eigentlich mitziehen, immerhin besteht der Index zu fast einem Drittel aus DAX-Aktien. Aber er tut es nicht.

Der europäische Leitindex pendelt seit Monaten auf hohem Niveau auf und ab. Zwar zeigte auch er seit Ende November eine Rallye. Aber anders als beim DAX führte ihn die nicht aus seiner bisherigen Handelsspanne nach oben hinaus. Das bisherige Hoch der Kaufwelle liegt unter den Hochs der Monate September und Oktober. Und die wiederum unterhalb der Hochs aus dem Frühjahr. Und auch, wenn man sich den DAX als Kursindex ansieht (da der Euro Stoxx 50 standardmäßig als Kursindex, der DAX als Performanceindex gezeigt wird, bei dem die Dividenden wie Kursgewinne gerechnet werden und der Vergleich dadurch verzerrt wird): Der Euro Stoxx 50 liegt auffällig zurück.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 12.12.2024, Kurs 4.965,53 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 12.12.2024, Kurs 4.965,53 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Schaut man sich die Performance über fünf Jahre an, liegen DAX Kursindex und Euro Stoxx 50 zwar wieder gleichauf. Aber das ist eben deswegen der Fall, weil der DAX 2024 so stark lief. Und nur, wenn das auf Basis starker Argumente passiert wäre, wäre der DAX nicht derjenige, der vorausgelaufen ist und von der Realität eingeholt wird, sondern der Euro Stoxx 50 der Index, der die Schere durch eine wilde Aufholjagd schließen könnte. Gibt es die, diese starken Argumente?

Den aktuellen Kurs und Chart des EURO STOXX 50 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Nüchtern betrachtet: nein. Im Gegenteil, man müsste eher fürchten, dass diese DAX-Vertreter im Index den Euro Stoxx 50 im Abwärtstrend halten könnten, indem sie in nächster Zeit Luft ablassen.

Zum einen ist es Deutschland, das innerhalb der Eurozone mit die schwächste Konjunktur aufweist. Dass die Wirtschaftsforschungsinstitute gerade dabei sind, ihre 2025er-Wachstumsprognosen zu senken, liegt vor allem an dem Land, dessen Index gerade einen Alleinflug zu den Sternen versucht.

Zum anderen ist der Euro Stoxx 50 mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 15,4 (auf Basis der 2024er-Gewinne der in ihm enthaltenen Unternehmen) nicht untypisch teuer. Aber angesichts der Perspektive eines unter dem Schnitt liegenden Wirtschaftswachstums, jetzt wie im kommenden Jahr, ist das angemessen. Der DAX weist jedoch ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 18,5 auf. 20 Prozent teurer, obwohl die deutsche Wirtschaft den Bremsklotz in der Eurozone darstellt.

Um für die DAX-Bullen nicht mehr als Damoklesschwert zu fungieren, müsste der Euro Stoxx 50 ebenso mittelfristig bullische Signale generieren, indem er die Zwischenhochs, die sich seit April ausgebildet haben, überwindet … was mit Schlusskursen über 5.122 Zählern der Fall wäre. Aber dafür fehlt es an Argumenten. Auch die EZB konnte dafür am Donnerstag keine neuen Gründe liefern, so dass man hier, im europäischen Leitindex, weiter die Grundhaltung haben müsste: Rallyes sind Gelegenheiten auf der Short-Seite. Und das stellt die DAX-Rallye auf streichholzdünne Beinchen.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 12.12.2024, Kurs 4.965,53 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 12.12.2024, Kurs 4.965,53 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des EURO STOXX 50 Index

Der DAX erreichte gestern ein neues Rekordhoch. Der Euro Stoxx 50 nicht. Und nicht nur das: Er ist von seinem im März 2000 bei 5.464 Punkten erzielten Allzeithoch noch weit entfernt. Wie kann das sein, immerhin bestehen knapp 30 Prozent dieses Index aus DAX-Titeln?

Während die bisherige 2024er-Performance des DAX auf 20 Prozent zuläuft, hat der Euro Stoxx 50 derzeit gerade einmal acht Prozent erreicht. Eine derartige Schere in der Kursentwicklung ist ungewöhnlich. Denn zum einen würde man erwarten, dass sich die Entwicklung der Aktien innerhalb der Eurozone als wirtschaftlichem Verbund nicht extrem unterscheidet. Zum anderen stellen DAX-Unternehmen immerhin 14 der 50 Index-Aktien. Frankreich liegt bei der Anzahl der Index-Titel mit 18 Unternehmen auf Platz 1 (wobei Airbus hier zu Frankreich und nicht zu Deutschland gezählt wird), Spanien, Italien und die Niederlande stellen darüber hinaus eine nennenswerte Zahl von Unternehmen, die hier mit dabei sind.

Die unmittelbare Schlussfolgerung wäre, dass alle anderen Aktien außer den deutschen extrem schlecht gelaufen sein müssen, um diese Differenz in der Performance zu verursachen. Was nicht ganz verkehrt ist, wenn man bedenkt, dass der CAC40, der französische Leitindex, in der 2024er-Performance bislang sogar über drei Prozent im Minus liegt. Nur:

Wo bleibt da die Logik? Deutschlands Bruttoinlandsprodukt lag im 3. Quartal 0,3 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal, das Frankreichs hingegen 1,2 Prozent im Plus. Haben wir da also nicht eine verkehrte Welt? Müssten die französischen Aktien zusammen z.B. mit denen Spaniens, wo das Wachstum noch höher liegt, den Index nicht ziehen und die deutschen ihn bremsen?

Expertenmeinung: Richtig ist, dass man sich schwertut, die Rekordjagd des DAX logisch zu unterfüttern. Das gestern im Zuge des DAX-Sprungs über 20.000 Punkte in vielen Medien vorgebrachte Argument, dass die DAX-Unternehmen international agieren und daher nicht so sehr von der schwachen deutschen Konjunktur gebremst würden, gilt für alle anderen Euro Stoxx 50-Titel je genauso. Natürlich agiert man auch dort international. Und wird nicht von einer schrumpfenden heimischen Wirtschaft gebremst. Aber es ist auch eine Frage der Verteilung und der Gewichtung, sprich es kommt auch darauf an, welche Aktien der jeweiligen Eurozone-Indizes wie stark in den Euro Stoxx 50 einfließen.

Wenn man sich die Performance dieser 50 Aktien allein für den letzten Monat ansieht, so findet man in den Top 10 zwar fünf DAX-Titel, aber auch drei aus Frankreich und zwei aus den Niederlanden. Zugleich findet man bei den schwächsten zehn drei aus Deutschland: Bayer, VW und Mercedes-Benz. Wäre die Index-Struktur eine andere, könnte es also gut sein, dass der Euro Stoxx 50 besser dastehen würde. Dennoch, als Fazit bleibt:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 03.12.2024, Kurs 4.878,51 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 03.12.2024, Kurs 4.878,51 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Der Euro Stoxx 50 zeigt klar auf, dass die Lage in der Eurozone insgesamt nicht gerade von blühenden Landschaften gekennzeichnet ist. Und selbst der spanische IBEX, der Leitindex des Landes unter den größeren der Eurozone mit dem stärksten Wachstum, liegt mit 17,5 Prozent Anstieg im Jahresverlauf noch hinter dem DAX, dem Leitindex des Landes, das derzeit vor allem mit wirtschaftlicher Schwäche glänzt. So gesehen kann man durchaus behaupten, dass der Euro Stoxx 50 ein deutlich realistischeres Bild der Lage zeichnet als der DAX.

Und dieses Bild zeigt eine gelungene, kurzfristige Bodenbildung, befeuert dadurch, dass der DAX in den vergangenen drei Handelstagen massiv zugelegt hat, das reißt den Euro Stoxx 50 zwangsläufig mit. Aber wir sehen im Chart auf Tagesbasis auch, dass er bislang noch nicht einmal über die aktuell bei 4.917 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie hinausgekommen ist. Seit April geht hier nichts voran … und um das zu ändern, müssten die Index-Aktien außerhalb der im DAX enthaltenen Titel jetzt durchstarten.

Euro Stoxx 50: Chart vom 03.12.2024, Kurs 4.878,51 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 03.12.2024, Kurs 4.878,51 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Aber wenn das bis jetzt noch nicht der Fall ist, sollte man besser nicht einfach unterstellen, dass es so kommen wird. Noch muss man sein Augenmerk hier auf der Unterseite lassen. Wenn das September-Verlaufstief bei 4.733 Punkten auf Schlusskursbasis fallen sollte … was im November mehrfach erfolgreich, aber mit Müh und Not verhindert werden konnte … wäre der Euro Stoxx 50 ein Fall für die Bären.

Während die vergangene Woche für die Bullen am US-Aktienmarkt zum Triumph wurde, scheiterte beim ‚Euro Stoxx 50 der Versuch einer Aufwärtswende. Und das auf eine derart deutliche Art und Weise, dass die Bären jetzt jederzeit den Sack zu machen könnten.

Ein Wochenminus von 1,5 Prozent, das ist eigentlich kein Beinbruch. In diesem Fall könnte es aber einer werden. Denn zum einen liefen die US-Aktienindizes, normalerweise zuverlässige Vorlagengeber, zugleich auf neue Allzeithochs, und zwar Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 allesamt. Zum anderen war der Ablauf der Woche einer, der aus einer im Vorfeld schon abbröckelnden Tendenz einen Matchball für das Bären-Lager machte. Das zeigt ein Blick auf den Chart auf Tagesbasis:

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 08.11.2024, Kurs 4.802,76 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 08.11.2024, Kurs 4.802,76 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Zunächst war der europäische Leitindex am Mittwochmorgen zusammen mit den US-Indizes nach oben gelaufen, als klar wurde, dass Donald Trump die Wahl gewonnen hat und seine Republikaner die Mehrheit in beiden Kongresskammern erringen würden. Doch dann drehte der Euro Stoxx 50 scharf ab und beendete den Mittwoch nach einem zeitweiligen Plus von gut 1,5 Prozent mit 1,4 Prozent im Minus, während die US-Indizes immer höher stiegen.

Dann kam am Donnerstag ein Kursanstieg als Reaktion auf das Ende der Ampel-Koalition in Deutschland, weil man dadurch Bewegung in die festgefahrene Politik kommen sah, auch in Bezug auf die gesamte Eurozone. Doch auch das hielt nicht: Am Freitag ging dieser Anstieg bis auf zwei Punkte wieder verloren, man ging dort ins Wochenende, wo man bereits nach dem Intraday-Turnaround des Mittwochs gelandet war: am Wochentief und, nicht nur aus rein charttechnischer Sicht, mit anderthalb Beinen über dem Abgrund.

Expertenmeinung: Dabei basiert dieser „Matchball“ für die Bären nicht alleine darauf, dass der Euro Stoxx 50 dadurch in Schlagdistanz zum September-Tief bei 4.733 Punkten notiert, dessen Bruch den Weg bis an das August-Tief bei 4.474 Zählern freigeben würde und dadurch auch der im Herbst 2022 etablierte, mittelfristige Aufwärtstrendkanal brechen würde, den wir im Wochenchart sehen. Er basiert auch und gerade darauf, dass dieser Abwärtsdruck von den Rahmenbedingungen unterfüttert ist.

Euro Stoxx 50: Wochen-Chart vom 08.11.2024, Kurs 4.802,76 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Wochenchart vom 08.11.2024, Kurs 4.802,76 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Es war ohnehin überraschend, dass es mit den Eurozone-Börsen am Mittwochmorgen zum Handelsstart nach oben ging. Immerhin war klar, dass der Wahlsieg von Donald Trump und die erreichten Mehrheiten im Kongress bedeuten, dass Trump seine Vorstellungen von Wirtschaftspolitik problemlos würde durchsetzen können. Und da steht die Abschottung des US-Markts gegen unerwünschte Konkurrenz durch deutlich angehobene Import-Zölle ganz oben auf der Liste: Für viele Unternehmen in der Eurozone eine fatale Perspektive. Obendrauf kommt, dass die beiden größten Wirtschaftsnationen der Eurozone politisch instabil daherkommen. Frankreich hat durch die Neuwahlen des Sommers einen politischen „Flickenteppich“ bekommen, in Deutschland dürfte es nach den Neuwahlen ähnlich aussehen, die dann auch noch kurz nach Beginn von Trumps Amtszeit stattfinden werden.

Druck durch hohe Zölle, eine offene Frage in Bezug auf die Nachfragesituation in China und dann auch noch Regierungen, die ihre liebe Not haben werden, für entschlossenes Handeln die nötigen Mehrheiten zu bekommen, was wiederum die Verbraucher ganz sicher nicht in einen Konsumrausch versetzen wird:

Die Zeichen für die Eurozone stehen auf Sturm, daher wäre es durchaus keine Überraschung, wenn die Bären ihren Matchball auch verwandeln würden. Was bereits dann anzunehmen wäre, wenn dieses September-Tief bei 4.7323 Punkten auf Schlusskursbasis fällt.

Man schaut sich den Chart an und sagt sich: „Das war zu erwarten“. Der Euro Stoxx 50 notiert in etwa in der Mitte einer Zone, die einerseits wichtig und andererseits schmal genug ist, um bei einem Ausbruch einen massiven Impuls zu erzeugen. Das zeigt: Die Trader sind startbereit.

Wenn wir uns den europäischen Leitindex im Chart auf Tagesbasis ansehen, erkennen wir, dass er jetzt in einem Bereich notiert, der das untere Ende einer Handelsspanne zwischen 4.820 und 5.122 Punkten darstellt, in welcher er sich den größten Teil des bisherigen Jahres aufgehalten hat.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 04.11.2024, Kurs 4.852,10 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 04.11.2024, Kurs 4.852,10 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Zugleich ist die im Tageschart dick hervorgehobene 200-Tage-Linie in unmittelbarer Nähe, die für mittel- und langfristige Investoren eine „Scheidemarke“ zwischen Auf- und Abwärtstrend, zwischen Long und Short bzw. Neutralität darstellt. Dass der Euro Stoxx 50 damit sozusagen mitten im Nirgendwo ist, in einem Bereich, der keine Vorlagen liefert, ist nicht überraschend. Denn genau das birgt Vorteile, wenn der „Tanz“ beginnt.

Von hier aus ist es ein kurzer Weg aus der jetzt im Feuer stehenden Unterstützungszone 4.820 zu 4.888 Punkte nach oben hinaus und über die bei derzeit 4.907 Punkte verlaufende 200-Tage-Linie. Und gelingt das, ist der Index umgehend wieder kurzfristig bullisch, der Weg wäre frei an die Widerstandszone in Form der Zwischenhochs dieses Jahres zwischen 5.052 und 5.122 Punkten … und, wenn die Nachrichtenlage passen sollte, darüber hinaus.

Es ist aber ebenso nur ein kurzer Weg durch diese aktuell getestete Unterstützungszone hindurch und unter das September-Tief bei 4.733 Punkten. Käme es so, wäre der Index kurzfristig klar bärisch und hätte aus charttechnischer Sicht freie Bahn bis an das August-Tief bei 4.474 Punkten … oder sogar bis hinunter an das Jahres-Verlaufstief bei 4.381 Zählern. Und genau darauf kommt es den großen Adressen unter den spekulativen Akteuren an:

Expertenmeinung: Man will angesichts der wichtigen und vermutlich die Kurse massiv bewegenden Ereignisse in Form der US-Wahl, der US-Notenbanksitzung und neuer Nachrichten aus China, mit denen ebenso im Wochenverlauf zu rechnen wäre, im Idealfall einen sehr starken Impuls generieren. Einen Impuls, der so intensiv ist, dass andere Trader auf den Zug aufspringen, ihn dadurch verstärken und man aufgrund dessen Intensität am Markt gar nicht auf die Idee kommt, dagegenzuhalten. Sprich:

Die derzeitige Positionierung im Niemandsland ist wie ein Zurückziehen auf „Los“, um die beste Voraussetzung zu haben, sehr schnell eine starke Bewegung zu erzeugen. In ähnlichen Situationen ist das schon oft so abgelaufen, aber das bringt an Erkenntnis nur eines: Man weiß, dass es in den nächsten Tagen womöglich extrem heftig zugeht, falls die Nachrichtenlage dafür die nötigen Argumente liefern sollte. Aber:

Dieses Kursbild macht zwar klar, dass in nächster Zeit sehr viele Akteure am Markt agieren wollen und vermutlich auch werden. Aber gerade diese Bewegung in einen neutralen Bereich mit dieser Nähe zu Entscheidungsmarken auf der Ober- ebenso wie auf der Unterseite verdeutlicht, dass auch diese großen Trader sich gezielt beide Wege offenhalten.

Und es bedeutet darüber hinaus nicht, dass ein solcher Impuls dann auch wirklich weit kommt, statt abrupt „abgeschossen“ zu werden. Denn in diesem Fall geht es ja nicht um „den“ einen Zeitpunkt, zu dem eine Weichenstellung erfolgt, diesmal kann sich das über Tage und, wenn die Wahl nicht klar ausgeht, auch noch in die kommende Woche hinein ziehen. Die Chancen sind daher zwar groß, die Risiken steigen aber mit ihnen … das sollte man jetzt in Bezug auf eigene Trades immer im Hinterkopf haben.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 04.11.2024, Kurs 4.852,10 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 04.11.2024, Kurs 4.852,10 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Die letzten beiden Versuche, sich beim Euro Stoxx 50 nach oben abzusetzen, wurden auffällig heftig abverkauft. Aber die 200-Tage-Linie nebst der darunter liegenden Supportzone halten bislang. Damit bleibt die Tür nach oben offen … aber auf der Unterseite lauert eine Falltür.

„news pending“: Die Anleger wissen, dass entscheidende Nachrichten kommen. Aber da komplett offen ist, wann genau sie kommen und wie sie dann zu werten sind, wartet man eben ab. Die Füße stillzuhalten, das ist nicht jedermanns Sache, deswegen ist durchaus ein wenig Bewegung im europäischen Leitindex. Aber das spielt sich, wie der Chart auf Tagesbasis zeigt, auf engem Raum ab.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 28.10.2024, Kurs 4.969,83 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 28.10.2024, Kurs 4.969,83 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Dass dabei die 200-Tage-Linie noch nicht unmittelbar getestet wurde, sondern der Index mit kleinem Abstand förmlich darüber schwebt, ist dabei aber nicht nur von Vorteil für die Bullen. Denn dadurch bleibt diese Linie in Schlagdistanz, könnte also, ebenso wie die darunter wartende Unterstützungszone 4.820/4.888 Punkte, mit nur einem schwachen Tag durchbrochen werden. Und gerade weil der Index schon seit fast zwei Wochen über dieser Linie seitwärts läuft, würde das als besonders wichtig wahrgenommen. Dieses Wassertreten kann also in beide Richtungen beendet werden, daher:

Ja, der Euro Stoxx 50 hätte so eine perfekte Basis, um über wichtigen Supportlinien zu drehen und die beiden letzten Zwischenhochs bei 5.053 und 5.071 Punkten mit Ziel des Jahres-Verlaufshochs bei 5.122 Punkten zu überwinden. Aber es kann eben auch schiefgehen. Das Problem ist:

Expertenmeinung: Man kann nicht abschätzen, wie die Chancen für das jeweilige Lager stehen, denn wir sprechen hier von zwei immens wichtigen Aspekten, für die es gerade „news pending“, sprich neue Nachrichten jederzeit möglich, heißt: Zum einen geht es um den Ausgang der US-Wahl. Ob Harris oder Trump ins Weiße Haus einziehen, wird einen immensen Unterschied für die wirtschaftliche Perspektive der Eurozone im Handel mit den USA machen. Nur ist eben völlig offen, wer das Rennen gewinnt. Und womöglich wird es auch am Tag nach der Wahl noch offen sein. Zum anderen geht es um China. Werden die bislang noch nicht konkret auf dem Tisch liegenden, weiteren Konjunkturmaßnahmen so ausgestaltet sein, dass man darauf setzen kann, dass die Nachfrageflaute zeitnah ein Ende findet oder nicht? Auch hier ist tendenziell zu erwarten, dass konkrete Fakten irgendwann kommende Woche auflaufen werden, auch hier ist völlig offen, was genau da dann kommt.

Gewürzt wird die Unruhe noch durch die in dieser und der kommenden Woche anstehenden Quartalsbilanzen vieler Euro Stoxx 50-Unternehmen und der Hightech-Riesen in den USA. Da ist nachvollziehbar, dass der Index in einer neutralen Zone pendelt, mit der Tür nach oben ebenso wie der Falltür nach unten in unmittelbarer Reichweite.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 28.10.2024, Kurs 4.969,83 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 28.10.2024, Kurs 4.969,83 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Und es dürfte ebenso völlig klar sein, dass wer sich jetzt mit einer neuen Position festlegt, nichts anders als eine Wette eingeht. Eine Wette, die, weil manche „news“ bullisch, andere aber bärisch sein, unmittelbar nacheinander kommen und dadurch Bullen- oder Bärenfallen produzieren könnten, nicht einmal eine 50:50 Wette wäre. Für die nächsten ein, zwei Wochen wäre hier, solange die entscheidenden Fakten noch nicht da sind, größte Vorsicht angebracht.

Es war gut erkennbar: Die großen Akteure am Terminmarkt hatten für die morgen anstehende Abrechnung der Optionen das obere Ende der Handelsspanne, gerne auf neuem Jahreshoch, eingeplant. Aber am Dienstag kam etwas dazwischen … und jetzt wird die Sache kniffliger.

Immer dann, wenn ein Index verblüffend unempfindlich für problematische Nachrichten wird und zugleich die Abrechnung an der Terminbörse nahe ist, lässt sich vermuten, dass große Akteure am Terminmarkt mit dem Ziel eines optimalen Gewinns gezielt versuchen, die Kurse oben zu halten und idealerweise noch höher zu ziehen. Und dahingehend sah es bis zum Dienstag auch gut aus, denn die Vorlagen im Chartbild waren ideal:

Euro Stoxx 50 Index: Tageschart vom 16.10.2024, Kurs 4.908,71 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Tageschart vom 16.10.2024, Kurs 4.908,71 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Der Euro Stoxx 50 hatte in der vergangenen Woche die Anfang August etablierte Aufwärtstrendlinie verteidigt, die mit der 20-Tage-Linie aktuell fast auf gleicher Höhe läuft und damit eine gleich doppelte Unterstützung bietet. Das führte dazu, dass der europäische Leitindex am Dienstagmorgen bereits an der Widerstandszone 5.052 zu 5.122 Punkten kratzte, wobei letzterer Kurs das bisherige Jahres-Verlaufshoch markiert.

Der Umstand, dass man das Abbröckeln des Lacks in Sachen China-Stimuli an den chinesischen Aktienmärkten so gut abschütteln konnte, bot dem bullischen Lager einen zusätzlichen Vorteil. Denn wenn Trader sehen, dass negative Nachrichten keine Wirkung zeigen, lassen sie womöglich erwogene Short-Trades und Verkäufe bleiben und wechseln nicht selten sogar die Seiten und gehen Long. Einem Abrechnungstermin morgen auf perfekt hohem Kursniveau stand also nichts im Wege. Außer dem alten, immer wieder vergessenen Leitspruch: „Erwarten Sie das Unerwartete“. Denn genau das passierte … und sogar in gleich zweifacher Hinsicht.

Expertenmeinung: Denn zum einen waren die am Dienstagnachmittag gegen 16 Uhr plötzlich auftauchenden Quartalszahlen der ASML Holding, diesem Maschinen für die Chipindustrie produzierenden Index-Schwergewicht, zu diesem Zeitpunkt gar nicht erwartet worden. Zum anderen waren sie unerwartet schlecht. Der Auftragseingang blieb deutlich hinter den Prognosen der Analysten zurück, für 2025 zeigte sich der Anlagenbauer jetzt zurückhaltender. Das war natürlich primär für die Aktie selbst fatal, immerhin war sie wie viele Zulieferer der Halbleiterindustrie im Zuge des KI-Hypes extrem stark gelaufen, die Erwartungen entsprechend hoch. Es war aber auch für die Technologietitel insgesamt unerfreulich, denn wenn bei dem Unternehmen, das die Produktionsanlagen für Chips herstellt, weniger Aufträge eingehen, ist die Folgerung, dass der Boom in Sachen neuer Chips wegen KI kleiner oder sogar gar keiner ist, nicht abwegig.

Dementsprechend kippte der Euro Stoxx 50 am Dienstag sang- und klanglos ins Minus, der Turnaround-Tuesday, wie man den Tag gerne nennt (weil da ungewöhnlich oft Richtungswechsel innerhalb des Tages auftauchen), wurde damit einer nach unten.

Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 16.10.2024, Kurs 4.908,71 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 16.10.2024, Kurs 4.908,71 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Dadurch ist die gerade erst verteidigte August-Aufwärtstrendlinie gebrochen. Und am gestrigen Mittwoch blieben die Käufer fern. Solange die jetzt nahegekommene, die 200-Tage-Linie einschließende Supportzone 4.820/4.888 Punkte nicht fällt, bleiben die Tore für erneute Kurssteigerungen zwar offen. Aber das setzt voraus, dass heute bei der Reaktion auf die am Nachmittag anstehende EZB-Entscheidung nebst nachfolgender Pressekonferenz nichts schiefgeht. Denn sollte der Euro Stoxx 50 noch deutlich weiter abrutschen, müssten morgen auslaufende Positionen womöglich durch Short-Positionen abgesichert werden, was den Index nur noch weiter drücken würde.

Eine knifflige Situation, die man bei den großen Playern am Terminmarkt nicht erwarten konnte. Dabei ist es angesichts der Hebel, mit denen an der Terminbörse agiert wird und der schieren Menge des einsetzbaren Kapitals zwar eher wahrscheinlich, dass man das Ruder bis zum Freitagmittag, wenn die Index-Optionen bzw. bis zum Freitagabend, wenn die Aktien-Optionen abgerechnet werden, noch herumreißt. Da aber diese Enttäuschung durch die schwachen Auftragseingänge bei ASML fortbesteht, dürfte auch die kommende Woche, wenn die Sogwirkung der dann absolvierten Terminmarkt-Abrechnung vom Tisch ist, äußerst spannend werden … zumal dann die Quartalszahlen dies- und jenseits des Atlantiks immer zahlreicher einlaufen.