MDAX Prognose MDAX: Unverhofft kommt oft … und wie geht es jetzt weiter?

News: Aktuelle Analyse des MDAX Index

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Vor fünf Wochen hatte der MDAX ein neues Jahreshoch markiert. Viele waren sicher, dass er jetzt eine massive Aufholjagd zum DAX starten würde. Doch jetzt steuert der Index auf einmal auf das bisherige Jahrestief zu. Aber gilt „Unverhofft kommt oft“ nicht für beide Richtungen?

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ heißt es ja. Das bullische Lager hat das gerade erst erfahren. Als der MDAX Mitte Mai die Widerstandszone aus den Hochs der Monate Dezember und April überwand, kam er ernüchternd schnell zum Stehen. Konkret passierte das an der Stelle, die direkt über dieser Widerstandszone zum Ausstieg aus Long-Positionen und zu Short-Attacken einlud: Genau an der oberen Begrenzung eines im Januar etablierten Aufwärtstrendkanals. Abgaben statt Anschlusskäufen: Die Bullen erfuhren schnell, dass ihr Lager nicht stark genug war, für einen Run an das 2023er-Hoch. Eine unverhoffte Entwicklung?

MDAX: Tages-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

In ihrer Ausprägung war sie es durchaus. Denn der MDAX bröckelte in den ersten Tagen langsam vor sich hin, Ende Mai kam mehr Druck auf. Und dann wurde ein Erholungsversuch an der 20-Tage-Linie abgewiesen, was zu einem massiven Abverkauf führte. Mit erheblichen charttechnischen Konsequenzen. Denn bereits zum Ende der vorvergangenen Woche wurde dadurch die untere Begrenzung des Aufwärtstrendkanals sowie die knapp darunter verlaufende 200-Tage-Linie durchschlagen. Nach einigen Tagen mit einer volatilen Seitwärtsbewegung rutschte der Index am Freitag zur Abrechnung an der Terminbörse auf ein neues Tief im Zuge der Abwärtsbewegung und damit nahe an das bisherige, im Januar bei 25.076 Punkten markierte Jahres-Verlaufstief. Das halten kann … aber nicht muss.

Doch wenn den Bullen mal wieder bewiesen wurde, dass „Unverhofft kommt oft“ an der Börse ein Credo ist … könnte das den Bären nicht auch widerfahren und der MDAX auf dem Absatz kehrt machen?

Expertenmeinung: Man könnte diesen Gedanken damit unterfüttern, dass diejenigen, die mit Blick auf die Abrechnung der Futures und Optionen am vergangenen Freitag aktiv auf eine Abrechnung am unteren Ende der Handelsspanne hingearbeitet haben, jetzt ihren Gewinn in trockenen Tüchern haben. Jetzt, wo unter den Bullen die Angst umgeht, könnten sie versuchen, die Anleger erneut auf dem falschen Fuß zu erwischen, indem sie zur nächsten Abrechnung im Juli gezielt auf der Long-Seite agieren. Und damit alle überrumpeln, die jetzt erwarten, dass der Index nach unten in Richtung des 2023er-Tiefs bei 23.627 Zählern ausbricht. Aber bereits jetzt darauf zu wetten, wäre riskant. Grund:

Dass der DAX jetzt umso besser dasteht, mag zwar sein. Aber ein daraus abgeleitetes Aufholpotenzial des MDAX steht auf tönernen Füßen. Zum einen, weil es durchaus nicht feststeht, dass der DAX auf seinem Niveau „richtig“ bewertet wäre und damit als Orientierung für die MDAX-Bullen taugt. Zum anderen, weil gerade erst neue Prognosesenkungen bei den MDAX-Mitgliedern SMA Solar und Carl Zeiss Meditec klarmachten, dass die Perspektive für viele Unternehmen in Sachen Gewinne schwierig bleibt.

MDAX: Monats-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

In das derzeit fallende Messer namens MDAX zu greifen, bietet sich daher nicht an. Besser wäre abzuwarten, ob der Index tatsächlich Richtung Juli-Abrechnung am Terminmarkt einen Schwenk an das obere Ende der Handelsspanne schafft, indem wichtige Widerstände überboten werden. Dann könnte man unterstellen, dass die momentan dominierenden Bären zurückziehen, dass die Käufer mehr schaffen als vergebens gegen Charthürden anzurennen.

Das Problem: Die dafür aktuell entscheidende Zone ist die, durch die der MDAX am 13. Juni mit großer Dynamik durchgebrochen war: die 200-Tage-Linie bei aktuell 26.170 Punkten und das untere Ende des Januar-Trendkanals bei momentan 26.320 Punkten. Das ist mittlerweile eine ziemlich stattliche Distanz, daher: Dass die nächste Überraschung hier eine zu Gunsten der Bullen würde, ist zwar aus aktueller Sicht möglich. Aber nicht zwingend wahrscheinlich.

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Vorherige Analysen des MDAX Index

Der DAX verlor am Donnerstag heftig, der MDAX indes heftiger. Mit -2,61 Prozent durchschlug der „Index der zweiten Reihe“ gleich zwei wichtige Supportlinien. Noch könnten die Bullen zwar kontern. Aber diesen charttechnischen Flurschaden zu reparieren, käme teuer.

Der langfristige Chart auf Monatsbasis zeigt: Mit dem gestrigen Minus steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der MDAX den siebten Monat in Folge vergebens gegen die Widerstandszone 27.525/29.438 Punkte anrennt, die den Weg zurück an das schon 2021 erreichte Rekordhoch zustellt. Das kurzfristige Chartbild zeigt, wie es dazu kam:

MDAX: Tages-Chart vom 13.06.2024, Kurs 26.075,11 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tages-Chart vom 13.06.2024, Kurs 26.075,11 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der MDAX hatte am Dienstag auf der Oktober-Aufwärtstrendlinie aufgesetzt und diese am Mittwoch verteidigt. Deutlich verteidigt, wie es schien. Aber am Donnerstag kamen die Verkäufe sofort wieder. Und diesmal noch heftiger. Der Index durchbrach diese Aufwärtstrendlinie und zum Handelsende auch noch die bei 26.233 Zählern verlaufende 200-Tage-Linie. Zwei wichtige Unterstützungen auf einmal, nachdem es am Vorabend so aussah, als könne der MDAX die Aufwärtstrendlinie als Sprungbrett für einen erneuten, dann womöglich erfolgreichen Ausbruchsversuch nach oben nutzen.

Zwar ist die Distanz zu diesen beiden Linien noch überschaubar, so dass die Käuferseite imstande wäre, dieses bärische Signal entschlossen und schnell in eine Bärenfalle zu verwandeln. Aber dazu bedarf es einiges an Kapitaleinsatz, selbst dann, wenn heute oder zu Beginn der kommenden Woche nicht allzu viel Verkaufsdruck aufkommen sollte. Kapitaleinsatz und die Überzeugung, dass man sein Geld mit einem solchen Konter-Versuch nicht zum Fenster herauswirft. Und genau da könnte es jetzt knifflig werden, denn es gibt gleich mehrere Aspekte, die die verbliebenen Bullen abschrecken könnten:

Expertenmeinung: Dass nicht nur der MDAX, sondern der gesamte europäische Aktienmarkt seit Wochenbeginn massiv verliert, während die US-Indizes zulegen, macht deutlich, dass internationale Investoren als Konsequenz aus der Europawahl Kapital umschichten. Wie lange das noch für Druck sorgt, ist zwar offen. Aber da die Problematik an sich vorerst bleiben wird, ist es nicht unbedingt wahrscheinlich dass, wer in den letzten Tagen ausstieg, schon in Kürze zurückkommen wird. Und fällt ein Teil der potenziellen Käufer weg, tun sich die verbliebenen naturgemäß schwer.

Dass der MDAX am Mittwoch schon gerettet wirkte, nachdem die Käufer den schwachen Vortag komplett aufgeholt hatten, dann aber trotz der idealen charttechnischen Vorlage sofort erneut und noch mehr Druck aufkam, bedeutet: Wer am Mittwoch kaufte, liegt jetzt im Verlust. Dann gleich noch einmal viel Geld in die Hand zu nehmen, um erneut zu kaufen, jetzt, wo Supportlinien gefallen sind, die vorher noch gehalten hatten, hieße, mit einer schlechteren Ausgangsbasis anzutreten.

MDAX: Tages-Chart vom 13.06.2024, Kurs 26.075,11 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tages-Chart vom 13.06.2024, Kurs 26.075,11 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Schau man sich die größten fünf Verlierer des Donnerstags im Index an, findet man da SMA Solar, Evotec, Sixt, Jungheinrich und die Lufthansa. Es wurde also quer durch alle Branchen verkauft, sprich man verkaufte den Index selbst in „Körben“. So etwas deutet an, dass viele große Adressen an der Terminbörse mit Blick auf die heute in einer Woche anstehende Abrechnung die Seiten gewechselt haben und jetzt eine Abrechnung am unteren Ende der Handelsspanne anstreben.

Fazit: Noch wäre es möglich, aus diesem markant bärischen Signal eine Bärenfalle zu machen. Aber die Ausgangslage ist dergestalt, dass sich das viele wohl zweimal überlegen und den Gedanken dann verwerfen könnten. Und wer da das Handtuch wirft, könnte als logische Folge auch zu dem Schluss kommen, dass das, was noch im Depot liegt, besser auch verkauft werden müsste. Hier auf einen Ausrutscher zu wetten und in dieser Konstellation Long zu gehen, wäre daher äußerst verwegen.

Seit Monaten versucht man den MDAX in und über eine bis ins Jahr 2018 zurückreichende Widerstandszone zu heben. Gelänge das, wäre der Weg an das 2021 erzielte Rekordhoch frei. Aber der gestrige Abwärtsschwenk macht klar: Der Weg nach oben bleibt steinig.

Bullisch zu sein kann man zwar auch aus reiner, innerer Überzeugung. Aber wenn schon die Rahmenbedingungen, sprich Zinsniveau, Inflation und Wachstum nicht mitspielen, dann sollte es wenigstens die Charttechnik tun. Wenn es da auch noch klemmt, wird auch der sturste Bulle irgendwann nervös. Und bei der Charttechnik klemmt es eben. An der Wall Street gehen nach und nach die Augenbrauen nach oben, der DAX hat in der Berechnung als Kursindex das neue Hoch des Performanceindex nicht bestätigt, der TecDAX klebt unter seinem im März erzielten, bisherigen Jahreshoch fest … und dann dieser MDAX!

Während der DAX ein neues Rekordhoch nach dem anderen erreichte, ist der Index der 50 nächstgrößeren Aktien nach dem DAX von dem seinen meilenweit entfernt. Bei 36.429 lag das Rekordhoch des MDAX, erreicht wurde es im September 2021. Die aktuelle Distanz bis dorthin: 34 Prozent! Und man kann sich zu Recht fragen, wieso diese „zweite Liga“ derart schlechter performt als die erste.

Expertenmeinung: Eine Antwort wäre: Der MDAX war in der Euphorie-Phase 2021 zu weit gestiegen, hatte damals, gerechnet vom Corona-Crash-Tief im März 2020, den DAX abgehängt und zahlt dafür gerade die Zeche. Aber das alleine ist als Antwort nicht genug, denn so extrem viel besser lief der MDAX damals auch nicht. Und dass die Trennlinie zwischen auch in schlechten Phasen steigenden Unternehmensgewinnen genau zwischen DAX und MDAX verlaufen soll, ist ein absurder Gedanke. Nein, der MDAX steht einfach nicht im Fokus internationaler Investoren, die sich bei europäischen Investments meist auf die Blue Chips eines Landes konzentrieren. Das zieht den DAX stärker … aber daraus zu schließen, dass nicht der DAX über- sondern bloß der MDAX unterbewertet wäre, ist gewagt. Und zudem:

Wäre es so, wären genug Investoren längst auf diesen immer noch nicht in Fahrt kommenden Zug aufgesprungen und hätten den MDAX in eine Aufholjagd manövriert. Was in dem Fall zumindest aus charttechnischer Sicht unterfüttert wäre, wenn der endlich wieder die im Chart auf Monatsbasis zu sehende Widerstandszone 27.525 zu 29.438 Punkte nehmen würde. Aber so, wie es aussieht, wird er mit dem Monat Mai den sechsten Monat in Folge vergebens an diese Zone angerannt sein.

MDAX Index: Chart vom 28.05.2024, Kurs 27.134,66 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Damit wirkt der MDAX weiterhin wie ein Menetekel des bullischen Lagers, also wie ein Symbol für drohendes Unheil. Das könnte sich am Dienstag intensiviert haben. Der Tageschart zeigt, dass das Chartbild nichts Gutes verheißt, wenn das bullische Lager nicht sofort und entschlossen dagegen hält. Der Index war zuletzt zwar über die Widerstandszone aus den Hochs der Monate Dezember und April gelaufen, dort blieben aber die Anschlusskäufe aus. Nicht gut. Er fiel zurück, fing sich aber sehr schnell und noch über der 20-Tage-Linie als nächstgelegener Supportlinie. Das war wiederum sehr gut und eine Basis, diese Widerstandszone in einem schnellen, zweiten Anlauf doch noch zu überwinden und damit wieder Zug in die Sache zu bringen.

Aber was passierte gestern? Der MDAX hatte diese Widerstandszone 27.286/27.371 Punkte intraday bereits überwunden, doch dann drehte er ab, legte einen Abwärts-Turnaround aufs Parkett und schloss dadurch wieder unter dieser Zone. Misserfolge wie diese zehren nicht nur an den Nerven der MDAX-Trader, denn dass der DAX so völlig ohne Geleitschutz unterwegs ist, dürfte auch den dortigen Bullen nicht entgehen. Jetzt wäre schon wieder die 20-Tage-Linie zu verteidigen. Sollte das misslingen, ginge es gleich um die Kreuzunterstützung aus 200-Tage-Linie und Oktober-Aufwärtstrendlinie im Bereich 26.900/27.000 Punkte. Und sollte die tatsächlich fallen, dürfte der Widerhall einer solchen Ernüchterung leicht über den MDAX an sich hinausgehen.

MDAX Index: Tageschart vom 28.05.2024, Kurs 27.134,66 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Goldrausch beim DAX, Wassertreten beim MDAX. Während der deutsche Leitindex neue Rekorde erreichte, tritt der „Index der zweiten Reihe“ auf der Stelle. Das ist ein Warn-, aber nicht zwingend ein Alarmsignal. Denn die beiden Indizes haben nicht die gleiche Kundschaft.

Es ist am deutschen Aktienmarkt wie überall das Gleiche: Die ganz großen Aktien, die Blue Chips, stehen im Mittelpunkt des Interesses. Dort werden mit Abstand die meisten Derivate gehandelt. Der Großteil der internationalen Investoren, kleine wie große, konzentriert sich auf diese Titel. Und die tummeln sich im DAX und nicht in der „zweiten Liga“ des MDAX, in dem diejenigen Aktien gelistet sind, die von der Marktkapitalisierung her direkt nach denen des DAX kommen. Was bedeutet:

Wenn der DAX läuft und der MDAX nicht mitzieht, kann das allein daran liegen, dass mehr Marktteilnehmer auf Stock Picking verzichten, nicht genauer hinsehen und es sich deswegen einfach machen, indem sie einfach den DAX kaufen, ob als Fonds, ETF oder über Derivate. Der MDAX erhält dadurch weniger Aufmerksamkeit, es fließt weniger Kapital dorthin und schon wird er zum Mauerblümchen mit einer bedeutend kleineren Klientel, die dort aktiv agiert.

So gesehen ist diese auffällige Schere zwischen DAX und MDAX nicht automatisch ein Spiegel einer riskant überzogenen DAX-Hausse, bei welcher der MDAX den Level andeutet, auf den der DAX zurückkommt, wenn die Sache schiefgeht. Aber ein Warnsignal ist es trotzdem, denn:

Expertenmeinung: Wenn sich zufließendes Kapital auf weniger Aktien konzentriert, die Marktbreite einer Aufwärtsbewegung also geringer wird, werden diese wenigen Titel, die das frische Geld anziehen, schnell überbewertet, vor allem, wenn nur ihre Eigenschaft als Blue Chips diese Attraktivität ausmacht und nicht starke, über den Erwartungen liegende Umsätze und Unternehmensgewinne. Was jedoch nur für den DAX ein Gefahrenmoment ist, während man im Umkehrschuss für den MDAX behaupten könnte, dass dieser dann ja grundsätzlich Aufholpotenzial haben müsste. Ist das so?

Nicht zwingend, weil die Zahl an wenig inspirierenden Quartalsergebnissen bei den MDAX-Titeln nicht unbedingt klein war. Der MDAX ist daher trotz seiner Underperformance insgesamt teurer bewertet als der DAX. Was auch daran liegt, dass sich im MDAX Unternehmen finden, die im Kielwasser einer prosperierenden Konjunktur zwar schnell und weit steigende Gewinne erreichen, die im Fall einer Konjunkturflaute aber auch ebenso schnell und weit zurückgehen. Daher fährt man besser, wenn man zwar dieses Seitwärts-Geschiebe des MDAX als Warnsignal für den DAX wahrnimmt, Trading-Entscheidungen in Sachen MDAX aber vom DAX abkoppelt und den Index pragmatisch auf Basis der Charttechnik handelt.

MDAX Index: Chart vom 13.05.2024, Kurs 26.823,94 Punkte, Kürzel: MDAX | Online Broker LYNX
MDAX Index: Chart vom 13.05.2024, Kurs 26.823,94 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Und da wird im Chart deutlich, was passieren muss, damit der MDAX wieder auf Touren kommt und idealerweise dann sogar die Performance-Schere zum DAX verringert oder sogar schließt: Es muss gelingen, das Dezember-Hoch bei 27.371 Zählern klar und auf Schlusskursbasis zu überwinden, sprich da vorbeizukommen, wo der Index beim letzten Anfall von Dynamik Anfang April scheiterte und abdrehte.

Im Gegenzug wäre ein Schlusskurs unter dem April-Verlaufstief bei 25.825 Punkten ein markant bärisches Signal, das den Weg aus charttechnischer ebenso wie aus psychologischer Sicht nach unten freimachen würde und einen Test des Jahres-Verlaufstiefs bei 25.075 Punkten nach sich ziehen könnte. Aber ob das dann den DAX vergleichbar drücken würde, hängt davon ab, ob man das Mauerblümchen MDAX seitens der internationalen Investoren dann auch entsprechend wahrnehmen würde. Im Moment, das ist unverkennbar, tut man es nicht.

Seit der MDAX Anfang 2023 mit Schwung über die 200-Tage-Linie gelaufen war und sie dann bis zum Spätsommer mehrfach verteidigen musste und konnte, ist diese Linie hier besonders wichtig geworden. Ende März hatte er sie zurückerobert … aber jetzt ist sie erneut in Gefahr.

Der gleitende Durchschnitt der letzten 200 Börsentage ist eine für Investoren wichtige Scheidemarke, die grundsätzlich indiziert, ob der Kursverlauf sich im bullischen oder bärischen Terrain bewegt. Aber man muss da immer im Einzelfall prüfen, ob diese Linie beim untersuchten Basiswert auch wirklich beachtet wird und somit relevant ist. Das ist dann der Fall, wenn man in den letzten ein, zwei Jahren sehen konnte, dass der Kurs dort mehrfach gedreht hat, idealerweise in beide Richtungen. Ist das so, darf man davon ausgehen, dass ein Kreuzen dieser 200-Tage-Linie auch aktuell bedeutsam wäre. Was beim MDAX zutrifft.

MDAX: Monats-Chart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Seit Anfang 2023 diente diese 200-Tage-Linie bereits mehrfach als Unterstützung. Und ein Anstieg über diesen gleitenden Durchschnitt sorgte jeweils für weitere Käufe. Allerdings fielen die bei den letzten beiden Breaks über die Linie auffällig mager aus. Im Dezember wurde die Linie überboten, die Anschlusskäufe waren aber gering … und im Januar wurde der 200-Tage-Durchscnitt dann sang- und klanglos wieder unterboten. Das sorgte dann für Anschlussverkäufe, die intensiver ausfielen als die Käufe nach dem vorherigen Überwinden der Hürde. Und jetzt wird es erneut eng.

Expertenmeinung: Als der MDAX diese Linie Ende März erneut zurückeroberte, dürften viele aufgeatmet haben. Denn bis dahin war er der Klotz am Bein des deutschen Gesamtmarkts und wirkte wie eine permanente Erinnerung daran, dass der Anspruch der Bullen sich nicht mit der Realität außerhalb der Börsensäle deckte. So war die Basis gegeben, mit einer wilden Aufholjagd zu DAX und TecDAX aufzuschließen und damit diesen Status eines Menetekels loszuwerden. Doch auch, wenn die Anschlusskäufe dynamischer daherkamen als im Dezember: Weit kam der MDAX auch diesmal nicht. Wir sehen es im Chart auf Tagesbasis:

MDAX: Tages-Chart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Kurz vor Erreichen des Dezember-Zwischenhochs ging der Aufwärtsbewegung die Puste aus. Der Index drehte ab und ist jetzt erneut von oben auf eben dieser 200-Tage-Linie gelandet, die aktuell auch noch innerhalb der Supportzone 26.360 zu 26.562 Punkte verläuft, so dass ein Bruch dieser Zone ein markant bärisches Signal auslösen würde.

Käme es so … und das Abdrehen des MDAX aus anfänglichem Plus ins Minus gestern sowie der Blick auf die wankende Wall Street würden den Bären dafür Rückenwind liefern … kann es durchaus sein, dass das Tief des Dezembers dann erneut angesteuert wird. Denn auch vielen derzeit Long aufgestellten Tradern dürfte klar sein, dass diese Schere zwischen Aktienmarkt und Realität jederzeit zuschnappen könnte. Und wenn zu viele warten, bis aus einer engen Situation eine zu enge geworden ist und dann alle auf einmal aus dem Markt herauswollen, kann es dann auch mal sehr schnell sehr weit nach unten gehen. Achten Sie also unbedingt auf diese Zone 26.360 zu 26.562 Punkte!

Während der DAX seit Jahresbeginn ein stolzes Plus vorzuweisen hat, liegt die 2024er-Performance des MDAX immer noch im Minus. Aber jetzt zeigt auch der „Index der zweiten Reihe“ wieder ein Lebenszeichen. Beginnt jetzt die große Aufholjagd?

Denkbar ist es. Denn einerseits ist zwar der Einwand nicht falsch, dass es eigentlich der DAX wäre, der weit von einer äußerst grauen Realität in Sachen Wachstumsperspektive abgewichen ist, während der MDAX, der seine Herbst-Rallye im Januar beendete, dahingehend mehr „in der Spur“ wäre. Aber derzeit ignoriert man das nun einmal.

Und kaum jemandem dürfte entgangen sein, wie markant der MDAX dem DAX, aber auch anderen Indizes wie TecDAX oder Euro Stoxx 50, hinterherhinkt. Die Schlussfolgerung, dass da noch etwas zu holen wäre, wenn nur endlich jemand den Anfang macht und dadurch ein bullisches Signal entsteht, wäre also bei so manchem Trader möglich. Und in dieser Hinsicht wäre jetzt ein solcher Anfang gemacht:

MDAX: Tages-Chart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Zum Wochenschluss gelang es, an der aktuell bei 26.485 Punkten verlaufenden 200-Tage-Linie vorbeizukommen, die seit Anfang 2023 mehrfach mal als effektiver Widerstand, mal effektive Unterstützung fungiert. Und nicht nur das:

Damit gelang auch ein Wochenschlusskurs über der im Herbst 2021 etablierten, übergeordneten Abwärtstrendlinie. Das sieht sehr nach einem Startschuss für die Bullen aus. Und er könnte es auch sein, jedoch sollte man da zumindest so lange noch vorsichtig bleiben, bis der Kursanstieg sich mit ein paar weiteren, festen Tagen etabliert hat. Denn bislang ist der MDAX nur „halb durch“. Sehen wir mal genauer hin:

Expertenmeinung: Auch im Dezember gelang schon einmal ein Anstieg über diese 200-Tage-Linie. Doch da kam nach dem fulminanten Anstieg nichts nach. Der MDAX begann, auf der Stelle zu treten, die Bullen wurden unruhig, stiegen wieder aus und das vermeintlich markante Kaufsignal endete als Bullenfalle. Und auch da war dieser übergeordnete Abwärtstrend bereits knapp überwunden gewesen, Sie sehen das im Chart auf Wochenbasis:

MDAX: Chart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Wochenchart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Die ursprüngliche Abwärtstrendlinie hatte einen ein kleines bisschen größeren Neigungswinkel. Und die wurde zur Jahreswende ganz leicht überboten, als auch die 200-Tage-Linie zeitweilig bezwungen war. Und aktuell ist der MDAX kaum weiter über die Trendlinie hinaus als damals, so gesehen:

Dass die derzeitige Euphorie … die dadurch, dass sie schon so lange den zahlreichen bärischen Fakten trotzt, nur noch zunimmt … dazu führt, dass man sich jetzt den MDAX als Aufhol-Kandidat vornimmt, ist möglich. Aber es ist nicht sicher genug, um da Haus und Hof daraufzusetzen. Erst, wenn in den kommenden Tagen Anschlusskäufe kommen, nennenswerte Gewinnmitnahmen ausbleiben und der Ausbruch über die 200-Tage-Linie dadurch bestätigt würde, könnte man hier über – vorsichtige – Long-Trades nachdenken.