MDAX Prognose MDAX: Bärischer Crossover könnte 16 Jahre alten Aufwärtstrend gefährden

News: Aktuelle Analyse des MDAX Index

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Auch, wenn der MDAX – ganz im Gegensatz zum DAX – das Jahr 2024 mit einem Minus abgeschlossen hat, könnte man mit Blick auf die äußerst trüben Rahmenbedingungen konstatieren: Es hätte schlimmer laufen können. Aber das „Schlimmer“ könnte noch kommen.

Import und Export kommen bislang nicht wieder in Schwung. Die Verbraucher sind, nicht nur in Deutschland, vorsichtiger geworden. China eilt weiterhin nicht als Retter in der Not zu Hilfe. Die Zinsen sind gesenkt worden, aber immer noch sehr hoch. Die Nervosität vor den Neuwahlen nimmt zu. Und jetzt kommt auch noch Donald Trump, dessen Pläne für die großen Wirtschaftsräume außerhalb der USA nichts Gutes verheißen. Da wundert es nicht, dass der MDAX, quasi die 2. Liga der deutschen Aktien, in den ersten Handelstagen des Jahres im Gegensatz zum DAX kein Plus zustande brachte. Den Käufern fehlt es an Motivation. Den Bären nicht.

Zum einen, weil der Druck auf die Unternehmensgewinne so schnell nicht enden dürfte. Zum anderen, weil dieses Zaudern der Käuferseite Chancen bietet, durch gezielte Short-Attacken eine neue Verkaufswelle zu erzwingen. Und dazu hat der schwache Start ins Jahr eine gute Gelegenheit geliefert, denn im Wochenverlauf ergab sich beim MDAX ein bärischer Crossover zweier wichtiger, gleitender Durchschnittslinien.

Den aktuellen Kurs und Chart des MDAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Am Donnerstag kam es zu einer abwärts gerichteten Überkreuzung der 20-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie. Das ist ein Indiz dafür, dass sich eine Abwärtstendenz festsetzt … und die Basis dafür ist ja aus charttechnischer Sicht auch vorhanden. Wir sehen, dass der MDAX in der zweiten Dezemberhälfte eine Toppbildung vollendete. Der Versuch, die Nackenlinien-Zone dieses zwischen September und Dezember ausgebildeten Topps zurückzuerobern und das bärische Signal dadurch zu egalisieren, scheiterte, als der MDAX im Verlauf der Vorwoche an dieser Zone nach unten abdrehte … und dadurch dieser bärische Crossover entstand.

MDAX: Tages-Chart vom 10.01.2025, Kurs 25.371,22 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS
MDAX: Tageschart vom 10.01.2025, Kurs 25.371,22 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Wenn wir uns den Chart auf Tagesbasis ansehen, finden wir seit Herbst 2023 zwei vorangegangene Fälle dieser Art. Und wir sehen: In beiden Fällen kam es zu einer Fortführung der Abwärtsbewegung, der Crossover verlieh den Bären Flügel und machte den Bullen Beine. Aus aktueller Sicht spricht, mit Seitenblick auf die trüben Rahmenbedingungen, nichts dagegen, dass es diesmal ähnlich läuft. Aber das lässt eine weitere Gefahr entstehen, die viele womöglich noch gar nicht auf dem Schirm haben.

MDAX: Monats-Chart vom 10.01.2025, Kurs 25.371,22 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 10.01.2025, Kurs 25.371,22 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Denn der Chart auf Monatsbasis zeigt nicht nur, dass der MDAX derart oft an der bei grob 27.500 zu 29.500 Punkten liegenden Widerstandszone hängen geblieben ist, dass das den Käufern langsam nachhaltig den Schneid abkaufen könnte, sondern dass dadurch auch die übergeordnete, im März 2009 etablierte Aufwärtstrendlinie näher gerückt ist. Derzeit verläuft sie um 23.700 Punkte und damit noch oberhalb des August-Tiefs. Und wenn diese Linie fällt, könnte das hinreichenden, medialen Widerhall erzeugen, dass auch diejenigen, die sich um ihre Depots kaum bis gar nicht kümmern, nervös werden. Die kommenden Wochen werden hier zweifellos hoch spannend.

Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des MDAX Index

Die Investoren dürften sich damit abgefunden haben, dass der MDAX das Jahr 2024, ganz im Gegensatz zum DAX, im Minus beenden wird. Aber heißt es nicht „neues Jahr, neues Glück“? Das könnte so laufen, wenn der Index eine charttechnische Schlüsselzone zurückerobert.

Dass ein Index, der über ein ganzes Jahr auffallend schwach gelaufen ist, ausgerechnet in den letzten Tagen des Jahres alles auf den Kopf stellt, ist zwar nicht zu erwarten, denn der am Montag anstehende, letzte Handelstag und damit der Jahresultimo ist ein wichtiger Tag für den Ausweis der Performance. Da kommt wohl kaum jemand unter den großen Adressen auf den Gedanken, größere Summen einzusetzen, um aus „schlecht“ ein „ein bisschen weniger schlecht“ zu machen. Aber das neue Jahr könnte interessant werden, denn eines ist klar:

Während der 2024 weit über dem Durchschnitt der letzten Jahrzehnte gestiegene DAX die mit Händen greifbaren Negativ-Faktoren und die zusätzlichen, über der deutschen Wirtschaft schwebenden Risiken komplett ausgeblendet hat, sind diese beim MDAX teilweise oder sogar großenteils eingepreist. Licht am Ende des Tunnels in Sachen Rahmenbedingungen wäre beim DAX dadurch großenteils vorweggenommen, beim MDAX hätte man dahingehend Luft nach oben. Grundsätzlich zumindest.

Expertenmeinung: Denn dass in der deutschen Unternehmenslandschaft insgesamt Umsatzanstieg und Gewinnwachstum wirklich greifbar werden, das ist eher kein Szenario für das erste Halbjahr 2025. Indes, die Börse nimmt die Zukunft ja gerne mal vorweg. Zumindest, wenn sie positiv erscheint. So gesehen: Chancen nach oben hätte der MDAX durchaus. Die Frage ist, wie man im Chart absehen könnte, dass die Käuferseite diese Chance, den Spieß im neuen Jahr umzudrehen, auch wirklich nutzt. Ist die Aufwärtsbewegung, die am vergangenen Freitag einsetzte, bereits ein Signal in diese Richtung?

MDAX: Tages-Chart vom 23.12.2024, Kurs 25.705,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Nein. Das ist nicht mehr als eine kleine Gegenreaktion, die bislang nur einen Pullback an die Nackenlinie des zuvor vollendeten Doppeltopps darstellt. Und wenn man sich überlegt, dass der MDAX von 27.406 Punkten am 9. Dezember auf 25.102 Zähler am 20. Dezember zurückkam. Und damit 8,4 Prozent in kurzer Zeit verlor, ist der Turnaround vom letzten Donnerstag und die Käufe des Freitags nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Einer, der alleine durch das Eindecken von Leerverkäufen seitens des Bären-Lagers entstanden sein könnte.

Da muss also mehr kommen. Und auch ein Rebreak über die Nackenlinie des Doppeltopps, (das November-Tief bei 25.720 Punkten) wird, ist zu wenig. Eine deutlich wichtigere Zone wäre die aus den drei wichtigsten gleitenden Durchschnitten, konkret die der letzten 20, 50 und 200 Tage, zusammengesetzte Widerstandszone. Die wartet zwischen 26.140 und 26.550 Punkten. Gelingt es, diesen Bereich zurückzuerobern, wäre mehr als die Hälfte des jüngsten Abverkaufs egalisiert und der Weg zumindest an die seit Herbst 2023 entstandenen, immer wieder das Ende der Bullen-Hoffnungen markierenden Hochs zwischen 27.066 und 27.641 Punkten frei.

Aber erst, wenn auch diese Hürde klar bezwungen ist, ließe sich ein echter Befreiungsschlag unterstellen. Wer bereits vorher auf die Long-Seite setzt, sollte mit Vorsicht agieren, denn dass der Spruch „die Letzten werden die Ersten“ sein 2025 auf den MDAX zutreffen wird, ist möglich. Sicher ist es aber, angesichts der problematischen Rahmenbedingungen, nicht.

MDAX: Monats-Chart vom 23.12.2024, Kurs 25.705,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 23.12.2024, Kurs 25.705,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Genau da, wo der MDAX einen Befreiungsschlag hätte vollziehen und in der Jahresbilanz endlich klar ins Plus hätte laufen können, drehte er abrupt und mit Schwung nach unten ab. Davon dürften einige überrumpelt worden sein, die jetzt zu Recht nervös werden.

Die Widerstandszone, die sich aus den Hochs zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 ableitet, war die Hürde, die es zu nehmen galt. Im Gegensatz zum stark gelaufenen DAX hatte der MDAX im bisherigen Jahr nichts vorzuweisen, pendelte um die Nulllinie herum und hätte mit einem Ausbruch über diesen Bereich zwischen 27.286 und 27.642 Punkten aus charttechnischer Sicht freie Bahn gehabt, um ordentlich aufzuholen.

MDAX: Tages-Chart vom 31.10.2024, Kurs 26.326,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tages-Chart vom 31.10.2024, Kurs 26.326,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Doch ausgerechnet unmittelbar vor dem Ende eines Monats, den man gemeinhin als einen der besonders guten ansieht und unmittelbar an dieser Widerstandszone kam Druck auf. Und dass es sich da nicht nur um ein paar harmlose Gewinnmitnahmen handelte, um ein „Anlauf nehmen“, um diese Widerstandszone kurz darauf mit umso mehr Schwung zu überwinden, zeigt sich alleine daran, dass der MDAX jetzt bereits wieder dort ist, wo der Kurssprung als Reaktion auf neue Hoffnungen in Sachen einer Belebung in China startete. Und damit auch wieder nahe an der 200-Tage-Linie.

Damit bleibt der MDAX erst einmal in einer im Herbst 2023 etablierten Seitwärtsspanne. Und jetzt steht natürlich die Frage im Raum: Kriegt man das noch hingebogen … oder rutscht der „Index der zweiten Reihe“ an das untere Ende der Range, zurück ans August-Tief?

Expertenmeinung: So ganz ohne externen Anschub wird das mit einem zweiten Versuch auf der Oberseite knifflig. Direkt vor einem Monatsultimo ist ein solch intensiver Druck ungewöhnlich. Und dass es für ihn keine unmittelbaren externen Auslöser gibt, sondern man mutmaßen muss, dass die Anleger einfach ein paar miserable Bilanzen und Konjunkturdaten zu viel zur Kenntnis nehmen mussten, macht es nicht besser. Denn die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft ebenso wie für den Export werden sich nicht allzu schnell aufhellen können. Aber:

Was den jetzt nervös gewordenen Bullen entscheidend helfen kann, wären externe Impulse. Konkret entweder ein positiv vom Markt aufgenommenes US-Wahlergebnis, ein überzeugendes, momentan ja noch zur Konkretisierung anstehendes Konjunkturpaket in China oder, idealerweise, beides. Doch in beiden Fällen ist völlig offen, ob der Aktienmarkt diese beiden so wichtigen Ereignisse in der kommenden Woche positiv aufnehmen wird oder nicht.

Dem einfach mit einem beherzten „wird schon“ auf den Lippen vorzugreifen, könnte erheblich teuer kommen, denn wenn US-Wahl und China-Maßnahmen beide nicht überzeugen, wäre ein Test dieser unteren Begrenzung der Range bei 23.476/23.627 sehr schnell passiert.

MDAX: Wochen-Chart vom 31.10.2024, Kurs 26.326,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Wochenchart vom 31.10.2024, Kurs 26.326,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Seit Anfang August hat der MDAX zwar ordentlich zugelegt, aber aufs Jahr gerechnet liegt er trotzdem noch um die drei Prozent im Minus. Eine vollendete Aufwärtswende-Formation und der Anstieg über die 200-Tage-Linie könnten die Sache aufhellen … wenn das alles hält.

Der MDAX ist gut darin, die wichtige 200-Tage-Linie eine Zeitlang zu überwinden und dann doch wieder zurückzufallen. Das ist seit Dezember 2023 bereits dreimal passiert. Und zweimal um eine Quartalswende herum, wie sie jetzt auch ansteht.

Zwar wirkt das Chartbild aktuell ziemlich überzeugend, um nicht zu sagen: besser geht’s nicht. Aber wenn man sich ansieht, wie es zuletzt so oft lief, gilt: Trau, schau, wem. Immerhin liegt der Index in der bisherigen 2024er-Performance im Gegensatz zum DAX nicht von Ungefähr noch im Minus.

MDAX: Tages-Chart vom 25.09.2024, Kurs 26.317,30 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 25.09.2024, Kurs 26.317,30 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Aber wie gesagt: Das sieht schon äußerst beeindruckend aus, was der Chart da zu bieten hat. Wir sehen da eine mit dem Anstieg über die 200-Tage-Linie vollendete, umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Trendwendeformation. Wir sehen ein Ringen um eben diese 200-Tage-Linie, das, zumindest per Mittwochabend, zu Gunsten der Bullen entschieden scheint.

Und wir sehen im langfristigen Chartbild auf Monatsbasis, das ist womöglich mit Abstand der wichtigste Aspekt, dass der MDAX im Zuge des Rücksetzers vom August die ganz langfristige, übergeordnete Aufwärtstrendlinie, die im März 2009 ihren Ursprung hat, testete – und hielt. Eine Steilvorlage für die Bullen. Und dennoch:

MDAX: Monats-Chart vom 25.09.2024, Kurs 26.317,30 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 25.09.2024, Kurs 26.317,30 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Was trotzdem zumindest zu einer gewissen Vorsicht mahnt ist der Umstand, dass der MDAX ja durchaus nicht zwingend allzu großes Aufwärtspotenzial hat. Dass dieser Index, ebenso wie übrigens SDAX und TecDAX derzeit, in einem Jahr, in dem der DAX eine scheinbar ungefährdete Hausse suggeriert, seit Ende 2023 im Minus notiert, ist die Konsequenz aus einem Wasser tretenden Konsum in der Eurozone, aus schwachen Auslandsorders und trotzdem hohen Zinsen, die Investitionen bremsen.

Und diese unerfreuliche Mixtur mögen internationale Investoren ebenso wie heimische Anleger vielleicht beim DAX ausblenden, aber das Gros des Marktes – und damit auch der MDAX als eine Art 2. Liga des deutschen Aktienmarkts – sieht eben anders aus. Auch, weil man momentan keine Argumente dafür sieht, dass sich dieses grau in grau der Perspektiven kurzfristig ändert. Und dass man das hektische Agieren der chinesischen Notenbank dahingehend nicht als „Game Changer“ sieht, wird alleine dadurch deutlich, dass der MDAX zwar am Mittwoch solide zulegte und sich damit ein wenig von der 200-Tage-Linie nach oben absetzte. Aber es war der Dienstag, der die News aus China brachte. Und da war das Plus nur minimal ausgefallen. Fazit:

Rein charttechnisch betrachtet steht der MDAX jetzt tadellos bullisch da, Kurszielzone ist jetzt der Bereich 27.286 zu 27.642 Punkte. Aber gebranntes Kind scheut eben das Feuer, daher ist mit Blick auf die gescheiterten Bullen-Träume der Monate zuvor Vorsicht angebracht. Schon dann, denn der Index mit 25.500 Punkten oder tiefer wieder deutlicher unter die Nackenlinie dieser Schulter-Kopf-Schulter-Aufwärtswendeformation fallen sollte, würde für die Bullen etwas anbrennen.

Anfang des Monats hielt der MDAX so gerade eben noch das 2023er-Tief. Aber die seither laufende Gegenbewegung nach oben ist auffällig schwach auf der Brust. Und das ist nicht das einzige Problem, denn Anfang August ging es um mehr als um das 2023er-Tief.

Man mag gerne über diese Ansicht streiten, aber für mich ist der MDAX weitaus mehr ein Spiegel der Wirtschaftslage und ihrer Perspektiven als der DAX, der im Vergleich ja deutlich besser gelaufen ist. Denn hier entspricht die Branchenverteilung mehr der wirtschaftlichen Realität … z.B. weniger Autobranche, mehr Immobilien. Darüber hinaus agieren hier weniger internationale Investoren, die grundsätzlich eher Blue Chips kaufen. Und der Arm der Terminbörse ist hier kürzer, weil der MDAX für große Spieler am Terminmarkt aufgrund der niedrigeren Liquidität weniger interessant ist. Und dieser „Spiegel der Wirtschaft“ hängt jetzt, was den Aufwärtstrend angeht, an einem ebenso seidenen Faden wie die Gesamtwirtschaft selbst.

Nicht nur, weil der MDAX erst knapp unter dem Herbst 2023-Tief drehte, während das jüngste Korrektur-Tief des DAX 16 (!) Prozent über dessen Tief vom letzten Herbst lag. Nicht nur, weil die Gegenbewegung hier bislang gerade einmal in der Spitze knapp fünf Prozent ausgemacht hat. Sondern deswegen, weil der ansonsten bei wichtigeren Indizes in den USA und Europa völlig ungefährdete, übergeordnete Aufwärtstrend hier im Feuer steht. Dazu der Blick auf den MDAX auf Monatsbasis:

MDAX: Monats-Chart vom 14.08.2024, Kurs 24.528,29 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 14.08.2024, Kurs 24.528,29 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Hier sehen wir, dass dieses Korrektur-Tief vom 5. August bei 23.476 Punkten nur knapp über der Anfang 2009 etablierten, ganz langfristigen Aufwärtstrendlinie liegt, die aktuell um 23.200 Zähler verläuft. Würde diese Linie fallen … was könnte dann passieren? Rein aus charttechnischer Sicht läge die nächste Auffangzone mit 21.160/21.660 Punkten recht nahe, bevor dann das Corona Crash-Tief bei 17.715 Zählern zum Kursziel würde. Aber das wirkt nur in einem derart langfristigen Chart harmlos, prozentual wäre das für Anleger fatal … sofern sie nicht im Lager der Bären stehen. Die Frage stellt sich:

Schaut da überhaupt jemand hin? Ist eine derart „alte“ Linie wirklich noch von Bedeutung? Bei Wendemarken, die nicht wirklich historisch bedeutsam waren, könnte man das infrage stellen. Aber eine Auf- oder Abwärtstrendlinie „gilt“ so lange, bis sie bricht und nicht zeitnah zurückerobert wird. Erst dann könnte sie ins Archiv wandern. Daher wäre ich nicht überrascht, wenn diese übergeordnete Trendlinie, die gilt, seit die letzte echte Baisse 2008/2009 zu Ende ging, bei vielen auch großen Adressen sehr wohl beobachtet wird. Was such heißt:

Man hat registriert, dass die gefährdet ist und dürfte daher, für den Fall ihres Bruchs Vorsorge getroffen haben, sprich Stop Loss-Orders auf Indexpositionen und ggf. auch bei führenden MDAX-Einzelwerten eigezogen haben. Das wiederum könnte Short-Seller anlocken, die versuchen, den Index über den Terminmarkt durch diese Linie zu drücken. Ob das, würde es so kommen, dann auch den DAX mit unter Druck setzt, sei mal dahingestellt. Aber ich vermute, so viele Akteure sehen diese langfristige Trendlinie, dass man beim MDAX nicht über Long-Trades nachdenken müsste, bevor er nicht wenigstens die momentan bei 26.088 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie zurückerobert und damit einen soliden Sicherheitspuffer zu „der Linie“ erreicht hat.

MDAX: Tages-Chart vom 14.08.2024, Kurs 24.528,29 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 14.08.2024, Kurs 24.528,29 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Vor fünf Wochen hatte der MDAX ein neues Jahreshoch markiert. Viele waren sicher, dass er jetzt eine massive Aufholjagd zum DAX starten würde. Doch jetzt steuert der Index auf einmal auf das bisherige Jahrestief zu. Aber gilt „Unverhofft kommt oft“ nicht für beide Richtungen?

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ heißt es ja. Das bullische Lager hat das gerade erst erfahren. Als der MDAX Mitte Mai die Widerstandszone aus den Hochs der Monate Dezember und April überwand, kam er ernüchternd schnell zum Stehen. Konkret passierte das an der Stelle, die direkt über dieser Widerstandszone zum Ausstieg aus Long-Positionen und zu Short-Attacken einlud: Genau an der oberen Begrenzung eines im Januar etablierten Aufwärtstrendkanals. Abgaben statt Anschlusskäufen: Die Bullen erfuhren schnell, dass ihr Lager nicht stark genug war, für einen Run an das 2023er-Hoch. Eine unverhoffte Entwicklung?

MDAX: Tages-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

In ihrer Ausprägung war sie es durchaus. Denn der MDAX bröckelte in den ersten Tagen langsam vor sich hin, Ende Mai kam mehr Druck auf. Und dann wurde ein Erholungsversuch an der 20-Tage-Linie abgewiesen, was zu einem massiven Abverkauf führte. Mit erheblichen charttechnischen Konsequenzen. Denn bereits zum Ende der vorvergangenen Woche wurde dadurch die untere Begrenzung des Aufwärtstrendkanals sowie die knapp darunter verlaufende 200-Tage-Linie durchschlagen. Nach einigen Tagen mit einer volatilen Seitwärtsbewegung rutschte der Index am Freitag zur Abrechnung an der Terminbörse auf ein neues Tief im Zuge der Abwärtsbewegung und damit nahe an das bisherige, im Januar bei 25.076 Punkten markierte Jahres-Verlaufstief. Das halten kann … aber nicht muss.

Doch wenn den Bullen mal wieder bewiesen wurde, dass „Unverhofft kommt oft“ an der Börse ein Credo ist … könnte das den Bären nicht auch widerfahren und der MDAX auf dem Absatz kehrt machen?

Expertenmeinung: Man könnte diesen Gedanken damit unterfüttern, dass diejenigen, die mit Blick auf die Abrechnung der Futures und Optionen am vergangenen Freitag aktiv auf eine Abrechnung am unteren Ende der Handelsspanne hingearbeitet haben, jetzt ihren Gewinn in trockenen Tüchern haben. Jetzt, wo unter den Bullen die Angst umgeht, könnten sie versuchen, die Anleger erneut auf dem falschen Fuß zu erwischen, indem sie zur nächsten Abrechnung im Juli gezielt auf der Long-Seite agieren. Und damit alle überrumpeln, die jetzt erwarten, dass der Index nach unten in Richtung des 2023er-Tiefs bei 23.627 Zählern ausbricht. Aber bereits jetzt darauf zu wetten, wäre riskant. Grund:

Dass der DAX jetzt umso besser dasteht, mag zwar sein. Aber ein daraus abgeleitetes Aufholpotenzial des MDAX steht auf tönernen Füßen. Zum einen, weil es durchaus nicht feststeht, dass der DAX auf seinem Niveau „richtig“ bewertet wäre und damit als Orientierung für die MDAX-Bullen taugt. Zum anderen, weil gerade erst neue Prognosesenkungen bei den MDAX-Mitgliedern SMA Solar und Carl Zeiss Meditec klarmachten, dass die Perspektive für viele Unternehmen in Sachen Gewinne schwierig bleibt.

MDAX: Monats-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

In das derzeit fallende Messer namens MDAX zu greifen, bietet sich daher nicht an. Besser wäre abzuwarten, ob der Index tatsächlich Richtung Juli-Abrechnung am Terminmarkt einen Schwenk an das obere Ende der Handelsspanne schafft, indem wichtige Widerstände überboten werden. Dann könnte man unterstellen, dass die momentan dominierenden Bären zurückziehen, dass die Käufer mehr schaffen als vergebens gegen Charthürden anzurennen.

Das Problem: Die dafür aktuell entscheidende Zone ist die, durch die der MDAX am 13. Juni mit großer Dynamik durchgebrochen war: die 200-Tage-Linie bei aktuell 26.170 Punkten und das untere Ende des Januar-Trendkanals bei momentan 26.320 Punkten. Das ist mittlerweile eine ziemlich stattliche Distanz, daher: Dass die nächste Überraschung hier eine zu Gunsten der Bullen würde, ist zwar aus aktueller Sicht möglich. Aber nicht zwingend wahrscheinlich.