NASDAQ 100 Prognose Nasdaq: Der Start einer längst überfälligen Korrektur?

News: Aktuelle Analyse des NASDAQ 100 Index

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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Vorherige Analysen des NASDAQ 100 Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Der Markt steht vor 5 massiven Problemen. Gleichzeitig sind Anleger so aggressiv positioniert wie nie zuvor. Fiasko vorprogrammiert?

Der Umstand, dass die Märkte am Allzeithoch stehen, hat für sich genommen einen geringen Informationsgehalt. Worauf es wirklich ankommt, sind die Rahmenbedingungen und die Struktur des Marktes.

Problem Nr. 1: Nachlassende Bauaktivität

Ein zentraler Aspekt ist die zunehmende Schwäche des US-Wohnungsmarktes. Dieser Sektor, der stark von Zinssätzen abhängt, gilt traditionell als verlässlicher Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

Wie wir in der letzten Analyse gesehen haben, läuft es bei D.R. Horton und einigen börsennotierten Wohnungsbauern nicht schlecht (Comeback am Bau: D.R. Horton startet durch), doch das sollte man nicht mit dem Gesamtzustand der Branche verwechseln.
Es ist vielmehr ein Zeichen dafür, wie gut sich hocheffiziente Wohnungsbauer wie D.R. Horton auch in Krisenzeiten halten.

Die Kurs-Korrelation zwischen dem S&P 500 und dem Sektor „Residential Contruction“ ist jedoch auf nahe null gesunken – ein Zustand, der in sehr vielen Fällen unmittelbar vor Crashs eintrifft.
Zuletzt war das beispielsweise im September 2018 der Fall, kurz bevor der S&P 500 um etwa 20% eingebrochen war. Es handelt sich dabei um ein Warnsignal, das nicht ignoriert werden sollte.

Und es gibt weitere Hinweise darauf, dass die Probleme im Bausektor noch nicht zu Ende sein könnten. Die Zahl der Baugenehmigungen sowie der verkauften, aber noch nicht im Bau befindlichen Wohneinheiten ist im Jahresvergleich um mehr als 30 % zurückgegangen.

Problem Nr. 2: Sinkende Immobilienpreise

Das dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass die Zahl der Angebote für Bestandsimmobilien stark gestiegen ist. Es scheint, dass Käufer, die ursprünglich auf eine Refinanzierung ihrer Hypotheken gehofft hatten, nun gezwungen sind, ihre Immobilien in einem zunehmend schwächelnden Marktumfeld zu verkaufen.

Selbst in Metropolregionen beginnen die Preise zu fallen (Newsweek Artikel). Am stärksten betroffen sind Florida und Texas, wo in einigen Gegenden ein geradezu dramatischer Preisverfall stattgefunden hat.
In Orlando (Florida) sind die Immobilienpreise vom Peak um 23 % gesunken und in Austin (Texas) um 21 %. In ländlichen Gebieten sind es teilweise mehr als 30 %.
Wer günstig kaufen kann, muss nicht bauen.

Der Wohnungsmarkt spielt eine Schlüsselrolle in der US-Wirtschaft, da er einen starken Multiplikatoreffekt hat. Er schafft Arbeitsplätze im Bausektor, treibt den Konsum durch den Kauf von Möbeln und Haushaltswaren an und generiert Steuereinnahmen für die Bundesstaaten.

Historisch betrachtet führen stark sinkende Immobilienpreise mit einer Verzögerung von etwa 3 – 6 Monaten zu einer nachlassenden Konjunktur. Vielleicht ist der Preisrückgang in 110 von 300 Metropolregionen noch nicht breit genug angelegt, doch die Zahl der betroffenen Gegenden steigt stetig.
Im Februar waren es nur 30, im Mai 60 und jetzt sind es 110.

Problem Nr. 3: Anleger sind massiv gehebelt Long

Doch das ist wahrscheinlich noch das kleinste Problem. Wesentlich bedenklicher ist die Positionierung der Anleger. Laut TradeTheNews machen Call-Optionen derzeit etwa 70 % des gesamten Optionsvolumens aus, ein Wert, der zuletzt zu Zeiten der Meme-Aktien im Jahr 2021 erreicht wurde.

Tatsächlich kommt es aktuell auch wieder zu Kurssprüngen wie damals. Gestern wurde die Aktie von Kohl’s Corp zeitweise um mehr als 100 % in die Höhe katapultiert.
Opendoor hat sich innerhalb von wenigen Tagen am Hoch nahezu verzehnfacht.

Was die beiden Aktien eint, ist der enorme Short Float. An dieser Stelle möchte ich nochmal eindringlich davor warnen, in derartigen Situationen Leerverkäufe durchzuführen. Ein Short Squeeze kann Sie alles kosten.

Hinzu kommt die fehlende Marktbreite. Die Rallye im Nasdaq 100 und S&P 500 wird von einer kleinen Zahl von Aktien getrieben. Das ist zwar nicht neu, doch aktuell ist der Wert auf ein historisches Hoch gestiegen.
Der Technologiesektor insgesamt nimmt etwa 34 % des S&P 500 ein, ein Niveau, das zuletzt im Jahr 1999/2000 erreicht wurde, kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase.

Ein weiteres Zeichen für eine mögliche Überhitzung ist die Entwicklung des Nasdaq 100, der seit 60 Handelstage in Folge über dem 20-Tage-Durchschnitt geblieben ist. Das gab es bisher nur einmal, Anfang 1999.

Problem Nr. 4: Nachlassende Glaubwürdigkeit und gestiegene Inflationserwartungen

Ein weiterer, oft unterschätzter Risikofaktor ist die abnehmende Glaubwürdigkeit der Geldpolitik. Die Zölle, das unvorhersehbare Verhalten der US-Regierung, die fiskalischen Lockerungen und Debatten über die Unabhängigkeit der Zentralbank tragen zur Verunsicherung bei.

Das spiegelt sich nicht nur in den gestiegenen Anleihenrenditen, sondern auch in den Inflationserwartungen wider. Inzwischen sind die Inflationserwartungen auf Sicht von 5 Jahren sogar höher als die kurzfristigen Erwartungen oder die auf Sicht von 2 Jahren (5-Jahres-Inflationsswaps sind über die 2-Jahres-Swaps gestiegen).

Institutionelle Anleger positionieren sich eindeutig für eine längere Phase höherer Inflation.

Fazit: Ein Markt mit asymmetrischen Risiken

Zusammenfassend ergeben sich fünf zentrale Herausforderungen für den S&P 500, den Nasdaq 100 und den Aktienmarkt als Ganzes. Erstens verliert der Wohnungsmarkt an Dynamik. Zweitens ist der Markt stark konzentriert, vergleichsweise teuer und von den gigantischen Investitionen durch KI-Unternehmen abhängig.
Drittens erodiert das Vertrauen in die Politik und Geldpolitik, was die Kapitalkosten in die Höhe treibt.

Viertens die Zölle. Das Thema habe ich bereits oft behandelt, daher nur eine brandaktuelle News dazu:
Presseberichten zufolge hat die EU Vorbereitungen getroffen, um 30 % Strafzölle gegen die USA zu verhängen, sollten die Verhandlungen scheitern.

Nasdaq 100 Index: Chart vom 23.07.2025, Kurs: 23.063 Punkte - Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Chart vom 23.07.2025, Kurs: 23.063 Punkte – Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und fünftens sind Anleger wieder massiv gehebelt Long. Die Lage erinnert sehr stark an die Situation Ende Januar. Damals warnte sogar der IB-Gründer Thomas Peterffy (Youtube Video).

Im April dürften sich viele Anleger eine blutige Nase geholt haben. Gelernt hat man daraus – wie immer – nichts. Wir sind, was das Thema Hebel angeht, wieder am selben Punkt wie vor dem letzten Crash. Der Unterschied ist nur, dass die externen Risiken jetzt noch größer sind.

Solche Rallyephasen können sich erstaunlich lange fortsetzen, aber sie enden selten auf die sanfte Tour. Wie bereits vor dem April-Crash vorhergesagt, gilt auch jetzt wieder dasselbe:
Sollte es abwärts gehen, dann mit Tempo. Denn gehebelte Positionen müssen bei sinkenden Kursen in kürzester Zeit aufgelöst werden.

Genau das ist im April geschehen und es ist wieder möglich. Sollte es dazu kommen, ist es dieses Mal aber unwahrscheinlich, dass es wieder schnell aufwärts geht.

Im April konnte man die Märkte schnell wieder beruhigen, da man die Einführung der Zölle um 90 Tage verschoben hat. Dieses Mal würde ein Crash aber nicht durch eine Androhung von Zöllen, sondern durch realwirtschaftliche Probleme ausgelöst. Die lassen sich nicht weg reden und vor allem nicht um 90 Tage verschieben.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Passend zum heutigen US-Unabhängigkeitstag hat der Nasdaq 100 einen sauberen Befreiungsschlag über das vorherige Rekordhoch vollzogen. Das lief rund, der Widerstand war nahezu null. So etwas ändert sich aber öfter in der zweiten Julihälfte, manchmal auch früher.

Wer darauf setzt, dass das Trump’sche Steuergesetz zumindest den Blue Chips aus dem Technologiesektor die Kassen noch mehr füllen wird … wer erwartet, dass die Notenbank einknickt und Leitzinssenkungen anstehen … wer darauf baut, dass die erhofften Zoll-Deals die US-Unternehmen deutlich bevorteilen und diese das auch zu nutzen verstehen … wer all das glaubt oder sogar fest erwartet, war zuletzt im Nasdaq 100 zweifellos auf der Käuferseite.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 03.07.2025, Kurs 22.866,97 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tages-Chart vom 03.07.2025, Kurs 22.866,97 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Diejenigen, die das anzweifeln oder sogar sicher sind, dass die US-Wirtschaft unerfreulichen Zeiten entgegengeht, was haben die zuletzt getan? Verkauft und damit eine potenzielle Bremse für den Ausbruch über das vorherige Hoch von 22.223 Punkten gelöst? Und würden diejenigen, die ausgestiegen sind, nicht bald reumütig wieder zurückkaufen müssen, wenn vorstehende Erwartungen eintreffen und idealerweise auch noch starke Quartalszahlen der großen Technologieunternehmen als zusätzlicher Treibstoff dieser Hausse hinzukommen?

Expertenmeinung: Vielleicht haben einige in der Tat verkauft, vielleicht werden von diesen dann auch einige wankend und kaufen teurer zurück. Aber warum sollte, wer befürchtet, dass diese Hausse gegen die Wand fährt, ausgerechnet jetzt verkauft haben?

Anfang Juli steigen die US-Aktienindizes meistens, was auch mit dem Gedanken zu tun hat, dass der Kauf US-amerikanischer Aktien um den „Independence Day“ zeigt, wie patriotisch man ist. Man kann davon halten, was man will, die Tendenz dazu gibt es seit Jahrzehnten. Wir haben also diese Sogwirkung des 4. Juli und einen charttechnisch blitzsauberen Ausbruch … warum also aussteigen, wenn man zwar skeptisch bis bärisch ist, zugleich jedoch eine gute Chance sieht, zu noch höheren Kursen verkaufen zu können?

Aber danach, nach diesem Nationalfeiertag, kann sich das Blatt schnell wenden. 2023 kam in der zweiten Julihälfte eine Korrektur, 2024 begann die sogar schon wenige Tage nach dem 4. Juli. Und der Nasdaq 100 ist von der Bewertung her teuer, ist markttechnisch auf Tagesbasis schon jetzt und auf Wochenbasis fast überkauft und das wichtige Thema Zölle geht in der kommenden Woche in eine neue, heiße Phase.

Dass sich potenzielle Verkäufer zuletzt nicht haben blicken lassen, ist daher nachvollziehbar. Dass viele von ihnen bereits ein Bein im Notausgang haben, aber genauso. Sollte der Index die jetzt als Support fungierende Zone 21.945/22.223 Punkte deutlicher unterbieten, wäre das zumindest schon einmal ein Warnsignal. Solange das aber nicht passiert, gilt: Der Aufwärtstrend mag argumentativ wacklig sein, ist de facto aber noch voll intakt.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 03.07.2025, Kurs 22.866,97 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 03.07.2025, Kurs 22.866,97 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Die Erleichterung über eine ausgebliebene, weitere Eskalation in Nahost und der dadurch drastisch gefallene Ölpreis waren der Treibsatz für steigende Aktienindizes am Dienstag. Den Nasdaq 100 trug das genau an sein bisheriges Rekordhoch. Kommt heute der Ausbruch?

Das bisherige, am 19. Februar markierte Verlaufshoch des Nasdaq 100 lag bei 22.222,61 Punkten. Gestern erreichte der Index 22.220,64 Zähler, es fehlten also 0,009 Prozent oder 1,97 Punkte. Geschlossen hat er dann marginal darunter, nachdem es nicht gelungen war, das bisherige Hoch durch weitere Käufe in der letzten Handelsstunde zu überbieten.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 24.06.2025, Kurs 22.190,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tages-Chart vom 24.06.2025, Kurs 22.190,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Nicht gelang … oder nicht gelingen sollte? Diese Frage wirkt im ersten Moment vermutlich absurd, denn warum sollten die Bullen nicht bestrebt sein, das alte Hoch so schnell wie möglich zu überbieten, wenn man dafür gerade mit den vorstehend genannten Nachrichten ein Argument hätte?

Expertenmeinung: Weil es eigentlich gar kein Argument ist, das neue Hochs rechtfertigen würde. Denn diese Gefahrensituation einer aus dem Ruder laufenden Lage in Nahost war ja gerade einmal anderthalb Wochen alt. Der Abstieg des Nasdaq 100 von seinem Rekordhoch basierte auf anderen Aspekten. Vor allem auf der unberechenbaren Politik in Washington in Bezug auf den Handel mit Hightech wie KI-fähigen Chips, auf den Zöllen und, nicht minder wichtig, auf dem immer noch im Senat hin und her geschobenen, Trump’schen Steuergesetz. Diese Probleme mögen durch Nahost in den Hintergrund gerückt sein. Aber jetzt sind sie eben wieder präsent … und nichts davon ist bereits gelöst.

Das bullische Lager muss damit rechnen, dass das mehr Marktteilnehmern klar ist, als ihnen lieb sein kann, so dass der Nasdaq 100 am bisherigen Hoch durch Gewinnmitnahmen nennenswert gebremst werden könnte oder ein Anstieg über das Hoch nur kurz läuft, dann aber als Bullenfalle endet. Wenn man will, dass der Ausbruch nachhaltig und weitreichend ist, muss man deshalb zusehen, dass es nicht zu einer Situation kommt, in der ein zu langes Herumgeschiebe am vorherigen Hoch dazu führt, dass zu zweifeln beginnt, wer bislang noch nicht zweifelte. Zumal der Dow Jones noch ein gutes Stück und der S&P 500 zumindest knapp ein Prozent unter ihren bisherigen Hochs notiert, so dass der Nasdaq 100 das Zugpferd werden müsste.

Aber wie lässt sich die Chance verbessern, dass man sich mit einem Ausbruchsversuch nicht ungewollt selbst eine Grube gräbt, indem man dadurch Gewinnmitnahmen provoziert? Indem man es mit einer „friss-oder-stirb“-Situation probiert.

Nasdaq 100: Monats-Chart vom 24.06.2025, Kurs 22.190,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Monats-Chart vom 24.06.2025, Kurs 22.190,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Die dann gegeben wäre, wenn der Nasdaq 100 mindestens ein halbes, idealerweise sogar über ein Prozent über dem alten Hoch startet. Sprich nicht durch das Hoch „durchlaufen“ muss, sondern gleich weit höher einsetzt, so dass die Akteure dann das Gefühl bekommen, entweder auf dem neuen Hoch sofort mitziehen zu müssen oder eine große Chance zu verpassen. Ein solcher Versuch, die Anleger durch vollendete Tatsachen zu überrumpeln, hätte auch den Vorteil, dass das reichen könnte, um auch den S&P 500 über seinem bisherigen Verlaufshoch bei 6.147 Zählern ins Rennen zu schicken.

Aber bräuchte es für eine solche Eröffnung weit im Plus, die man zuvor über massive, vorbörsliche Käufe im Future sicherstellt, denn keine frischen, bullischen Argumente? Lapidar ausgedrückt: Da findet sich dann schon was. In einem Umfeld, in dem wie aktuell die Kurse die Nachrichten „formen“ statt umgekehrt, ist das kein Problem. Nur schiefgehen, das darf so etwas nicht, sonst hätten sich die Bullen wirklich selbst in den Fuß geschossen.

Falls es zu einer solchen Eröffnung weit im Plus kommen sollte (sicher ist das natürlich nicht, es ist nur meine Vermutung, weil dieses „Parken“ direkt am Hoch gestern für solche Pläne typisch ist) und es kommen trotzdem Verkäufe, die den Nasdaq 100 im schlimmsten Fall sogar ins Minus und damit wieder unter das alte Hoch drücken, wäre das ein massiv problematisches Signal, weil es zeigt, dass zu viele Akteure auf diesen Trick nicht hereinfallen und die Chance nutzen, um auf Rekordniveau auszusteigen oder sogar Short-Trades zu starten. Also: Wenn es heute beim Nasdaq 100 mit einer Aufwärtskurslücke losgeht, wird der Tag äußerst spannend!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Am Freitag steht die große Abrechnung von Optionen und Futures an den Terminbörsen der Aktienmärkte an. Bislang war erkennbar, dass das Ziel der großen Adressen eine Abrechnung auf maximal hohem Niveau war. Könnte der Nahostkonflikt dieses Ziel auf den Kopf stellen?

Bei den US-Konjunkturdaten pickten sich die bullischen Trader zuletzt einfach die positiven Aspekte heraus; in Sachen Zollverhandlungen sah man bei den Lobpreisungen in Bezug auf angeblich große Fortschritte bei den Gesprächen mit China nicht genauer hin.

Einem „Goldilocks“-Szenario zu folgen, das weder real existiert noch in Kürze zwingend kommen müsste, ist an den Aktienmärkten nicht ungewöhnlich. Solange der Trend nach oben weist, sagt man sich, nicht zu Unrecht: Sicher geht das eines Tages schief. Aber an allen Tagen davor eben nicht. Und mit diesem für Außenstehende eher bizarr wirkenden, aber doch effektiven „Treibstoff“ näherte sich der Nasdaq 100 zuletzt den, das Rekordhoch einschließenden, Topps der Monate Dezember bis Februar.

Nasdaq 100 Index: Wochenchart vom 13.06.2025, Kurs 21.631,03 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Wochenchart vom 13.06.2025, Kurs 21.631,03 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und gerade jetzt sieht sich das dominierende, bullische Lager in einer komfortablen Position. Denn in dieser Woche steht wieder einmal die in Aufwärtstrends fast immer zusätzlich kurstreibend wirkende Kombination aus US-Notenbankentscheidung und der Abrechnung an der Terminbörse an. Erstere am Mittwoch, Letztere am Freitag. Und dass die „Fed“ übermorgen keine Zinssenkung vornimmt, hat man bereits auf dem Zettel …. was soll da also schon schiefgehen?

Expertenmeinung: Die unerwartete und heftige kriegerische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran? Möglich wäre es, sicher ist es nicht, denn:

Da schauen die Trader zunächst auf den Ölpreis. Die geopolitische Situation würde erst dann echte Auswirkungen auf den US-Aktienmarkt haben, wenn die Situation zu einem Flächenbrand würde, der die USA unmittelbar mit hineinzieht. Was den Ölpreis angeht, hatte der am Freitag zwar einen großen Satz nach oben gemacht, nachdem er in den Tagen zuvor bereits auffällig zugelegt hatte. Das wirkt wachstumshemmend und inflationstreibend. Aber viele sagen sich … das läuft wie ein Automatismus: Der kommt schon wieder runter, kein Grund zur Sorge. Was oft auch so ist. Aber nicht immer.

Was so viel heißt wie: Es ist offen, ob sich diejenigen durchsetzen, die auch die Israel/Iran-Kämpfe einfach „wegkaufen“ oder aber diejenigen, die jetzt einen Punkt erreicht sehen, an dem sie sich sagen: Abrechnungstermin hin oder her, wir notierten nahezu am Hoch und versuchen jetzt ein Problem zu viel zu ignorieren … also raus hier, bevor die anderen aussteigen. Es wird davon abhängen, welche Seite heute aktiv wird und ob die Gegenseite dann dagegenhält oder nicht.

Es wäre zwar äußerst hilfreich, wenn man das präziser abschätzen könnte. Aber so ist die Börse in kritischen Situationen eben: ein Nervenspiel, bei dem die Spieler mehr emotional als rational agieren.

Aber dass man nicht vorhersagen kann, wie diese Woche endet, heißt nicht, dass man ohnmächtig bis zu deren Ende die Füße stillhalten müsste. Denn das Chartbild des Nasdaq 100 auf Tagesbasis liefert durchaus Ankerpunkte, an denen man sich orientieren kann:

Die Reaktion auf die Eskalation in Nahost fiel beim Nasdaq 100 am Freitag mit einem Abschlag von 1,3 Prozent zwar relativ moderat aus, dadurch wurde aber trotzdem der Versuch erst einmal abgebrochen, die Widerstandszone 21.945 zu 22.223 Punkte zu überwinden und auf neue Rekordhochs zu laufen. Zugleich kommt dadurch die einzige Supportlinie ins Spiel, die den Index von einem Rücksetzer in die mittelfristig relevante, Mitte Mai zurückeroberte und die 200-Tage-Lnie einschließende Auffangzone 20.292 zu 20.691 Punkte trennt: die 20-Tage-Linie. Damit ist die Ausgangsbasis trotz aller Unsicherheit über die kommenden, emotional befeuerten Entscheidungen der Trader klar:

Nasdaq 100 Index: Chart vom 13.06.2025, Kurs 21.631,03 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Chart vom 13.06.2025, Kurs 21.631,03 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Um auch auf kurzfristiger Ebene bullisch zu bleiben und die Chance aufrechtzuerhalten, nach oben auszubrechen, muss diese 20-Tage-Linie auf Schlusskursbasis halten. Fällt sie, wäre der Weg nach unten aus charttechnischer Sicht erst einmal frei. Auch dann muss sich zwar erst zeigen, ob sich der Gedanke, ein Risiko zu viel ignoriert zu haben, am Markt wirklich ausbreitet. Aber unterhalb dieses kurzfristigen, gleitenden Durchschnitts wäre die Long-Seite trotzdem auf einmal die riskantere.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Der Nasdaq 100 hat alle zuvor gebrochenen Unterstützungen zurückerobert. Vor allem das Tempo der Rallye gibt diesen Linien jetzt besondere Stabilität. Was fehlt, ist der Anlauf an und über das bisherige Rekordhoch. Schaffen die Bullen das?

Man wäre versucht zu sagen: „warum nicht?“. Denn wenn ein Index so rasant und scheinbar mühelos eine Aufwärtswende-Formation hinbekommt, die 200-Tage-Linie mit großem Momentum wieder überbietet und dann auch noch die Nackenlinie des den vorherigen Selloff einleitenden Topps zurückerobert … warum sollte die Bullen ausgerechnet die Marke aufhalten, auf die sie hinarbeiten, das Rekordhoch vom 19. Februar bei 22.222,61 Punkten?

Zumal gerade in den vergangenen Tagen nichts imstande war, die Käufer zu irritieren. Diese unverhoffte Androhung von 50-Prozent-Zöllen gegen die EU … die Rücknahme der gerichtlichen Anordnung, die Zölle sofort zu stoppen … die drohenden Töne gegen Russland … die wütenden Statements Trumps gegenüber China: All das führte kurz zu leichten Rückgängen, aber derzeit wirkt es, als hätten die Trader sich angewöhnt, jeden Rücksetzer sofort aufzukaufen, weil das zuletzt ja auch tadellos funktioniert hat.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 30.05.2025, Kurs 21.340,99 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 30.05.2025, Kurs 21.340,99 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Zwar könnte sich beim Nasdaq 100 jetzt eine Art Mini-Topp über der Nackenlinien-Zone des großen Topps ausbilden (20.538 zu 20.691 Punkte), das zwischen Dezember und Februar entstanden war. Aber noch hält diese Zone, ebenso wie die aktuell dort verlaufende April-Aufwärtstrendlinie und die 20-Tage-Linie. Und selbst wenn es mal kurz darunter ginge: Erst, wenn das Zwischenhoch von Ende März (20.292 Punkte) und die 200-Tage-Linie (20.366 Punkte) auch noch fallen würden, hätten die Bullen wirklich ein Problem. Und warum sollte das passieren, wenn „good news“ wie üblich gekauft werden, negative Reaktionen auf „bad news“ aber sofort aufgekauft werden? Was könnte da schiefgehen?

Expertenmeinung: Die Achillesferse solcher Situationen besteht aus zwei Elementen. Das erste ist, dass die vorherigen Kurssprünge oft auf der Annahme beruhen, dass positiv interpretierte Aussagen oder Entscheidungen mit wackliger Bedeutung am Ende etwas Größeres nach sich ziehen, das man schon mal vorwegnimmt.

Zum Beispiel dieser „China-Deal“, der keiner war, sondern nur eine befristete Senkung der gegenseitigen Zölle. Das heißt noch lange nicht, dass man sich am Ende auf etwas einigt, das wirklich für die US-Unternehmen bzw. die US-Verbraucher gut ist. Trotzdem war es diese primär nur Hoffnung, aber keine positiven Fakten liefernde Meldung, die dem Nasdaq 100 über die Nackenlinien-Zone des vorherigen Topps verhalf.

Oder die Rücknahme der aus der Hüfte geschossenen Zoll-Drohung gegen die EU, bei der der US-Präsident einfach aus einer subjektiven Einschätzung heraus die gewährte 90-Tage-Frist über den Haufen werfen wollte. Dass er das dann zwei Tage später zurücknahm, wurde mit Käufen honoriert, obwohl das nur die Rückkehr zum vorherigen Stand offener, zeitlich wie vom Ergebnis her nicht absehbarer Verhandlungen in einem für die Weltwirtschaft schädlichen Streit bedeutet.

Das zweite, risikobehaftete Element ist genau dieser Umstand, dass man sich zuletzt darauf verließ, dass negative Meldungen nur kurz wirken und diese Rücksetzer dann sofort in kräftige Käufe münden. Denn sofern es jetzt nicht ausnahmsweise zu wirklichen „good news“ käme … was vor allem das Zoll-Thema und das Steuergesetz beträfe und wonach es in beiden Bereichen nicht aussieht … müssten diese aus einem reinen Muster heraus entstehenden Käufe stetig weitergehen. Was nur dann funktionieren kann, wenn die bullische Seite immer mehr und mehr Kapital einsetzt, ohne auch mal welches herauszuholen. Ein solches Muster kann bereits dann in sich zusammenfallen, wenn es nur einmal schiefgeht. Und das vor allem dann, wenn dadurch Supportlinien brechen, die viele zuvor als völlig ungefährdet angesehen haben.

Wenn die Bullen einen Anlauf an und über das bisherige Rekordhoch schaffen wollen, muss also noch mehr Geld fließen und keines aus dem Markt herauskommen. Die vorgenannte, für die Rallye entscheidende Supportzone zwischen 20.292 und 20.691 Punkten muss halten. Tut sie es nicht, dürften dem bullischen Lager viele, die einfach nur gekauft haben, weil alle anderen es auch taten, schnell von der Fahne gehen … und dann schaffen die Bullen die Sache mit dem Rekordhoch vorerst nicht.

Nasdaq 100: Monats-Chart vom 30.05.2025, Kurs 21.340,99 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Monatschart vom 30.05.2025, Kurs 21.340,99 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.