S&P 500 Prognose S&P 500: Was gerade geschieht, ist einmalig

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

von |
In diesem Artikel

S&P 500
ISIN: US78378X1072
|
Ticker: SPX --- %

---
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zur S&P 500
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Die Weltwirtschaft kühlt sich ab, doch der S&P 500 erreicht neue Höchststände. Steht die Rallye auf tönernen Füßen, oder geht das so weiter?

Noch nie dagewesen

Die aktuelle Lage ist mit nichts vergleichbar, was wir in den letzten 20 Jahren erlebt haben, und ich finde auch keine historische Referenz.
Die Wirtschaft läuft weltweit eher mittelprächtig, in den USA kühlt sie sich gerade ab und wie schlecht es in China aussieht, können wir nur erahnen. Wie es um Europa oder Deutschland steht, wissen wir leider allzu gut.

Die offiziellen Inflationsdaten sind drastisch gesunken, doch durch die Preissprünge ab 2020 hat ein massiver negativer Vermögens- und Kaufkraftverlust stattgefunden.
Es hilft den Menschen herzlich wenig, dass die Inflation jetzt wieder bei 2 % liegt, wenn sie so viel verdienen wie 2019 – aber alles 30 % mehr kostet.

Das ist auch der Hauptgrund dafür, warum überall auf der Welt radikale Parteien Zulauf erhalten. Den meisten Menschen geht es heute finanziell wesentlich schlechter als 2019.

Die Kaufkraft ist implodiert. Bei vielen Unternehmen ist die Lage umgekehrt, sie haben die Situation genutzt und die Preise überproportional erhöht. Die Margen von vielen Unternehmen sind heute deutlich höher als 2019.

Die Situation wurde ausgenutzt

So manch ein Mauerblümchen hat dank der Vorgänge eine wahre Renaissance erlebt und bei den großen Unternehmen wie Microsoft, Apple, Nvidia, Alphabet oder Amazon sprudeln die Gewinne regelrecht.

Daher steigt der Markt auch unaufhörlich. Die Sorgen, die 2022 noch vorherrschten, sind längst Geschichte. Die Mega-Krise, die medial heraufbeschworen wurde, kam nie.

Stattdessen hat der S&P 500 eine massive Rallye hingelegt und ein neues Allzeithoch markiert. Wer Buy & Hold betreibt, kann sich freuen, die meisten anderen Anleger dürften jedoch in die Röhre schauen.
Das ist nur einer der vielen Gründe, warum ich immer wieder zu Buy & Hold rate.

Es stellt sich nur die Frage, ob die Rallye langsam am Ende der Fahnenstange angekommen ist.
Als antizyklischer Investor würde ich mich über einen Crash freuen, doch danach sieht es aktuell nicht aus.

Abgesehen von der Möglichkeit eines schwarzen Schwans, also einem unvorhersehbaren Schock, spricht nicht sonderlich viel für sinkende Kurse. Mit dieser Meinung stehe ich vermutlich allein da, doch das spricht umso mehr dafür, dass die Einschätzung richtig ist.

Ist der Markt zu hoch bewertet?

Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Es ist zwar vollkommen richtig, dass der S&P 500 hoch bewertet ist, jedoch nicht so hoch, dass das zwangsweise eine Rallye verhindern würde.
Kurzfristig scheren sich Anleger keinen Deut darum, ob die P/E einer Aktie bei 20 oder 25 liegt, und daher gilt dasselbe auch für den Index – er ist ja nur eine Reflexion seiner Teile.

Darüber hinaus soll der Gewinn des S&P 500 in diesem und im kommenden Jahr jeweils um 13-14 % steigen.
Die enormen Gewinnsteigerungen sind vor allem auf Megacaps wie Microsoft oder Nvidia zurückzuführen.

Daher ist die Marktbreite auch sehr gering. In der Vergangenheit war das meistens ein Warnzeichen, heute ist es schlichtweg eine Reflexion der wirtschaftlichen Realitäten:
Eine kleine Gruppe von Unternehmen erwirtschaftet einen immer größeren Teil aller Gewinne.

Warum sollten die Kurse sinken?

Daher müssen sich die Bären die Frage stellen, warum die Kurse sinken sollten, wenn die Gewinne stark überdurchschnittlich steigen.

Hinzu kommt der Umstand, dass die Leitzinsen mittelfristig sinken sollten, was Aktien zusätzlichen Auftrieb beschert.
Das ist übrigens keine Theorie. Jeder vernünftige Fonds arbeitet mit Bewertungsmodellen, die eine Diskontierung beinhalten. Je niedriger die Zinsen, desto niedriger ist die Diskontierung und desto höher ist der Wert von Unternehmen.

Ein weiterer Faktor ist die Stimmung und Positionierung von Privatanlegern. Fear & Greed steht auf „neutral“, obwohl der Markt am Allzeithoch notiert.
Hochs werden in der Regel ausgebildet, wenn „extreme greed“ vorherrscht.

Andere Sentiment-Indikatoren sehen ähnlich aus. Von Extremwerten, wie sie regelmäßig an Hochs erreicht werden, keine Spur.

S&P 500 Index: Chart vom 08.07.2024, Kurs: 5.567 USD - Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 08.07.2024, Kurs: 5.567 USD – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die Chancen stehen daher nicht schlecht, dass die Rallye vorerst weitergeht.

Ein weiterer Faktor bestärkt diese These:
Der Markt mag hoch bewertet sein und am Allzeithoch stehen, doch es gibt nach wie vor erstaunlich viele attraktiv bewertete Unternehmen.
Das unterscheidet die aktuelle Rallye beispielsweise von der Lage Ende 2021. Damals gab es so gut wie keine Aktien mehr, die nicht überbewertet waren.

Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.

Probleme mit Ihrem Broker? Ich bin bei LYNX.

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nachricht schicken an Tobias Krieg
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Aus rein charttechnischer Sicht hätte der S&P 500 noch solide vier Prozent Luft bis zur oberen Begrenzung seines im letzten Herbst etablierten Aufwärtstrendkanals. Aber die Charttechnik ist nur ein Aspekt von mehreren, die den Trend bestimmen. Und andere Aspekte sind kritisch.

Ende April drehte der marktbreite S&P 500 auf der 100-Tage-Linie nach oben, Ende Mai dann auf der 50-Tage-Linie. Das unterstreicht, dass das bullische Lager hier bislang nichts anbrennen lässt. Zugleich wäre bis zum oberen Ende des Ende Oktober 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals wie gesagt noch ein gutes Stück Spielraum vorhanden.

S&P 500: Tages-Chart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Im überkauften Bereich rangiert der S&P 500 zwar schon jetzt. Und das nicht nur auf Tages-, sondern auch auf Wochen- und sogar auf Monatsbasis. Überkaufte Zustände sind alleine aber kein Argument, um eine Hausse zu beenden. Solange das Aufwärts-Momentum stark bleibt, bleiben die technisch orientierten Trader am Ball. Die Risiken liegen woanders, nicht im Chart.

Expertenmeinung: Der S&P 500 ist eine Art „Getriebener“, gezogen von den auch hier gelisteten und den Nasdaq 100 fast im Alleingang von einem Hoch zum anderen ziehenden Mega-Caps im Technologiesektor. Das hat ihn zuletzt auf neue Rekorde getragen, während der Dow Jones bis dato in einer Seitwärts-Range festsitzt. Dadurch ist die Marktbreite des Aufwärtstrends ungewöhnlich dünn. Vor dem gestrigen Feiertag lag die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs nur um 19 über den neuen Tiefs. Am Ende des vorherigen Rallye-Impulses Ende März lag die Indikation zeitweise über 100. Wenn nur wenige Aktien einen Trend tragen, ist das immer riskant, vor allem, wenn die „Zugpferde“ bereits extrem gelaufen, teuer bewertet und überkauft sind.

Das führt auch dazu, dass die Bewertung des S&P 500 ungewöhnlich hoch ist. Basierend auf den Gewinnen der in ihm enthaltenen Unternehmen über die letzten vier Quartale liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis momentan bei 24,05 und damit 22 Prozent höher als vor einem Jahr.

Zugleich werden die Konjunkturdaten zügig negativer. Es scheint, als habe der hohe Zinslevel jetzt doch noch seine bremsende Wirkung erzielt. Das dürfte Druck auf die Gewinne auslösen. Was wiederum viele Analysten bereits realisieren, nur die Bullen am Markt offenkundig noch nicht. Das durchschnittliche Kursziel von 50 befragten US-Marktstrategen für den S&P 500 liegt für Ende 2024 bei 5.302 Zählern. Und diese Umfrage wurde gerade erst vor zwei Wochen abgeschlossen. Damit bewegt sich der Index zur Halbzeit des Jahres fast viereinhalb Prozent über dem Konsens-Ziel der Experten für Ende Dezember.

Und was die politische Bühne angeht, mag man es verdrängen, wie man will, aber: In vier Monaten findet die Wahl statt, in der die US-Bürger laut aktuellem Stand die Wahl zwischen zwei alten Männern haben, denen das jeweils gegnerische politische Lager komplett die Fähigkeit abspricht, das Land führen zu können.

S&P 500: Monats-Chart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Diese Gemengelage steht einem bislang tadellos bullischen Chartbild gegenüber. Das nicht von heute auf morgen bärisch werden müsste, immerhin sind die Belastungsfaktoren nicht brandneu und konnten auch bisher ignoriert werden. Klar ist indes, dass der alte Spruch „der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht“ hier perfekt passt. Was tun?

Wer nicht gezielt spekulativ antizyklisch agieren will und dafür die nötige Erfahrung nebst starken Nerven mitbringt, folgt dem Trend … aber mit dem in einem solchen Gesamtbild zwingend nötigen „Fallschirm“. Aktuell wäre es die massive, aus 50-Tage- und 100-Tage-Linie, der unteren Begrenzung des Herbst-Trendkanals und dem März-Hoch zusammengesetzte Supportzone, auf die ankommt. Solange diese zwischen 5.200 und 5.300 Zählern liegende Zone hält, ist nichts angebrannt. Fällt sie indes, könnte es schnell gehen, daher: Long ohne einen regelmäßig nachgezogenen Stop Loss darf man hier auf gar keinen Fall sein!

Der marktbreite S&P 500 beendete den Mittwoch mit einem neuen Verlaufs- und Schlussrekord. Doch auch, wenn die US-Inflationsdaten positiver ausfielen als erwartet: Dass die Aussagen der US-Notenbank die Bullen nicht irritierten, ist ungewöhnlich.

Mit unveränderten Preisen in der Gesamtrate und einem Anstieg um 0,2 Prozent in der Kernrate, bei der die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden, fielen die Mai-Daten zur US-Inflation jeweils um 0,1 Prozent niedriger aus als prognostiziert. Die Jahresraten lagen dadurch ebenfalls einen Zehntelpunkt unter der Prognose der Volkswirte, bleiben aber mit einer Gesamtrate von 3,3 und einer Kernrate von 3,4 Prozent weiterhin zu hoch.

Dass man aber diesen zumindest kleinen Fortschritt – auch, wenn offen bleibt, ob er sich verstetigt – mit Käufen beantwortete, war nachvollziehbar. Vor allem, weil der US-Aktienmarkt derzeit ohnehin in einer Stimmung ist, in der viele glauben, dass nichts und niemand diese Hausse wird stoppen können. Aber dass das, was die US-Notenbank zu sagen hatte, die Käufe zwar ausbremste, aber kaum Abgaben auslöste, so dass der S&P 500 trotzdem 0,85 Prozent im Plus und mit neuem Rekord aus dem Handel ging, wirkt, als hätte man der „Fed“ nicht zugehört.

Expertenmeinung: Denn die US-Notenbank hob ihre Prognose zur Inflation in der Gesamtrate von den zuletzt im März projizierten 2,4 auf 2,6 Prozent an, für die Kernrate sieht man jetzt zum Jahresende 2,8 nach 2,6 Prozent. Zugleich sieht man im Schnitt der Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC), dem Entscheidungsgremium der „Fed“, nur noch eine Leitzinssenkung im laufenden Jahr, im März waren es noch drei gewesen. Trotz der ermutigenden Mai-Inflationsdaten änderte die US-Notenbank ihre Haltung also mehr in Richtung einer längeren Zeit mit Leitzinsen auf hohem Niveau. Eigentlich ist das für den Aktienmarkt, dessen Hausse im Herbst ja auf der Erwartung baldiger und weitreichender Zinssenkungen basierte, fatal. Aber der S&P 500 stieg trotzdem.

Hat man also tatsächlich nicht hingehört und/oder vergessen, dass die alte Börsenregel, sich niemals gegen die Notenbankpolitik zu positionieren (never fight the „Fed“) nicht nur für eine dem Aktienmarkt zuträgliche Zinspolitik gilt, sondern auch für die Gegenrichtung? Man könnte es denken. Und ja, es scheint, als würden viele wirklich glauben, der hohe Leitzinslevel sei egal. Aber nicht alle. Denn eines sollte man in Bezug auf den gestrigen US-Handelstag besser nicht übersehen:

S&P 500: Tages-Chart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Der Dow Jones, der aufgrund der Käufe als Reaktion auf die eine Stunde vor Handelsbeginn veröffentlichten Verbraucherpreise mit einer großen Aufwärts-Kurslücke startete und kurz nach Handelsbeginn in der Spitze gut 360 Punkte vorne lag, beendete den Handelstag 35 Punkte im Minus. Dass der S&P 500 am Ende im Plus blieb, liegt daran, dass er eine Art „Mittler zwischen den Welten“ ist, die Dow Jones-Aktien ebenso enthält wie die großen Mega-Caps des Nasdaq 100. Und eben dieser Nasdaq 100 reagierte nicht negativ auf die US-Notenbank. Ausgerechnet der Nasdaq 100?

Dort finden sich viele Wachstumsunternehmen, die in erheblichem Umfang fremdfinanziert sind, so dass länger als gedacht hohe Zinsen dort deutlich negativer wirken als bei Unternehmen, die vor lauter überschüssigem Geld massiv Aktien zurückkaufen müssen. Was indes nicht das Problem der „großen drei“ dort ist: Apple, Microsoft und Nvidia. Und alle drei Top-Schwergewichte liefen am Mittwoch erneut höher, weil da gerade ein Wettrennen um die Krone der höchsten Marktkapitalisierung weltweit läuft. Da kann man dann schon eine Augenbraue heben … denn wenn so etwas die Wahrnehmung mehr anzieht als die Notenbankpolitik, wird es gefährlich. Aber:

Morgen in einer Woche findet die Abrechnung der Optionen und Futures an der Terminbörse statt. Und bereits jetzt wird klar: Das Ziel der großen Akteure an der Terminbörse ist – wie oft, aber nicht immer – die Derivate auf höchstmöglichem Kursniveau in die Abrechnung zu bringen. Und die Verlockung, da dann die runden 40.000 beim Dow Jones wiederzusehen und den Nasdaq 100 an die magische Marke von 20.000 zu tragen, die ja mittlerweile in Schlagdistanz liegt, ist groß. Mit der Inflationsdaten und der Notenbanksitzung sind jetzt potenziell kritische Termine erledigt, die Bahn wäre also frei … und den S&P, der zwischen den Stühlen der beiden Indizes sitzt, würde das automatisch mit nach oben ziehen.

S&P 500: Monats-Chart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Aber angenommen, dieser Plan geht auf, stellt sich angesichts der teuren Bewertung des Aktienmarkts und des Umstands, dass das Ignorieren der US-Notenbank die Sachlage ja nicht umkehrt, die große Frage, ob die großen Akteure am Markt nach dieser Abrechnung erneut auf Hausse setzen oder in einer solchen Euphorie das tun, was dann zur Juli-Abrechnung den größten Gewinn verspricht:

Das volle Boot der Bullen zu versenken, indem man sie auf dem falschen Fuß erwischt. Und auch, wenn der Trend des S&P 500 auf charttechnischer Ebene völlig intakt ist, markttechnisch ist er schon wieder heiß gelaufen. Wer hier Long ist, sollte sich also vor Euphorie hüten und diese zügig gegen Vorsicht eintauschen, was eine konsequente Absicherung nach unten durch einen Stop Loss bedeuten würde. Derzeit dürfte dafür der momentan wohl wichtigste Leitstrahl des Aufwärtstrends, die 100-Tage-Linie bei aktuell 5.131 Punkten, eine sinnvolle Basis sein.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Mitte Mai sahen wir in den US-Indizes einen fulminanten Ausbruch auf neue Allzeithochs. Die Stimmung war teils euphorisch und zuletzt konnten zudem starke Zahlen wie von Nvidia vor allem dem technologielastigen Nasdaq Composite unter die Arme greifen.

Doch exakt hier liegt das Problem. Im Laufe dieser Woche sahen wir eine Vielzahl von Fehlausbrüchen und nur wenige Papiere konnten sich dem positiven Trend der Börsen anschließen. Eine Nvidia allein ist wohl zu wenig, um die Indizes auf Dauer oben zu halten. Im gestrigen Handel kam es dann zum Paukenschlag. Der Ausbruch auf ein neues Allzeithoch im S&P 500 wurde quasi negiert, denn der Index schloss deutlich unter der Ausbruchsmarke. Steht nun eine Korrektur bevor?

Expertenmeinung: Noch wurde der Fehlausbruch nicht bestätigt. Hierzu müsste der Index ein weiteres tieferes Tagestief generieren. Dennoch sieht die Gesamtlage alles andere als vielversprechend aus, denn die Bullen haben wichtiges Terrain verloren.

Aus technischer Sicht könnte es von hier aus ein gutes Stück weit nach unten gehen. Solange der S&P 500 unter der Ebene von 5.250/5.260 Punkten verweilt, herrscht Alarmstufe Rot.

Aussicht: NEUTRAL

S&P 500 Index: 30.05.2024, Kurs: 5.236,17, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: 30.05.2024, Kurs: 5.236,17, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Der S&P 500 drehte Mitte April genau dort, wo es darauf ankam, bestätigte die erfolgreiche Defensive Anfang Mai mit einem leicht höher gelegenen Zwischentief und marschiert jetzt auf das bisherige Rekordhoch zu. Aber zu verteidigen und anzugreifen sind oft zwei Paar Schuhe.

Ginge es ausschließlich nach der Charttechnik, könnte man versucht sein, hinter einen Ausbruch über das bisherige Rekordhoch bei 5.265 Punkten bereits jetzt einen Haken zu machen. Aber speziell an den US-Märkten geht es derzeit eben nicht nur um die Charts.

Richtig ist, dass bislang alles im Sinne des bullischen Lagers läuft. Die im April aufgetauchte Korrektur traf nicht nur zweimal knapp oberhalb der im Chart auf Tagesbasis dick schwarz hervorgehobenen 100-Tage-Linie auf Käufe, die klar machten, das das bullische Lager seine Chancen nicht nur erhalten will, sondern auch kann. Der marktbreite Index drehte dadurch auch im Bereich der oberen Begrenzungszone des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals nach oben, wie wir im Chart auf Wochenbasis sehen: perfekt.

S&P 500 Index: Wochenchart vom 10.05.2024, Kurs 5.222,68 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Zwar wären markttechnische Indikatoren wie der RSI auf Tagesbasis schon wieder und auf Wochenbasis noch nahe der überkauften Zone. Aber für einen klaren Ausbruch über das jüngste Rekordhoch würde es reichen, ohne dass man den S&P 500 bereits als heiß gelaufen ansehen müsste. Also, weg mit dem „Deckel“ und rauf auf neue Hochs?

Expertenmeinung: Das ist jetzt deutlich weniger einfach als vor zwei, drei Monaten. Denn mittlerweile wird einer zunehmenden Zahl an Marktteilnehmern klar, dass die US-Wirtschaft jetzt in eine Phase geraten ist, von der man dachte, sie käme nicht: Eine Kombination aus nachlassendem Wachstum und einer trotzdem noch zu hohen Inflation.

Im Winter war man sich angesichts starker Daten zum Wirtschaftswachstum im dritten und vierten Quartal noch sicher, dass die USA das Kunststück fertigbringen werden, über dem Schnitt zu wachsen und die Inflation trotzdem – und damit ohne Bremsspuren in der Konjunktur – zurückzudrängen. Dann würden die Zinsen schnell und umfassend gesenkt und das Wachstum noch größer. Doch in den vergangenen Wochen und Monaten wandelte sich das Bild.

Spätestens, als im April den dritten Monat in Folge zu hohe Inflationsraten gemeldet wurden und dafür das Wachstum des ersten Quartals überraschend mager ausfiel, wurde man stutzig. Und seitens der Notenbank wurde immer deutlicher, dass nennenswerte Leitzinssenkungen momentan nicht zu erwarten sind. Das war es, was die Korrektur im April entscheidend befeuerte. Und diese Lage ist heute keine andere. Die am Freitag gemeldeten Daten der Universität von Michigan zum aktuellen US-Verbrauchervertrauen weisen eine schwindende Zuversicht und zugleich deutlich gestiegene Inflationserwartungen aus. Das ist eine Mixtur, die wie Blei an den Füßen der Bullen wirkt. So gesehen:

Selbst, wenn der S&P 500 aus dieser idealen Vorlage in Form einer perfekten Defensive einen Ausbruch über das bisherige Hoch macht, müsste man hier stets auf der Hut bleiben und mit konsequenten Stop Loss agieren, denn das Risiko einer Bullenfalle wäre jetzt, in einem deutlich weniger unterstützenden Umfeld, nicht zu unterschätzen!

S&P 500 Index: Chart vom 10.05.2024, Kurs 5.222,68 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Irgendwann endet jede Rallye. Und basierte sie nur auf Hoffnungen und Gier und nicht auf positiven Fakten, kann die Korrektur auch mal größer ausfallen. Aber beim S&P 500 wären massive Unterstützungen jetzt nahe. Die könnten halten – wenn nichts dazwischenkommt!

Aus rein chart- und markttechnischer Sicht könnten die beim marktbreiten US-Index S&P 500 Short investierten Trader schon einmal langsam daran denken, Kasse zu machen. Denn der Chart auf Wochenbasis zeigt, dass er mittlerweile in die obere Begrenzungszone des im Herbst 2022 etablierten und Anfang 2024 überbotenen Aufwärtstrendkanals eingetreten ist.

S&P 500: Wochen-Chart vom 19.04.2024, Kurs 4.967,23 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochenchart vom 19.04.2024, Kurs 4.967,23 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die zuvor auffallend stark überkaufte Markttechnik auf Wochenbasis konnte sich zwar nach nur drei abwärts gerichteten Wochen nicht in die überverkaufte Zone bewegen, aber der überkaufte Status ist immerhin abgebaut. Und auf Tagesbasis ist beim RSI-Indikator sogar dieser überverkaufte Level nahe gekommen.

Hinzu kommt, dass das markante, vormalige Rekordhoch von Anfang 2022 bei 4.819 Punkten nur noch drei Prozent entfernt ist. Und diese Linie auf Tagesebene nur das obere Ende einer ganzen Phalanx an tragfähig wirkenden Supportlinien ist, die die laufende Korrektur stoppen und für einen Aufwärtsschwenk sorgen könnten. Aber:

Expertenmeinung: Es geht hier eben nicht nur um Chart- und Markttechnik. Es geht auch um die Leitzins-Perspektiven. Um die Geopolitik. Und nicht zuletzt um die Unternehmensgewinne. In dieser Woche startet die „Earnings Season“ mit den Bilanzen des ersten Quartals erst richtig. Und auf diesem Level, auch nach diesem bislang auffallend schwachen April, bewegt sich der Index auf einem Bewertungsniveau, das Enttäuschungen nicht zwingend aushalten muss.

Wer also im bullischen Lager jetzt in den Startlöchern steht, um einzusteigen oder bestehende Positionen zu erweitern, hätte trotz der grundsätzlich tadellosen chart- und markttechnischen Ausgangslage ein gegenüber „normalen“ Phasen höheres Risiko. Zumal noch offen ist, ob der am Freitag absolvierte Abrechnungstermin an der Terminbörse den bisherigen Abgabedruck intensiviert oder womöglich im Gegenteil bislang Schlimmeres verhindert hat. Was tun?

Da die vorherige Rallye jetzt das Problem aufwirft, dass sich auf dem letzten Stück der Aufwärtsbewegung keine potenziellen Supportmarken bilden konnten, bliebe nur eine Linie als taugliche Basis, um erkennen zu können, ob das bullische Lager sich effektiv zurückmeldet. Oder man nur mit einer womöglich kurzlebigen Gegenbewegung konfrontiert ist: die 20-Tage-Linie.

S&P 500: Tages-Chart vom 19.04.2024, Kurs 4.967,23 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 19.04.2024, Kurs 4.967,23 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die sehen wir in Blau im Chart auf Tagesbasis, dabei wird deutlich: Im Zuge der Hausse bis Ende Märtz fungierte dieser gleitende Durchschnitt wie eine Schiene, auf welcher der S&P 500 immer höher lief. Und dass sich kurzfristige Trader an dieser Linie orientieren, ist keine Seltenheit. Daher wäre man momentan, in dieser besonders offenen Situation, wohl am besten beraten, wenn man sich auf der Long-Seite solange bedeckt hielte, bis der Index diese am Freitag bei 5.159 Punkten verlaufende und zügig nach unten laufende Linie zurückerobert hat.