S&P 500 Prognose Rohölpreise, Inflation, Leitzins: Die Probleme fangen gerade erst an

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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Zur S&P 500

Die Zeiten des Freihandels sind wohl vorbei, und mit ihnen endet auch eine Ära des Wohlstands. Die Konsequenzen betreffen jeden von uns – auch abseits der Börse.

Handelskrieg auf allen Ebenen: Die neue Strategie der USA

Die neue US-Regierung plant allerlei Zölle, selbst die engsten Verbündeten wie Europa, Kanada, Mexiko oder Australien soll es treffen.
Das hat weitreichende Implikationen. Ich hatte bereits im letzten Jahr immer wieder darauf hingewiesen, dass die USA auch schon unter der scheidenden Regierung eine komplette Kehrtwende vollzogen haben.

China wird nicht mehr als verlässlicher Handelspartner betrachtet. Daher vollziehen die USA nichts anderes als eine vollständige Neuordnung der Lieferketten. So weit, so nachvollziehbar, denn China hat den freien Handel skrupellos ausgenutzt, die eigene Währung manipuliert, die Wirtschaft massiv subventioniert und die Welt mit Dumping-Preisen sowie gefälschter Ware überflutet. Hinzu kommt die Missachtung von geistigem Eigentum und der Diebstahl von Wissen.

Daher sind die Maßnahmen der US-Regierung gegen China nachvollziehbar. Man sollte sich eher die Frage stellen, warum man das chinesische Raubrittertum derart lange hingenommen hat … auch wir in Europa sollten uns das fragen.
Wie viele Unternehmen haben wir schutzlos untergehen lassen, wie viele Arbeitsplätze sind verloren gegangen?

Chinas Raubrittertum: Der lange Weg zur globalen Konfrontation

Weitaus weniger rational sind die geplanten Maßnahmen gegen die engsten Verbündeten, denn die schaden beiden Seiten. Dadurch werden Waren und Dienstleistungen in den USA teurer, wodurch die Kaufkraft nachlässt. Gleichzeitig schädigt es die Wirtschaft der Exporteure, also beispielsweise Deutschland.

Dass der freie Handel nach dem Zweiten Weltkrieg stetig zugenommen hat, war einer der wichtigsten Faktoren, die zum steigenden Wohlstand beigetragen haben. Die Zeiten des Freihandels könnten jedoch vorbei sein und vermutlich werden die meisten Länder dadurch ärmer werden.

Auch für die USA selbst ist es ein gefährliches Spiel, wenngleich sie auch die besten Karten haben. Denn die USA sind inzwischen zu einer weitgehenden Autarkie (Selbstversorgung) imstande.
Man besitzt einen gigantischen Binnenmarkt und hat die Möglichkeit, sich selbst mit Lebensmitteln und Energie zu versorgen. Daher könnte man als Gewinner vom Tisch gehen. Nicht in absoluten Maßstäben, aber relativ betrachtet.

In diesem Spiel gibt es nur Verlierer

Hinzu kommen die neuen US-Sanktionen gegen russische Öltanker. Betroffen sind 143 Schiffe, über die im vergangenen Jahr 530 Millionen Barrel Rohöl abgewickelt wurden.

Sollten die Chinesen, die bisher einen Großteil des Öls gekauft haben, die Sanktionen nicht einfach ignorieren, hat Russland ein ernstzunehmendes Absatzproblem. Es gibt keine anderen Käufer, die derartige Mengen abnehmen könnten und auch willens sind.

Brent Crude Oil: Chart vom 13.01.2025, Kurs: 81,00 USD - Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 13.01.2025, Kurs: 81,00 USD – Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Das führt dazu, dass das weltweite Angebot an Rohöl sinkt, und dementsprechend steigen die Preise. Daher ist der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent innerhalb von zweieinhalb Wochen um etwa 10 Dollar gestiegen.

Zölle und ein höherer Ölpreis befeuern die Inflation, was wiederum die Notenbank dazu zwingen könnte, die Zinsen nicht zu senken. Hinzu kommen die negativen wirtschaftlichen Folgen von Zöllen und der Inflation.

S&P 500 Index: Chart vom 13.01.2025, Kurs: 5.827 Punkte - Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 13.01.2025, Kurs: 5.827 Punkte – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Für die Börse sind das keine guten Nachrichten, denn bisher wurde eine deutliche Senkung der Zinsen in Europa und den USA sowie eine halbwegs solide Konjunktur erwartet. Jetzt steht das alles zur Disposition und dementsprechend kommt es in den letzten Tagen auch zu einem spürbaren Abgabedruck.

Die Rallye könnte ihr finales Ende gefunden haben und eine Sache dürfte feststehen: Ab jetzt wird das Fahrwasser ruppiger.

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Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Der marktbreite US-Index S&P 500 verteidigte am ersten Handelstag des Jahres eine immens wichtige Unterstützung. Das ist zwar im Prinzip gut. Nicht gut ist indes, dass er sie gestern überhaupt verteidigen musste, denn damit startete das Jahr gleich mal in die falsche Richtung.

Es springt einem beim Blick auf den Chart auf Tagesbasis sofort ins Auge: Der Kurssprung nach der US-Wahl hat dem S&P 500 zwar neue Rekordhochs eingebracht. Aber das, was sich seither im Chartbild entwickelt hat, ist kein dynamischer Aufwärtstrend. Es ist eine potenzielle Toppbildungsformation in Form einer Schulter-Kopf-Schulter. Potenziell, weil sie noch nicht vollendet ist. Aber das könnte sich jederzeit ändern, denn gestern fehlte nicht viel dazu.

S&P 500 Index: Tageschart vom 02.01.2025, Kurs 5.868,55 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Tageschart vom 02.01.2025, Kurs 5.868,55 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Der S&P 500 startete mit einem im vorbörslichen Handel über die Futures aufgebauten Plus ins Jahr. Aber schon gut eine halbe Stunde nach Handelsbeginn kam Verkaufsdruck auf. Der Index drehte unterhalb seiner 50-Tage-Linie ab und rutschte ins Minus. Bis auf 5.829 Punkte ging es abwärts, bevor in den letzten zwei Handelsstunden eine Verringerung der Verluste gelang. Aber nimmt man die gesamte Handelsspanne des Tages mit ihrem Hoch bei 5.935 Punkten und diesem Tief bei 5.829 Zählern, liegt der Schlusskurs eben doch deutlich näher am Tagestief. Und nahe an einer Linie, die der Index besser nicht unterbieten sollte.

Expertenmeinung: Der Blick auf den S&P 500 auf Monatsbasis zeigt, dass der Dezember ein negativer Monat war. Der marktbreite Index drehte nur wenig unterhalb der oberen Begrenzung des Anfang 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals nach unten und ist auf Monatsbasis immer noch überkauft. Die untere Begrenzungslinie dieses Trendkanals wartet um 4.600 Punkte, dort verläuft auch die 1.000-Tage-Linie. Und da jedem klar ist, dass grundsätzlich beide Seiten eines Trendkanals angesteuert werden können und meist auch werden, ist das ein Chartbild, dass so manchen Bullen dazu animiert, bei seiner Kletterpartie besser nicht nach unten zu sehen.

S&P 500 Index: Monatschart vom 02.01.2025, Kurs 5.868,55 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Monatschart vom 02.01.2025, Kurs 5.868,55 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Was aber dann leicht passieren kann, wenn man ein erstes, kleines Stück abrutscht und dadurch erkennt, dass der Untergrund offenbar weniger stabil ist, als man dachte. Und ein solches Abrutschen wäre gegeben, wenn der S&P 500 das Dezember-Verlaufstief bei 5.832 Punkten, das Tief des Abverkaufs nach der US-Notenbankentscheidung, auf Schlusskursbasis unterbietet. Was gestern um ein Haar passiert wäre.

Zwar ist es durch die Käufe Richtung Handelsende erst einmal doch nicht passiert. Aber dass überhaupt so schnell nach einer Eröffnung mit steigenden Kursen Druck aufkam und der erst an dieser Linie aufgefangen werden konnte, ist natürlich ein Signal, das für Nervosität sorgt. Zumal: Fiele diese Linie, wäre nicht nur zu erwarten, dass der S&P 500 bis 5.783 Punkte weiter abrutscht und damit das „Trump Gap“ schließt, was erheblich auf den Optimismus drücken dürfte. Damit wäre eben auch diese Schulter-Kopf-Schulter-Formation vollendet und ein markant bärisches Signal entstanden.

Dass das bullische Lager das erkennt und um jeden Preis vermeiden will, war gestern zwar zu sehen. Aber dass es nicht für einen überzeugenden Turnaround zurück ins Plus reichte, stellt die Frage in den Raum, ob die Bullen nicht nur wollen, sondern auch können!

Der S&P 500 hat ebenso wie Dow Jones und Nasdaq 100 am Mittwoch drastische Verluste hinnehmen müssen. Ein Minus von 2,95 Prozent tilgte den Gewinn eines ganzen Monats binnen zwei Stunden. „Schuld“ sei die US-Notenbank, hieß es. Ist das so?

Eigentlich hat die US-Notenbank am Mittwochabend nichts verkündet, das hätte überraschen dürfen. Trotzdem sackten die US-Indizes erheblich weg. Es scheint, dass viele Akteure zu oft bei Warnsignalen weggeschaut haben. Zudem dürfte der Verfalltermin übermorgen eine Rolle gespielt haben. Die Frage ist: Liegt das Kind jetzt im Brunnen? War es das mit dem Gipfelsturm? Zunächst der Blick auf die charttechnische Lage:

Der S&P 500 ist durch dieses drastische Minus, das eine Phase trügerischer Ruhe ablöste, zwar heftig angezählt, aber noch nicht K.O. Er ist dadurch zwar aus seinem seit August laufenden, keilförmigen Aufwärtstrend herausgefallen. Aber noch ist ein symbolischer Level nicht unterboten: das „Trump-Gap“.

Diese Kurslücke, die am Tag nach der US-Wahl entstand, reicht von 5.783 bis 5.865 Punkte. Erst, wenn diese Lücke geschlossen würde und der Index dann weiter abrutscht, dieses „Gap-Closing“ also nicht als Gelegenheit zum Zukauf gesehen und genutzt wird, brennt hier richtig etwas an. Wenn wir uns allerdings ansehen, wo der S&P 500 am Mittwochabend aus dem Handel ging, wird klar: Der Spielraum, bis man beginnt, in diese Kurslücke hineinzurutschen, liegt bei sieben Punkten oder, um es nüchtern zu sagen, quasi bei null. Problem dabei:

Den meisten Akteuren, vor allem aber den großen Adressen, ist völlig klar, dass der S&P 500 überkauft war, zu teuer bewertet und man sich in Sachen „Trumponomics“ einfach die potenziellen Rosinen als Kaufargument herausgepickt hat, während man die damit einhergehenden Risiken ignorierte. Das könnte man der US-Notenbank vorwerfen: Dass sie mit ihren Projektionen eben diese Risiken in Erinnerung brachte. Was indes nur richtig ist. Was war da passiert?

S&P 500 Index: Chart vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Chart auf Monatsbasis, S&P 500 Index: Chart vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Expertenmeinung: In Bezug auf den Leitzins erst einmal gar nichts. Der wurde wie erwartet um einen Viertelpunkt gesenkt. Und zudem hieß es vorher, am Markt habe man längst realisiert, dass die „Fed“ im Januar dann erst einmal nicht weiter senken, sondern abwarten wird, was sich nach der Amtsübernahme des neuen Präsidenten tut. Soweit, so harmlos.

Was offenbar wie ein nasses Handtuch ins Antlitz schlummernder Bullen wirkte, waren die neuen Projektionen in Sachen Wachstum, Arbeitsmarkt, Inflation und Leitzinsen. Alle Vierteljahre werden die aktualisiert. Und da lag dann der Stein des Anstoßes: Zuletzt hatte die Notenbank angedeutet, dass der Leitzins Ende 2025 um ein Prozent unter dem zum Jahresende 2024 liegen würde. Jetzt hat man diesen Ausblick auf die eigenen Entscheidungen deutlich verändert:

Die Leitzins-Projektion liegt nur noch einen halben Punkt tiefer, sprich man rechnet bei der US-Notenbank selbst jetzt nur noch mit zwei Senkungen um 0,25 Prozent im neuen Jahr statt wie im September noch mit vier. Das wiederum ist eine Reaktion darauf, dass man die Inflationsrate nicht mehr wie im September bei 2,1 Prozent per Ende 2025 sieht, sondern bei 2,5 Prozent. Aber wie kann das die Marktteilnehmer derart unerwartet treffen?

Man hat doch sehen können, dass die Inflation 2024 weniger deutlich zurückging als gedacht, vor allem in der Kernrate will es nicht richtig abwärts gehen. Man hat doch sehen können, dass die Löhne stärker stiegen als erwartet, was die Inflation fördert. Man weiß doch, welche Pläne Donald Trump mit der US-Wirtschaft hat und dass das ein potenzielles Glutnest für eine aufflammende Inflation ist. Nichts davon ist hinterrücks hinter irgendwelchen Vorhängen hervorgezaubert worden … und trotzdem ein derart massives Minus?

Sicherlich gab es da viele, die all das, was man hätte sehen können und müssen, einfach nicht sehen wollten. Aber trotzdem überrascht es, dass so viele überrascht waren. Wenn sie es denn waren. Denn es kann sehr gut sein, dass dieser Abverkauf nur deswegen so extrem ausfiel, weil schon morgen die große Abrechnung an der Terminbörse stattfindet. Da geht es um Milliardensummen, die verdient werden, wenn die Kurse auf dem Level in die Abrechnung laufen, auf dem man sie erwartet bzw. braucht. Aber sie können auch verloren werden, wenn es anders kommt.

Es ist möglich, dass die Abwärts-Reaktion direkt nach der Vorlage der Entscheidung und der Projektionen so deutlich war, dass große Adressen am Terminmarkt bei der Frage „fight oder flight“ die Flucht gewählt haben und long ausgerichtete Positionen glattgestellt oder durch Short-Trades gehedgt haben. Das hieße: Möglich, dass sich der S&P 500 schnell wieder fängt. Aber Vorsicht:

Möglich ist es, sicher ist es nicht im Geringsten. Denn man sollte im Hinterkopf haben, dass die großen Spieler am Markt ganz genau wissen, dass der S&P 500 eine historisch brandgefährlich hohe Bewertung erreicht hat, nahe am oberen Ende des 2020er-Aufwärtstrendkanals war und sogar auf Monatsbasis markttechnisch überkauft ist. Es ist daher möglich, dass viele nur mit optimal hohen Kursen in den Jahresultimo kommen und dann zügig Kasse machen wollten. Und bei dieser brenzligen Situation kann es sein, dass man sich jetzt anders entscheidet und sich sagt: Lieber nehme ich die Gewinne mit, solange sie noch da sind. Was wiederum bedeutet: Die Sache mit „fight or flight“ ist noch nicht vorbei … und dieser Index ist auf einmal ein heißes Eisen.

S&P 500 Index: Chart vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart auf Tagesbasis vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Vor einem Jahr lag der Schnitt der 2024er-Kursziele, die die Analysten für den S&P 500 abgaben, bei 4.900 Punkten: Viel traute man dem Index nicht zu. Wir wissen: Damit lag man falsch. Aber was genau hat sich anders entwickelt … und wie weit kann das den Index tragen?

Goldman Sachs und Morgan Stanley sehen den S&P 500 beide Ende 2025 bei 6.500 Punkten. 6.100 hatte er bereits am Freitag intraday erreicht, da wären also noch 400 Punkte Spiel … für knapp 13 Monate. Dabei erwartet Goldman Sachs einen Anstieg der Unternehmensgewinne von im Schnitt elf Prozent. Wieso soll der marktbreite S&P 500-Index weniger stark steigen als die Unternehmensgewinne? Die Antwort auf diese Frage führt zum einen zu dem Grund, warum die Experten vor einem Jahr zu niedrig gezielt haben. Und zum anderen zu einem Problem, das die Bullen hier momentan haben.

Denn laut der jüngsten Daten sind die Gewinne der US-Unternehmen im Schnitt im dritten Quartal nicht gestiegen. Für das zweite Quartal 2024 kam man auf +3,5 Prozent, aber für das erste auf -2,7 Prozent. Da geht also nahezu nichts vorwärts. Das betrifft große Unternehmen, wie sie im S&P 500 gelistet sind, zwar weniger. Aber dennoch ist der Index schneller gestiegen als die Gewinne, so dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) des Index auf Basis der 2024er-Gewinnschätzungen der Analysten bei sehr untypisch hohen 25,15 liegt. Vor einem Jahr lag die Bewertung noch bei 21,75. Und nimmt man die Zahlen der tatsächlich bereits vorliegenden letzten vier Quartale für die Berechnung des Gewinns, käme der Index jetzt auf ein KGV von 31. Selbst kurz vor dem Platzen der Internetblase im Frühjahr 2000 lag der S&P 500 nicht höher.

Das ist der Grund, warum die sonst immer so bullischen Analysten vorsichtig sind. Denn ja, das reine Wirtschaftswachstum war viel stärker als gedacht. Und die Anleger haben das im Aktienmarkt umgesetzt. Aber sie haben dabei Unternehmen mit stark steigenden Gewinnen noch stärker nach oben gezogen als die Gewinne zulegten, die Schwachen aber weniger stark verkauft. Das war nicht absehbar, deswegen lagen die Experten Ende 2023 mit ihren Schätzungen so sehr falsch. Aber die Bewertung des Index ist dadurch in die glühend rote Zone vorgestoßen. Was hieße: Rein fundamental ist der S&P 500 an „oben“ bereits vorbeigesaust. Aber was folgt daraus – dass es ab jetzt nur noch bergab gehen kann?

Expertenmeinung: Nicht zwingend. Ja, das Risiko ist mittlerweile immens. Aber letztlich zählt ja am Aktienmarkt nie die Realität. Es zählt, was diejenigen, die weiter kaufen, für real halten wollen. Und die Käufer dürften großenteils davon ausgehen, dass die anstehende Trump-Administration Wunder bewirken wird, dergestalt, dass eine US-Wirtschaft, die ohnehin schon, wenngleich auf Schuldenbasis und auf Kosten der kleineren Unternehmen, Wasser in Wein verwandelt hat, den Wein jetzt in Champagner verwandeln wird. Damit kann der Index nur in drei Fällen kippen:

Erstens, wenn die Realität diesen Träumen den Teppich unter den Füßen wegzieht, weil es eben nicht so läuft wie gedacht. Was durchaus wahrscheinlich ist, sich aber nicht vor dem Frühjahr manifestieren könnte. Bis dahin hätten die Bullen also noch Zeit.

Zweitens, wenn mehr potenzielle Verkäufer als gedacht auf ihre Chance warten, zu Rekordkursen Kasse machen zu können und dann, wenn sie sehen, dass den Bullen das Geld ausgeht, zuschlagen … damit dieses bullische Lager verunsichern und so ebenso zum Ausstieg bringen.

Und drittens, wenn Handelsprogramme und rein technisch agierende Trader einen Punkt erreicht sehen, wo der Index chart- und markttechnisch „oben“ wäre. Und Aspekt Nummer 3 sollte man jetzt im Auge behalten, denn:

S&P 500: Monats-Chart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Im langfristigen Bild auf Monatsbasis wäre der S&P 500 zwar schon markttechnisch überkauft. Aber er hätte noch ein bisschen Luft bis an die obere Begrenzung des Anfang 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals. Dessen obere Begrenzung liegt in diesem Monat bei 6.270, im Januar dann um 6.310 Punkte. Ein bisschen Luft. Und da ist durchaus fraglich, ob alle meinen, bis auf den letzten Punkt bis zur Begrenzungslinie noch einstiegen zu müssen. Wenn genug Trader diese Hürde sehen, kann es gut sein, dass die Käufe schon etwas tiefer abebben und die Verkäufe dann auch schon vor der Linie einsetzen.

Im Chart auf Tagesbasis wirkt das Bild noch „geordnet“. Der Index läuft wie auf einer Treppe nach oben, vorherige Hochs dienen als effektive Unterstützung. Und die Markttechnik ist überkauft, aber noch nicht massiv heißgelaufen, dafür fehlt es am letzten, großen Impuls durch die Käufer. Eigentlich.

S&P 500: Tages-Chart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Doch ebenso, wie eine Aufwärtswende nicht zwingend den finalen Selloff braucht, ist auch ein solcher „Buyout“ nicht zwingend. Und es gibt genug Faktoren, die den S&P 500 bereits jetzt in der Region „oben“ sehen, dass man hier tunlichst wie auf Eiern laufen sollte, falls man hier eine Trading-Position hält.

Der S&P 500 stieg seit August in Wellen, dadurch entstanden zahlreiche Unterstützungen, so dass der Index gut unterfüttert wirkt. Aber ein Blick auf den Wochenchart zeigt, wie gewaltig er in den letzten 12 Monaten gestiegen ist. Da dürfen sich die Bullen keinen Fehltritt erlauben.

Auf Wochenbasis zeigt der Chart, dass beim marktbreiten S&P 500 nicht wirklich etwas anbrennt, solange er nicht unter 5.650/5.670 Punkte fällt. Das ist der Bereich des alten Rekordhochs vom Juli, des August-Hochs und der 100-Tage-Linie. Knapp darüber startete vor zwei Wochen die Trump-Rallye, solange die nicht abverkauft ist, bleibt der Weg nach oben frei. Allerdings:

S&P 500: Wochen-Chart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochenchart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

So wirklich viel Luft wäre ja nicht gerade bis dort hinunter. 4,5 Prozent, das ist nicht unbedingt viel, wenn die Lage wackliger wird. Da sollte man es besser gar nicht darauf ankommen lassen, zumal der Index zwar bislang nur einen Mini-Rücksetzer nach dem jüngsten Rekordhoch (6.017,31 Punkte am 11.11.) vollzogen hat, aber ein kleines Island-Reversal, sprich eine Insel-Umkehrformation droht, wenn der den Support bei 5.860/5.880 Punkte brechen sollte. Den die Bullen zwar seit vier Tagen erfolgreich verteidigen, sich aber andererseits bislang auch nicht davon lösen können. Da wären „good news“ höchst hilfreich. Aber kommen die auch?

Expertenmeinung: Die Saison der Quartalsbilanzen ist eigentlich längst um, aber es gibt Nachzügler. Nämlich diejenigen Unternehmen, die ein um einen Monat zum Kalender nach hinten verschobenes Geschäftsjahr haben. Das sind die meisten Einzelhändler, aber auch ein paar Technologieunternehmen, allen voran Nvidia. Starke Ergebnisse von diesem Super-Schwergewicht könnten den Bullen aus ihrer kleinen Klemme helfen. Aber allzu stark war es nicht, was da nach US-Handelsende kam, denn just gestern meldete Nvidia die Zahlen.

S&P 500: Tages-Chart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die zwar die offiziellen Analysten-Erwartungen übertrafen, aber die Aktie präsentierte sich nachbörslich trotzdem eher wacklig, denn natürlich gibt es die „Whisper Numbers“, also das, was die Analysten und Trader wirklich erwartet haben. Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich die Aktie im regulären Handel heute präsentiert. Das könnte darüber entscheiden, ob der S&P 500 in den Bereich 5.650/5.670 zurücksetzt und den Bullen damit einen „Stresstest“ verpasst oder die Mini-Korrektur eine Mini-Korrektur bleibt und der Index an und über das jüngste Hoch läuft. Das … und ein anderer Faktor.

Bislang haben die Nominierungen des designierten US-Präsidenten für viele hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Aber für die Börse ist vor allem ein Ministerposten entscheidend: der des Finanzministers. Und dazu hat sich Donald Trump bislang noch nicht geäußert. Je nachdem, wer da auf den Posten kommen soll, wird der Markt urteilen, ob die teilweise eher waghalsig wirkenden, anderen Nominierungen kompensiert und trotzdem eine für die US-Wirtschaft günstige Politik zu erwarten ist – oder nicht. Wenn die Marktteilnehmer diese Nominierung nicht gutheißen, kann wohl nichts den S&P 500 von einem Test dieser Supportzone 5.650/5.670 Punkte abhalten. Und der Name könnte nun jederzeit fallen, so gesehen hängt über diesem bislang weiterhin robust wirkenden Index ein Damoklesschwert, dass die Bullen nur anstarren, aber nicht beeinflussen können. Der Weg hinauf in neue Höhen ist damit unsicherer, als ein erster Blick das vermuten ließe.

Die letzte Woche brachte neue Rekorde, die Analysten kommen mit dem Nachziehen der Kursziele für den S&P 500-Index gar nicht mehr nach. Und jetzt könnte er sogar nach oben überschießen und dabei die 6.000er-Marke angehen. Aber ob man sich das wünschen sollte?

Im übergeordneten Trendkanal, ausgehend vom 2020er Corona Crash-Tief, wäre für den S&P 500 noch gut Luft nach oben, da verläuft die obere Begrenzung derzeit bei ca. 6.180 Punkten. Und dass dieser marktbreite US-Index im August und September beide Male kräftige Verluste am Monatsende in ein Plus verwandelte, unterstreicht: Die Bullen wollen mehr. Was indes allein für sich genommen kein Argument ist, denn sie wollen natürlich immer mehr. Ob sie es auch bekommen, steht auf einem anderen Blatt. Vor allem auf dem der Charttechnik.

S&P 500 Index: Wochenchart vom 11.10.2024, Kurs 5.815,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Denn ja, dieser 2020er-Trendkanal würde noch Spielraum nach oben bieten. Aber nur dieser. Wechseln wir auf die Ebene der Tagesbasis, so sehen wir, dass der Index jetzt zum einen am oberen Ende eines vom April ausgehenden Trendkanals und zum anderen am oberen Ende einer vom August-Tief ausgehenden Keilformation notiert. Aber der S&P 500 ist aus Sicht der Markttechnik noch nicht heißgelaufen, hinzu kommt, dass er Anfang des Monats genau nach oben drehte, wo er musste, um die bullische Grundausrichtung auch auf kurzfristiger Ebene zu erhalten: über den Hochs der Monate Juli und August bei 5.652/5.670 Punkten.

Ein Ausbruch über diese Marken in Richtung der runden 6.000 wäre also grundsätzlich drin und würde zunächst trendintensivierend wirken. Die Frage ist aber, ob die Chance, dass er sich dann auf diesem Level hält höher ist als das Risiko, dass ein solches Überschießen Gewinnmitnahmen auslöst, die sich dann womöglich zu einer größeren Korrektur auswachsen.

Expertenmeinung: Die Antwort liegt, wie letzten Endes ja immer, in den Köpfen der Trader. Wissen die meisten von ihnen, dass sie auf dünnem Eis tanzen, was heißen würde, dass viele derjenigen, die aktuell auf der bullischen Welle surfen, dennoch immer einen Finger über dem „Sell-Button“ haben? Oder ist man derzeit derart sorglos, dass selbst große Adressen nicht mal an Gewinnmitnahmen denken?

Das hängt davon ab, ob die Parole, die momentan die Käufer anfeuern soll, wirklich so geglaubt wird: Dass das, worauf man seit einem Jahr hin nonstop vorgekauft hat, gar nicht so wichtig ist, nämlich zügig sinkende Leitzinsen. Das Argument: Da die Wirtschaft weiter wächst, die Inflation aber nicht zu stark zulegt, werden die Leitzinsen zwar nicht schnell sinken, das wäre aber angesichts des ordentlichen Wachstums nicht nötig, die Gewinne der Unternehmen steigen auch so. Ist das so?

Das ist deswegen nicht ganz „ohne“, weil der Index deutlich schneller stieg als die Unternehmensgewinne. Heute steht der S&P 500 über 40 Prozent höher als Ende Oktober 2023. Und noch liegt der kumulierte Gewinn der im S&P 500 gelisteten Unternehmen unter dem bisherigen Rekord von Ende 2021. Was zur Folge hat, dass der Index mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 24,7 auf Basis der Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende Jahr und von 29 auf Basis der gemeldeten Gewinne der letzten vier Quartale extrem teuer bewertet ist.

Wer das weiß und mit Blick auf die Historie entsprechend ernst nimmt, hätte den besagten Finger über der Verkaufstaste. Dann würde ein „Overshooting“, das dann auch die Markttechnik in die überkaufte Zone befördern würde, mit recht hoher Wahrscheinlichkeit der Auslöser für Verkäufe – sofern der Index nicht bereits an den aktuellen Widerständen abdrehen sollte. Wenn aber die große Masse entweder der Ansicht ist, hohe Zinsen und eine moderat zu hohe Inflation seien ein perfektes Hausse-Umfeld oder aber sich gar nicht erst um irgendwelche Rahmenbedingungen schert, wären die 6.000 Punkte für die kommenden Wochen kein utopisches Ziel. Was tun?

Da man nicht weiß, was in wie vielen Akteuren vorgeht, bleibt nur, auf Fakten zu reagieren. Was hieße: Aktuell ist die Zone 5.652/5.670 Punkte der Schlüssel-Support, der halten muss. Geht der S&P 500 über diesen Kreuzwiderstand aus den oberen Begrenzungen des April-Trendkanals und des August-Keils, die jetzt erreicht sind, ist diese aktuell bei 5.810/5.830 Punkten und leicht ansteigende Zone der Bereich, unter den man seinen Stop Loss Long nachziehen sollte.

S&P 500 Index:  Tageschart vom 11.10.2024, Kurs 5.815,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX