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Der Kauf („Long“) einer Verkaufsoption („Put“) kann zwei unterschiedlichen Zwecken dienen:
- Dem Schutz eines Depots. Diese Variante, die wir „Married Put“ nennen, haben wir bereits in unserem Artikel Married Put – Mit einem gekauften Put das Depot schützen abgedeckt.
- Der Spekulation auf einen stark fallenden Basiswert (z.B. eine Aktie). Die Funktionsweise und die Vorteile und Nachteile der Strategie Long Put erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
- Aufbau des Long Puts
- Prinzip des Long Puts
- Für wen ist der Long Put geeignet?
- Wann sollte ein Long Put eingegangen werden?
- Wo liegt Ihre Gewinnschwelle bei einem Long Put?
- Was ist Ihr maximaler potenzieller Gewinn bei einem Long Call?
- Was ist Ihr maximaler potenzieller Verlust bei einem Long Put?
- Was sind die Margin Anforderungen bei einem Long Put?
- Wie wirkt sich die Zeit auf die Position bei einem Long Put aus?
- Was ist der Einfluss der impliziten Volatilität bei einem Long Put?
- Ausübung der Optionen bei einem Long Put
- Die Vor- und Nachteile des Long Puts auf den Punkt gebracht
- Tipp: Puts tief im Geld und langer Laufzeit kaufen, um Aktien 1 zu 1 und mit begrenztem Risiko zu „shorten“
Aufbau des Long Puts
Diese Strategie besteht aus dem einfachen Kauf einer Put Option. Je nach strategischer Ausrichtung, kann die Option „aus dem Geld“ (der Basispreis des Puts liegt unter dem aktuellen Aktienkurs), „am Geld“ (der Basispreis des Puts liegt nah am aktuellen Aktienkurs) oder „im Geld“ (der Basispreis des Puts liegt über dem aktuellen Aktienkurs) gewählt werden. Auch bei der Wahl der Laufzeit des Puts gibt es keine Einschränkung, wobei längere Laufzeiten von mindestens 6 Monaten zu bevorzugen sind, wie wir gleich zeigen werden.
Performanceprofil eines Long Puts mit Basispreis (Strike) A
Prinzip des Long Puts
Wenn Sie einen Long Put eröffnen, haben Sie das Recht, aber nicht die Verpflichtung, den zugrundeliegenden Basiswert (Aktie oder Index z.B.) zu verkaufen, wenn Sie die Option ausüben. Je gehandeltem Kontrakt werden im Falle einer Ausübung in der Regel 100 Aktien in Ihrem Depot verkauft. Wenn Sie diese 100 Aktien im Vorfeld gar nicht besessen haben, werden sie leerverkauft. Der Leerverkauf würde zu einem Kurs erfolgen, der dem Basispreis des Puts entspricht. Der Vorteil dieses Rechts ist, dass Sie z.B. eine Aktie zu einem höheren Kurs verkaufen können, als der gegenwärtige Kurs der Aktie ist. Kaufen Sie nach der Ausübung die Aktie zu einem niedrigeren Kurs zurück, realisieren Sie einen Gewinn. Je mehr die Aktie fällt, desto größer wird der Gewinn.
Normalerweise machen nur wenige Anleger von diesem Recht Gebrauch. Notiert der Long Put im Gewinn, wird er in der Regel mit Gewinn glattgestellt, also verkauft, und nicht ausgeübt.
Anhand des Performanceprofils eines Long Puts ist die Funktionsweise dieser Strategie einfach zu verstehen. Der bezahlte Betrag für den Put ist der maximale mögliche Verlust, der dementsprechend begrenzt ist. Der potenzielle Gewinn ist insofern begrenzt, dass eine Aktie nicht tiefer als null fallen kann. Allerdings reicht es nicht, dass der Aktienkurs unter den Basispreis A des Puts fällt, um zum Verfallsdatum einen Gewinn zu erzielen. Die Gewinnschwelle befindet sich, aufgrund der Kosten des Puts, die zuerst wettgemacht werden müssen, tiefer.
Während seiner Laufzeit kann sich der Long Put gewinnbringend entwickeln, wenn sich die Aktie dynamisch abwärts bewegt. In diesem Fall kann es reichen, dass sich die Aktie dem Basispreis A des Puts nur nähert, um schnell einen Buchgewinn zu erzielen.
Meine persönlichen Tipps für den Handel von Long Puts
- Ich würde bei einem Long Put empfehlen, den Basispreis A nah am Geld auszuwählen. Je weiter der Basispreis vom aktuellen Aktienkurs entfernt ist, desto geringer ist Ihre Gewinnwahrscheinlichkeit. Zwar ist dann die Hebelwirkung höher, aber was bringt Ihnen ein hoher Hebel, wenn Sie z.B. nur eine 16%ige Chance haben (was schätzungsweise der Wert für einen Put mit Delta 16 wäre), einen Gewinn mit dem Trade zu realisieren?
- Bevorzugen Sie lange Laufzeiten, da Optionen in den letzten 90 Tagen vor ihrem Verfallsdatum schneller an Wert verlieren. Dieser Zeitwertverlust ist für Sie als Käufer der Option ein klarer Nachteil. Siehe dazu auch unseren Artikel zum Thema Zeitwertverfall. Ich würde mindestens 6 Monate als Laufzeit in Betracht ziehen, um dem Trade genügend Zeit zu geben, sich gewinnbringend zu entfalten.
- Bevorzugen Sie Aktien, von denen Sie ausgehen, dass sie sich schnell abwärts bewegen werden und die sich bereits in einem übergeordneten Abwärtstrend befinden.
- Vermeiden Sie Aktien mit hoher impliziter Volatilität. Die dazugehörigen Optionen sind in solchen Fällen dementsprechend sehr teuer. Viele Anleger kaufen Put Optionen, wenn bereits Panik am Markt herrscht und wenn Aktien und Indizes bereits stark gefallen sind. Das ist für einen Einstieg ein sehr schlechter Zeitpunkt, denn die Put Optionen sind in diesem Fall extrem kostspielig. Wenn die Lage sich dann beruhigt und die implizite Volatilität wieder fällt, verbilligen sich die Put Optionen in der Regel massiv, was zu einem Verlust-Trade führen kann.
Für wen ist der Long Put geeignet?
Diese Strategie erfordert nur wenigErfahrung im Optionshandel. Der Long Put kann schnell und einfach eröffnet werden. Dennoch erfordert er eine gewisse Expertise in folgenden Bereichen:
- Einschätzung des Abwärtspotenzials des zugrundeliegenden Basiswertes
- Richtiges Timing beim Einstieg
Wann sollte ein Long Put eingegangen werden?
Sie eröffnen einen Long Put, wenn Sie davon ausgehen, dass die zugrundeliegende Aktie schnell und stark fallen wird. Idealerweise erfolgt der Einstieg zu einem Zeitpunkt, an dem die zugrundeliegende Aktie eine niedrige implizite Volatilität aufweist. Dadurch sind die Optionen günstiger und der bezahlte Betrag für den Put fällt geringer aus. Steigt im Nachhinein diese implizite Volatilität, würde der Long Put auf jeden Fall davon profitieren. Es ist so, dass die implizite Volatilität in der Regel steigt, wenn eine Aktie fällt. Der Long Put profitiert in diesem Fall doppelt: vom fallenden Aktienkurs und von der steigenden Volatilität.
Beispiel
Betrachten wir als Beispiel die Aktie von Exxon Mobil, die zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bei ca. 62$ notiert. Ein Put mit einer Laufzeit von 122 Tagen und einem Basispreis bei 60$ würde rund 340$ kosten. Mit einer Kontraktgröße von 100, wird er in der Handelsplattform zu 3,40$ gehandelt. Er weist ein Delta von ca. 0,42 auf. Das bedeutet, dass wenn sich die Aktie um 1$ bewegt, der Put sich um 0,42$ bewegt.
Angenommen die Aktie fällt innerhalb von wenigen Tagen um 4$ auf 58$. Der Put würde sich allein aufgrund der Kursbewegung auf mindestens 3,40$ + (4 x 0,42$) = 5,08$ verteuern. Aufgrund der steigenden impliziten Volatilität würde er sicherlich noch höher notieren. Der Optionskäufer könnte also seinen Put, für den er ursprünglich nur 340$ gezahlt hat, zu mindestens 508$ verkaufen. Rendite: 49,4%.
Wenn er stattdessen entscheidet, den Put auszuüben, würde die Aktie durch den Ausübungsprozess zu 60$ leerverkauft werden und der Optionskäufer könnte sie zu 58$ sofort zurückkaufen. Er macht damit einen Gewinn von 200$, muss aber die Kosten des Puts von 340$ davon abziehen, so dass er einen Verlust von 140$ erleidet! Das ist u.a. der Grund, warum während seiner Laufzeit ein Put so gut wie nie vorzeitig ausgeübt wird. Solange der Put Zeitwert aufweist, ist es wirtschaftlich sinnvoller, den Put zu verkaufen, statt ihn auszuüben.
Wo liegt Ihre Gewinnschwelle bei einem Long Put?
Die Strategie Long Put macht sich bezahlt, wenn der Aktienkurs beim Verfall unter dem Basispreis A der gekauften Put Option abzüglich des Kaufkurses des Puts liegt.
Gewinnschwelle = Basispreis des Puts – Kaufkurs des Puts
Was ist Ihr maximaler potenzieller Gewinn bei einem Long Call?
Ihr potenzieller maximaler Gewinn ist begrenzt und wird am Ende der Laufzeit so ermittelt:
Gewinn = (Differenz zwischen Aktienkurs und Basispreis – Kaufkurs des Puts) x 100
Ein Long Put muss nicht bis zum Ende der Laufzeit der Option gehalten werden. Sie können die Position vorzeitig glattstellen und die Gewinne (oder die Verluste) mitnehmen.
Was ist Ihr maximaler potenzieller Verlust bei einem Long Put?
Ihr maximaler potenzieller Verlust ist auf den bezahlten Betrag bei Eröffnung des Long Puts beschränkt.
Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass der Aktienkurs zum Verfallsdatum über dem Basispreis A liegt. In diesem Fall verfällt der Put wertlos, und der entstandene Verlust ist lediglich der anfängliche Aufwand für die Position.
Was sind die Margin Anforderungen bei einem Long Put?
Die Margin-Anforderung je Kontrakt entspricht dem bezahlten Betrag bei Eröffnung des Long Puts.
Wie wirkt sich die Zeit auf die Position bei einem Long Put aus?
Der Lauf der Zeit schadet der Position. Bei dieser Strategie wird darauf gesetzt, dass eine Aktie in einem gewissen Zeitraum fallen muss. Der Long Put ist also ein Wettrennen gegen die Zeit. Wenn der Put bis zum Verfallsdatum gehalten wird, muss die Aktie die Gewinnschwelle unterschritten haben, sonst entsteht ein Verlust.
Was ist der Einfluss der impliziten Volatilität bei einem Long Put?
Der Einfluss der impliziten Volatilität ist bei einem Long Put wichtig. Vor dem Einstieg in einen Long Put, sollte die implizite Volatilität der zugrundeliegenden Aktie niedrig sein. Nachdem der Trade eingegangen wurde, ist eine steigende implizite Volatilität für die Position ein klarer Vorteil.
Ausübung der Optionen bei einem Long Put
Sie haben bei Optionen amerikanischer Art jederzeit das Recht, eine vorzeitige Ausübung anzustoßen. Dies ergibt in der Regel, wie bereits dargestellt, nur wenig Sinn. An dieser Stelle muss jeder Anleger den wirtschaftlichen Vorteil der Ausübung im Vergleich zum Halten oder zum einfachen Verkaufen des Puts abwägen.
Mehr zum Thema vorzeitige Ausübung von Optionen können Sie in unserem Artikel Vorzeitige Ausübung von Optionen – So reagieren Sie richtig und bleiben entspannt nachlesen.
Die Vor- und Nachteile des Long Puts auf den Punkt gebracht
Vorteile:
- Die möglichen Renditen eines Long Puts sind sehr hoch.
- Die Position profitiert von einer steigenden impliziten Volatilität.
- Das Risiko ist begrenzt.
Nachteile:
- Die Gewinnwahrscheinlichkeit eines Long Puts liegt nie über 50%, egal welche Laufzeit und egal welchen Basispreis Sie wählen.
- Die Zeit läuft gegen Sie: Die Aktie muss in einem gewissen Zeitraum fallen, um einen Gewinn zu erzielen.
- Das Timing des Trades muss so sorgfältig gewählt werden, dass der Einstieg idealerweise bei niedriger und der Ausstieg bei hoher Volatilität erfolgen.
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Tipp: Puts tief im Geld und langer Laufzeit kaufen, um Aktien 1 zu 1 und mit begrenztem Risiko zu „shorten“
Wenn Sie einen Long Put wählen, der sehr tief im Geld liegt (z.B. mit einem Delta von mindestens 0,90) und eine lange Laufzeit aufweist, können Sie mit einem geringen Betrag fast 1 zu 1 an der Abwärtsbewegung einer Aktie partizipieren.
Bleiben wir beim Beispiel der Exxon Mobil Aktie. Ein Put mit einem Basispreis bei 90$ und einer Laufzeit von 367 Tagen weist ein Delta von rund 0,90 auf. Wenn die Exxon Mobil Aktie um 1$ fällt, steigt also der Put fast identisch um 0,90$. Dieser Put kostet schätzungsweise 3.300$ (Beispielwert). Durch die lange Laufzeit und durch die Tatsache, dass der Put tief im Geld ist, leidet Ihre Position kaum unter dem Zeitwertverfall.
Notiert die Aktie am Ende der Laufzeit z.B. bei 50$, wird der Put 40$ bzw. 4.000$ je Kontrakt wert sein. Gewinn: 700$ bzw. 21%. Die Aktie hat in diesem Szenario rund 19% an Wert verloren. Zwischen dem Put und dem Leerverkauf der Aktie sieht es auf dem ersten Blick so aus, als gäbe es zwischen beiden Strategien keinen Unterschied. Doch der Vorteil liegt in der Situation, in der der Trade nicht aufgeht und die Aktie unendlich steigt. In diesem Fall ist Ihr Verlust beim Long Put auf den Einsatz begrenzt. Bei der leerverkauften Aktie kennt das Verlustpotenzial jedoch keine Grenzen.
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