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Der „verheiratete“ Put
Wenn Sie Ihren Aktienbestand mit einem Put absichern möchten, wenden Sie die Strategie des „married Puts“ an (auf Deutsch: des „verheirateten Puts“). Sie „verheiraten“ praktisch Ihren Aktienbestand mit einer Put Option. Eine Put Option profitiert von fallenden Kursen. Verliert Ihr Aktienbestand an Wert, wird die Put Option auf die entsprechende Aktie an Wert gewinnen und die Verluste reduzieren.
Im Rahmen dieser Strategie müssen im Vorfeld einige Fragen beantwortet werden:
- Wie lange wollen Sie Ihren Aktienbestand absichern?
- Wie viel der möglichen Verluste möchten Sie mit der Put Option abdecken bzw. wettmachen?
- Wie viel Kursgewinn-Potenzial sind Sie bereit zu opfern?
Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, werden Sie in der Lage sein, die Fragen in Bezug auf die Auswahl der Put Option zu klären:
- Welches Verfallsdatum kommt für den Put in Frage?
- Welchen Basispreis (auch „Ausübungspreis“ oder auf Englisch „strike“) wählen Sie für den Put?
Den perfekten Put gibt es nicht. Bei dieser Strategie geht es darum, die Option zu finden, die am besten Ihren Wünschen anhand der oben gestellten Fragen entspricht.
Vor- und Nachteile eines gekauften Puts
Ein Vorteil des gekauften Puts ist, dass die Option deutlich an Wert gewinnen kann, wenn die zugrunde liegende Aktie tatsächlich stark fällt. Der Put profitiert nicht nur vom fallenden Kurs der Aktie, sondern auch von der steigenden impliziten Volatilität. Die implizite Volatilität bzw. die Schwankungsintensität einer Aktie nimmt in fast allen Fällen zu, wenn die Aktie fällt. So verteuert sich eine Put Option noch stärker.
Ein anderer Vorteil dieser Strategie ist psychologischer Natur. Sie werden vermutlich ruhiger schlafen können, wenn Sie wissen, dass Sie in Ihrem Depot einen festen Bestandteil halten, der von fallenden Kursen profitieren würde. Sehen Sie den gekauften Put wie eine Art Haftpflichtversicherung für Ihr Depot.
Ein Nachteil der Strategie ist allerdings auch offensichtlich: Der Put kostet etwas. Für den Kauf der Put Option müssen Sie einen Betrag zahlen. Dieser Betrag hat einen Einfluss auf die Wertentwicklung Ihres Depots. Wiederholen Sie den Kauf von Puts, sobald der vorherige Put abgelaufen ist, können diese Kosten eine erhebliche Auswirkung auf Ihre Rendite haben. An dieser Stelle kommt der Vergleich mit der Versicherung wieder zum Tragen. Sie zahlen eine „Versicherungsprämie“, um Ihr Depot gegen Katastrophen zu schützen, und verlängern diese Versicherung, sobald sie abgelaufen ist.
Gekaufte Put Optionen leiden unter dem Zeitwertverfall: Bewegt sich die zugrunde Aktie nicht in die gewünschte Richtung, wird sich der Put Tag für Tag schrittweise verbilligen.
Married Put am Beispiel der Coca-Cola Aktie
Um die Funktionsweise der Strategie zu illustrieren und den Einfluss der Auswahl-Parameter zu beleuchten, betrachten wir ein einfaches Beispiel.
Nehmen wir an, dass wir 100 Coca-Cola Aktien zu einem Einstiegskurs von 50 US-Dollar im Depot halten. Jeder Anstieg der Aktie um 1 US-Dollar erhöht den Gewinn um 100 US-Dollar und jeder Verlust der Aktie um 1 US-Dollar verringert den Wert des Aktienbestands um 100 US-Dollar.
Im Folgenden betrachten wir drei Möglichkeiten, eine Put Option zum Schutz dieses Aktienbestands zu kaufen:
Möglichkeit Nr. 1: Der Kauf einer kurzfristigen Put Option, am Geld
Es wird eine Put Option mit einem Basispreis von 50 US-Dollar („am Geld“ bedeutet hier, dass der Basispreis nah am aktuellen Aktienkurs liegt) und einer Laufzeit von 45 Tagen gekauft. Die Kosten je Kontrakt würden schätzungsweise 200 US-Dollar betragen.
Mit diesem Put ist Ihr maximaler Verlust in jedem Szenario auf maximal 200 US-Dollar begrenzt. Angenommen, die Coca-Cola Aktie würde zum Verfallsdatum des Puts auf das Jahrestief von März 2020 von 36,27 US-Dollar fallen. Ihr Aktienbestand wäre dementsprechend mit (50 – 36,27) x 100 = 1.373 US-Dollar im Minus. Ihr Put wäre jedoch 1.373 US-Dollar wert. Nach Abzug der Kosten von 200 US-Dollar sind Ihre Verluste insgesamt auf diesen Betrag von 200 US-Dollar begrenzt. Sie haben einen Großteil des Kursrutsches abgedeckt.
Einen Gewinn aus dieser Kombination Aktien und Put erzielen Sie aber erst dann, wenn die Aktie zum Verfallsdatum des Puts über 52 US-Dollar notiert. Dieser Kursanstieg ist notwendig, um die Kosten des Puts wettzumachen. Jeder Kurs zwischen 50 US-Dollar und 52 US-Dollar führt zu einem Teilverlust, der geringer ist als 200 US-Dollar.
Schematisches Performance-Profil eines kurzfristigen Puts mit Basispreis 50 US-Dollar und Laufzeit 45 Tagen, kombiniert mit 100 gekauften Aktien zum Kurs von 50 US-Dollar:
Der Verlust ist in diesem Beispiel auf 200 US-Dollar begrenzt. Der Put deckt einen Großteil der Verluste aus dem Aktienbestand ab. Über 52 US-Dollar ist die Position im Gewinn.
Möglichkeit Nr. 2: Der Kauf einer kurzfristigen Put Option, im Geld
Es wird eine Put Option mit einem Basispreis von 55 US-Dollar („im Geld“ bedeutet hier, dass der Basispreis über dem aktuellen Aktienkurs liegt) und einer Laufzeit von 45 Tagen gekauft. Die Kosten je Kontrakt würden schätzungsweise 605 US-Dollar betragen.
Mit diesem Put ist Ihr maximaler Verlust in jedem Szenario auf maximal 105 US-Dollar begrenzt. Angenommen, die Coca-Cola Aktie würde zum Verfallsdatum des Puts auf 40 US-Dollar fallen. Ihr Aktienbestand wäre dementsprechend mit (50 – 40) x 100 = 1.000 US-Dollar im Minus. Ihr Put wäre jedoch 1.500 US-Dollar wert. Nach Abzug der Kosten von 605 US-Dollar bringt der Put einen Gewinn von 895 US-Dollar. Insgesamt beläuft sich der Verlust der Position „Aktien und Put“ auf nur 105 US-Dollar, statt 1.000 US-Dollar, wenn Sie Ihre Aktien nicht geschützt hätten.
Achtung: Dieser Verlust entsteht auch, wenn die Aktie bis auf 55 US-Dollar steigt! Wenn die Aktie zum Beispiel zum Verfallsdatum auf 53 US-Dollar gestiegen ist, machen Sie mit den Aktien einen Gewinn von 300 US-Dollar. Der Put ist aber nur noch 200 US-Dollar wert und verursacht einen Verlust von 405 US-Dollar. Nach Abzug des Aktiengewinns, kommen Sie erneut auf den Verlust-Betrag von 105 US-Dollar.
Einen Gewinn aus dieser Kombination Aktien und Put erzielen Sie erst dann, wenn die Aktie zum Verfallsdatum des Puts über 56,05 US-Dollar notiert. Dieser Kursanstieg ist notwendig, um die Kosten des Puts komplett wettzumachen. Der Aktienbestand wäre in dem Fall 605 US-Dollar mehr Wert, was gerade reicht, um die Kosten des Puts, der in diesem Szenario wertlos verfällt, auszugleichen.
Schematisches Performance-Profil eines kurzfristigen Puts mit Basispreis 55 US-Dollar und Laufzeit 45 Tagen, kombiniert mit 100 gekauften Aktien zum Kurs von 50 US-Dollar:
Der Verlust ist in diesem Beispiel auf 105 US-Dollar begrenzt. Über 56,05 US-Dollar ist die Position im Gewinn.
Möglichkeit Nr. 3: Der Kauf einer langfristigen Put Option, am Geld
Es wird eine Put Option mit einem Basispreis von 50 US-Dollar und einer Laufzeit von 290 Tagen gekauft. Die Kosten je Kontrakt würden schätzungsweise 465 US-Dollar betragen.
Verglichen mit dem Put mit kurzer Laufzeit und selbem Basispreis, scheint dieser langfristige Put auf den ersten Blick eher von Nachteil zu sein:
Der maximale Verlust beträgt 465 US-Dollar gegen 200 US-Dollar mit dem kurzfristigen Put.
Einen Gewinn aus dieser Kombination Aktien und Put erzielen Sie erst dann, wenn die Aktie zum Verfallsdatum des Puts über 54,65 US-Dollar notiert, gegen 52 US-Dollar mit dem kurzfristigen Put.
Schematisches Performance-Profil eines langfristigen Puts mit Basispreis 50 US-Dollar und Laufzeit 290 Tagen, kombiniert mit 100 gekauften Aktien zum Kurs von 50 US-Dollar:
Es ist aber so, dass der kurzfristige Put nach 45 Tagen verfallen wird. Damit verfällt auch Ihr Schutz. Möchten Sie weiterhin Ihren Aktienbestand schützen, müssten Sie einen weiteren Put kaufen. Nehmen Sie erneut eine Laufzeit von 45 Tagen, würden Sie wieder Kosten von schätzungsweise 200 US-Dollar tragen müssen. Wiederholen Sie dieses Verfahren, werden Sie sehr schnell höhere Kosten haben, als wenn Sie von Anfang an den langfristigen Put gekauft hätten.
Der kurzfristige Put lohnt sich also nur, wenn Sie Ihren Aktienbestand auch nur kurzfristig absichern möchten, zum Beispiel im Hinblick auf bevorstehende Quartalsergebnisse. In dem Fall brauchen Sie eine Laufzeit für den Put, die den Termin dieser Quartalsergebnisse abdeckt.
Absicherung eines Teils des Depots
Je Put Kontrakt werden 100 Aktien abgedeckt. Wenn Sie mehr Aktien halten, z.B. 200 Aktien, können Sie sich dafür entscheiden, nur einen Teil des Depots abzusichern, indem Sie zum Beispiel nur 1 Put Kontrakt kaufen. Die Vorteile dieser Methode sind, dass die Kosten der Absicherung geringer sind und dass Sie über ein höheres Gewinnpotenzial mit Ihren Aktien verfügen. Der Nachteil ist natürlich, dass Sie den eventuellen Kursrutsch Ihrer Aktien nur zum Teil abdecken.
Absicherung von mehreren unterschiedlichen Aktien
Möchten Sie nicht nur eine Aktie absichern, sondern ein ganzes Depot mit unterschiedlichen Aktien, kann sich ein Put auf einen Index lohnen. Halten Sie zum Beispiel hauptsächlich deutsche Aktien im Depot, könnten Sie einen Put auf den DAX in Betracht ziehen. Das End-Ergebnis Ihrer Absicherung lässt sich aber in diesem Fall nicht so einfach ermitteln als mit der einfachen Kombination „Aktie und Put auf diese Aktie“. Der Plan kann eventuell auch schief gehen. Der DAX steigt und ausgerechnet Ihre Aktien sind am Fallen. Sie verlieren in diesem Szenario an beiden Fronten: die Aktien und der Put verlieren an Wert. Achten Sie dementsprechend darauf, dass sich der Put bei der Absicherung von mehreren Aktien auf einen Basiswert bezieht, der eng mit Ihren gehaltenen Aktien korreliert.
Fazit: Die Wahl des richtigen Puts ist von Ihrer individuellen Situation und von Ihren Zielen abhängig
Der Kauf eines Puts ist eine sehr einfache Methode, um eine einzelne Aktie oder einen Aktienbestand vorübergehend gegen Kursverluste zu schützen. Im Fachjargon spricht man vom „Hedging“ einer Position oder eines Depots. Ein paar Feinheiten in Bezug auf die Laufzeit und den Basispreis des Puts gilt es aber zu beachten. Genau wie Sie unterschiedliche Versicherungsanbieter vergleichen würden, sollten Sie die unterschiedlichen Puts, die für Ihre Ziele in Frage kommen, genau unter die Lupe nehmen.
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