XAUUSD Prognose Gold: Gibt es hier eine charttechnische „Obergrenze“?

News: Aktuelle Gold Analyse des London Gold Spot

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London Gold Spot
ISIN: XC0009655157
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Ticker: XAUUSD
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Währung: USD

Die Gold-Hausse lässt viele staunen: Seit Anfang 2024 der Ausbruch aus einer mehrjährigen Handelsspanne gelang, hat Gold mit seinem bisherigen Rekordhoch von 3.057,50 US-Dollar fast 50 Prozent zugelegt. Aber das kann ja nicht immer so weitergehen … oder doch?

Doch, theoretisch schon. Grundsätzlich gibt es kein Limit, das den Goldpreis auf der Oberseite zwingend deckeln müsste. Das gibt es ja auch bei Indizes oder Aktien nicht. Wobei man da noch einen Vergleich zu den erreichten Unternehmensgewinnen ziehen kann und dadurch eine Messlatte hätte, ob etwas teuer oder billig ist. Wenngleich auch die kein Hindernis wäre, einen Kurs einfach immer höher zu treiben oder tiefer zu drücken. Bei Gold liegt die Sache aber noch einmal anders, denn was ist Gold denn, rational betrachtet, genau wert?

Es ist immer genau das wert, was ein Käufer aktuell dafür zu zahlen bereit ist. Und wenn diese Marke wie seit gut einem Jahr immer höher läuft, kann diese Hausse letztlich nur dann enden oder sogar ins Gegenteil umschlagen, wenn die Argumente, die den Kurs höher tragen, wegfallen. Oder aber, wenn die Trader eine Marke erreicht sehen, die sie als „oben“ identifizieren und deswegen in größerem Umfang verkaufen und die Aufwärtsbewegung dadurch beenden.

Expertenmeinung: Auf der reinen Argumentationsebene dürfte Gold vorerst wohl nicht ins Straucheln geraten. Geopolitische Spannungen, die eher zunehmen, während man immer öfter den Eindruck bekommt, dass der Wille, diese zu lösen, nicht wirklich vorhanden ist … dazu die Sorge vor der Rückkehr der Inflation bei gleichzeitig rezessiven Tendenzen: Beides sind typische und effektive Triebfedern eines zunehmenden Interesses von Investoren an vermeintlich „sicheren Häfen“ wie Gold.

Es bleiben also nur noch Chart- und/oder Markttechnik, die kurzfristige Akteure dazu veranlassen könnten, aus der Hausse ein wenig die Luft herauszulassen. Aber findet sich da derzeit denn etwas? Immerhin bewegen wir uns im Bereich von Rekordhochs und damit im sogenannten „Uncharted Territory“.

Gold: Chart vom 26.03.2025, Kurs 3.016,75 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Chart vom 26.03.2025, Kurs 3.016,75 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Das ist so. Aber natürlich kann man fast immer irgendeine obere Begrenzungslinie zu einer Aufwärtstrendlinie konstruieren, die oberhalb eines Rekordhochs liegt. Das ginge derzeit auch bei Gold, wie wir im Chart auf Wochenbasis sehen. Würde man eine obere Begrenzungslinie einer Aufwärtstrendlinie ziehen, die man auf Anfang 2024 ansetzt, wäre bei Gold innerhalb dieses Trendkanals bei etwa 3.100 US-Dollar vorerst „oben“. Immer vorausgesetzt, dass a) genug Trader diese Linie sehen und auch entsprechend reagieren wollen und b) externe Faktoren nicht neue, stärkere Argumente für Gold als „sicheren Hafen“ liefern. Denn dann wäre die Charttechnik keine Bremse mehr.

Hinzu kommt, dass diese Aufwärtstrendlinie nicht an einem Kreuzungspunkt mit dem nächst flacheren Aufwärtstrend vom Herbst 2022 ansetzt, das macht dieses Konstrukt weniger valide.

Mit Querblick auf die auch auf Wochenbasis überkaufte Markttechnik (im Chart der Stochastik-Oszillator) ließe sich als Fazit ziehen, dass man jetzt eher keinen guten Moment vor sich hätte, um erst neu einzusteigen, ggf. Auch mal an kleinere Gewinnmitnahmen denken könnte. Aber die Gesamtsituation ist, zumindest hier und heute, zu kritisch und dieses charttechnische „Deckelchen“ zu leicht, um an die Short-Seite auch nur zu denken.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Vorherige Analysen des London Gold Spot

Eine Nachrichten-getriebene Börse ist ein schwieriges Umfeld für Investoren. Vor allem, wenn man wie derzeit nie weiß, wann da was von welcher Seite kommt und die Märkte in Unruhe versetzt. Der US-Aktienmarkt hat damit ein Problem. Gold hingegen ganz und gar nicht.

Die Sorge vor einer Rückkehr der Inflation geht um, auch eine Rezession wäre denkbar. Für Europa könnte Letztere zwar durch massive Schuldenpakete für Infrastruktur und Verteidigung, die ja derzeit nicht nur in Deutschland erwogen und geschnürt werden, erst einmal vom Tisch kommen, das aber würde das Risiko steigender Preise erhöhen. Egal, wie man es dreht und wendet, immer mehr Anleger sorgen sich um den Wert ihrer Investments und ihres Geldes an sich. Auftritt: Gold.

Das Edelmetall hat keinen klar messbaren Wert. Es kann daher nicht unter- oder überbewertet sein und ist letzten Endes immer genau das wert, was der letzte Verkäufer für seine Feinunze haben wollte und von einem Käufer auch bekommen hat. Dadurch ist ein Kursanstieg hier nicht durch Messzahlen limitiert: Gold könnte grundsätzlich jeden Preis haben, 1.000 ebenso wie 5.000 US-Dollar pro Feinunze, je nachdem, wie sich Angebt und Nachfrage gestalten. Und diese Relation wiederum ist von der Marktstimmung in Verbindung mit dem Nimbus des Goldes abhängig, in kritischen Zeiten ein „sicherer Hafen“ zu sein.

Sicher, Gold kann man nicht essen und es ist als Zahlungsmittel beim Bäcker eher ungeeignet. Aber an diesem Punkt stehen wir jetzt ja auch nicht. Es geht für viele einfach nur um die Frage: Wohin mit dem Geld, wenn die Aktien wackeln?

Expertenmeinung: Gold bietet sich offensichtlich für viele an, denn am Donnerstagabend gelang es, das bisherige Rekordhoch, am 24. Februar bei 2.956 US-Dollar markiert, klar zu überbieten. Jetzt wäre es zur 3.000er-Marke nur noch ein Katzensprung. Doch würde das Erreichen einer solchen ebenso runden wie magischen Marke nicht Verkäufe provozieren, wenn man sich anschaut, wie weit der Goldpreis schon über seiner 200-Tage-Linie notiert (aktuell bei 2.611 US-Dollar) und auf Sicht eines Jahres sogar die Performance des DAX geschlagen hat?

Möglich ist es, unbedingt damit rechnen sollte man aber nicht. Zum einen, weil der Kurs den Ende Februar markttechnisch überkauften Zustand durch die Korrektur der letzten Wochen abgebaut hat, so dass Gold aus reiner Trading-Sicht nicht heiß gelaufen ist und im Gegenteil mit dem Ausbruch auf neue Hochs ein klar bullisches Signal zu bieten hat.

Zum anderen, weil die Nachrichtenlage vermutlich vorerst unberechenbar und damit für die Nerven der Anleger problematisch bleiben wird. Hier wacklige US-Börsen und ein frei in der Luft schwebender Aktienmarkt in Europa, da das solide neue Hoch des vermeintlich „sicheren Hafens“, der letzten Endes nie überbewertet sein kann: Es gäbe letzten Endes nichts, das die Bullen aufhalten muss. Korrekturen wird es immer geben. Und meist kommen die abrupt und unerwartet. Aber hier, bei Gold, auf der Baisse-Seite zu stehen: Ich könnte mir so einiges vorstellen, was weniger brenzlig wäre.

Gold: Chart vom 13.03.2025, Kurs 2.983,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Chart vom 13.03.2025, Kurs 2.983,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Schaut man sich den Gold-Chart an, muss man unwillkürlich denken: läuft. Aber das kann sich schnell ändern, falls der Aktienmarkt Probleme bekommt. Viele denken, dass genau das Gold zwingend höher tragen müsste, aber oft läuft es anders. Daher müssen die Bullen jetzt liefern!

Die Bullen müssen den Goldpreis jetzt so schnell wie möglich über das bisherige, Ende Oktober erreichte Rekordhoch von 2.790 US-Dollar bringen, sonst könnte die Sache in einer Toppbildung enden. Und das auch, aber nicht nur aus rein chart- und markttechnischer Sicht.

Gold: Wochenchart vom 28.01.2025, Kurs 2.764,80 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Aber dazu zuerst: Der Goldpreis lief 2024 fast wie im Lehrbuch: Ein bisheriges Hoch wurde überboten, es folgten Anschlusskäufe, dann eine Konsolidierung. Der Kurs zog danach erneut an, überbot das jüngste Hoch und so weiter. Jetzt wäre das Edelmetall am letzten Allzeithoch dran, grundsätzlich ist es nur ein Katzensprung, um darüber hinaus zu kommen und den Trend dadurch perfekt fortzusetzen. Aber das muss eben schnell gelingen, denn:

Im Wochenchart weist der RSI-Indikator eine negative Divergenz zum Kurs auf. Die zwar erst dann eindeutig wäre, wenn der Goldpreis das 2024er-Hoch überwindet und der RSI dann immer noch nicht über seinem Hoch von Ende Oktober läge. Aber das ist ein Damoklesschwert, das die Trader nicht übersehen dürften. Und zwar die beider Lager nicht.

Darüber hinaus sehen wir im Tageschart, dass der Kurs nach der November-Korrektur zwei ziemlich flügellahme Versuche unternahm, sich erneut nach oben zu orientieren. Und der jetzt laufende, dritte Anlauf glänzt bislang auch nicht mit viel Dynamik, auf der anderen Seite hat das aber gereicht, um die Markttechnik, im Tageschart der Stochastik-Oszillator, auch auf dieser Zeitebene in den überkauften Bereich zu tragen. Da müssen jetzt also zügig klare, bullische Fakten her um zu verhindern, dass Gewinnmitnahmen einsetzen, zumal, wie gesagt, der Aktienmarkt für die Bullen ein Risiko sein kann.

Expertenmeinung: Viele Anleger gehen davon aus, dass Gold besonders gut laufen müsste, wenn der Aktienmarkt ins Trudeln gerät, weil Investoren dann Geld aus Aktien herausnehmen und in sogenannte „sichere Häfen“ umschichten, zu denen man Gold nun einmal rechnet. Das ist aber nur die Theorie.

Faktisch fällt auf, dass die großen Aktienindizes und der Goldpreis auffallend oft parallel laufen. Und wenn es dann mal bei den Aktien abwärts geht, Beispiel der Montag, sieht man auf einmal auch bei Gold Abgabedruck. Der Goldpreis hatte am Montag ebenfalls zwei durchaus deutliche Abwärtsschübe gesehen, bevor er sich am Dienstag wieder erholte.

Ein Grund dafür ist, dass viele große, internationale Investoren im Fall problematischer Marktlagen gerne querbeet ihre Barreserve hochfahren. Also z.B. bei einem wegbrechenden Technologiesektor auch andere Branchen am Aktienmarkt, dazu aber auch Gold und/oder Anleihen verkaufen um dann, wenn sich der Pulverdampf gelegt hat, zu entscheiden, in welchen Bereich man dann das frei gewordene Kapital am sinnvollsten wieder investiert. Da der Aktienmarkt immer heißer läuft, birgt das Risiko abrupter Selloffs dort auch ein Risiko für Gold, das durch seinen überkauften Zustand ohnehin für die Bären interessant wird, die zudem um diese Fragilität bei wackelnden Aktienmärkten natürlich wissen. Es sei denn …

… dass es den Bullen gelingt, rechtzeitig für vollendete Tatsachen zu sorgen, indem sie den Kurs zügig und deutlich über 2,790 US-Dollar bringen. Denn nichts hält Bären besser auf Distanz als ein starkes, bullisches Momentum!

Gold: Tageschart vom 28.01.2025, Kurs 2.764,80 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Informationen zum / zu den auf dieser Seite genannten Produkt(en) finden Sie hier: PRIIPs / KIDs CME Futures

Man war es schon gar nicht mehr gewöhnt, dass der Goldpreis auch mal kräftig zulegen kann. Seit dem 31.10. ging es mit dem Edelmetall fast jeden Tag abwärts. Jetzt gestern diese Käufe … könnten sie womöglich die Basis der nächsten Kaufwelle mit Ziel 3.000 US-Dollar sein?

Dass das zuletzt hart gebeutelte bullische Lager das hofft, steht außer Frage. Aber aus charttechnischer Sicht hätte die Korrektur – und bislang ist es, trotz der Dynamik der Abgaben, nicht mehr als das – ihr naheliegendes Ziel noch nicht erreicht. Wir sehen im Chart auf Wochenbasis, worum es dabei geht:

Gold: Wochen-Chart vom 18.11.2024, Kurs 2.609,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Wochenchart vom 18.11.2024, Kurs 2.609,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Die obere Begrenzung des im Herbst 2022 etablierten und im Frühjahr 2024 überbotenen Aufwärtstrendkanals bildet momentan mit der 200-Tage-Linie im Bereich 2.400/2.425 US-Dollar eine Kreuzunterstützung. Knapp darüber, das zeigt der Chart auf Tagesbasis, liegt zwischen 2.434 und 2.484 US-Dollar eine etwas diffuse Unterstützungszone. Würde der Goldpreis innerhalb dieser breiten Zone nach oben drehen, wäre er zum einen „auskorrigiert“ und hätte zum anderen eine solidere Basis für einen neuen, tragfähigen Aufwärtsimpuls und für den Versuch, das bisherige Rekordhoch in Richtung der „magischen“ 3.000 US-Dollar-Marke zu überwinden.

Also, keine Chance für die Bullen auf dem aktuellen Niveau, trotz der Kursgewinne zu Wochenbeginn?

Expertenmeinung: Könnte bzw. müsste man die Kursbewegungen bei Gold auf die Charttechnik reduzieren, wäre das wohl so. Aber das ist ja nicht der Fall, die Charts zeigen ja, dass sich der Kurs des Edelmetalls nicht unbedingt hauteng entlang chart- und markttechnischer Bahnen bewegt. Was nicht wundert, denn Gold ist ein hochemotionales Asset. Sollte es zu einer Fortsetzung der gestrigen Käufe kommen, idealerweise befeuert durch schwache Kurse am Aktienmarkt und/oder schlechte Nachrichten in Sachen Geopolitik, würde der Umstand, dass Gold „eigentlich“ noch Luft nach unten hätte, bevor die Bullen zurückkommen könnten, wohl kaum jemanden am Einstieg hindern.  

Ob das so läuft oder Gold doch in diese Supportzone bis hinunter auf 2.400 US-Dollar auslotet, muss sich weisen, das ist, gerade wegen dieses hohen emotionalen Faktors, nicht vorhersagbar, nicht einmal, dass diese Unterstützungen zwingend halten müssten. Daher wäre es in Sachen Neueinstieg oder Zukauf sinnvoller abzuwarten, ob dieser starke Montag wirklich Anschlusskäufe auslöst, die auf kurzfristiger Ebene positive Signale auslösen.

Gold: Tages-Chart vom 18.11.2024, Kurs 2.609,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Tageschart vom 18.11.2024, Kurs 2.609,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Konkret wäre es da sinnvoll, auf die 50-Tage-Linie zu achten, im Chart auf Tagesbasis in Rot gehalten. In den USA ist dieses Zeitraster eines gleitenden Durchschnitts eine wichtigere Größe als in Europa. Und da Gold maßgeblich in US-Dollar gehandelt wird, kann ein Schlusskurs klar über dieser momentan bei 2.652 US-Dollar verlaufenden Linie durchaus ein „Trigger“ für das bullische Lager sein, um erneut anzutreten.

Man könnte angesichts des Kursrückgangs bei Gold meinen, dass Trader denken, dass mit Trumps Wahlsieg alles gut wird und man Gold als sicheren Hafen nicht mehr braucht. Aber dazu müsste man ein sehr sonniges Gemüt haben. Steckt nicht doch etwas anderes dahinter?

Die US-Aktienindizes haussieren, vor allem die Bankwerte werde nach Donald Trumps Wahlsieg gekauft, als würde es morgen verboten. Weniger Regulierung in der Finanzbranche, dazu denkbare Protektion einzelner Unternehmen wie Tesla, zugleich Vorteile von US-Herstellern durch hohe Zölle auf Importe: All das wirkt, zumindest auf Basis der hinter dieser ersten Reaktion stehenden Argumentation, als würde die US-Wirtschaft vom aktuell ja nach wie vor robusten Wachstum ohne Zwischenhalt in eine Boomphase eintreten.

Diese Prophezeiung sollte man besser mit Vorsicht genießen, aber natürlich könnten einige Marktteilnehmer dann den Rückschluss gezogen haben, dass man Gold als „sicheren Hafen“ für den Fall der Fälle nicht mehr braucht und es achtlos auf den Markt geworfen haben. Aber es wäre durchaus auch eine andere Erklärung denkbar. Und das ist nicht die, dass ein steigender US-Dollar automatisch zu einem fallenden Goldpreis führen müsste, denn auch, wenn das oft so abläuft, steckt dahinter keine zwingende Logik. Eine andere denkbare Erklärung für den scharfen „Schluckauf“ des Edelmetalls wäre viel simpler:

Expertenmeinung: Wer am Mittwoch massiv Geld in den US-Aktienmarkt steckte, musste entweder über ordentliche Barreserven verfügen oder sich die beschaffen, indem andere Assets zu Geld gemacht werden. Und dafür boten sich in dieser ersten, extrem bullischen Reaktion auf ein womöglich mittelfristig weit weniger bullisches Szenario diejenigen Bereiche an, die von den von Donald Trump angekündigten Maßnahmen negativ betroffen sein könnten:

Aktienmärkte in China, Europa und, letzten Endes, der „sichere Hafen“ Gold, den man, würden ab jetzt für die USA goldene Zeiten anbrechen, dort ja nicht mehr haben müsste. Die Sache hat aber so seine Haken:

Es würde überraschen, wenn die grundsätzlich gleiche Wirtschaftspolitik, die Trump in seiner ersten Amtszeit fuhr, die er diesmal aber mit der Brechstange in Form von republikanischen Mehrheiten in beiden Kongresskammern durchsetzen kann, deswegen besser funktionieren würde als damals. Wobei man das trotzdem bis zum Beweis des Gegenteils unterstellen könnte. Und bis der Beweis käme, wird es dauern.

Aber ein anderes Argument pro Gold wäre gewichtiger: All diejenigen, die im Erfolgsfall auf der Kehrseite einer solchen US-Politik stünden, wären ja sehr wohl und womöglich mehr denn je an einem „sicheren Hafen“ interessiert, wie Gold ihn in den Augen vieler darstellt.

Daher sollte man die Flinte in Sachen Aufwärtspotenzial hier besser noch nicht ins Korn werfen, zumal ja auf charttechnischer Ebene noch nichts angebrannt ist, wie unser Chart auf Wochenbasis zeigt:

Goldpreis: Chart vom 06.11.2024, Kurs 2.667,20 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Goldpreis: Chart vom 06.11.2024, Kurs 2.667,20 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Nach der beeindruckenden Rallye seit Beginn der zweiten Jahreshälfte war Gold auf Wochenbasis überkauft, da ist ein Rücksetzer eher normal als eine direkte Gefährdung der Aufwärts-Perspektive. Und solange die relativ robust anmutende Supportzone zwischen 2.400 und 2.450 US-Dollar hält, wäre deren Test durchaus eine Basis, um über die Long-Seite nachzudenken. Bricht sie, sähe das anders aus … aber bis dahin wäre es noch ein weiter Weg.

Ein neues Rekordhoch zum Wochenschluss. Und das führt auch noch über die runde Marke von 2.500 US-Dollar, von der mancher wohl nicht gedacht hätte, sie so bald oder überhaupt zu sehen: Was kann da schon schiefgehen? Eine Korrektur könnte trotzdem kommen, falls …

… genug Akteure bemerken, was das langfristige Chartbild auf Monatsbasis suggeriert. Nämlich, dass genau hier erst einmal Endstation sein könnte. Sie sehen das im Chart: Der Goldpreis hat mit diesem neuen Hoch die obere Begrenzung eines sehr breiten Aufwärtstrendkanals erreicht, der im Jahr 2018 etabliert wurde.

Goldpreis: Chart vom 16.08.2024, Kurs 2.508,80 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Online Broker LYNX
Bayer Aktie: Chart vom 16.08.2024, Kurs 29,00 Euro, Kürzel: BAYN | Quelle: TWS

Zugleich wäre das Edelmetall sogar auf dieser langfristigen Monatsebene bereits markttechnisch hinreichend überkauft, um aus Sicht der Indikatoren eine Korrektur zu unterstützen, die dann im Bereich der Jahreshochs 2020, 2022 und 2023 im Bereich 2.070 zu 2.096 US-Dollar eine potenzielle Zielzone hätte.

Aber wie gesagt: Dieses langfristige Chartbild müsste zunächst auch von genug großen Adressen gesehen und als relevant angesehen werden. Und dann müssten diese rein chart- und markttechnischen Erwägungen die kurzfristige Motivation, mit der die Trader gerade bei Gold Long gehen, überwiegen. Da sind doch relativ viele „müsste“ im Spiel. Was bedeutet:

Expertenmeinung: Es wäre sicherlich sinnvoll, diese potenzielle Barriere, die jetzt erreicht wurde, im Hinterkopf zu behalten. Und das, da wir hier von der Monatsebene reden, zumindest bis zum Ende des Augusts, denn so lange könnte Gold hier eben noch klar nach unten drehen und damit ein bärisches Signal abliefern. Aber sollte das nicht passieren, der Goldpreis Ende August höher notieren als jetzt und diesen Trendkanal damit überbieten, wäre die Chance, dass die Hausse zumindest vorerst weitergeht, recht gut.

Immerhin sieht man sich momentan mit der Gefahr konfrontiert, dass auch noch die USA zu einer Wachstums-Leiche werden, wie es die Eurozone und China bereits sind. Die Geopolitik bietet immer mehr Zündstoff. Und dass man am Aktienmarkt in den vergangenen zwei Wochen so tat, als hinge der Himmel voller Geigen und alle vorherigen Bedenken seien überzogen, dürfte erfahrene Investoren, die Gold als potenziell sicheren Hafen werten, darin noch bestärken.

Argumente über die reine Chart- und Markttechnik hinaus gäbe es also allemal, damit Gold diesen Kanal überwinden könnte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Gold im Gegensatz zu einer Aktie nie „überbewertet“ sein kann. Diesen Chart im Auge zu behalten, ist sinnvoll. Alleine wegen ihm davon auszugehen, dass Gold jetzt zwingend drehen muss, nicht!