Was steckt hinter Bilanz-Kürzeln und wie sind diese zu interpretieren?
Ob EBITDA, Cash Flow, Betriebsergebnis oder sonstige Bilanzformeln: Als Anleger, der nicht gerade Betriebs- oder Volkswirtschaft studiert hat, muss man da zwangsläufig das Gefühl haben, inmitten Böhmischer Dörfer zu stehen. Dabei wäre es wichtig zu verstehen, wovon da geschrieben wird, denn es gibt durchaus markante Unterschiede in der Art, wie Unternehmen ihre Gewinne bzw. Verluste präsentieren.
Natürlich müsste man eine Bilanz eigentlich komplett bis ins letzte Detail studieren, um Haare in der Suppe zu finden, die andere übersehen. Aber es ist schon außerordentlich hilfreich zu wissen, was es mit diesen kryptischen Formulierungen, mit denen Unternehmen ihren Gewinn ausweisen, auf sich hat.
Die wichtigsten Begriffe in Bezug auf den Bilanzgewinn
Die häufigsten Begriffe in diesem Zusammenhang erklären wir Ihnen in diesem Beitrag. Danach gehen wir kurz auf das „KGV“, das Kurs/Gewinn-Verhältnis ein, um zu klären, welcher dieser Gewinne denn in diese Formel einfließen sollte und darauf, was man unter der EBIT- und der EBITDA-Marge zu verstehen hat.
Wundern Sie sich dabei bitte nicht, wenn Sie den Eindruck bekommen, dass manche Formulierung dasselbe zu beschreiben scheint wie eine andere: Das ist auch bisweilen so. Nur stellen einige Firmen ihre Gewinne lieber in der klassischen deutschen Formulierung dar, andere wählen anglo-amerikanische Abkürzungen. Sehen wir uns das einmal im Einzelnen an.
EBT
EBT ist die Abkürzung für „Earnings Before Taxes“. Hierzulande würde man dazu „Gewinn vor Steuern“ sagen. Diese Gewinnkennzahl ist aussagekräftig, wenn es z.B. darum geht, einzelne Unternehmen aus verschiedenen Regionen oder Ländern miteinander zu vergleichen, da ein Gewinn nach Steuern durch die sehr unterschiedlichen Besteuerungen trotz gleicher Leistung in China, Deutschland oder den USA einen völlig anderen Level haben kann.
EBIT
EBIT heißt „Earnings Before Interest & Taxes“. Hier werden beim Vorsteuergewinn zusätzlich die Zinsen, die z.B. für Finanzierungen aufzuwenden sind, herausgerechnet. Dieses EBIT wird im Deutschen gemeinhin auch als „operatives Ergebnis“ bezeichnet, weil auf diese Weise Elemente, die nicht unmittelbar mit dem eigentlichen Geschäft zusammenhängen, herausgerechnet werden. Aber da muss man aufpassen, denn:
Operativer Gewinn
Der „operative Gewinn“ ist eigentlich der Gewinn, der mit dem Kerngeschäft eines Unternehmens erzielt wird. Das kann durchaus etwas anderes sein als das EBIT. Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen Autos baut, nebenher aber in einem Jahr zusätzliche Gewinne durch den Verkauf von nicht mehr genutzten Fabrikgeländen oder Maschinen erzielt, würde auch der Gewinn aus dem Verkauf der Gelände und Maschinen ins EBIT einfließen. Doch die dabei erzielten Gewinne gehören nicht zum operativen Geschäft, würden also beim Ausweisen des operativen Gewinns abgezogen. Was sinnvoll ist, da es sich um Sonderfaktoren handelt, die den Vergleich z.B. zum Vorjahr oder den Vergleich mit anderen Unternehmen erschweren.
Bereinigter Gewinn
Für solche Vergleiche ist der „bereinigte Gewinn“ eine sinnvolle Größe. Hier werden die Gewinne um jedwede Sondereinflüsse „bereinigt“, egal, ob die sich auf der Haben- oder auf der Sollseite ausgewirkt haben. Das gilt auch für den Begriff „Betriebsergebnis“, der nur den Gewinn des Kerngeschäfts eines Unternehmens ausweist.
Jahresüberschuss
Der Jahresüberschuss hingegen ist eine rein bilanzielle Größe, die für den Vergleich der Ertragskraft mit anderen Unternehmen eher untauglich ist. Denn hier geht es um den um alle Aufwendungen inklusive zu zahlender Steuern bereinigten Gewinn, der als Grundlage z.B. für die Höhe einer Dividende dienen würde. Wie dieser Überschuss erreicht wurde, ob durch das Kerngeschäft, durch Nebengeschäfte oder Sondereinflüsse, wird hier nicht berücksichtigt, daher ist diese Bilanzkennzahl für einen Unternehmen vergleichenden Investor nicht hilfreich.
EBITDA
Das EBITDA ist eine noch engere Fassung des EBIT. Ausgeschrieben heißt EBITDA „Earnings Before Interest & Taxes, Depreciation & Amortisation“. Übersetzt hieße das „Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen“. Was bedeutet, dass hier Kosten für Investitionen, z.B. in Maschinen, nicht berücksichtigt werden. Das ist einerseits praktisch, weil man so leichter erkennen kann, wie gewinnbringend die reine Produktion des Kerngeschäfts ist. Aber da Investitionen und deren Beschreibungen nun einmal regelmäßig auftauchen, sind sie eigentlich ein fester Bestandteil dessen, was am Ende den Gewinn schmälert. Daher würde man, wenn man diesen Aspekt einfach herausrechnet, ein falsches, meist zu positives Bild sehen, das mittelfristig womöglich nicht zu halten ist.
Cash Flow
Der Begriff „Cash Flow“ klingt beeindruckend, ist aber eigentlich nichts anderes als das Ergebnis einer Einnahmeüberschussrechnung. Es ist die Differenz zwischen allem, was an Geld hereinkommt und dem, was an Geld abfließt, egal, welchen Auslöser diese Geldflüsse haben. Voraussetzung ist nur, dass die in Zusammenhang mit dem Betriebszweck stehen.
Operativer Cash Flow
Der „operative Cashflow“ funktioniert wie der „normale“ Cash Flow, nur wird die Rechnung der geld- bzw. geldwerten Zu- und Abflüsse hier auf das Kerngeschäft reduziert, d.h. Sonderfaktoren werden ausgenommen. Damit stellt diese Größe für jemanden, der die Ertragskraft eines Unternehmens ermessen will, die bessere Information dar.
EBIT-Marge und EBITDA-Marge
Diese beiden Messgrößen sollen die Gewinnspanne, die „Marge“, deutlich machen, die ein Unternehmen im Kerngeschäft hat. Anders formuliert: Wie viel „bleibt hängen“? Sind es fünf Cent pro Euro Umsatz, die ein Unternehmen am Ende als Reingewinn schafft, oder zwanzig? Diese Margen sind wichtige und gute Vergleichsgrößen, um sehen zu können, welches Unternehmen einer Branche besonders stark und welches besonders schwach ist.
Aber wie bereits bei der Erläuterung des EBITDA erwähnt: Investitionen bzw. deren Abschreibungen dabei auszuklammern ist nicht unbedingt ratsam, denn auch, wenn diese Aufwendungen unregelmäßig erfolgen, sind sie doch zwingend nötig. Und wenn sich nicht erkennen lässt, ob ein Unternehmen da die Zügel schleifen lässt und dafür in zwei, drei Jahren umso höhere Investitionskosten tätigen muss, kann man sich als Anleger aufs Glatteis begeben, weshalb die EBIT-Marge, bei der nur Zinsen und Steuern herauskalkuliert werden, die grundsätzlich bessere Größe wäre.
Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV): Welcher Gewinn zählt hier?
Das Kurs/Gewinn-Verhältnis soll aufzeigen, ob der Preis einer Aktie in Relation zum Gewinn, den das Unternehmen erwirtschaftet, günstig oder teuer ist. Hierzu dividiert man den Gewinn pro Aktie durch den aktuellen Kurs und bekommt so eine gute Vergleichszahl zu anderen Unternehmen der Branche. Somit hat das KGV mit diesen verschiedenen Formen, den Gewinn auszudrücken, eigentlich nichts zu tun. Wir wollen es aber dennoch abschließend ansprechen, denn:
Es kommt natürlich darauf an, welche Art des Gewinns man zur Berechnung des KGV heranzieht, ansonsten würde man womöglich Äpfel mit Birnen vergleichen. Als Grundsatz gibt hier: Dafür nimmt man das EBIT, also den Gewinn vor Steuern und Zinsen.
Achten Sie auch darauf, dass ein korrektes KGV auf Basis der tatsächlich erwirtschafteten Gewinne berechnet werden muss. Immer öfter werden für ein KGV Gewinnschätzungen, d.h. Prognosen benutzt, bisweilen sogar nicht einmal für das laufende, sondern das kommende Jahr. Das ergibt Werte, die zwar, wenn die Gewinnprognosen nach oben weisen, günstiger wirken, aber in keiner Weise real sein müssen, denn ob irgendwelche Prognosen wirklich eintreffen, ist natürlich völlig offen.
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