Im Trading-Universum gibt es heutzutage unzählige Instrumente und fast ebenso viele Handelsstrategien. Viele davon werden als „heiliger Gral“ dargestellt, den es jedoch mit Sicherheit nicht gibt. Denn natürlich kann nicht jeder Trade ein Gewinner sein. Und je mehr Anleger und Trader auf eine besonders profitable Methode aufmerksam werden und selbige befolgen, desto unprofitabler wird das Ganze für den einzelnen Marktteilnehmer.
Der Schlüssel zum Trading-Erfolg: Risiko- und Money Management
Der Schlüssel zum Trading-Erfolg liegt neben der dazu notwendigen richtigen mentalen Einstellung im Bereich des Risiko- und Money Managements. Dieser Bereich wird immer noch von vielen Anlegern und Tradern unterschätzt. Vor allem unerfahrene Investoren machen oft den Fehler keine Stopps zur Absicherung zu setzen oder Einzelpositionen zu stark überzugewichten. Das Ergebnis zeigt sich dann früher oder später unweigerlich in Form von zu hohen Rückschlägen und Verlusten bzw. mangelnder Konstanz der Trade-Ergebnisse. Was also ist Risiko- und Money Management?
Was ist der Unterschied zwischen Risiko Management und Money Mangagement?
Zunächst einmal sind Risiko Management und Money Management zwei unterschiedliche Begriffe, die jedoch oft vermischt oder verwechselt werden. Sehen wir uns die beiden Bezeichnungen einmal näher an.
Money Management: Der bestmögliche Kapitaleinsatz pro Trade
Das Money Management bezieht sich auf den Kapitaleinsatz pro Trade zur Steigerung und Optimierung der Performance. Zum Beispiel wie groß ist eine Positionsgröße bzw. woran bemisst sich deren Größe? Wie hoch ist das maximale Risiko in Relation zum eingesetzten Kapital? Neben den Antworten zu diesen Fragen geht es aber auch darum, wie groß eine Position sein sollte, um den maximalen Ertrag zu erzielen. Es kann beispielsweise für das längerfristige Ergebnis einen enormen Unterschied machen, ob pro Trade ein konstanter Geldbetrag oder ein prozentualer Anteil des Gesamtkapitals riskiert wird.
Risiko Management: Alle Aspekte des Risikos
Das Risiko Management ist etwas globaler als das Money Management und bezieht sich, wie der Name schon sagt, auf alle Komponenten des Risikos zur Risikosteuerung und -kontrolle. Das beinhaltet neben dem Einsatz pro Trade auch andere Fragen wie zum Beispiel: Was passiert, wenn eine Verlust-Serie eintritt? Werden dann beispielsweise Positionsgrößen reduziert? Wie viele laufende Positionen dürfen miteinander korreliert sein? Eine Vorgabe des Risiko Managements könnte lauten z.B. nicht mehr als drei Positionen aus einer Branche oder drei eng korrelierte Währungspaare gleichzeitig zu halten. Auch die Volatilität, also die Schwankungsbreite, kann im Bereich Risiko Management eine Rolle spielen. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, bei hoher Volatilität geringere Risiken einzugehen oder vorübergehend nicht zu traden. Ein weiterer Risikoaspekt ist die Liquidität eines Assets. Ist der Handel ausreichend liquide, um eine eingegangene Position stets zu einem fairen Marktpreis wieder schließen zu können?
Auch Konjunkturdaten wie Arbeitsmarktberichte oder Zinsentscheidungen von Zentralbanken können möglicherweise ein Risikofaktor sein, der den Erfolg von Trades beeinflussen kann.
Vieles im Bereich Risiko Management ist abhängig von der Strategie, den Zielen und der individuellen Risikobereitschaft eines Anlegers oder Traders. Deshalb gilt vor allem das Money Management als allgemeiner Ansatzpunkt zur Optimierung von Risiko und Ertrag.
Die wichtigste Stellschraube des Money Managements: Das Risiko pro Trade
Um Zinseszinseffekte optimal zu nutzen, setzen viele professionelle Trader im Rahmen ihres Money Managements pro Trade einen festen Prozentsatz ihres Tradingkapitals aufs Spiel. Das heißt, dass die Spanne vom Einstieg bis zum Stoppkurs beispielsweise stets 1 % des Gesamtkapitals beträgt. Ein Trader mit einem Kapital von 50.000 Euro würde demnach pro Trade 500 Euro riskieren. Würde er z.B. eine Aktie mit einer Stoppabsicherung bei 10 % kaufen, so müsste er 5.000 Euro investieren, von denen dann ca. 500 Euro als Einsatz „im Feuer“ stehen. Damit dieser Trade Sinn macht, muss das Kursziel natürlich deutlich weiter vom Einstiegskurs entfernt sein als der Stopp, also z.B. bei mindestens +15 % bis +25 %. Der Trader würde dann 500 Euro einsetzen, um einen Gewinn von 750 Euro bis 1.250 Euro zu erzielen. Ohne Margin (Handel auf Kredit) könnte er maximal 10 solcher Trades gleichzeitig durchführen und hätte dadurch zu jedem Zeitpunkt ein rechnerisches Maximalrisiko von 10 %.
Das Risiko pro Trade ist im Bereich Money Management die wichtigste Stellschraube eines Traders und oft auch eine Gratwanderung: Ist das Risiko bzw. der Einsatz pro Trade zu gering, so wächst das Kapital relativ langsam und der Trader schöpft das Potenzial seiner Strategie nicht voll aus. Ist der Einsatz jedoch zu hoch, so drohen selbst bei hochprofitablen Strategien hohe Rückschläge bis hin zum Totalverlust, falls z.B. eine Verlustserie auftritt, die im statistischen Rahmen der Trefferquote vorkommen kann. Ein Risiko von 1 % des Gesamtkapitals pro Trade gilt als übliche Größe, denn selbst zehn Fehlschläge in Folge würden nur ein überschaubar großes Loch von -10 % ins Depotkonto reißen. Werden pro Trade jedoch beispielsweise 3 % bis 5 % gesetzt, so würden zehn Verlust-Trades in Folge das Trading Kapital durchaus signifikant beeinträchtigen. Vor allem Trading-Anfänger sollten ihre Risiken daher erst einmal stark begrenzen und pro Transaktion allenfalls 0,5 % bis 1,0 % ihres Depots aufs Spiel setzen.
Das Chance-Risiko Optimum
Im folgenden Beispiel sehen Sie wie sich ein unterschiedlich hohes Risiko pro Trade auswirken kann:
Eine Risikoerhöhung von 1 % auf 2 % bringt zwar deutlich höhere Schwankungen mit sich, führt aber am Ende auch zu einem etwas höheren Ertrag. Streckenweise liegt die Performance jedoch unterhalb der 1 % Risiko-Kurve. Gemessen am Zusatzertrag ist das doppelt so hohe Risiko pro Trade jedoch nur bedingt gerechtfertigt. Es kommt hier vor allem auf die persönliche Risiko- und Schwankungstoleranz an, welcher Einsatz pro Trade präferiert wird. Ein Risiko von 3 % pro Trade bringt am Ende zwar ein wenig mehr Ertrag als ein Risiko von 1 %, aber bringt eben auch das dreifache Risiko mit sich. Es dürfte einleuchten, dass ein Einsatz von 3 % pro Trade nicht zu empfehlen ist.
Gleiches gilt natürlich umso mehr für ein Risiko von 5 % pro Trade. Dabei gibt es zunächst zwar einen starken Aufwärtsschub, doch die erste Verlustserie führt dann jedoch dazu, dass das Ausgangskapital auf ca. ein Drittel zusammenschrumpft. Ausgehend von der niedrigeren Basis erfolgt dann zwar eine prozentual sehr hohe Aufwärtsbewegung, das Ausgangskapital wird dabei jedoch nicht mehr erreicht. Der nächste Rücksetzer ist nicht weniger dramatisch als der erste und reduziert das Kapital auf einen kleinen Bruchteil des Ausgangswerts. Selbst die anschließende Vervielfachung des Kapitals nutzt dem Trader dann kaum noch zur Schadensbegrenzung.
Im Beispiel dürfte das Performance-Optimum am Ende des Zeitraums im Bereich von ca. 2 % Kapitaleinsatz pro Trade liegen. Das Chance-Risiko-Optimum jedoch liegt eher im Bereich von 1 % Kapitaleinsatz pro Trade, denn das doppelt so hohe Risiko der 2 %-Variante bringt nur einen geringen Zusatzertrag.
Die Herausforderung eines Traders besteht also generell nicht nur darin, herauszufinden, wo sich sein persönlicher Risiko-Wohlfühlbereich in normalen Zeiten befindet, sondern auch darin, turbulente Phasen und potenzielle Verluststrecken zu antizipieren. Denn oft sind es unerwartete, aber völlig im Rahmen der statistischen Wahrscheinlichkeiten liegende Verlustserien, die einen Trader unnötigerweise aus der Bahn werfen. Etwas erfahrenere Trader gehen daher oft geringere Risiken ein als Anfänger, die oft zu stark auf die Chancen-Seite blicken.
Die Kennzahl R: Auf die Trefferquote kommt es an
Der angestrebte Gewinn im Verhältnis zum eingegangenen Risiko, kann durch die Kennzahl „R“ für Risiko ausgedrückt werden. Dabei gilt: Je geringer die Trefferquote des Traders ist, desto höher muss die Belohnung für den Trade, also der Faktor R sein. Bei einer durchschnittlichen Trefferquote von z.B. 50 %, ist der Trader unterm Strich profitabel, falls jeder Gewinntrade nach Abzug aller Gebühren etwas mehr als den Betrag einbringt, der bei den ebenso häufigen Verlust Trades verloren wird (R > 1). Entsprechend muss bei einer niedrigen Trefferquote von 25 % jeder Gewinntrade mehr als den dreifachen riskierten Betrag erwirtschaften (R > 3). Umgekehrt genügt es, wenn bei einer hohen Trefferquote von 75 % jeder profitable Trade mehr als ein Drittel dessen einbringt, was bei einem Minus-Trade verloren wird (R > 0,33). Je höher das Produkt aus Trefferquote und R-Faktor, desto profitabler ist eine Trading-Strategie.
So lässt sich der prozentuale Erwartungswert pro Trade ermitteln
Um Chance und Risiko zu optimieren, sollte ein Trader auch den prozentualen Erwartungswert pro Trade kennen. Darunter versteht man das Durchschnittsergebnis einer Vielzahl von abgeschlossenen Trades. Diese Kennzahl kann für eine spezifische Handelsstrategie am einfachsten mit der Trefferquote, sowie mit dem prozentualen Gewinnziel und Risiko pro Trade ermittelt werden.
Die Rechnung lautet:
Gewinnwahrscheinlichkeit x Gewinnhöhe – Verlustwahrscheinlichkeit x Risiko/Verlusthöhe = Erwartungswert pro Trade in Prozent
Beispiel: Die langfristige Trefferquote einer Trading-Strategie liegt Aufzeichnungen zufolge bei 55 %, pro Trade werden inkl. Brokergebühren stets 1 % des Gesamtkapitals riskiert und im Gewinnfall werden +1,5 % Gewinn (R = 1,5) bezogen auf das Gesamtkapital erwartet, ebenfalls nach Handelsgebühren. Die Rechnung lautet dann: 0,55 * 1,5 % – 0,45 * 1 % = 0,375 %
Der statistische Erwartungswert pro Trade liegt demnach bei 0,375 % des Kapitals. Um bezogen auf das Gesamtkapital +37,5 % zu verdienen, müssen (ohne Berücksichtigung von Zinseszinseffekten) also im Schnitt 100 Trades durchgeführt werden. Welche Zeit für diese 100 Trades benötigt wird, hängt davon ab, wie häufig es eine Trade-Gelegenheit (ein „Trade Setup“) gibt und wie viele Trades gleichzeitig durchgeführt werden können.
+37,5 % hört sich gut an, aber es wird natürlich in den tatsächlichen Ergebnissen signifikante Abweichungen geben, möglicherweise in der Größenordnung +/- 20 %. Über eine sehr hohe Anzahl von Trades sollte sich das durchschnittliche Ergebnis jedoch statistisch betrachtet in etwa in diesem Bereich einpendeln. Denn ansonsten waren die anfänglichen Aufzeichnungen zur Trefferquote bzw. zu den durchschnittlichen Gewinn- und Verlusthöhen offenbar statistisch fehlerhaft.
Jede systematische Trading-Strategie mit vergleichbaren Trades produziert einen unterschiedlichen statistischen Erwartungswert pro Trade. Wichtig ist, dass dieser Wert über ausreichend viele Trades betrachtet im positiven Bereich liegt. Je mehr Trades durchgeführt oder getestet werden, desto weniger Einfluss hat der Faktor Zufall auf die Trades und desto stabiler werden die Trading-Resultate.
Risiko- und Money Management ist das Fundament erfolgreichen Tradings
Risiko- und Money Management sind das Fundament erfolgreichen Tradings. Die meisten Trader scheitern auf dem Weg zum profitablen Börsenhandel nur deshalb, weil sie zu hohe Risiken eingegangen sind. Die entscheidende Stellschraube jeder Handelsstrategie ist der Kapitaleinsatz pro Trade. Den optimalen Einsatz zu wählen ist keine leichte Aufgabe. Denn ist das Risiko pro Trade zu gering, so lässt der Trader Geld liegen. Ist das Risiko hingegen zu hoch, so erleidet der Trader früher oder später durch eine Verlustserie Schiffbruch. Vor allem Anfängern wird empfohlen das Risiko pro Trade eher geringer anzusetzen, um nicht durch immer wieder aufwogende Turbulenzen in einen Abwärtsstrudel gerissen zu werden. Je besser ein Trader sein Risiko- und Money Management versteht, Kennzahlen ermittelt und vergleicht, desto besser sind die Aussichten auf nachhaltige und relativ konstante Trading-Gewinne.