Settlement
Die Abwicklung (engl. Settlement) bezieht sich im Finanzwesen auf die gegenseitige Erfüllung vom Handel, also bei einem Aktienhandel die Lieferung der Aktie durch den Verkäufer und die Bezahlung als Gegenleistung durch den Käufer. Die Abwicklung steht für die Zahlung und Lieferung des vereinbarten Finanzinstruments am Kassa- oder Derivatemarkt. Eine erfolgreiche Abwicklung gewährleistet den Eigentumsübergang und die Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen.
Definition: Settlement und Clearing
Historisch gesehen bot die Abwicklungsfrist den Vertragsparteien Zeit, ihre Lieferverpflichtungen aus einer abgeschlossenen Transaktion zu erfüllen, die den Austausch von Bargeld gegen Wertpapiere darstellte. Während dieser Frist musste der Übertrag von Eigentumsrechten gegen die Zahlung des Kaufpreises erfolgen. Die Barmittel wurden überwiesen und Wertpapiere wurden physisch geliefert. Daher mussten Zahlung und Lieferung der Wertpapiere innerhalb von zwei Geschäftstagen abgeschlossen sein.
Obwohl Sie Eigentumsrechte beim Aktienkauf sofort erlangen, wird das offizielle Eigentum erst nach der Abwicklung, die zwei Tage später erfolgt, übertragen.
Heutzutage wird der Handel mit Wertpapieren, Devisen und Derivaten über zentrale Systeme zur Abwicklung, die sogenannten Clearingstellen, abgewickelt. Dabei tritt die Clearingstelle als zentrale Gegenpartei zwischen Käufer und Verkäufer auf. Damit wird für beide Seiten das Risiko von Zahlungs- oder Lieferausfällen minimiert. Die Transaktionen werden zwischen beiden Parteien verrechnet und durch das Clearing abgewickelt.
Aktien werden zentral bei den Clearing-Gesellschaften verwahrt. Bei einer Transaktion werden lediglich Forderungen und Verbindlichkeiten saldiert und die Aktie auf den neuen Inhaber umgeschrieben. Eine tatsächliche Lieferung der Aktie von Verkäufer an Käufer findet somit gar nicht statt. In Deutschland ist dafür die Clearingstelle Clearstream Banking AG zuständig, die zur Deutsche Börse Group gehört.
Transaktionen & Settlement
Das Ausführen einer Transaktion mag sich wie ein sofortiger Prozess anfühlen. Tatsächlich gibt es jedoch zwei wichtige Begriffe, die Sie bei jedem Handel kennen und verstehen sollten – und eines davon steht vor einer wichtigen Änderung.
Transaktionsdatum:
Das Transaktionsdatum ist der Tag, an dem Sie erfolgreich einen Handel ausführen.
Abwicklungsdatum:
Das Abwicklungsdatum ist der Zeitpunkt, an dem der Handel offiziell wird.
Das Abwicklungsdatum ist der Zeitpunkt, an dem die Zahlung für Käufe fällig ist, die verkauften Wertpapiere geliefert werden müssen und der Transferagent des Wertpapiers den neuen Aktionär verifiziert und den früheren entfernt hat.
Wenn Sie Wertpapiere kaufen oder verkaufen, bezieht sich die Abwicklung auf die offizielle Übertragung der Wertpapiere auf das Konto des Käufers und des Geldes auf das Konto des Verkäufers.
Übersicht der Abwicklungsfristen je nach Produkt
Die Abwicklung von Transaktionen erfolgt innerhalb bestimmter Fristen, die je nach Art des Finanzprodukts variieren. So haben beispielsweise Aktien (außer US-amerikanische, kanadische und mexikanische Aktien), börsengehandelte Fonds und Optionsscheine in der Regel eine Abwicklungsfrist von zwei Geschäftstagen (T+2), während US-amerikanische, kanadische und mexikanische Aktien sowie Optionen und Futures-Kontrakte innerhalb eines Geschäftstages (T+1) abgewickelt werden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Abwicklung durch Feiertage beeinflusst werden kann, was dazu führt, dass Transaktionen in bestimmten Währungen später abgewickelt werden. Fällt der Abwicklungstag auf einen Feiertag, wird die Abwicklung auf den nächsten Geschäftstag verschoben.
Einen umfassenden Überblick über die gängigsten Abwicklungsfristen finden Sie in der folgenden Tabelle:
Produktklasse | Abwicklungsfrist |
---|---|
Aktien / ETPs / ADRs (außer US-amerikanische, kanadische und mexikanische Aktien) | T+2 |
US-amerikanische, kanadische und mexikanische Aktien | T+1 |
Aktienoptionen | T+1 |
Indexoptionen | T+1 |
Futures | T+1 |
FOPs (Futures-Optionen) | T+1 |
Forex | T+2 |
Anleihen | Normalerweise T+2, bei US Treasuries T+1 |
CFDs | Analog zum Basiswert |
Edelmetalle (XAUUSD, XAGUSD) | T+2 |
Optionsscheine / Strukturierte Produkte | T+2 |
Hinweis: Aufgrund von Änderungen der Abwicklungsfristen im Mai 2024 kann es zu Abweichungen in dieser Tabelle kommen.
Ab Mai 2024 wurde die Abwicklungsfrist für US-amerikanische, kanadische und mexikanische Aktien und andere Finanzprodukte von zwei Geschäftstagen (T+2) auf einen Geschäftstag (T+1) verkürzt. Je nach der Art Ihres Depots kann dies zu einigen Einschränkungen führen.
Weitere Informationen dazu finden Sie hier: Änderung der Settlementfrist
Abwicklungsfrist: Aktien und Forex
Bardepot: Handel von Aktien in Fremdwährungen
Beim Handel von Aktien in Fremdwährungen ist die Abwicklungsfrist von großer Bedeutung. Um Aktien in einer Währung zu kaufen, die Sie noch nicht in Ihrem Depot haben, müssen Sie zunächst einen Währungstausch in diese Währung vornehmen. Üblicherweise sind die Abwicklungsfristen für den Kauf von Aktien und den Währungstausch identisch, sodass der Aktienkauf unmittelbar nach der Währungsumwandlung möglich ist.
Eine Ausnahme besteht für US-amerikanische, kanadische und mexikanische Aktien. Da hier eine Abwicklungsfrist von einem Geschäftstag (T+1) gilt, müssen Sie den erforderlichen Währungstausch einen Tag vor dem Kauf der Aktien durchführen. So stellen Sie sicher, der Währungstausch (T+2) und der Aktienkauf (T+1) am gleichen Tag abgewickelt werden.
Besonders bei einem Bar-Depot ist es wichtig, die Abwicklungsfristen im Auge zu behalten. So müssen beispielsweise Ihre Transaktionen in einem Produkt vollständig abgewickelt sein, bevor Sie dasselbe Produkt wieder handeln. Dadurch vermeiden Sie, dass sich die Abwicklungsfristen überschneiden.
Margin-Depot: Reinvestition von Verkaufserlösen
Angenommen, Sie verkaufen am Montag Aktien. Der Erlös aus diesem Verkauf wird am Mittwoch abgewickelt. Wenn Sie diesen Erlös sofort weiter investieren möchten, ist dieser zum Zeitpunkt der neuen Transaktion (am Montag) noch nicht abgewickelt. Ihr Aktienkauf wird jedoch ebenfalls am Mittwoch abgewickelt, also zeitgleich mit der Abrechnung des Aktienverkaufs, den Sie ganz am Anfang getätigt haben. Am Ende entstehen keine Zinskosten, vorausgesetzt, der abgerechnete Bargeldsaldo in dieser Währung ist am Mittwoch positiv.
Dieses Beispiel zeigt auch, ob Zinsen anfallen, wenn Sie die Mittel aus einem Verkaufsgeschäft sofort wieder investieren, vorausgesetzt, das neue Finanzinstrument hat dieselbe Abwicklungsfrist.
Bitte beachten Sie: Habenzinsen werden erst nach der vollständigen Abrechnung Ihrer Transaktionen gutgeschrieben. Dies gilt auch für Bar-Depots.
Abwicklungsfrist: Optionen und Forex
Bardepot: Handel von Optionen in Fremdwährungen
Optionen haben in der Regel eine Abwicklungsfrist von einem Geschäftstag. Im Gegensatz zu Aktien können Optionen nicht sofort nach einem Währungstausch gehandelt werden. In diesem Fall müssten Sie einen Werktag warten, bis Sie eine Order übermitteln können.
Margindepot
Wenn eine Option ohne vorhandenes Währungsguthaben in der entsprechenden Währung gehandelt wird, wird der Betrag in dieser Währung für einen Handelstag geliehen. Bitte beachten Sie hierbei die anfallenden Sollzinsen.
Abwicklungsfrist: Futures
Futures-Kontrakte werden am nächsten Handelstag (T+1) abgewickelt. Daher sind Sie beim Kauf eines Futures-Kontrakts verpflichtet, die Zahlung bis zum nächsten Bankarbeitstag zu leisten. Ebenso muss die Gegenpartei den zugrunde liegenden Basiswert bis zum nächsten Geschäftstag liefern.
Futures am Ende der Laufzeit
Futures besitzen ein Fälligkeitsdatum, an dem sie abgerechnet werden. Je nach Kontrakt kommt es dabei zu einem Barausgleich oder zu einer physischen Lieferung. Physische Lieferung bedeutet, dass der zugrunde liegende Basiswert im vorgegebenen Umfang physisch vom Verkäufer zum Käufer geliefert wird. Aufgrund der Qualitätsunterschiede des zu liefernden Produktes (z.B. bei Rohstoffen wie Gold oder Weizen) bestimmt die Verkäuferseite die Qualität bzw. die zu liefernde Ware. Bitte beachten Sie, dass über LYNX in der Regel keine physische Lieferung gestattet ist. Um Abwicklungsansprüche zu vermeiden, ist es zwingend erforderlich, Ihre Futures-Positionen vor dem Verfallstermin zu schließen.
- First Position Date – Der erste Tag, an dem die Verkäuferseite das Clearing von einer Lieferabsicht informieren kann.
- First Notice Date – Der erste Tag, an dem die Käuferseite vom Clearing über eine mögliche Lieferung informiert werden kann.
Übersicht über die Abwicklung von Futures
Für weitere Informationen über die Close-Out Policy von Futures besuchen Sie bitte die Webseite unseres Kooperationspartners: Futures Close Out | Interactive Brokers Ireland
In der Tabelle auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht zu First Notice Date und First Position Date für die einzelnen Futures. Sie müssen Ihre Futures-Position zwei Tage vor dem Cutoff Date schließen.
- Long Futures Cutoff: Der Tag, an dem Long-Futures-Positionen geschlossen und abgewickelt werden müssen.
- Short Futures Cutoff: Der Tag, an dem Short-Futures-Positionen geschlossen und abgewickelt werden müssen.
Häufig gestellte Fragen
Sie können Ihren Depottyp unter Einstellungen > Kontotyp im Client Portal überprüfen. Alternativ können Sie auch Ihre Kaufkraft in der Handelsplattform überprüfen. Wenn sie größer ist als Ihr verfügbares Guthaben, haben Sie ein Margin-Depot.
Der letztmögliche Tag zum Kauf einer Aktie ist der Bankarbeitstag vor dem festgelegten Ex-Tag.
Warum? Der Ex-Tag ist der erste Tag, an dem die Aktie ohne Anspruch auf Dividende gehandelt werden kann. Innerhalb der TWS können Sie den Dividendenplan aufrufen, wo Sie weitere Details zu Dividendenzahlungen einsehen können. Klicken Sie in der TWS mit der rechten Maustaste auf das gewünschte Finanzinstrument und wählen Sie Dividendenplan.
Die Spalte “Erfassen” gibt den Zeitpunkt an, bis zu dem der Käufer als Aktionär registriert sein muss, um dividendenberechtigt zu sein.
Optionsscheine und strukturierte Produkte wie Zertifikate und Mini-Futures werden grundsätzlich mit einem Barausgleich abgewickelt. Der Emittent legt fest, zu welchem Zeitpunkt und zu welchen Bedingungen das Settlement erfolgt. Weitere Informationen finden Sie im Basisinformationsblatt (engl. Key Information Document, KID) des gewünschten Produktes. Sie können Basisinformationsblätter über das Client Portal unter Hilfe > Support-Center aufrufen. Klicken Sie hierzu auf PRIIPS KID.
Unter bestimmten Umständen kann die vorzeitige Ausübung einer Option wirtschaftlich vorteilhaft sein. Dadurch erhält der Optionsinhaber die Aktiendividende und verzichtet auf den verbleibenden Zeitwert der Option. Kunden werden über anstehende Dividendenzahlungen über die TWS, das Client Portal und per E-Mail informiert, falls der zugrunde liegende Basiswert eines Optionskontrakts eine Dividende ausschüttet. Zusätzlich wird prognostiziert, ob eine vorzeitige Ausübung finanziell sinnvoll ist oder wie wahrscheinlich eine Zuteilung bei Shortpositionen ist.
Laut der EUREX werden die zugeteilten Aktien innerhalb von 2 Geschäftstagen abgewickelt.
Außerdem regeln die Clearing-Anweisungen, dass Dividenden dem Inhaber der Optionsposition nach der Ausübung zustehen.
Somit ist die Ausübung einer Option am Tag vor dem Ex-Tag ausreichend, um für eine Aktiendividende berechtigt zu sein.
Optionen und Optionskombinationen können in der Regel in einem Bar-Depot gehandelt werden. Dies ist jedoch nur bei gedeckten Optionen möglich. Andernfalls ist der Handel auf europäische Optionen beschränkt. Im Allgemeinen ist der Handel mit Optionen in Bar-Depots nur für cash-abgerechnete Optionen möglich.
Insbesondere Rohstoff-Futures bergen das Risiko einer möglichen physischen Lieferung des zugrunde liegenden Vermögenswerts. Daher muss eine solche Position rechtzeitig geschlossen werden. In der folgenden Tabelle werden die häufigsten Fristen für das Schließen von Futures-Positionen aufgeführt: Übersicht über die Abwicklung von Futures
Die Abwicklung von Optionen variiert je nach Handelsplatz und Optionsstil.
- EUREX: Am Verfallstag findet zwischen 13:00 Uhr und 13:05 Uhr eine Auktion statt, bei der der Abrechnungspreis aller DAX-Optionen ermittelt wird. Basierend auf dem Eröffnungskurs nach der Auktion wird der Abwicklungskurs ermittelt, und die Optionen werden später am gleichen Tag abgewickelt.
- EUREX-Aktienoptionen: Aktienoptionen verfallen am letzten Handelstag nach Börsenschluss um 17:30 Uhr.
- S&P 500 (SPX) Optionen: Der letzte Handelstag endet am Tag vor dem Verfallstag einer Option. Am Verfallstag wird der Eröffnungskurs aller S&P 500-Aktienpositionen ermittelt und als Anrechnungskurs herangezogen. Es ist wichtig zu beachten, dass dies nur für Optionen gilt, die einen üblichen Verfallstermin am 3. Freitag des Monats haben.
- US-Aktienoptionen: Aktienoptionen können am letzten Handelstag bis 22:00 Uhr MEZ gehandelt werden.
Informationen zur Settlement-Methode sind in der Handelsplattform verfügbar. Weitere Informationen zur Abwicklung und zum Verfall von Optionen finden Sie auf den Webseiten von Börsen EUREX und CBOE.
Nein, wenn Erlöse aus dem Aktienverkauf am selben Handelstag reinvestiert werden, ist die Zahlung des Kaufpreises für die Aktien erst nach zwei Geschäftstagen fällig. Dies entspricht der Settlement-Frist Ihrer Verkaufserlöse. Wenn die Erlöse aus dem Aktieverkauf sich mit dem Kauf der neuen Aktien decken, werden keine Barmittel geliehen und somit auch keine Zinsen gezahlt.
Zinsen werden nur für positive oder negative Währungsbarsalden am Ende des Handelstages berechnet.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Finanzinstrument innerhalb der TWS und wählen Sie Finanzinstrument-Info > Details.
Es öffnet sich eine neue Seite, wo die Produktinformationen für das ausgewählte Produkt angezeigt werden. Die Abwicklungsdetails sind im Abschnitt Settlement Method zu finden.
Je nach der Art Ihres Depots wird es einige spezifische Auswirkungen geben. Über LYNX können Sie entweder ein Bar-Depot oder ein Margin-Depot führen.
Weitere Informationen über die Umstellung auf die Settlementfrist T+1 finden Sie auf der folgenden Seite: Änderung der Settlementfrist T+1