James O’Shaughnessy

O’Shaughnessy ist Fondsmanager des seit April 2008 unabhängigen Unternehmens O’Shaughnessy Asset Management (OSAM). Ein Unternehmen, das vorher elf Jahre unter der Leitung von Bear Stearns Asset Management war. Darüber hinaus besitzt er diverse kanadische Investmentfonds, die auf amerikanische Aktien spezialisiert sind. Neben seinem Posten bei OSAM ist er außerdem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Chamber Music Society des Lincoln Centers und Vorstandsmitglied des Lincoln Center for the Performing Arts.

Was zählt ist die klinische und disziplinierte Ausführung einer Investmentstrategie

Die Leistungen seiner Fonds sind beeindruckend:

  • RBC US Growth Fund schlug den entsprechenden Index (Russell 2000) in einer Zeitspanne von zehn Jahren mit einem Faktor von vier.
  • RBC US Value Fund generierte in einer Zeitspanne von zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite von 4,5%. Und das während der Benchmark-Index S&P 500 in einer vergleichbaren Zeitspanne durchschnittlich 0,2% pro Jahr erbrachte.

Die wichtigsten Erkenntnisse von O’Shaughnessy wurden in seinem Buch „What Works on Wall Street“ (1996) aufgezeigt. Die in diesem Buch beschriebene Analyse besteht aus dem wiederholten Testen von bestimmten Strategieportfolios. Mithilfe einer Auswahl von diversen Aktienkriterien wird auf Basis von historischen Kursdaten geprüft, wie verschiedene Portfolios abschneiden würden.

O’Shaughnessy ist am bekanntesten für seinen Cornerstone Ansatz. Eine Methode, die aus drei Strategien besteht. Diese sind die Cornerstone-Value-Strategie, die Cornerstone-Growth-Strategie sowie eine Kombination aus beiden: die United-Cornerstone-Strategie. In dem Zeitraum von 1954 bis 1996 schnitten diese drei Strategien durchschnittlich besser ab als der Benchmark-Index S&P 500. Höchstwerte hiervon sind bei der United-Cornerstone-Strategie zu finden, die durchschnittlich eine jährliche Rendite von 17,1% generierte, verglichen mit einer durchschnittlichen Rendite von 11,5% des S&P 500.

Dieser Unterschied von 6% scheint relativ klein. Über eine Zeitspanne von 42 Jahren ist dieser Unterschied jedoch enorm groß. Nehmen Sie als Beispiel eine anfängliche Investition von $10.000. Bei einer Investition in den S&P Index würden Sie am Ende dieser Zeitspanne über einen Betrag von $1 Million verfügen. Nicht schlecht, höre ich Sie sagen. Jedoch würden Sie bei Inanspruchnahme des O’Shaughnessy Portfolios über die gleiche Zeitspanne hinweg eine Rendite von $7,6 Millionen erhalten. Ein Unterschied von $6,6 Millionen…Jackpot!

Er testete seine Strategien, indem er zuerst über die Computer-Datenbank Compustat von mehr als vier Jahrzehnten an Kursdaten der amerikanischen Märkte Gebrauch machte. Eine Investmentstrategie, die er als erste Person überhaupt hat patentieren lassen (Patentnr. 5978778, Automated Strategies for Investment Management November 1999).

Genau wie die anderen Gurus interessiert sich O’Shaughnessy wenig für den Markt. Er sieht eine Gruppe von Personen als eine Ansammlung von unlogischen Sachverhalten. Was zählt ist die klinische und disziplinierte Ausführung einer Investmentstrategie. Gefühle werden dabei ausgestellt. Dennoch ist der Markt nicht komplett irrelevant (ansonsten besteht kein Markt laut Buffett).

Was O’Shaughnessy aber doch vom Markt verwendet ist der sogenannte Relative Strength Index (Relative-Stärke-Index; RSI), ein Momentum-Indikator, der die Geschwindigkeit und Größe einer gerichteten Preisbewegung anzeigt. Laut O’Shaughnessy schneiden Gewinner im Allgemeinen weiterhin gut ab und Verlierer verlieren weiterhin. Er sieht einen hohen RSI also eher als günstig und nicht als Zeichen für Überhitzung. Jedoch würde er natürlich nie ausschließlich den RSI als Kriterium verwenden.

Außerdem widerlegt O’Shaughnessy die Weisheit, dass Renditen immer ein Risiko bilden. Denn über seine Nachforschungen kommt O’Shaughnessy zu dem Schluss, dass die leistungsfähigen Strategien weniger risikoreich waren als die Strategien, die schlechter abschnitten.

Einer der Gründer der quantitativen Aktienanalyse

James O’Shaughnessy wird als einer der Gründer der quantitativen Aktienanalyse gesehen. Sein Interesse für quantitative Forschung wurde während seiner zwei Studiengänge geweckt. Zuerst absolvierte er ein Studium in internationaler Wirtschaft und Business Diplomatie an der Georgetown University. Danach hängte er noch ein Studium in Wirtschaftswissenschaften an der University of Minnesota an. Seine quantitative Aktienanalyse stützt sich auf Portfolios, die von verschiedenen Strategien Gebrauch machen. Diese Portfolios werden daraufhin anhand diverser Kriterien getestet. Die Portfolios, die sich hier beweisen, werden dann ausgewählt und das Spiel kann beginnen.

Um einen Einblick in die Investmentphilosophie von O’Shaughnessy zu bekommen, folgen nun einige der meist  verwendetsten Kriterien:

  • Positionen sind für eine lange Zeitspanne vorgesehen. Laut O’Shaughnessy (und lange sagte dies nicht nur er) tritt das Phänomen auf, dass die Ertragskraft sich verschlechtert, je mehr man kauft und verkauft. Folglich ändert O’Shaughnessy seine Portfolios nur einmal pro Jahr. Aber er hält, im Gegensatz zu Buffett, auch nicht endlos an seinen Anteilen fest.
  • Ein Wachstumsportfolio (Cornerstone Growth). Hierbei geht es vornehmlich um ein Portfolio, das aus kleineren Unternehmen besteht (jedoch gibt es auch genug größere Betriebe, die hierfür geeignet sind). Kriterien sind kontinuierliches Wachstum in EPS und RSI. Hierbei wird das wertorientierte Kriterium `Kurs-Umsatz-Verhältnis´ verwendet; laut O’Shaughnessy das beste Kriterium, um den heutigen und zukünftigen Wert einer Aktie zu bestimmen. Hierfür ist eine Kombination aus einem hohen RSI und einem niedrigen Kurs-Umsatz-Verhältnis nötig.
  • Ein Wertportfolio (Cornerstone Value). Ein Portfolio, das aus Marktführern besteht, erreicht deutlich mehr als der Marktdurchschnitt, denn Börsenkurse von Marktführern sind deutlich weniger volatil. Cashflow, Umsatz, Dividendenrendite und die Anzahl der im Umlauf befindlichen Anteile sind hierbei die wichtigsten Auswahlkriterien.

Im folgenden sehen Sie O’Shaughnessy‘s relativ einfache Methodik für die verschiedenen Strategien:

Cornerstone Growth

  • Marktkapitalisierung von mindestens $150 Millionen
  • Der Gewinn pro Aktie (EPS) muss während einer Zeitspanne von fünf Jahren jedes Jahr angestiegen sein
  • Das Kurs-Umsatz-Verhältnis muss niedriger sein als 1,5
  • Relative-Stärke-Index (RSI); von den Aktien, die die ersten drei Kriterien erfüllen, werden die 50 Aktien mit dem größten RSI ausgewählt

Sie sind bestimmt neugierig wie diese einfache Strategie in den vergangenen 10 Jahren funktioniert hat. Wir auch. Auf der Webseite von American Association of American Investors, aaii.com, sehen Sie, dass Cornerstone Growth eine Rendite von 16,4% eingeholt hat, während der S&P 500 nicht mehr als ein Plus von 4% erreichen konnte. Das ist natürlich hervorragend. Die vergangenen fünf Jahre sind allesamt weniger gut verlaufen, mit einem durchschnittlich positiven Ergebnis von 1,8%. Das ist jedoch immer noch sehr gut, wenn wir uns den Benchmark S&P 500 anschauen, der in derselben Zeitspanne ein Minus von 0,6% pro Jahr erzielte.

Cornerstone Value

  • Marktkapitalisierung von mindestens $1 Milliarde
  • Die Anzahl der im Umlauf befindlichen Anteile muss den Marktdurchschnitt übersteigen
  • Der Umsatz der vergangenen 12 Monate muss mindestens anderthalb Mal den Marktdurchschnitt betragen
  • Aktien, die die vier erstgenannten Kriterien erfüllen, werden als Dividendenrendite eingestuft. Die 50 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite werden danach ausgewählt.

Und wie hat Cornerstone Value abgeschnitten? Ein bisschen schlechter als sein Bruder Growth. Value musste in den vergangenen 10 Jahren mit einem durchschnittlichen Plus von 5,2% auskommen. Für die vergangenen 5 Jahren steht sogar ein Minus von 5,1% pro Jahr auf den Anzeigetafeln. Vielleicht kann Value in den kommenden 10 Jahren aber wieder an Growth vorbeiziehen.

United Cornerstone

Dies ist eine Kombination von Aktienportfolios, die sich auf die Growth- und die Value-Cornerstone-Strategie stützt. Die Idee hinter dem Zusammenlegen dieser zwei Strategien ist, dass die Leistungen der beiden nicht miteinander korrelieren. Wenn die Value-Strategie gut abschneidet, kann die Growth-Strategie ein bisschen schlechter abschneiden und andersherum. Dass dieser Gedanke gültig ist, konnten wir weiter oben sehen. Leider gibt aaii.com keine Ergebnisse für diese Version von Cornerstone an. Wir haben dennoch die Performance von 2003 bis einschließlich 2009 gefunden. Hier erzielte das United-Cornerstone-Portfolio von 50 Anteilen eine Gesamtrendite von 109%, verglichen mit einem positiven Ergebnis von 21% für den S&P 500. Auch dies ist natürlich großartig.

Börsenweisheiten

Die beliebtesten Zitate von James O’Shaughnessy

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James O’Shaughnessy

Wenn man auf die spektakulärsten Explosionen der Geschichte zurückschaut, dann waren diese immer an ein paar Faktoren gekoppelt: Es waren äußerst komplizierte Strategien, die teilweise nicht mal von den Anwendern verstanden wurden, und sie waren zu hoch gehebelt.

James O’Shaughnessy

Der durchschnittliche Investor perfomt signifikant schlechter als ein simpler Index. Das liegt im wahrsten Sinne des Wortes daran, wie unsere Gehirne verdrahtet sind.

James O’Shaughnessy

Industrien, die Güter und Services anbieten, welche die Menschen unabhängig von der wirtschaftlichen Lage kaufen müssen, sind nahezu zum Erfolg verpflichtet.