Börse aktuell

Hier erfahren Sie, was an der Börse aktuell geschieht. Unser Börsenexperte Ronald Gehrt beobachtet täglich das aktuelle Börsengeschehen und fasst die neuesten Börsendaten und Börsenberichte wöchentlich für Sie zusammen. Mit Börse aktuell bringen wir die wichtigsten Börsennachrichten auf den Punkt und kommentieren, was momentan an der Börse los ist.

Börse: Aktuelle Nachrichten der Woche

Neues von der Börse: Unsere aktuellen Börsennachrichten informieren Sie jede Woche über die derzeitige Börsenentwicklung. Was beschäftigt die Börse? Was steht diese Woche an? Diktieren Bullen oder Bären die Märkte? Sollten Sie Ihre Investitionen erhöhen oder lieber Gewinne mitnehmen? Wir geben Ihnen die Antworten auf diese Fragen, wagen einen Ausblick auf die kommende Börsenwoche und bewerten anstehende Ereignisse, die Auswirkungen auf den Börsenverlauf haben könnten.


Börse aktuell vom 29.-05.05.2024

Japan … Konjunktur-Zeitbombe abseits der Schlagzeilen?

von |
In diesem Artikel

DAX
ISIN: DE0008469008
|
Ticker: DAX --- %

---
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zur DAX
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Ender der Achtzigerjahre war Japan der spannendste Markt weltweit. Doch dann ging etwas kapital schief. Die Tokioter Börse kollabierte und versank danach in einen Dornröschenschlaf. Erst die Meldung über die ersten Rekordhochs seit dreieinhalb Jahrzehnten ließ manche zuletzt wieder hinschauen. Doch über all die Jahre war Japan in einer ganz anderen Hinsicht für die Weltmärkte wichtig … und stellt eine Zeitbombe dar, die kaum jemand wahrnimmt, Stichwort „Carry Trades“. Werfen wir einmal einen Blick ins Land der aufgehenden Sonne.

Seit China zum Wachstumsmarkt wurde, geht der Blick internationaler Investoren dorthin oder nach Südkorea, wenn es um Investments in Südostasien geht. An der Börse aktuell ist Japan für viele komplett vom Bildschirm verschwunden. Was vor allem am bis vor zehn Jahren nonstop dahinsiechenden Aktienmarkt lag. Dass der ab 2013 wieder zulegte, dürften die meisten gar nicht mitbekommen haben. Zumal: Zinsen gab es in Japan auch keine und das Wachstum war gegenüber der Boom-Phase der Achtzigerjahre nicht der Rede wert. Wozu überhaupt hinschauen? Aber bevor wir zur Zeitbombe namens „Carry Trades“ kommen, sollten wir uns erst einmal im Schnelldurchlauf ansehen, was damals passiert war. Denn letztlich leitet das alles dorthin, wo jetzt der Zeitzünder tickt.

Börse aktuell: Entwicklung Nikkei 225 von 1984 bis 2024 - 34 Jahre bis zum neuen Hoch | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Nikkei 225 von 1984 bis 2024 – 34 Jahre bis zum neuen Hoch | Quelle: marketmaker pp4

Eigentlich wie üblich: Erst kam die Blase … und dann platzte sie

Japan war „das“ Ding der Achtziger. Ob Autos, Unterhaltungselektronik oder Haushaltsgeräte, aus Japan kamen die coolsten, innovativsten Produkte, die europäischen und US-amerikanischen Herstellern die Marktanteile wegfraßen wie ein Heuschreckenschwarm die Ernte. Natürlich wollten alle dabei sein, zumal es die Aktien der großen Marken auch alle zu kaufen gab. Und dann kamen auch noch die ersten Optionsscheine von dort: Reich werden im Schnellzugtempo, wer wollte das nicht? Da die Endphase … von der ich nicht ahnte, dass es die Endphase und nicht der Beginn der Party ist … genau in die Zeit fiel, in der ich meine ersten Schritte als Anleger machte, kann ich als Zeitzeuge berichten, wie dumm man allseits aus der Wäsche schaute, als es pünktlich mit dem Start ins Jahr 1990 abwärts ging wie in einem defekten Fahrstuhl. Unter anderem mit mir drin, klar.

Börse aktuell: Nikkei 225 - Platzen der Blase im Jahr 1990 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Nikkei 225 – Platzen der Blase im Jahr 1990 | Quelle: marketmaker pp4

Was war passiert? Nun, einfach das, was immer passiert, wenn eine Blase entstanden ist: sie war geplatzt. Einen unmittelbaren, zwingenden Auslöser gab es damals, wie so oft, nicht, soweit ich mich richtig erinnere (zumal das damals mit dem Informationsfluss ja anders lief als heute). Der Hausse gingen einfach zu lange die Käufer aus, während im selben Moment zu viele auch mal Kasse machen wollten. Das führte zu abrutschenden Kursen und die wiederum dazu, dass man begann zu tun, was man vorher im Taumel der Goldgräber-Stimmung nicht getan hatte: genauer hinsehen. Und das hatte auch ich vorher nicht, obgleich gerade frisch mit BWL-Diplom versehen und somit grundsätzlich imstande zu verstehen, dass so manches längst die höchste Alarmstufe erreicht hatte, beispielsweise die absurd stark gewachsene Geldmenge in Japan, wie der folgende Chart zeigt:

Börse aktuell: Entwicklung der Geldmenge von Japan von 1985 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung der Geldmenge von Japan von 1985 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Alle wollten dabei sein, immer mehr Geld floss in den japanischen Markt. Die Bewertungen wurden, wie üblich bei solchen euphorischen Phasen, in denen die Gier die Vernunft aus dem Feld schlägt, absurd hoch. Und dann muss halt nur einer „Feuer“ schreien und alle wollen zugleich aus demselben, zu engen Notausgang hinaus. Das Problem war, wie übrigens bei den meisten Baissen, dass die Konjunktur in Japan, aber auch in Europa und den USA, zuvor ganz gut beieinander war, durch diesen Crash der japanischen Börse aber so viele so viel Geld verloren, dass der Konsum massiv zurückging und dadurch auch in Europa und den USA eine Rezession entstand (nicht nur deswegen, aber auch). In Japan jedoch war der Flurschaden nicht nur größer, er war dramatisch. Sehen Sie sich dazu die folgende Grafik an:

Mega-Staatsverschuldung, kein Wachstum, keine Perspektiven

Börse aktuell: Entwicklung BIP von Japan von 1985 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung BIP von Japan von 1985 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Das Wachstum rutschte immer weiter ab. Und mehr noch: Es kam nicht mehr auf die Beine. Selbst Anfang 1996, sechs Jahre nach dem Platzen der Aktienblase, kroch das japanische Bruttoinlandsprodukt noch um die Nulllinie herum, während die Staatsverschuldung immer weiter stieg, da die Regierung ein Konjunkturprogramm nach dem anderen auflegte und am Ende nichts funktionierte. Auch heute ist das noch so, im Verhältnis Staatsschulden zu Bruttoinlandsprodukt liegt Japan mit 264 Prozent meilenweit vor allen anderen Ländern.

Die japanische Notenbank war zunächst ratlos, immerhin hatte sie das Geld durch Zinssenkungen in einem für damals erheblichen Ausmaß bereits billiger gemacht. Aber es war offenbar noch nicht billig genug. Der nächste Chart zeigt, was dann passierte:

Börse aktuell: Entwicklung BIP und Leitzins von Japan von 1979 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung BIP und Leitzins von Japan von 1979 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Japan „erfand“ quasi, lange vor EZB und US-Notenbank, in den Neunzigerjahren die Nullzinspolitik. Der japanische Leitzins rutschte zuerst auf 0,5 Prozent, Anfang der 2000er auf 0,1 Prozent und blieb seither die meiste Zeit dort. Das führte dazu, dass die japanische Wirtschaft wieder erste Sprünge machte. Konstant wurde das aber nie … also bleiben die Zinsen unten. Und ebenso wie später in Europa und den USA sagte man sich: Das können wir irgendwann wieder auf Normalniveau korrigieren, aber momentan geht es halt nicht. Auf den ersten Blick schien das ja auch kein Problem zu sein. Und im Gegenteil: Für einige findige Köpfe war es sogar mehr als das … es war ein Schlaraffenland, denn:

Nullzinsen „forever“ … und das Entstehen der Zeitbombe

Während im Rest der Welt die Zinsen höher waren, waren in Japan natürlich auch die Kreditzinsen entsprechend der Null-Leitzinsen relativ billig. In Japan einen Kredit aufzunehmen, dessen Verzinsung den Kreditnehmer weniger kostete als die Zinsen, die er z.B. für US-Anleihen bekam, war somit höchst verlockend. Aber was, wenn es zu Währungsverschiebungen kommt, so dass der Yen, in dem man den Kredit dann ja zurückzahlen muss, auf einmal erheblich steigt und der Währungsnachteil den Zinsvorteil aufzehrt, sogar ein Verlust entsteht?

Dieses Risiko hielten viele für gering und sind damit bislang nicht auf die Nase gefallen, denn die japanische Notenbank hob die Zinsen ja nicht an, so dass der Yen aufgrund der mageren Zinsen nie richtig in Fahrt kam. Wir sehen in der nächsten Grafik, wie sich der Yen in den letzten zehn Jahren zum Euro und zum US-Dollar entwickelte (die Grafik zeigt, wie viel Yen man für einen US-Dollar bzw. einen Euro bezahlen muss, d.h. steigt der Kurs, fällt der Yen im Wert):

Börse aktuell: Entwicklung Yen zum Dollar und Euro von 2014 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Yen zum Dollar und Euro von 2014 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Und dieser Wertverfall des Yen (Kürzel JPY) machte einige immer gieriger, denn überlegen wir mal, was das bedeutet:

Nehmen wir an, Sie hätten vor einem Jahr in Japan einen Kredit von zehn Millionen Yen aufgenommen, der damals beim Wechselkurs von 148 Yen für einen Euro einen Gegenwert von 67.560 Euro hatte. Für dieses Geld zahlen Sie einen einfach mal angenommenen Zins von 1,5 Prozent für fünf Jahre, können aber jederzeit zurückzahlen. Im April 2023 hätten Sie dieses Geld in Euro getauscht und Bundesanleihen mit fünf Jahren Laufzeit und einer Verzinsung von damals 2,45 Prozent gekauft. Damit würden Sie jedes Jahr knapp ein Prozent oder knapp 680 Euro Zinsüberschuss haben (Anleiherendite – Zins für den Yen-Kredit). Nicht übel dafür, dass das komplett auf Pump läuft, der eigene Kapitaleinsatz also null ist. Aber!

Angenommen, Sie würden diesen Yen-Kredit jetzt zurückzahlen, wäre der Verzinsungsvorteil „Peanuts“ im Vergleich zum Währungsgewinn. Denn aktuell ist kostet ein Euro 169 Yen und nicht mehr 148 wie vor einem Jahr. Das bedeutet, dass Sie die Rückzahlung der zehn Millionen Yen jetzt nur noch 59.171 Euro kostet … Sie hätten durch den Verfall des Werts des Yen also einen Währungsgewinn von fast 8.400 Euro kassiert!

Deswegen sind diese sogenannten Carry-Trades so beliebt. Sehr viele internationale Anleger nehmen sehr viel Geld in Japan auf und sind sich sicher, damit das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Und wie gesagt: Ja, das ging lange gut. Aber das muss es nicht auf ewig. Und wenn es schiefgeht, hätte das heftigste Konsequenzen!

Die Carry-Trades: Was wäre, wenn …

Ein stärkerer Yen ist zwar nicht im Sinne der Carry-Trader. Aber die japanische Notenbank wäre daran sehr wohl interessiert, denn da Japan so ziemlich alle Rohstoffe importieren muss und die in US-Dollar fakturiert werden, werden diese Importe mit fallendem Yen immer teurer und teurer. Und befeuern dadurch die bislang in Japan harmlos gebliebene Inflation, deren Jahresrate, wie im Folgenden zu sehen, nicht vergleichbar mit den USA und der Eurozone stieg, derzeit aber auch kaum zurückkommt. Und das kann Japan, dessen Wirtschaft sich seit 1990 nie wirklich stabil erholen konnte, nun wirklich nicht gebrauchen. 

Börse aktuell: Entwicklung Inflation Japan von 2004 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Inflation Japan von 2004 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Daher hat die japanische Notenbank in der letzten Woche erstmals seit 17 Jahren den Leitzins angehoben. Zwar nur auf 0,1 Prozent, das ist also bisher rein symbolisch. Aber der schwache Yen muss zurückkommen, ansonsten dürften weitere Zinsschritte folgen. Und dann, wenn der Yen auf einmal steigt, hätten die „Carry-Trader“ ein Problem. Und nicht nur sie.

Für Carry-Trades hieße das, dass bei einem wieder stärker werdenden Yen die Gefahr droht, Währungsverluste zu erleiden, die weit höher kommen als der Zinsvorteil. Damit würde aber nicht nur die Neuaufnahme solcher Yen-Kredite uninteressant, viele würden natürlich versuchen, die Reißleine zu ziehen. Was hieße:

Erst müssten die ganzen Trades in Anleihen und Aktien, die auf diesen Krediten basieren, verkauft werden. Niemand weiß sicher, wie groß das Volumen der Carry-Trades derzeit ist, aber man darf unterstellen, dass wir uns da in der Region von Billionen bewegen. Schon 2010, so ein FAZ-Artikel von damals, ging es um mehrere Hundert Milliarden US-Dollar.

Da würde es also am Aktien- und Anleihemarkt überall heftig rumpeln. Zudem verdienen die japanischen Banken an diesen Geschäften ja nicht schlecht. Würde dieses Kartenhaus indes zusammenfallen und eine nennenswerte Prozentzahl solcher Kredite uneinbringlich, weil die Kreditnehmer die Verluste nicht rechtzeitig begrenzt haben, könnte das den japanischen Bankensektor und mit ihm die gesamte Wirtschaft massiv unter Druck setzen.

Die ewige Nullzinspolitik und dieses angebliche „Ei des Kolumbus“ namens Carry-Trades sind also nichts anderes als eine Zeitbombe, bei der keiner weiß, wann sie hochgehen könnte. Was wir aber jetzt wissen ist: Die Sorge vor einer dauerhaft zu hohen Inflation wegen des Wertverfalls des Yen führt gerade dazu, dass die japanische Notenbank am Zeitzünder herumbastelt. Nicht weil sie nicht wüsste, was das bedeuten könnte, sondern weil ihr nichts anderes übrig bleibt.

Was lange gutgeht, geht auch weiter gut? Glaubt das jemand ernsthaft?

Dass der Yen auf diese Mini-Leitzinsanhebung nicht reagierte, mag manche darin bestärken zu glauben, dass ihren Carry-Trades nichts passieren kann. Solange etwas gutgeht, neigt man nun einmal dazu zu glauben, dass es auch weiterhin gutgeht, wie z.B. zu schnell und ohne Gurt in Kurven zu fahren, am besten noch bei Regen. Aber ungefähr so riskant ist die Sache eben.

Und gerade der Japan-Crash 1990/91 sollte einem vernünftig denkenden Investor klarmachen, dass gerade dann, wenn viele glauben, dass nichts anbrennen kann, bereits der Zeitzünder tickt. Damals bin ich von solchen Ideen kuriert worden. Aber wie viele agieren heute an den Börsen, die noch nie erlebt haben, dass, was risikolos scheint, auf einmal zu Staub zerfällt? Viele, daher: Halten Sie Ihre Risiken immer im Rahmen, denn wer viel wagt, mag oft gewinnen … aber wer zu viel wagt, landet fast immer auf der Nase!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Aktien verleihen und Rendite steigern

Steigern Sie die Rendite Ihres Depots, indem Sie Ihre Aktien verleihen und dafür Zinsen erhalten. Nutzen Sie das Aktienrendite-Optimierungs­programm über LYNX. Jetzt informieren: Aktien verleihen

Wie hilfreich fanden Sie den Artikel?
Wenig hilfreichSehr hilfreich

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen


Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Börse aktuell: DAX, Dow Jones und Co.

Die heutigen Top-News und Börsenmeldungen zum DAX und der Börse USA mit dem Dow Jones, dem Nasdaq und dem S&P 500 als weltweit einflussreiche Indizes bilden einen Schwerpunkt unserer aktuellen Berichterstattung von der Börse. Auch gute Aktien, die momentan sehr stark im Fokus der Anleger stehen und steigende Börsenkurse prophezeien, werden wir Ihnen hier vorstellen. So bekommen Sie einen umfassenden Börsenausblick und können Ihre eigenen Börsenprognosen verifizieren oder falsifizieren.

Börse: Aktuelle Entwicklung und Trends

Die aktuelle Entwicklung und der aktuelle Trend an der Börse werden maßgeblich von Wirtschaftsnachrichten, Konjunkturdaten und Neuigkeiten von börsennotierten Unternehmen bestimmt. Diese wirken sich nicht nur auf Aktienkurse aus, sondern auch auf andere Assetklassen wie börsengehandelte Fonds, Optionen und Futures. Des Weiteren werden durch Börsennachrichten auch die Anleihemärkte und Rohstoffmärkte in Bewegung versetzt. Daher haben wir auch die Zinsen, den Ölpreis und Goldpreis immer im Blick.

Börse: Aktuelle Tipps zum Marktgeschehen

Neben Börsennews bekommen Sie auch hilfreiche Tipps, um das gegenwärtige Marktgeschehen besser zu interpretieren. Der Börsenmarkt setzt sich aus vielen verschiedenen Märkten zusammen. Jedes Land, jede Branche und jedes Finanzprodukt wird von individuellen Faktoren beeinflusst, sodass es schwierig ist, alle Märkte mit ihren jetzigen Chancen und Risiken zu verfolgen und zu analysieren. Mit Börse aktuell liefert Ihnen unser Börsenprofi die Börseninformationen, die wirklich wichtig sind, und zugleich eine kompakte Börsenvorschau der Woche.

Börse aktuell: Die letzten Nachrichten

Wo wir in Bezug auf die Leitzinsen an sich stehen, weiß jeder: immer noch oben. Aber in diesem Beitrag soll es um die Frage gehen, wie sich die aktuelle Gesamtsituation in Bezug auf anstehende Senkungen darstellt und womit man rechnen könnte, wenn sie beginnen. Denn die simple Regel „Zinsen runter, Kurse rauf“ greift definitiv zu kurz.

Wann sinken denn nun endlich die Leitzinsen, jetzt, wo wir Inflationsraten sehen, die ziemlich nahe an der Zielzone von um die zwei Prozent liegen? Und wie würden die Wirtschaft und die Aktienmärkte dann reagieren? Fragen, zu denen man nur Vermutungen anstellen kann, das aber tut derzeit wohl jeder. Denn natürlich würde man gerne wissen, was sich hinter diesem steten Nebel der Ungewissheit verbirgt, um sicher sein zu können, mit Trading-Entscheidungen, die man heute trifft, morgen richtig zu liegen. Aber wie immer an der Börse ist das eben nicht so einfach.

Wo bleibt die Planungssicherheit?

Natürlich wollen die Anleger von den Notenbanken wissen, wann die Inflation besiegt ist, ab wann die Leitzinsen gesenkt werden und wie schnell und weit es dann nach unten geht. Und letztlich geht es jedem Unternehmen und Verbraucher nicht anders. Lohnt es, mit Finanzierungen zu warten? Oder zieht sich das alles so lange hin, dass man alles, was in den nächsten ein, zwei Jahren fällig ist, genauso gut gleich kaufen oder angehen kann?

Teure Kredite und teure Hypotheken bremsen die Wirtschaft. Und hohe Anleiherenditen sind eine lukratives Investment, wenn die Zinsen dann bald sinken: Kein Wunder, dass die Anleger angespannt in den Startlöchern stehen … und bereits einen Frühstart hingelegt haben, als man im vergangenen Herbst begann, auf eine schnelle, weitreichende Zinssenkungsserie ab März zu setzen.

Nicht, weil die großen Notenbanken das behauptet hätten. Nicht, weil es im Herbst klare Belege dafür gegeben hätte, dass die Inflation besiegt oder zumindest so unter Kontrolle wäre, dass EZB, US-Notenbank („Fed“), die Bank of England und andere mit Zinssenkungen hätten beginnen können. Sondern weil man es wollte. Und weil die ersten, spekulativen Käufe eben wegen dieses Wunsches nach der Rückkehr des „billigen Geldes“ als Beweis dafür fehlinterpretiert wurden, dass es genauso kommt wie behauptet. Der folgende Chart der Renditen am US-Anleihemarkt zeigt: Das war ein Fehlstart. Und jetzt? Klappt es beim zweiten Anlauf? Wieso können die Notenbanken denn nicht einigermaßen für Planungssicherheit sorgen?

Börse aktuell: Entwicklung der Rendite für US-Bonds mit 10 Jahren Laufzeit von 2020 bis 2024 | marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung der Rendite für US-Bonds mit 10 Jahren Laufzeit von 2020 bis 2024 | marketmaker pp4

Risikofaktoren „letzte Meile“ und „zweite Welle“

Weil sie nun einmal nicht hellsehen können und es klugerweise im Gegensatz zu den „Fehlstart-Tradern“ auch gar nicht erst versuchen. Schließlich ist die Preisentwicklung von Faktoren abhängig, die die Notenbanker weder vorhersehen noch beeinflussen können. Und das sind zudem nicht gerade wenige:

Wie werden sich die Verbraucher verhalten? Je mehr der Konsum in die Knie geht, desto geringer ist das Risiko, dass die Unternehmen die Preise weiter anheben können.

Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise? Gehen Benzin, Heizöl, Diesel, Gas und Strom durch die Decke, bremst das zwar den Konsum, weil den Verbrauchern weniger Geld für andere Dinge bleibt, es erhöht aber auch die Kosten der Produktion und sorgt damit für Inflationsdruck.

Wie entwickelt sich das Lohnniveau? Können Gewerkschaften massive Lohnsteigerungen durchsetzen, die zum einen den Konsum und damit die Preise befeuern und zugleich die Kosten der Unternehmen erhöhen, so dass diese das auf die Preise umlegen müssen?

Was treibt die Politik? Werden Subventionierungen ungeschickt nach dem Gießkannenprinzip vorgenommen, so dass, wer zu wenig hat, danach immer noch zu wenig hat, diejenigen aber, die sowieso über die Löhne vollen inflationsausgleich erhielten, dadurch noch mehr haben, was den Konsum zwar ungleicher verteilt, aber insgesamt anschiebt und die Unternehmen das nutzen, um die Preise anzuheben?

Die Notenbanken können bei all diesen Dingen nur beobachten. Zwar hört man gerade seitens der EZB immer wieder Hinweise und Apelle, die Sache vernünftig anzugehen, aber wie zu erwarten schalten da Politik, Unternehmen und Verbraucher durch die Bank auf Durchzug. Der Effekt:

Die Notenbanken müssen Risiken einkalkulieren. Sie wissen, dass der aktuelle Level zwar vorgaukelt, dass die Zwei-Prozent-Zielzone, die man bei den Notenbanken allgemein als wünschenswert ansieht, so gut wie erreicht wäre. Aber das letzte Stück, die sogenannte „letzte Meile“, ist meist die schwerste.

Und was bei der Betrachtung der reinen Jahresrate der Inflation harmlos wirkt, ist es eben nicht, die Preise stiegen ja immer weiter, wie die folgende Grafik der harmonisierten (Eurozone-einheitlichen) Preisentwicklung in einer nominalen Darstellung zeigt. Das darf so nicht bleiben. Und wegen des vorgenannten „Durchzug-Verhaltens“ der Beteiligten bleiben die Notenbanken zu Recht vorsichtig.

Börse aktuell: Entwicklung harmonisierter Preisindex der Eurozone von 2015 bis 2024 | marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung harmonisierter Preisindex der Eurozone von 2015 bis 2024 | marketmaker pp4

Denn eine nicht voll absolvierte „letzte Meile“ kann ganz leicht dazu führen, dass die Teuerung die zweite Luft bekommt und erneut aus dem Ruder läuft … und dann müsste man die Zinsen noch höher setzen. Und das, obwohl man weiß, dass der volle Effekt der aktuell hohen Leitzinslevels noch gar nicht eingetreten ist.

Dass das alles nicht so einfach ist, ließe sich an dem „schlauen“ Tipp des Internationalen Währungsfonds (IWF) zum Thema ablesen: Die Geldpolitik in Europa dürfe weder zu schnell noch zu spät gelockert werden, riet der IWF Ende letzter Woche. Ha!

USA: Warum eigentlich senken?

Dass die Konjunktur weder in Europa noch in den USA in eine Rezession gekippt ist, in den USA laut offizieller BIP-Daten sogar so stark ist, als wären die Leitzinsen niedrig, liegt eben daran: Dass dieser Effekt, den hohe Leitzinsen und teure Kredite und Hypotheken normalerweise haben sollten, vor allem in den USA nicht bzw. noch nicht gegriffen hat. Wieso nicht?

Weil viele einfach so weitermachen wie bisher und auf Kredit leben. Warum das so ist, kann ich nicht sicher sagen, sondern nur aus persönlichen Beobachtungen ableiten. Ich kenne Menschen, die haben noch schnell fünfstellige Kredite aufgenommen, als absehbar wurde, dass die Kreditzinsen steigen werden … ohne dass sie das Geld wirklich gebraucht hätten! Ich kenne ebenfalls Menschen, die sich beim Möbel-, Auto- und sogar Hauskauf auf Pump nicht an der Gesamtsumme orientieren, die sie das inklusive Zinsen am Ende kostet, sondern an der Höhe der monatlichen Rate. Ist die bezahlbar, wird auf Pump gekauft, egal, wie viel länger man dann nach hinten hinaus zahlen muss als früher.

Wieso die alle nicht auf mich gehört haben? Sicher, ich habe versucht, allzu Dummes zu stoppen, aber: Da griff das gleiche Phänomen wie bei den Notenbanken: Durchzug, Man will halt nicht hören, was dem, was man will, widersprechen würde.

Aber würden die Leitzinsen noch ein, zwei Jahre hoch bleiben, dann würden die dann zahlreicher werdenden Refinanzierungen von Raten- und vor allem Hauskrediten zu weit höheren Zinsen brutale Auswirkungen auf die Konjunktur haben. Denn die Gläubiger würden bei einem Hypothekenkredit wohl kaum zulassen, dass jemand, der ohnehin noch 20 Jahre zahlen müsste, dann 30 Jahre zahlt, sondern die Raten hochschrauben. Außerdem müssen Unternehmen und Regierungen dann unangenehm lange viel höhere Anleihezinsen bezahlen, wenn sie am Kapitalmarkt Geld aufnehmen müssen. Über kurz oder lang kommt der „Killer-Effekt“ hoher Zinsen also auf jeden Fall. Nur für den Moment nicht, was zu der Frage führt, die US-Notenbankmitglied Kashkari Anfang April in den Raum gestellt hatte:

Warum sollte die „Fed“ die Leitzinsen denn überhaupt senken, wenn die Wirtschaft stark bleibt? Dieser Gedanke mag Anlegern skandalös erscheinen, aber Kashkari hat ja durchaus Recht. Denn was passiert denn, wenn man jetzt die Leitzinsen senkt, während so viele US-Verbraucher so tun, als wäre alles wie immer? Würden sie dann nicht noch mehr konsumieren, die Preise dadurch wieder befeuern, die Bemühungen der Vorjahre ruinieren und das Risiko einer zweiten Inflationswelle steigern, wie es sie in den USA Ende der Siebzigerjahre gab, siehe die folgende Grafik?

Börse aktuell: Entwicklung US-Leitzins und US-Inflationsrate im Vergleich von 1973 bis 1985 | marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung US-Leitzins und US-Inflationsrate im Vergleich von 1973 bis 1985 | marketmaker pp4

Eurozone: Juni als Startpunkt wahrscheinlich, aber …

Gut möglich also, dass die US-Notenbank noch eine Zeit lang abwartet, bis sie erste Senkungen riskiert. In der Eurozone sieht die Sache anders aus. Und richtigerweise betonte EZB-Chefin Lagarde im Rahmen der letzten EZB-Sitzung, dass man nicht von den Entscheidungen der US-Notenbank abhängig sei. Hier ist das Wachstum, nicht zuletzt wegen Deutschland als Klotz am Bein, kaum noch vorhanden. Zudem lag die Jahresrate der Verbraucherpreise hier im März bei 2,4 Prozent, in den USA bei 3,5 Prozent. Man wäre also zum einen näher dran an der Zielzone der Teuerung, zum anderen wirken die Verbraucher in Europa weitaus weniger zügellos als in den USA. Das Problem ist:

Börse aktuell: Entwicklung Inflation USA und Eurozone im Vergleich von 2015 bis 2024 | marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Inflation USA und Eurozone im Vergleich von 2015 bis 2024 | marketmaker pp4

Da die EZB feststellen durfte, dass niemand ihre völlig vernünftigen Ratschläge beachtet hat, muss sie einkalkulieren, dass Politik, Unternehmen und Verbraucher umgehend unvernünftig reagieren, wenn sie auch nur andeutet, dass einer durchaus gut möglichen, ersten Leitzinssenkung in der nächsten Sitzung Anfang Juni automatisch eine Serie weiterer Senkungen folgen werde. Daher hatte Bundesbank-Chef und EZB-Ratsmitglied Nagel zuletzt zu Recht betont: Während eine Zinssenkung im Juni angemessen erscheint, wären Diskussionen über folgende Maßnahmen vorschnell.

Ich würde derzeit vermuten, dass die EZB im Juni einen ersten Schritt um 0,25 Prozent, vielleicht sogar um 0,5 Prozent vornimmt und dann mehrere Monate beobachtet, was daraufhin passiert. Und ich würde mich nicht wundern, wenn dann längere Zeit nichts mehr passiert. Denn die Sache muss nicht nur wegen des Risikos, dass schnelle Zinssenkungen dazu führen, dass die zweite Inflationselle entsteht, mit allergrößter Vorsicht angegangen werden:

Es gibt ja auch noch das Rezessionsrisiko durch Zinssenkungen. Wie belieben, mag mancher fragen, das ist doch unsinnig? Nein, ist es nicht, denn:

Was noch viele nicht realisieren (wollen?): der „Aufschiebe-Effekt“

Was werden Sie tun, wenn die Notenbanken den Leitzins um ein viertel oder halbes Prozent gesenkt hat? Werden Sie, wenn damit fünf bzw. zehn Prozent des vorherigen Anstiegs der Leitzinsen zurückgenommen wurden, losstürmen und all das kaufen, was Sie sich vorher wegen der teuren Kredite verkniffen haben? Nein, so dumm sind nur wenige. Natürlich werden Sie abwarten, bis die Leitzinsen wirklich nennenswert niedriger liegen, sprich die Zinsen mindestens zwei, idealerweise zweieinhalb Prozent herunter gekommen sind und im Bereich 2,0 bis 2,5 Prozent liegen. Denn da könnte man unterstellen, dass ein Level erreicht ist, den die Notenbanken, wenn die Lage es erlaubt, beibehalten werden.

Dann erst lohnt es, wieder neue Kredite aufzunehmen und größere Anschaffungen zu tätigen, die einer Finanzierung bedürfen. Bis dahin würden Sie abwarten, wenn es irgend geht, oder? Nun, gehen Sie besser davon aus, dass andere genauso logisch denken. Und das bedeutet:

Wenn die Zinssenkungen erst einmal beginnen, besteht das Risiko, dass die Konjunktur erst einmal massiv in die Knie geht. Das zwingt die Notenbanken zwar, danach schnell weiterzumachen, um diesen sogenannten „Aufschiebe-Effekt“ so kurz wie möglich zu halten. Aber wir reden hier trotz allem von einer Zeitspanne, die allemal ein Jahr dauern kann. Wer das erkennt, dürfte hinsichtlich einer Zinssenkungs-Hausse am Aktienmarkt wohl skeptisch sein, zumal:

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Bund Future im Vergleich von 2023 bis 2024 | marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Bund Future im Vergleich von 2023 bis 2024 | marketmaker pp4 | Online Broker LYNX

Wenn wir uns ansehen, wie deutlich der Anleihemarkt auf das Platzen der ersten Zinssenkungs-Hoffnungsblase reagierte und wie wenig die Aktien im Vergleich nachgegeben haben, wie wir im vorstehenden Chart sehen, der das Kursbarometer zehnjähriger Bundesanleihen Bund Future mit dem DAX in Relation setzt, wird klar:

Eigentlich ist die Zinssenkungs-Hausse am Aktienmarkt ja bereits gelaufen und noch großenteils in den Kursen drin. Allzu viel Luft für Käufe, die etwas feiern, das man längst vorweggenommen hat, ist da nicht. Rational betrachtet zumindest. Da der Aktienmarkt jedoch höchst selten rational ist, würde mich da nichts überraschen. Schauen wir mal, noch ist ja nicht Juni!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Einfach mal laufen lassen und individuell entscheiden, ob und wo man aussteigt, so macht es die ganz große Mehrheit der Anleger. Stoppkurse setzen also die wenigsten. Ohne Stopp unterwegs zu sein, das geht bisweilen auch längere Zeit gut. Aber wenn es schiefgeht, kann das absolut fatal enden. Sehen wir uns die Thematik einmal an.

Wer sucht, wird natürlich so einige Fälle finden, bei denen man mit einem Stoppkurs auf die Nase gefallen ist, sei es, weil man ihn falsch platziert hat, sei es, weil einem der Kursverlauf einen Streich gespielt hat. Diese Beispiele verwenden diejenigen, die keine Stoppkurse setzen, als Beleg dafür, dass Stoppkurse mehr Schaden als Nutzen bringen. Also höre ich dann oft: „Ich habe in etwa im Kopf, wo ich aussteigen würde“ oder sogar „das entscheide ich jeweils aus der Situation heraus“. Theoretisch kann man das so machen, nur:

So etwas wird deswegen selten bestraft, weil vor allem der Aktienmarkt ja die meiste Zeit über steigt. Abwärtsphasen sind auf der Zeitachse selten. Doch wenn es mal abwärts geht, dann oft schnell und weit. Und dann landet man mit einem „schauen wir mal“ in Sachen Verkauf ganz schnell in einer selbst gegrabenen Grube. Wem das passiert, muss hoffen und bangen, dass die Kurse dann schnell wieder steigen, wie es z.B. beim Corona-Crash Anfang 2020 der Fall war. Doch wer dann auch noch solche Fälle als Beweis hernimmt, dass die Kurse ja sowieso gleich wieder anziehen und Stoppkurse somit nur dazu führen, dass man am ungünstigsten Punkt verkauft, riskiert sein Erspartes. Und nicht nur einen kleinen Teil davon.

Ohne Stopp geht oft gut … aber wehe, wenn nicht!

Denn eines dürften selbst die “Stopp-Verweigerer“ zugeben: Ob die Kurse im Fall eines Einbruchs umgehend wieder steigen oder immer weiter fallen, kann man nicht vorher wissen. Die Börse bewegt sich immer auf Basis von Tag zu Tag neuen, anderen Einflüssen und Argumenten. Daher: Egal, ob ein Kurseinbruch durch Überhitzung und/oder Überbewertung, überraschend negative Wirtschaftszahlen oder externe Einflüsse wie geopolitische Verwerfungen, Corona, Lieferengpässe etc. ausgelöst wird: Es ist nie absehbar, wie es dann weitergeht. Also ist es sehr wohl ratsam, genau auf die Kurse zu achten und konsequent auszusteigen, wenn der Markt das indiziert.

Ja, es gibt immer wieder Situationen, in denen man ausgestoppt wird und dann teurer wieder einsteigen müsste, weil ein Kurs einen Level unterschreitet, unter dem er eigentlich weiter fallen müsste, knapp darunter aber abrupt dreht und nach oben davonzieht, wir sehen weiter unten ein Beispiel. Aber es gibt eben auch andere Fälle. Und die kleinen Verluste einiger Bärenfallen, in die man über die Jahre hinweg tappt, wiegen nicht auf, was man verliert, wenn es doch keine wurde und man nicht reagiert hat. Denn ein Problem wird gerne ausgeblendet … und zwar das bei einer Fahrt ohne Stoppkurse entscheidende Problem:

Wer nicht reagiert, gerät in die „Ausreden-Falle“

Wer nicht aussteigt, wenn es angebracht ist, holt das sehr, sehr selten kurz darauf nach, denn dann beginnt im Kopf eine fatale Kette an Ausreden, mit denen man seinen Fehler vor sich selbst kaschieren will. Solche Fälle habe ich in den größeren Abwärtsbewegungen der Jahre 2000-2003 und 2008/2009 zu Hauf mitbekommen. Sehen wir uns mal als Beispiel den Chart des DAX ab Sommer 2007 an:

Börse aktuell: Anzechen für fallende Kurse im DAX Chart | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Anzeichen für fallende Kurse im DAX Chart | Quelle: marketmaker pp4

Eine markantere Toppbildung als dieses bis Januar 2008 entstandene multiple Topp aus mehreren Doppeltopps kann es eigentlich gar nicht geben. Als dann noch die im Chart dick rot hervorgehobene 200-Tage-Linie fiel, war der Long-Ausstieg massiv angeraten, spätestens, als die letzte der Nackenlinien des Multi-Topps fiel, erst recht. Und doch weiß ich, dass in meinem persönlichen Umfeld kaum jemand reagierte. Und das löste die fatale Kette der Ausreden aus, warum man denn nicht verkauft hat. In diesem Fall wurde meist so argumentiert:

„Das mit dem US-Immobilienmarkt ist ja nicht unser Problem“ (wer das nötige Börsen-Grundwissen hatte, hätte gewusst: Das wird es aber werden). „Vorher hat der DAX ja auch trotzdem immer wieder nach oben gedreht“ (ja, aber irgendwann halt nicht mehr). Und dann, wenn die Verluste so richtig massiv waren: „Ich will ja auch nicht traden, ich investiere langfristig“ (was die Leute aber auch erst behaupteten, seit ihre Verluste hoch waren).

Der nächste Schritt in der Ausreden-Kette kommt, wenn sich herausstellt, dass das mit dem zügigen Schwenk nach oben irgendwie nichts wird und das Minus immer mehr anschwillt. Dann pflegte man, wie immer in solchen Situationen, freies Geld zusammenzukratzen und zuzukaufen. „Ich verbillige meinen Einstandskurs“, hieß es dann mit gescheiter Miene. Aha. Gut, wenn die Kurse dann umgehend nach oben drehen. Nicht gut, wenn sie weiter fallen, denn dann „verbilligt“ man sich zu Tode.

Wer noch nie in der Falle saß, neigt dazu, die Gefahr auszublenden

Wem das einmal so ergangen ist, hat entweder heute kein Geld mehr, was er/sie anlegen könnte oder macht es besser. Aber seitdem man das letzte Mal richtig heftig büßen musste, wenn man ohne Sicherungsseil unterwegs war, ist eben lange her. Das bedeutet: Viele neue Anleger sind dazugekommen, die diese bösen Erfahrungen noch nicht gemacht haben. Und die „Neuen“ sind mal wieder sicher: Der Aufwand lohnt sich nicht, die Kurse steigen ja sowieso langfristig immer.

Stimmt. Es ist indes die Frage, was Sie, wenn Sie mal in sich gehen, denn unter „langfristig“ verstehen würden, bevor Sie durch den Nicht-Ausstieg in einer größeren Abwärtsbewegung auf diese Idee kommen. Denn der folgende Chart macht deutlich, dass es zwar in den vergangenen 15 Jahren relativ gut ging mit „buy & hold“, aber das war früher keineswegs immer so … und es gibt keinen Grund zu unterstellen, dass Abwärtsbewegungen, nach denen es viele Jahre braucht, um zurück an alte Hochs zu gelangen, dauerhaft der Vergangenheit angehören.

Börse aktuell: Dauer der Erholung nach Abwärtsbewegungen im DAX von 1986 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Dauer der Erholung nach Abwärtsbewegungen im DAX von 1986 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Also? Also agiert man auch heute nicht „ohne“. Ja, es macht ein wenig Arbeit, weil man die Kurse verfolgen und die Stoppkurse entsprechend anpassen muss. Aber eine Absicherung für den Fall der Fälle zu haben, ist wohl ein wenig Aufwand wert, immerhin geht es hier um Ihr Erspartes!

Stoppkurs im Kopf oder Stop Loss?

Manch einer will den zusätzlichen Aufwand umgehen, indem er/sie sich sagt: Ich muss doch meinen Stoppkurs nicht direkt aktiv halten, indem ich einen Stop Loss als Verkaufsorder bereits eingebe und die dann immer wieder prüfen und anpassen muss. Ich schaue einfach ab und an auf den Chart und dann sehe ich ja, ob ich aussteigen müsste.

Davon mal abgesehen, dass sich die Kurse bisweilen äußerst rasant bewegen, das nicht vorher absehbar ist und man daher mit dieser Methode oft zu spät kommen würde, hat sie den Nachteil, obenstehenden Ausreden Tür und Tor zu öffnen. D.h. man hat eigentlich vor, bei einem Kurs von X auszusteigen, sieht diesen unterboten, zaudert, bleibt doch lieber investiert und rutscht so immer weiter ins Minus.

Stop Loss-Verkaufsorders sind daher immer die bessere Wahl, denn so kommt man gar nicht erst in Versuchung, sich um die unangenehme Konsequenz, einen geschrumpften Gewinn oder gar ein Minus realisieren zu müssen, herum zu winden.

Und das gilt auch trotz der Tatsache, dass man damit manchmal in eine Falle tappt. Passieren kann so etwas immer, Bären- und Bullenfallen gehören eben zum Kursgeschehen dazu. Dann muss man eine unglücklich ausgestoppte Position eben, wenn die Charttechnik das befürwortet, wieder einsammeln, wie im folgenden Beispiel von adidas:

Börse aktuell: Ausgelöste Stop-Order durch Bärenfalle am Beispiel der adidas Aktie | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Ausgelöste Stop-Order durch Bärenfalle am Beispiel der adidas Aktie | Quelle: marketmaker pp4

Aber es gibt auch Situationen, in denen man mit einem Stop Loss in eine „Falle mit Ansage“ tappen würde. Vor allem bei ohnehin volatilen Aktien, bei denen man gerade wegen starker Bewegungen grundsätzlich nicht ohne Stop Loss agieren sollte. Und zwar dann, wenn Quartalszahlen anstehen, dazu das folgende Beispiel:

Fallen mit Ansage: Das kann/muss man vermeiden

Hier sehen wir die Alphabet C-Aktie (ehem. Google), eine der großen „Mega-Caps“ der Nasdaq und entsprechend spekulativ und volatil. Da sind Kurslücken zum Handelsstart keine Seltenheit, weshalb man bei derartigen Aktien für den Stop Loss immer einen gehörigen Risikopuffer einkalkulieren muss. Aber so richtig heftig wird es, wenn bei solchen Aktien Quartalsergebnisse ansehen, denn:

Börse aktuell: Kurslücken bei Alphabet nach Quartalsergebnissen erschweren Stop-Order | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Kurslücken bei Alphabet nach Quartalsergebnissen erschweren Stop-Order | Quelle: marketmaker pp4

Die kommen fast immer am Abend nach US-Handelsende und sorgen, gerade weil hier so viele „Zocker“ mit von der Partie sind, oft für extreme Reaktionen in Form von sehr großen Kurslücken zum Handelsstart des darauffolgenden Tages. Da hilft es auch nichts, gleich am Morgen an einem europäischen Markt zu handeln, diese Lücken entstehen über Nacht und sind auch bei den Kursen in Euro morgens vorhanden. Größe: unberechenbar.

Wenn man da einen einigermaßen engen Stop Loss im Markt hätte, hieße das, als Beispiel: Die Aktie schloss am Vorabend bei 105 US-Dollar. Mein Stop Loss liegt bei 99 US-Dollar. Aber da der Kurs zum Handelsbeginn aufgrund einer durch die Bilanz bedingten Kurslücke bei 93 eröffnet, werde ich auch zum ersten Kurs, also zu 93, abgerechnet. Nicht tragisch, wenn die Aktie danach immer weiter fällt. Aber weil eine große Zahl an Stop Loss-Verkaufsorders den ersten Kurs selbst noch weiter drücken können, weil sie das Angebot vergrößern, aber in solchen Situationen nur wenige kaufen wollen, kann man da auch leicht in die Falle laufen.

Natürlich ist das alles kein Problem, wenn man Long ist und die Aktie eine Kurslücke nach oben statt nach unten generiert. Aber weiß man vorher, wie die Zahlen ausfallen und die Trader reagieren? Man weiß es nicht. Daher wäre es in solchen Fällen, wo man quasi „Kopf oder Zahl“ wetten müsste, besser, entweder den Stop Loss bewusst für diesen Tag zu löschen oder aber die Aktie im Vorfeld zu verkaufen. Tut man es nicht, sollte man sich Gewahr sein, dass man dann auf sein Glück vertrauen muss. Was aber, das sollte man nicht vergessen, auch dann der Fall wäre, wenn man nie Stoppkurse setzt.

Bei Indizes sind Fallen seltener, dort muss man mit Stop Loss arbeiten

Weniger unberechenbar sind Indizes. Hier haben wir ruhigeres Fahrwasser, weil die Vielzahl von Einzelwerten in einem Index die Bewegungen glättet und das Risiko abrupter Sprünge verringert. Zudem werden Indizes von großen Adressen über Futures stark gehandelt, so dass sie noch enger entlang charttechnischer Leitlinien laufen. Wer in einem Index über einen Blick auf die Charts erkennt, woran sich ein Auf- oder Abwärtstrend aktuell orientiert, sollte genau diese Zone mit einem Stop Loss absichern, hier das Beispiel des Hang Seng-Index in Hongkong. Bei Indizes oder ruhigeren Aktien, bei denen die Sprünge geringer und die Trends berechenbarer sind, sind Stop Loss also ohne Wenn und Aber ein Muss – und zwar zu jedem Zeitpunkt!

Börse aktuell: Stop-Order bei Indizes | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Stop-Order bei Indizes | Quelle: marketmaker pp4

Dieser heutige Beitrag kann die Thematik natürlich nur anreißen, denn damit ließe sich problemlos ein Buch füllen. Daher der Tipp: Lesen Sie zu diesem Thema auch den folgenden Beitrag, in dem ich einige Vorschläge aufzeige, wie man Stoppkurse sinnvoll setzen und anpassen könnte:

Technische Analyse – Stoppkurse richtig setzen

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Man liest oft, dass der DAX, so rasant er auch gestiegen ist, in Bezug auf sein KGV (Kurs/Gewinn-Verhältnis) immer noch billig sei, so dass aus dieser Sicht noch viel Luft nach oben wäre. Ist das so? Wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht und nicht genauer hinsieht, lautet die Antwort zwar „ja“. Sieht man indes genauer hin, lautet sie „nein“. Sehen wir uns das mal an.

Ich habe das Thema des KGVs an dieser Stelle vor einem Jahr schon einmal als Teil eines Beitrags thematisiert, heute möchte ich das ein bisschen genauer darlegen. Denn je länger eine Hausse andauert, desto dünner wird die Luft. Da all diejenigen, die an der Börse aktuell bereits investiert sind, wollen, dass die Gewinne noch mehr anwachsen, werden Argumente ins Feld geführt, die dafür sorgen sollen, dass ja niemand aussteigt und immer mehr neues Geld hinzukommt. Dazu müssen Vorsicht und Skepsis der potenziellen Käufer neutralisiert werden. Und das wird mit seit ewigen Zeiten immer gleichen Sprüchen versucht:

Es sei noch unglaublich viel Geld an der Seitenlinie, das sofort eingesetzt werde, wenn nur der kleinste Rücksetzer kommt, so dass der Weg nach unten abgesichert sei, liest man dann. Zinssenkungen würden die Kurse immer höher schrauben, wird gerne behauptet. Und, natürlich, dass der DAX so günstig bewertet, ja geradezu billig sei, dass der Abbau dieser Fehlbewertung den Index massiv höher tragen werde. All das wird grundsätzlich nicht genau erklärt … oder man lässt einfach weg, was nicht ins Bild passt. Und das kaufen Anleger den „Trommlern der ewigen Hausse“ wirklich ab?

Man glaubt zu leicht, was man glauben will

Wer mit dem Aktienmarkt nichts zu schaffen hat, würde zwar verwundert den Kopf schütteln. Aber die haben halt, so diejenigen, die investiert sind, keine Ahnung. Das Problem ist, dass diejenigen, die längst investiert sind, damit bekommen, was sie gerne hätten:

Argumente, warum ihr Gewinn in Zukunft noch viel größer wird. Und das, weil das ja irgendwie alles Automatismen zu sein scheinen, von alleine, ohne dass man selbst einen Finger krumm machen müsste. So etwas wird, wie wir wissen, gerne angenommen, ohne genauer hinzusehen, aber:

Genau das sollte man. Denn dass jede angeblich ewige Hausse am Ende in sich zusammenfiel und jedes Mal zuvor argumentiert wurde, dass das nicht passieren werde, weil die Sache diesmal doch nicht mit früher vergleichbar sei, ist ja kein unabwendbares Schicksal. Es basiert genau darauf: Dass sich Anleger von Sprüchen einwickeln ließen, die genau ihre Wünsche und Hoffnungen bedienten, statt sich zu kümmern und genauer hinzusehen. Da gehört dieses „der DAX ist billig“ dazu. Und das sehen wir uns jetzt an.

Börse aktuell: Entwicklung KGV DAX und KGV Dow Jones von 2015 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung KGV DAX und KGV Dow Jones von 2015 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Das KGV ist ein nützliches Tool … wenn man es richtig einsetzt

Das Kurs/Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, ist eine Messgröße, die sich aus dem Kurs geteilt durch den Gewinn pro Aktie ergibt. Sie zeigt also an, wie oft man den Gewinn eines Jahres, den das Unternehmen pro Aktie erzielt hat, beim Kauf der Aktien bezahlt. Ähnliche Orientierungen wären das Kurs/Umsatzverhältnis, das Kurs/Buchwert-Verhältnis oder die Dividendenrendite.

Zwar sind all diese Messgrößen relativ, denn solange genug Anleger eine Aktie kaufen und zugleich deutlich weniger verkaufen wollen, steigt der Kurs einfach weiter, egal, ob das KGV eigentlich hoch bzw. zu hoch ist. Aber es soll auch nicht unmittelbar das Handeln der Anleger steuern, sondern ihnen nur eine Orientierung geben. Aber wie? Da gibt es zwei grundlegende Faktoren, an denen man sich entlang hangeln kann.

Zum einen gibt es beim KGV kein simples „niedrig“ und „hoch“, weil es auf die Branche ankommt. Für Branchen mit entweder geringer Wachstumsperspektive oder hohem Risiko stark schwankender Gewinne sieht man das KGV auf niedrigerer Ebene. Dazu gehören z.B. die Automobilhersteller, die Energieversorger, die Finanzindustrie oder auch viele Maschinenbauer. Hier bewegen wir uns normalerweise in Bereichen eines KGV zwischen 5 und 15. Bei Branchen mit erwartet starkem und stetigem Wachstum dürfen die KGVs höher liegen, da können dann auch mal KGVs von 50 nicht zu teuer sein … solange das Wachstum auch stark bleibt. Was zum zweiten Punkt führt:

Es kommt auch darauf an, wie sich die Wachstumsperspektive darstellt. Eine grobe Faustregel ist, dass das KGV in etwa doppelt so hoch sein darf wie das durchschnittliche, von den Analysten prognostizierte Wachstum pro Jahr in den kommenden zwei Jahren. Rechnen die Analysten also mit einem Wachstum des Unternehmensgewinns um 20 Prozent pro Jahr in den kommenden Jahren, wäre ein KGV von 40 in Ordnung … wobei da dann wieder die Branche mit hineinspielt:

Bei Autobauern würde man da trotzdem niedriger ansetzen und ein KGV von 15-20 als tauglich einschätzen, bei boomenden Wachstumsbranchen wie speziellen Chipherstellern 60 noch als günstig ansehen. Einfach, weil man unterstellen würde, dass ein derart markantes Wachstum bei Autobauern nicht für die Ewigkeit gelten wird, es bei den „Boomern“ aber eher noch zunehmen kann.

Für Aktien funktioniert das KGV als Orientierung gut

Sie sehen: in Sachen KGV einfach irgendetwas pauschal in den Raum zu stellen, ist keine gute Idee, man muss sich das immer im Einzelfall ansehen und abwägen. Was zwar kaum jemand tut, aber immerhin funktioniert die Orientierung bei Aktien doch relativ ordentlich, da gibt es nach meiner Beobachtung so etwas wie eine moderate „Schwarmintelligenz“. Allerdings, das muss man dreifach rot unterstreichen, immer vorausgesetzt, dass man nicht zu subjektiv urteilt und dass die Analysten mit ihren Prognosen zukünftiger Gewinne als Anhalt für die faire Höhe des KGV nicht daneben liegen. Was indes, da man halt nie weiß, was nächstes oder übernächstes Jahr passiert, oft vorkommt.

Aber wie gesagt: Das KGV soll ja auch kein unmittelbares Signal zum Kauf oder Verkauf geben. Es dient als ein Tool von vielen nur der Orientierung. Und dafür ist es tadellos geeignet, wenn man es richtig einsetzt und den Einzelfall abwägt. Bei Aktien zumindest. Bei Indizes aber muss man noch viel genauer hinsehen!

Bei Indizes muss man sehr, sehr genau hinsehen: DAX vs. Dow

Tut man das nicht und plakatiert den DAX einfach wegen des Umstands als „billig“, dass sein KGV scheinbar nur halb so hoch ist wie das des Dow Jones, führt man diejenigen, die man mit dieser Aussage erreicht, in die Irre. Denn einfach zwei Zahlen zu vergleichen ist eben nicht drin. Was sich übrigens grundsätzlich schon aus dem, was wir in Bezug auf Aktien zum KGV angeführt haben, ergeben würde, denn:

Ein Index besteht aus zig Aktien. Und die kommen zum einen aus völlig unterschiedlichen Branchen und haben zum anderen völlig unterschiedliche Entwicklungen beim Gewinnwachstum und unterschiedliche Perspektiven. Es ist also alleine an diesem Punkt schon klar, dass man das KGV des DAX und des Dow nicht einfach so miteinander vergleichen kann – und somit auch nicht darf!

So tummeln sich im 40 Aktien umfassenden DAX ganze 15 Unternehmen mit einem KGV unter 12. Aber nicht, weil die gerade spottbillig wären, sondern weil deren KGV branchenbedingt eben niedrig ist: Autobauer, Energieversorger, Finanztitel. Dazu Aktien mit den Kurs drückendem Hintergrund wie z.B. Bayer mit dem Damoklesschwert der Glyphosat-Schadenersatzzahlungen.

Börse aktuell: Entwicklung KGV DAX von 1980 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung KGV DAX von 1980 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Dafür finden sich im DAX nur wenige Aktien mit hohem KGV, einfach, weil die typischen Branchen, die ein hohes KGV haben, hier kaum vertreten sind. Da ließe sich SAP nennen … und dann hat es sich schon. Andere Aktien im Index, die ein hohes KGV haben, sind da schon ein Grund, die Augenbraue zu heben. So hat Covestro ein für die Branche völlig untypisch hohes KGV, weil man auf eine Übernahme spekuliert, das ist also keine Bewertung „aus eigener Kraft“. Und bei den anderen aus den Top 5 der hohen DAX-Aktien-KGVs Sartorius, adidas und Zalando sind es nicht die stark anziehenden Gewinne, sondern nur die Hoffnung darauf, dass sie anziehen werden, die die Bewertung nach oben treiben.

Im Gegensatz dazu haben wir im Dow Jones unter seinen 30 Aktien gleich sieben Unternehmen aus dem Technologiebereich mit traditionell höheren KGVs: Intel, IBM, Apple, Microsoft, Amazon, Salesforce und Cisco. Autobauer, Energieversorger? Keine! Nur Finanztitel sind mit Goldman Sachs und JPMorgan vertreten, die niedrige KGVs haben. VISA und American Express gehören im Prinzip zwar auch zu dieser Branche, sind aber mit KGVs von 28 und 17 ziemlich teuer.

Es ist also alleine wegen der Branchenverteilung der beiden Indizes völlig unangemessen, sie direkt miteinander zu vergleichen. Aber das ist ja nur ein Punkt. Es gibt gleich drei weitere, die zur Fallgrube für einen auf die ewige Hausse hoffenden Anleger werden können, wenn man nicht genau hinsieht:

Fallgrube 1: Fehlender Blick auf historisch übliche KGVs

Der erste Punkt würde einem sofort in den Sinn kommen, wenn man nicht zu gerne Argumente hören wollte, die weiter steigende Kurse prophezeien und sie deswegen nicht hinterfragt:

Angenommen, man könnte die beiden Indizes vom KGV her einfach miteinander ins Verhältnis setzen: Wer sagt denn, dass der DAX dann das KGV des Dow Jones erreichen muss, weil er zu billig ist? Könnte es nicht anders herum sein, dass der Dow Jones mit der aktuellen Bewertung viel zu teuer ist?

Börse aktuell: Entwicklung KGV DAX und DAX von 2004 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung KGV DAX und DAX von 2004 bis 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Dazu muss man sich die KGVs über einen längeren Zeitraum ansehen und dabei Extremwerte ignorieren, sofern sie aus den Umständen heraus entstanden. Verzerrte KGVs tauchen in der Regel dann auf, wenn Situationen entstehen, in denen die Unternehmensgewinne als ein Element der KGV-Berechnung kurzzeitig wegbrechen, die Kurse aber so schnell gar nicht fallen können. Das passiert in Rezessionsphasen oder in Sondersituationen wie dem Beginn der Corona-Phase. Wenn ein Kurs, egal ob Aktie oder Index, um 50 Prozent fällt, während der Gewinn um 90 Prozent wegbricht … und sei es nur für ein, zwei Quartale … kommt eben auf einmal ein extrem viel höheres KGV heraus.

Das muss man aus dem Kopf/Chart streichen und „normale“ Wachstumsphasen“ betrachten. Deren KGVs über Jahre und Jahrzehnte bieten einen Anhalt. Und man sollte sich hüten zu behaupten, dass heutzutage viel höhere KGVs angebracht seien, weil jetzt viel mehr Wachstum da ist als früher. Dieses „heute ist doch alles anders“ hat sich an der Börse noch nie als richtig erwiesen. Zudem müsste man beim Blick auf die Rahmenbedingungen ohnehin einräumen: Jetzt ist das Umfeld für ein untypisch hohes Wachstum ohnehin das definitiv falsche.

Börse aktuell: Entwicklung KGV Dow Jones von 2000 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung KGV Dow Jones von 2000 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Fallgrube 2: Geschätzte Gewinne als Berechnungsbasis des KGV (Forward-KGV)

Die üblichen KGV-Berechnungen, die man zu sehen bekommt, basieren gar nicht auf den faktisch erzielten Gewinnen pro Aktie der Index-Unternehmen, wie es vernünftig wäre, sondern auf einem „Forward-KGV“, d.h. man benutzt die durchschnittlichen Schätzungen der Gewinne seitens der Analysten. Dazu gleich mehr.

Solche Gewinnschätzungen fallen, Sie können es sich denken, höchst selten niedriger aus als die des Vorjahres, zumindest, wenn man die Index-Unternehmen insgesamt betrachtet. So auch aktuell, denn dadurch, dass man Gewinne zur Berechnung hernimmt, die man bloß erhofft, obwohl noch nicht einmal Zahlen zum ersten Quartal 2024 vorliegen, fällt das KGV natürlich niedriger und somit scheinbar billiger aus. Noch problematischer ist indes die Berechnungsweise.

Fallgrube 3: Die genaue Berechnungsweise bleibt im Dunkeln

Ich habe mich hingesetzt und für jeden DAX-Titel den wirklich erzielten Gewinn pro Aktie für 2023 und die Schätzungen für 2024 herausgeschrieben, addiert und durch die Zahl der Index-Aktien geteilt. Genau das gleiche habe ich für die Aktien im Dow Jones gemacht.

Beim Dow Jones kam ich auf ein KGV von 27,6 auf Basis der 2024er-Gewinnschätzung. Das stimmt mit den Daten aus meiner Datenbank, siehe Charts, fast überein. Seltsamerweise kam ich aber beim DAX nie auch nur ansatzweise auf das ohnehin im historischen Vergleich ja gar nicht mehr niedrige KGV von 14,86.

Selbst wenn man die 2024er Forward-KGVs nimmt und zwei Dinge tut, die man nicht tun darf, nämlich Aktien mit Verlust einfach als ein den Schnitt drückendes KGV von 0,0 rechnet und nicht den DAX-Kurs von jetzt, sondern den niedrigeren vom Jahresanfang nimmt, kommt man auf ein KGV von 19,7. Was muss man also tun, um auf dieses niedrigere KGV zu kommen? Ganz einfach:

Man nehme die geschätzten Gewinne von 2025! Die sind natürlich viel höher, weil da immer steigende Gewinne in der Glaskugel auftauchen (man will die Anleger ja bei Laune halten). Und dann, ja dann kommt man, auf Basis von vollkommen auf subjektiven Annahmen basierenden Gewinnprognosen, auf ein DAX-KGV von 16,3 und liegt immerhin nahe an den derzeit allgemein umher gereichten knapp 14,9.

Fazit: Schauen Sie genau hin!

Dieses DAX-KGV basiert also auf rein subjektiv und natürlich im Unterton bullisch geschätzten Gewinnen in der Zukunft, die man, realistisch betrachtet, noch nicht ansatzweise absehen kann, was indes so gut wie nie erwähnt wird (ich habe es jedenfalls nirgendwo entdeckt). Dazu wird nicht erwähnt, dass das aktuelle Forward-KGV im historischen DAX-Kontext gar nicht mehr billig ist. Und auch nicht, dass man Äpfel mit Birnen vergleicht, wenn man den Dow Jones als Vergleichsindex wählt. Erst recht, wenn man dort die 2024er-Gewinne nimmt, für den DAX aber welche, die weiter in der Zukunft liegen und damit unsicher bis aus der Luft gegriffen sind. Zugleich vergisst man immer zu erwähnen, dass ein Kurs von heute und ein Gewinn vom nächsten Jahr nur dann ein angeblich billiges KGV ergeben, wenn der DAX ab jetzt nicht weiter steigt und die Gewinne auch wirklich so einlaufen würden.

Angenommen, ich würde das jetzt werten … aber lassen wir das, Sie können sich denken, was ich davon halte. Klar machen will ich damit nur eines: Wenn man x-mal hinschaut und misstrauisch bleibt, wenn einem einer ein gebrauchtes Auto für teures Geld verkaufen will und es dabei über den grünen Klee lobt, dann kann es auch nicht schaden, ebenso genau hinzusehen und hinzuhören, wenn jemand Ihnen nahelegt, dass Sie Ihr Erspartes umgehend hier oder dort anlegen sollten. Und auch Zahlen, die scheinbar in Stein gemeißelt daherkommen, sollte man zweimal umdrehen und unter diesen Stein schauen … es könnte ein Skorpion darunter sein.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Nachrichten machen Kurse … das ist normal. Je nachdem, ob positive oder negative Nachrichten auf den Tisch kommen, reagieren die Marktteilnehmer entsprechend. Aber derzeit ist es anders herum, die Schlagzeilen und Reaktionen auf die US-Notenbanksitzung sind dafür ein frappierendes Beispiel. Das ist zwar beileibe nichts Neues. Aber vielen Anlegern ist gar nicht bewusst, dass es momentan die Kurse sind, die die Nachrichten „formen“. Und dann wird es gefährlich.

Mittwochabend, 19 Uhr. Ich gehe sofort auf die Internetseite der US-Notenbank und lese im D-Zug-Tempo das Statement der US-Notenbank. Nebenher läuft CNBC, Steve Liesman und andere der dort seit Jahrzehnen agierenden, hervorragenden Experten berichten zeitgleich, was die „Fed“ verkündet hat. Sofort danach sehe ich mir die neuen Projektionen zu Inflation und Wachstum an. Querblick auf die US-Indizes auf dem dritten Monitor: Erst senkrecht rauf, dann beginnt es zu rutschen. Kein Wunder.

Eine halbe Stunde später: „Fed-Chef“ Jerome Powell beginnt seine ausführliche Pressekonferenz. Zuvor haben die Verkäufe direkt nach dem ersten Kurssprung aufgehört, die Kurse pendeln aber ein gutes Stück unter dem Hoch. Powell beginnt mit der vorbereiteten Rede. Was er zu sagen hat, überrascht mich weder, noch reißt es mich vom Hocker. Es rutscht erneut. Klar. Warum sollte man auf diese Aussagen hin auch kaufen.

Doch sechs Minuten nach Beginn von Powells PK ziehen die Kurse auf einmal an. Ich sitze dabei, höre zu: Da war nichts, das auf einmal eine Kaufwelle hätte lostreten können. Es kommt auch weiterhin nichts. Powell beantwortet die Fragen der anwesenden, fast durchwegsehr erfahrenen Journalisten so, wie man es erwarten kann. Keine Überraschung, kein „one more thing“, aus dem Hut gezaubert wie einst Steve Jobs. Aber die Kurse steigen immer weiter, die folgende Grafik, die den Nasdaq 100 an jenem Mittwoch auf 1-Minute-Basis in der Zeit zwischen 18 Uhr und dem Handelsende um 21 Uhr zeigt, bildet das klar ab (das alles fand aus unserer Sicht eine Stunde früher statt als sonst, weil die USA bereits auf Sommerzeit umgestellt haben). Was geht da vor?

Börse aktuell: Kursentwicklung Nasdaq 100 während der US-Notenbanksitzung im März 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Kursentwicklung Nasdaq 100 während der US-Notenbanksitzung im März 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Wenn Meldungen dem Kursverhalten angepasst werden, wird es ungut

Für mich war das nichts Neues. Es kommt sogar sehr häufig vor, dass die Bewegungen des Aktienmarkts nach einer Notenbankentscheidung (das schließt auch EZB-Sitzungen mit ein) nicht dem entsprechen, was man rein rational hätte erwarten können. Doch das ich das weiß, ist nicht von Belang. Wichtig wäre, dass alle Anleger das auch wissen. Aber das tun sie nicht – und genau das macht so etwas brandgefährlich, zumal viele Medien dann etwas äußerst Ungutes tun:

Diejenigen, die das Geschehen kommentieren, schauen sich an, was die Kurse machen und interpretieren das, was die US-Notenbank da entschieden, prognostiziert und kommentiert hat, entsprechend dieser Kursbewegung und nicht anhand dessen, was man wirklich aus der Entscheidung ableiten konnte. Aber wer bitteschön liest denn das offizielle Statement der „Fed“ und die Projektionen? Wer verfolgt denn die Pressekonferenz genau? Der normale Anleger?

Natürlich nicht. Der sieht sich an, was die Kurse machen, liest am nächsten Tag die eine oder andere Schlagzeile und sagt sich: Offenbar war und ist alles bestens, die Hausse kann an der  Börse aktuell weitergehen! Weil? Weil beides, Kursbewegung und Berichterstattung, oft nicht dem entspricht, was tatsächlich Sache ist, so wie auch diesmal. Was bedeutet:

Während die Profis sehr genau wissen, wie sich die Lage darstellt, ganz genau wissen, was die „Fed“ tut und denkt und damit ebenso wissen, dass diese Leiter, auf der die Indizes ihre neuen Rekorde erklimmen, keine Sprossen hat, glauben sich die meisten normalen Anleger in einem perfekt bullischen Umfeld, das es gar nicht gibt. Zu solchen medialen Aussagen gleich ein bunter Strauß Beispiele, vorher noch dies:

Börse aktuell: Reaktion US-Anleihemarkt auf die Aussagen der FED während der US-Notenbanksitzung im März 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Reaktion US-Anleihemarkt auf die Aussagen der FED während der US-Notenbanksitzung im März 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Man könnte sehen, dass da etwas faul sein könnte … aber kaum jemand schaut hin

Man könnte sehr wohl sehen, dass da irgendetwas seltsam ist. Aber dazu müsste man sich die diesen Beitrag begleitenden Charts ansehen. Und da tut natürlich kaum jemand, denn: Wozu, wenn die Kurse doch steigen!

Täte man es dennoch, könnte man bemerken, dass die Kurse der US-Indizes anfänglich nach dem Statement zwar einen kurzen Hüpfer machten, dann aber drohten, den Anstieg wieder abzugeben (Chart 1 oben mit dem Nasdaq 100 auf 1-Minute-Basis). Man könnte sehen, dass die Renditen am US-Anleihemarkt keineswegs Bewegungen vollzogen, als sei da seitens der „Fed“ gerade das Schlaraffenland ausgerufen worden, wie der vorstehende Chart zeigt. Man würde ebenso feststellen, dass der Goldpreis nicht negativ reagierte, siehe der nachfolgende Chart. Wenn der im Vorfeld so kräftig anstieg, weil Anleger fürchten, dass das mit Wachstum, Zinsen etc. nicht so läuft wie erhofft, hätte er dann nicht fallen müssen, wenn die Notenbank-Entscheidung so gut ausfiel, dass der Aktienmarkt neue Rekorde markiert? Aber was wurde denn da nun wirklich entscheiden bzw. avisiert?

Börse aktuell: Entwicklung Goldpreis von 2020 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Goldpreis von 2020 bis 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Tatsächlich war die Notenbank-Entscheidung eher ernüchternd

Die Zinsen blieben, wo sie sind, auf dem höchsten Level seit 23 Jahren. Auf Basis der eigenen Einschätzungen sieht das Federal Open Market Committee, das entscheidende Gremium der US-Notenbank, zum Jahresende 2024 einen Leitzins von etwa 4,6 Prozent, daraus ließen sich drei Zinssenkungen um je 0,25 Prozent bis Silvester ableiten, vorausgesetzt, man bleibt bei dieser Sicht der Dinge. Hurra? Nein, denn genau die gleiche Prognose hatte man in der vorherigen Sitzung auch abgegeben, das war also alles, nur nichts Neues. Vor allem sollte man sich einer Sache erinnern: Vor wenigen Monaten hatte man am Anleihemarkt für 2024 sechs (!) Zinsschritte um 0,25 Prozent erwartet, uns jetzt jubelt man angeblich über drei?

Hinzu kam, dass man die Projektion für den Leitzins per Ende 2025 anpasste. Aber nicht nach unten, nein, nach oben! Statt wie bislang 3,6 Prozent, was 2025 vier weitere 0,25 Prozent-Schritte nach unten implizieren würde, sieht man jetzt 3,9 Prozent, also eine Zinssenkung weniger.

Das ist ja nun eher nicht bullisch, zumal man sich mal überlegen sollte, was das hieße. Jahrelang lag der US-Notenbankzins bei null. Jetzt haben wir 5,25 bis 5,50 Prozent (bei der „Fed“ hat man da immer eine Spanne von 0,25 Prozent). Wenn es von diesem Level in eindreiviertel Jahren auf 3,9 Prozent Zins geht, ist das ja wohl keine hurtige Rückkehr zu billigem Geld, Basis eines neuen Konsumbooms und damit eine Grundlage für neue Rekorde im Hier und Jetzt. Mal davon abgesehen, dass die Kurse ja vorher nicht aufgrund sorgenvoller Verkäufe gefallen wären und jetzt befreit wieder steigen. Sie steigen seit sechs Monaten fast ununterbrochen, von irgendwelcher Erleichterung seitens der Anleger zu reden ist also absurd.

Davon abgesehen hat die „Fed“ auch noch den Level für den langfristig angestrebten Leitzins von zuvor 2,5 auf 2,6 angehoben, was heißt: „Nullzinsen“ und Kredite aus dem Füllhorn wird es, wenn es nach der US-Notenbank geht, vorerst nicht mehr geben. Aber genau das war der Motor des Wachstums früherer Jahre!

Dass die US-Notenbank ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von bislang 1,4 Prozent, die man im Dezember avisiert hatte, auf 2,1 Prozent anhob, ist zwar grundsätzlich positiv … immerhin etwas. Das aber macht eben auch klar, warum man in Sachen Zinssenkungen so vorsichtig bleibt.

Fazit: Da gab es keinerlei Basis dafür, dass die Kurse wie von der Tarantel gestochen davonzogen, sowieso nicht, wenn man bemerkt hat, dass sie zuerst kaum positiv reagiert hatten. Es ging einfach nur darum zu verhindern, dass die ja auf Basis der Aussagen mögliche Ernüchterung zu Verkäufen führt, die dann imstande wären, in einem so überkauften Markt für markanten Druck über Wochen zu sorgen.

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 von Oktober 2023 bis März 2024 - Die 25-Tage-Linie als Leitstrahl | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 von Oktober 2023 bis März 2024 – Die 25-Tage-Linie als Leitstrahl | Quelle: marketmaker pp4

Also packte man die Brechstange aus … und fast niemand hat es realisiert. Aber wenn wir uns ansehen, was da am Abend und am Folgetag über die Medien kam, wundert das eben auch nicht. Vergessen wir nicht: Wenn Sie diesen Beitrag lesen, gehören Sie zu einer ziemlich kleinen Gruppe von Anlegern, die sich aktiv informiert und kümmert. Die anderen schlucken einfach, was man ihnen hinhält, solange es nur dem entspricht, was sie sich wünschen. Zu einigen Beispielen:

Bullische Sprüche und angehobene Kursziele: So hält man die Anleger bei Laune

Ich nenne hier keine Autoren der Aussagen und entnehme sie auch ihren kompletten Sätzen, denn weder ist es mein Ziel noch ergäbe es einen Sinn, an dieser Stelle einen Kreuzzug gegen potenziell irreführend wirkende Formulierungen in den Medien zu beginnen, der wurde schon lange geführt und verloren. Wichtig ist nur, dass so viele Anleger wie möglich erkennen, dass man genauer hinschauen muss. Also, was habe ich da so gefunden?

Powell habe sich zuversichtlich gezeigt, dass der langfristige Inflationstrend abwärts gerichtet sei und hob die positiven Wachstumsdaten der Wirtschaft hervor. Diese Kombination habe für ein Kursfeuerwerk und neue Allzeithochs gesorgt, so ein Statement sinngemäß. Er sagte also, was er seit mehreren Sitzungen immer wieder festhielt. Wieso soll „the same speech as always“ auf einmal alle begeistern?

Die Stimmung werde weiterhin von der Aussicht auf Zinssenkungen im Jahresverlauf befeuert. Die US-Notenbank werde den Leitzins 2024 voraussichtlich insgesamt drei Mal senken, war zu lesen. Dreimal war schon in der vorherigen Sitzung so, dass die Zinsen 2024 wieder zu sinken beginnen, noch länger erwartet worden. Und wie gesagt: Vor einiger Zeit rechneten die Bullen mit bis zu sechs Zinsschritten!

Unter den Anlegern habe es die Sorge gegeben, dass der jüngste Anstieg der Inflationsrate die Notenbank von ihrem Kurs abbringen könne, die Zinsen nicht wie erwartet im Juni zu senken, hieß es woanders. Nun, die Charts der US-Indizes deuten eine solche Sorge im Vorfeld irgendwie nicht an.

Man reagierte mit Käufen auf eine anstehende Zinssenkung, war ebenso zu lesen. Ja. Nur gab es die Erwartung halt vorher auch schon, nur, dass man bis etwa Januar dachte, die erste käme bereits im März und es würden 2024 mehr, als jetzt avisiert wird.

Sie sehen: Da wurde „Nichts“ bullisch verpackt und verkauft, negative Aspekte wie z.B. die Anhebung des voraussichtlichen Leitzinslevels für Ende 2025 hingegen einfach nicht erwähnt.

Und dann kamen auch noch Analysten daher und hoben ihre Kursziele für den marktbreiten US-Index S&P 500 an, so ging z.B. es bei der Société Générale zum Wochenschluss mit dem Kursziel gleich mal von 4.750 auf 5.500 Punkte nach oben.

Vor vier Wochen, als einige noch dachten, das wird noch was mit der ersten US-Zinssenkung im März, lag das durchschnittliche Kursziel des S&P 500 bei 5.100 Punkten. Jetzt liegt es noch höher, aber im vergangenen November, vor gerade einmal vier Monaten, lag es noch bei 4.700!

Börse aktuell: Kursziele für den S&P 500 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Kursziele für den S&P 500 | Quelle: marketmaker pp4

Schauen Sie genauer hin … in ihrem eigenen Interesse

Die Grafik zeigt, dass die Kursziele immer höher wandern, je höher der Index läuft … auch das ist für erfahrene Anleger absolut nichts Neues. Aber nur, wer abseits bullischer, plakativer Sprüche reflektiert, ob sich neben den Kursen auch etwas in den Rahmenbedingungen und Perspektiven verbessert hat, was immer höher steigende Kursziele zu mehr macht als zu der „Möhre“ der ewigen und risikoarmen Hausse, die man dem Marktteilnehmer von die Nüstern hält, kann einordnen, ob man sich auf solidem Grund bewegt … oder auf Treibsand.

Sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen, erhöht nicht nur die eigene Urteilskraft und erweitert Ihre Möglichkeiten. Es schützt auch vor den in der Börsengeschichte nun einmal sehr zahlreichen, bösen Überraschungen!

Übrigens, wer selbst ebenso gerne lesen will, was da wirklich von der US-Notenbank kam, hier der Link zum Sitzungskalender, über den man die Statements und Projektionen umgehend bei Erscheinen ansehen kann: https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/fomccalendars.htm

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Wenn Sie meine täglichen Analysen im LYNX Börsenblick kennen, wissen Sie, dass ich äußerst selten ein Kursziel nenne. Das bedeutet nicht, dass ich nichts von der charttechnischen Analyse halten würde, das Gegenteil ist der Fall. Aber mit Kurszielen sollte man vorsichtig umgehen bzw. genau wissen, womit man es da zu tun hat. Sehen wir uns die Problematik einmal an.

Es geht dabei heute ausschließlich um charttechnisch basierte Kursziele, nicht um die von Analysten, die ich vergangene Woche als Thema hatte und auch nicht um Fibonacci-Ziele. Letzteres ist eine Disziplin, mit der ich mich aus dem gleichen Grund nie anfreunden konnte, der mich anhält, charttechnische Kursziele zwar zur Kenntnis zu nehmen, aber immer mit Vorsicht zu genießen. Der da wäre?

Kursziele sind nicht aus sich selbst heraus relevant

Der Grund ist ganz einfach, dass die Kurse nicht von irgendwelchen magischen, unsichtbaren Mächten geleitet werden, sondern von Menschen. Wenn also ein Kursziel relevant sein soll, dann nur, wenn genug Marktteilnehmer es a) wahrnehmen und b) unmittelbar in ihre eigenen Entscheidungen mit einbeziehen. Ist das aber nicht der Fall, ist ein denkbares Kursziel, so markant es für einen selbst auch wirken mag, nur irgendein Kursniveau, das keinen interessiert und somit auch eine Wirkung von genau null hat.

Sich selbst im Chart Linien zu basteln, die man als Ziel sehen könnte, ist daher nicht zielführend, sondern, wie man im Fachjargon sagt, „Bauernmalerei“. Kursziele können nur Chartmarken sein, die alle sehen und die rational betrachtet imstande sein könnten, Käufe oder Verkäufe auszulösen, weil man sie als starken Support oder als wichtige Hürde einordnet. Dabei lassen sich drei grundlegende Typen unterscheiden:

Zum einen „horizontale“ Ziele, die durch vorherige, markante Wendepunkte im Chart definiert wurden. Dann Trendlinien, die sich im Zeitablauf vom Kurslevel her bewegen. Und zuletzt psychologische Kursziele, in der Regel runde Marken, die meist keinen direkten Bezug zum Kursverlauf haben. Gehen wir das mal der Reihe nach durch.

Markante Wendepunkte als Ziel – warum kann das funktionieren?

Ein ganz bekanntes und die Sache gut erklärendes Beispiel war das Rekordhoch des Jahres 2000 im DAX. Dorthin lief der Index wieder im Jahr 2007, versuchte zweimal durchzukommen und drehte am Ende doch ab. Es dauerte dann bis zum Jahr 2013, diesen Widerstand zu durchbrechen. Sicher, dass der DAX 2008 scharf nach unten drehte, hing auch mit dem Platzen der Subprime-Blase zusammen. Aber man hatte die diesbezüglichen Warnsignale ja auch 2006 und 2007 fröhlich in den Wind geschossen, daher hätte der DAX dort durchkommen können … wäre dieses 2000er-Hoch nicht für viele Anleger nicht einfach eine Etappe auf dem Weg zu noch höheren Kursen, sondern ein Kursziel gewesen.

Börse aktuell: Markanter Widerstand beim DAX | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Markanter Widerstand beim DAX | Quelle: marketmaker pp4

Wenn man sich hinstellt und einen solchen Level zum Kursziel erklärt, damit also die Erwartung verknüpft, dass der Kurs dort dreht, muss man aber begründen können, warum Anleger so denken und handeln könnten. In diesem Fall war das machbar, denn:

An diesem alten Hoch des Jahres 2000 war auch der damalige Internet-Hype am Hoch angekommen. Sehr viele hatten in diesem Bereich gekauft, seien es Fonds-Produkte, seien es Aktien. Jahrelang saßen diese vielen Akteure mit Verlusten da. Und jetzt, endlich, hatte man 2007/2008 in etwa seinen Einstandskurs wieder. Und zugleich warnten damals ja schon nicht wenige, dass der DAX überbewertet sei und das Platzen der nächsten Blase, in diesem Fall war es die Subprime-Blase, bösen enden würde. Damit ist völlig verständlich, dass sehr viele dann 2007/2008 auf dem Level des alten Hochs verkauften und damit so viel Abgabedruck aufkam, dass die Käufer da nicht durchkamen. Und auch ein zweiter Aspekt griff damals und machte aus einem charttechnischen Wendepunkt ein Kursziel:

Viele erfahrene Trader erkannten ja diese Situation. Und die sahen diesen Level um 8.150 DAX-Punkte als perfektes Niveau an, um Short-Positionen aufzubauen. Auch das führte dazu, dass dieses alte Hoch nicht zur Etappe der Bullen, sondern zum Ende des Weges wurde.

Fazit zu dieser Variante: Wichtige Wendemarken im Chartbild können tatsächlich nicht nur ein kurzfristiges Ziel sein, das dann schnell durch ein höheres (oder in der Baisse ein tieferes) Ziel ersetzt und damit zur Etappe wird. Aber in der Regel nur dann, wenn es Gründe gibt, warum es an einem solchen Punkt zu höherem Abgabedruck kommen wird, der voraussichtlich nicht ohne weiteres weggekauft werden kann. Ein vergleichbares Beispiel, hier mit einer Einzelaktie, sehen Sie hier:

Börse aktuell: Markanter Widerstand bei der Allianz Aktie | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Markanter Widerstand bei der Allianz Aktie | Quelle: marketmaker pp4

Trendlinien als Leitstrahl … und als Kursziel

Bei Auf- und Abwärtstrendlinien und, falls sie sich dabei herausbilden, den entsprechenden Trendkanälen liegt die Sache anders. Hier sind es die charttechnisch orientierten Trader, durch deren Aktivitäten solche Marken zum Ziel und damit zum Wendepunkt werden können. Das gilt übrigens auch für Seitwärts-Kanäle, wenngleich seltener.

Sieht ein Trader, dass sich ein Kurs innerhalb eines Trendkanals einer Begrenzung nähert, ist das ein Signal, um von Long auf Short oder von Short auf Long zu drehen, sofern nicht allzu viel dagegen spricht, dass der Kurs diesen Trendkanal ausgerechnet jetzt bzw. in nächster Zeit verlassen könnte. Hier ein typisches Beispiel … wobei wieder die Allianz-Aktie ein lehrbuchgerechtes Vorbild stellt, hier aber in einem kurzfristigen Zeitraster der letzten zwölf Monate:

Börse aktuell: Trendkanal bei der Allianz Aktie | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Trendkanal bei der Allianz Aktie | Quelle: marketmaker pp4

Hier werden die Trendlinien also aus reinen Trading-Aspekten zu Kurszielen, in deren Nähe man seine Position dreht. Dabei sollte man, wie auch hier im Fall der Allianz gegeben, immer schauen, ob nicht weitere Chartmarken auf das Kursverhalten einwirken, wie beispielsweise in diesem Fall der innerhalb des mittelfristigen Trendkanals entstandene kürzerfristige Kanal, der im Bild gestrichelt markiert ist.

Wir sehen hier eine Art Pingpong zwischen den Chartlinien, was einem typischen Trader-Verhalten entspricht, zumal das Handeln eines Trends bzw. eines Trendkanals den Vorteil bietet, dass man gezielt enge Stoppkurse setzen kann. So wurden Trader, die im Februar bei der Allianz konform zum Test der oberen Trendlinie des Kanals von Long auf Short gedreht hatten, mit sehr überschaubarem Verlust ausgestoppt, als die Aktie zuletzt den Kanal nach oben durchbrach.

Übrigens können auch gleitende Durchschnitte, vor allem die wichtige 200-Tage-Linie, die Funktion einer Trendlinie und damit eines als Kursziel fungierenden Supports bzw. Widerstands übernehmen, wie im folgenden Beispiel zu sehen:

Börse aktuell: 200-Tage-Linie als Unterstützung bei der Visa Aktie | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
200-Tage-Linie als Unterstützung bei der Visa Aktie | Quelle: marketmaker pp4

Hier sehen wir, dass bei der VISA-Aktie im Vorjahr die 200-Tage-Linie wie eine Aufwärtstrendlinie „funktionierte“. Wurde sie touchiert, kamen Käufe auf und hielten den Aufwärtstrend dadurch am Leben. Dabei sieht man, dass der Kurs nie völlig präzise an dieser Linie drehte, was indes normal ist, denn Anleger reagieren ja nicht wie Maschinen. Da wird mal gezögert, mal vorgegriffen … und erst die Summe solcher emotional eingefärbten Beurteilungen von potenziellen Kurszielen und die Reaktionen darauf ergeben das Chartbild. Was zu einer Frage führt, die man nicht außen vor lassen sollte: Wie verhält man sich, wenn die Kurse ganz nahe am Ziel sind?

Was tun, wenn die Kurse ganz nahe am Ziel sind?

Wenn man Kursziele in sein eigenes Handeln integriert, muss man sich eine Frage stellen: Wer kauft denn noch unmittelbar an einem oberen Kursziel oder steigt aus, wenn ein unteres Kursziel erreicht ist?

Wenn es sich um ein markantes Ziel handelt, wohl kaum jemand … es sei denn, es gäbe genug Anleger, die sicher sind, dass man den Kurs an diesem Ziel vorbei bekommen könnte. Daher kommt es recht oft vor, dass ein Kurs noch vor einem potenziellen Kursziel auf der Oberseite nach unten oder einem Kursziel auf der Unterseite nach oben dreht: Weil viele Trader davon ausgehen, dass der Kurs diesen Punkt sowieso nicht ganz erreicht und daher etwas vorher ihre Position drehen. Was natürlich dann zu einer „self fulfilling prophecy“ wird, denn wenn genug so agieren, erreicht der Kurs das Ziel ja gerade deswegen nicht. Ist es sinnvoll, es genauso zu machen?

Ich tendiere zu einem „ja“, denn Kursziele sind keine auf den Cent oder Punkt genau anzulaufenden Punkte, sie sind, gerade weil hier Menschen und nicht Maschinen agieren, Richtpunkte. Und es gibt nicht umsonst die alte Börsenregel, dass der Versuch, die allerletzten paar Punkte bei einer Hausse oder Baisse mitnehmen zu wollen, einem Trader am Ende teuer zu stehen kommen.

Runde Marken: Oft „Magnet“, eher selten „Ziel“

Die Börsenlegende Jessie Livermore hat bereits vor einem Jahrhundert runde Marken in ihrer Funktion als potenzielles Kursziel hervorgehoben. Aber wenn man seine Ausführungen liest und mit eigenen Erfahrungen vergleicht, dürfte man zum selben Schluss kommen wie er:

Sie können wie Kursziele funktionieren, sind aber eigentlich mehr ein „Magnet“ für die Trader und Basis medialen Webe-Getrommels für die ewige Hausse als ein nutzbares Tool. Wobei wir da nur von runden Marken auf der Oberseite reden. Auf der Unterseite funktionieren sie als Support selten.

Börse aktuell: Runde Marken beim Dow Jones | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Runde Marken beim Dow Jones | Quelle: marketmaker pp4

Wenn „runde Marken“ als Kursziele taugen würden, würde das vorstehend gezeigte Chartbild des Dow Jones auf Monatsbasis anders aussehen. Manchmal reagierten die Kurse an runden Marken, das hatte aber immer nur kurzfristige Wirkung und war selten genug, um damit als Trader arbeiten zu können. Für Entscheidungen, ob man kaufen, verkaufen oder ggf. Short gehen sollte, sind diese „big figures“ meines Erachtens nicht zu gebrauchen.

Charttechnische Kursziele sind ein gutes Trading-Instrument, aber keine exakte Wissenschaft

Ob Kursziele sich am Ende als Etappen zum nächsten, neuen Kursziel erweisen oder wirklich zum Ziel und damit zum Wendepunkt werden, ist zwar nie sicher absehbar, denn an der Börse können immer Ereignisse auftauchen, die vorher zu vermutende Entwicklungen auf den Kopf stellen. Aber wenn man den Gedanken, dass Punkt X oder Y als Ziel- und Wendepunkt fungieren könnten, mit Argumenten unterfüttern kann, ist es durchaus sinnvoll, entsprechend zu handeln. Nur muss man eben immer im Hinterkopf behalten, dass an der Börse nie etwas „sicher“ ist … aber damit erzähle ich Ihnen ja nichts Neues.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt